Zur Liegezeit und zum Erhaltungszustand der Sachen:
Gefunden wurde der Tote am 12. September 1992. Da er u.a. deutsches Vollkornbrot dabeihatte, das im November/Dezember 1991 nach Norwegen exportiert worden war, ist er wahrscheinlich frühestens Ende 1991 verstorben (Quelle: siehe unten bei (1)). Dann wäre die Liegezeit also längstens etwa 9 Monate gewesen, wie
@enidan17 schon schrieb.
Es ist aber wohl eher anzunehmen, dass er in Jeans und Lederjacke und Regenponcho nicht mitten im Winter bei Schnee, sondern erst im Frühjahr wandern ging, und dann hätte die Liegezeit nur ca. 6 Monate betragen. Die Mindesthaltbarkeitszeit des Vollkornbrots z.B. war Mai 1992 (siehe das Etikett auf dem Bild unten), so dass der junge Mann es ohne Weiteres z.B. im März 1992 in Norwegen dabeigehabt haben könnte.
Alle seine Sachen waren gut erhalten, nur die (Baumwoll-)Bekleidung war von Tieren etwas zerrissen worden (Quelle: (1)). Das Etikett der Vollkornbrot-Packung z.B. ist praktisch unbeschädigt, wie man unten sieht. Vielleicht hatte der junge Mann in seinem Lager den wasserundurchlässigen Poncho zum Schutz seiner anderen Sachen benutzt und sie in den Poncho eingeschlagen.
Da wir hier im Thread noch so wenig Bildmaterial haben, stelle ich mal ein paar Bilder ein:
Die (von Tieren zerrissene) Jeans am Fundort nahe Dagali im Hardangervidda-Nationalpark:
Original anzeigen (0,8 MB)Bildquelle: (1)
Der Regenponcho:
Bildquelle: (1)
Das Vollkornbrot-Etikett (mit MHD-Aufdruck "05.92"):
Bildquelle: (1)
Die Gesichtsrekonstruktion und der Teddy, eine Trinkflasche und die Karte von Südnorwegen:
Bildquelle: (2)
Zur Vermisstmeldung:
Sicher haben die norwegischen Ermittler den Fund mit der europäischen Vermisstendatei abgeglichen. Vielleicht haben sie zunächst nach einer Frau, später dann auch nach einem Mann gesucht. Fündig geworden sind sie offenbar nicht.
Vorstellbar wäre noch, dass die Mutter/Familie des jungen Mannes nicht gleich Vermisstenanzeige erstattet hat. Es könnte z.B. Konflikte in der Familie gegeben haben, oder der junge Mann hatte evtl. andere Probleme, und die Angehörigen wollten ihm nicht gleich die Polizei auf den Hals schicken und hofften, dass er sich von selbst wieder melden würde. Aber dass auch nach Jahren noch keine Vermisstmeldung erfolgt, ist sicher sehr unwahrscheinlich. Es sei denn, der Unbekannte hätte evtl. gar keine Familie mehr gehabt (bzw. keinen Kontakt mehr zu seinen Angehörigen) und wäre auch nicht als vermisst gemeldet worden.
Im Fall des jungen Mannes wäre es sicher einen Versuch wert, die Gesichtsrekonstruktion und die gefundenen Gegenstände in einer Sendung wie „XY ungelöst“ bundesweit zu zeigen. Vielleicht würde ihn doch jemand wiedererkennen oder könnte sich z.B. an den Teddy erinnern.
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(Bild-)Quellen:
(1)
https://www.tv2.no/nyheter/%C3%85sted-norge/skjelettgaten-pa-hardangervidda/14668589/(2)
https://www.websleuths.com/forums/threads/norway-hardangervidda-whtpossmale-22-27-teddybj%C3%B8rn-mannen-tourist-w-teddy-bear-bread-map-1000nok-sept92.624499/