Maunzi123 schrieb:Wenn man nicht das Funkgerät nutzt warum nicht das Telefon auf dem Flur? Will man wirklich riskieren, dass ein Kollege in die Schusslinie gerät der zufällig einen hotbite ausliefert ;)?
Ich vermute ehrlich gesagt nicht, dass der Security in dem Moment überhaupt an irgendetwas gedacht hat. Er hörte den Schuss und rannte dann -mehr oder weniger- um sein Leben. Man sollte auch berücksichtigen, dass er nur Aushilfe war und maximal angelernt. Er war kein ausgebildeter Ex-Polizist, Soldat oder sowas. Er war auch gänzlich unbewaffnet. Der war nicht zum kämpfen da. Ich persönlich vermute, er hielt das für einen lauen Job und leicht verdientes Geld. Das kann ich ihm auch nicht verdenken. Wer erwartet schon als Security eines guten Hotels im friedlichen Oslo mit schießenden Personen zu tun zu bekommen?
Maunzi123 schrieb:Ich weiss nicht ob ihr die identify me Kampagne kennt aber die sucht europaweit nach Jane does. Könnten wir irgendwie Kontakt aufnehmen zu Interpol und den Fall dort Public machen?
Identify me ist mir ein Begriff. Ich denke zwar nicht das der Fall tatsächlich aufgenommen wird, aber wenn du möchtest kannst du gerne dort mal nachfragen.
@PrivateEye hat ja die Kontaktmöglichkeiten gepostet.
PrivateEye schrieb:Oder sie hatte vor jemandem große Angst? Aber dann hockt sie eher vor der Tür mit der Mündung darauf gerichtet als anders herum, oder?
Ja vollkommen richtig. Aber selbst wenn man Angst hat, hockt man auch nicht über einen längeren Zeitraum mit der ausgerichteten Waffe da. dafür ist der verwendete Prügel auch zu schwer und unhandlich.
PrivateEye schrieb:Heute sagt man ja gerne psychischer Ausnahmezustand, aber warum soll nicht etwas geschehen sein, dass sie derart "ausrasten" ließ?
Theoretisch ist das natürlich absolut möglich. Völlig klar. Doch -auch in diesem Fall- wo ein psychischer Ausnahmezustand eingebracht wird ist die Frage, wie lang und wie intensiv dieser Zustand anhielt und ob das dann in der Nachbetrachtung als einigermaßen realistisch eingestuft werden kann. Da habe ich meine Zweifel.
Das man spontan zu einer bereits vorhandenen Waffe greift und in einem Zustand tiefer Verzweiflung/Resignation/Depression abdrückt kommt wohl häufiger vor. Oftmals wird seitens des Suizidenten sogar schon für die Zukunft mit so einer Möglichkeit gerechnet und bestimmte Dinge vorbereitet, auch wenn noch gar nicht klar ist, ob die Situation tatsächlich eintreten wird. Das kann eine Recherche zum Thema Freitod sein, das Besorgen einer Waffe, Gift etc. In diesem Fall vermute ich das allerdings nicht. Im Gegenteil.
PrivateEye schrieb:Dann ist nur die Frage ob sie die Waffe schon dabei hatte oder sich erst besorgte?
Ich persönlich halte das für sehr unwahrscheinlich. Schon das Besorgen einer Waffe, zudem noch von solch einem von Gewicht, Größe und Kaliber völlig überdimensionierten Schießprügel mit schwerer Handhabung ist für mich unrealistisch. Ohnehin meiden weibliche Suizidenten -statistisch gesehen- die sog. "harten" Methoden. Dies war eine definitiv "sehr harte" Methode. Auch die Dauer des Zustandes von blinder Suizidentschlossenheit ist für mich äußerst ungewöhnlich.
Ich persönlich vermute sehr stark, dass JS einfach in Angst war. Sie wusste mMn sehr wahrscheinlich genau das sie in großer Gefahr schwebte und verhielt sich deshalb auch so unauffällig wie möglich. Kaum Appetit, viele Stunden allein auf dem Zimmer. Kontakte nur wenn es nötig ist. Möglichst keine Spuren erzeugen. Es wirkt auf mich so, als hätte sie auf etwas und/oder jemanden in großer Anspannung gewartet. Sie hatte ein Gepäckstück mit unbekanntem Inhalt dabei, dass nach ihrem Ableben spurlos verschwand. Ging es ggf. um diesen Inhalt? Ging es um eine Übergabe? Vielleicht sogar ein gefährliches Geschäft? Wählte sie verzweifelt von ihren Zimmer aus eine Kontaktnummer die man ihr für Notfälle gegeben hatte, aber die sich dann als falsch herausstellte, weil man eine Falle stellte?
Viel Spekulation. Zugegeben. Es klingt nach einem mittelmäßigen Agentenroman. Doch die Spurenlage passt gut dazu. Die Verschleierung ihrer Identität, dass sie als Mitteleuropäerin recht jungen Alters nicht vermisst wird, dass von Fingerabdrücken komplett gereinigte Zimmer, diverse verschwundene Gegenstände, der verschwundene Koffer, das spurenfreie Herrenparfum, dass man auch zum Entfernen von Abdrücken verwenden konnte, die gewählten Rufnummern von JF kurz vor ihrem Ableben. Das sie ihre Identität selbst tarnte. Aber vor allem:
Die Auffindesituation. Das sie sich angeblich die schwere, hakelige Waffe mit beiden Händen direkt vor die Stirn gehalten haben soll, dass die Waffe so wie vorgefunden in der Hand verblieb und die Hände so lagen wie sie gefunden wurden. Dann noch viel wichtiger: Fehlende Blutspritzer auf den Händen, gänzlich fehlende Schmauchspuren, fehlende Fingerabdrücke auf der Waffe. Die Waffe an sich, deren Herkunft/Geschichte so professionell entfernt und verschleiert wurde, dass es selbst Geheimdiensten unmöglich war, deren Herkunft vollständig zu klären. Das alles auf einmal, bei nur einem einzelnen Geschehnis. Äußerst unwahrscheinlich.
PrivateEye schrieb:Geld war ja auch nicht viel vorhanden, wenn ich mich recht entsinne?
Zumindest gab sie kaum etwas (sinnvoll) aus. Während der Hotbite mit sehr reichhaltigem Trinkgeld grißzügig von ihr bezahlt wurde, blieb die Zimmermiete aus. Sonst sind keine Ausgaben bekannt, es wurde kein Bargeld/Kreditkarten etc. gefunden. Das ist vollkommen richtig.