Der Kindermord an Jane Fränzke

Ich hab noch eine Frage, bzw. habe es ggf. überlesen oder schlichtweg nicht mitbekommen: wieso divergiert die Altersspanne des mutmaßlichen Täters in den Berichten so stark? Mal wird er als 25-30-jährig, mal als 40-50-jährig beschrieben. Was ist es denn nun und wie kommt diese doch starke Abweichung zustande? Wurde das an irgendwann mal offiziell korrigiert?

MadameLaFemme schrieb:Ich hab noch eine Frage, bzw. habe es ggf. überlesen oder schlichtweg nicht mitbekommen: wieso divergiert die Altersspanne des mutmaßlichen Täters in den Berichten so stark? Mal wird er als 25-30-jährig, mal als 40-50-jährig beschrieben. Was ist es denn nun und wie kommt diese doch starke Abweichung zustande? Wurde das an irgendwann mal offiziell korrigiert?

Ich habe mir vor einigen Tagen auch die Frage gestellt, ob die weiteren Sichtungen des "Golfs" durch den ersten Zeugen erfolgten, bzw., warum anderen Menschen dieser Golf auffiel. Dass der gesuchte Zeuge zwischen 25 und 50 sein soll, kann nur mit verschiedenen Zeugensichtungen zusammenhängen. Eine andere Erklärung kann ich nicht finden. Und dann hängen diese Beschreibungen möglicherweise mit dem Erscheinungsbild zusammen. Vielleicht wirkt jemand jugendlicher, wenn er mit schlanker Statur und Basecap neben dem Auto steht, als jemand, dessen ausgeprägte Glatze ohne Kopfbedeckung auffällt. Dies natürlich nur als Beispiele.

Der Golf wurde trotz größter Bemühungen nicht gefunden, der Fahrer auch nicht, auch nicht die geklauten Nummernschilder.

Beitrag von ninano (Seite 5)

ninano schrieb am 22.11.2015:1 600 Autos der Marke Golf aus der unmittelbaren Umgebung wurden überprüft.

Die Gegend ist ja nicht wie NRW besiedelt. Ich habe keine rechte Vorstellung, wie viele Golfs es pro Quadratkilometer durchschnittlich gibt. Jedenfalls wurden 1.600 Golfs ohne Ergebnis überprüft. Wie lange dauert es, die Fahrzeughalter und die potenziellen Fahrer von 1.600 Autos zu überprüfen? Das hört sich nach einer Herkulesarbeit an. Werden erst alle weiblichen Halter ausgesiebt? Oder alle Halter außerhalb einer Altersspanne?

Ich glaube nach wie vor nicht an eine geplante Tat, denn (a) die neue Schule gab es erst wenige Tage, was nicht jedem bewusst gewesen sein dürfte, (b) die Wahrscheinlichkeit, ein verspätetes Schulkind alleine abzufangen, relativ gering ist und (c) die Gefahr, dass weitere verspätete Schulkinder den Weg nutzen, gegeben ist.

Auf gut Glück hin nachts irgendwo Kennzeichen zu klauen, stundenlang bei Eiseskälte rumzulungern, aber später während der von Schulkindern normalen Nutzung des Weges von niemandem bemerkt zu werden, um dann kurz danach zuzuschlagen, erscheint mir als Zufallstat. Der Täter hat meines Erachtens die Kennzeichen für einen anderen Zweck gebraucht.

Ich dachte halt wirklich, dass die vielleicht einfach in den letzten Sendungen und Berichten von 2015-2020 die Altersspanne 50-60 nennen, weil der Täter heutzutage so alt wäre. Das muss man aber meiner Meinung nach eigentlich kenntlich machen, denn man geht natürlich sonst immer davon aus, dass der Täter dieses Alter bei Ausübung der Tat hatte.

Was den Golf anbelangt: ich habe mir mal einige Berichte vom Ermittlungsleiter gegeben und muss sagen, dass dessen Ermittlungen anscheinend eher auf Esoterik als auf Erfahrung, Technologie und Scharfsinn fußten. Immerhin gab er an einer Stelle zu, dass sich viel zu sehr auf den roten Golf eingeschossen wurde, weil es im Endeffekt auch ein anderes rotes Auto hätte sein können, wenn Zeugen sich da eventuell nicht mit den einzelnen Volkswagenmodellen jener Zeit auskannten. Im Endeffekt haben die Ermittler wohl andere Spuren für die des Golfs vernachlässigt.

Was den letzten Kommentar anbelangt: ich habe schon einige Kommentare gesehen, die es für Hexenwerk halten, so eine Tat zu planen, aber das tue ich persönlich nicht. Wenn der Täter aus der Gegend stammt, wofür ja spräche, dass er sich eben schon relativ gut in dieser Feldmark da auskannte, kann er wohl gewusst haben, dass nach den Zeugnisferien eine neue Schule in Baruth/Klein Ziescht eröffnet hat. Das war wohl der dritte Tag, also ein Mittwoch, wenn mich nicht alles täuscht. Nun wird es so gewesen sein, dass er eventuell auf seinem Weg zur Arbeit an den Tagen davor beobachtet hat, dass Kinder in Gruppen -- oder vielleicht vereinzelt -- diesen Wirtschaftsweg zur Schule nahmen. Dann hat er Dienstagabend beschlossen, dass er am Mittwoch zuschlagen wird und hat das Kennzeichen gestohlen (auch noch von einem Wagen, bei dem der Diebstahl nicht wirklich schnell auffallen wird) und gehofft, dass ein einzelnes Kind vorbeikommt. Die Temperaturen lagen um 2-9 Grad, was jetzt zwar schon recht kalt war, aber solche, dass man mit dem Fahrrad unterwegs sein konnte. Das war auch der Fall, und man muss bedenken, dass er schon ein relativ hohes Risiko gefahren ist und die Tat umgesetzt hat, obwohl er ja kurz vorher vom Zeugen gesehen wurde.

Opelaner2811 schrieb am 28.02.2017:Wie versprochen nun die Videos.

Vielen Dank für deine Mühen, auch wenn diese schon einige Jahre zurückliegen und du den Thread vielleicht nicht mehr verfolgst.

Ich muss sagen, dass mich diese Videos sehr bedrückt haben. Zu wissen, dass sich dort so ein unvorstellbar schreckliches Verbrechen an einem Kind zugetragen hat, und dann die Umgebung und den Tatort "live" zu sehen, hatte für mich noch einmal eine andere Dimension.

Mir kam dabei der Gedanke, dass, sollten die Begebenheiten ähnlich wie 1995 gewesen sein, es doch ein recht beschwerlicher Schulweg war.
Auf dem Wirtschaftsweg sind die Spurrillen der Flurfahrzeuge so tief, dass Jane hier, mMn, in jedem Fall vom Rad steigen musste, um nicht zu stürzen.

Darüber hinaus ist die Gegend dermaßen einsam, dass "mir die Spucke wegbleibt".

Ich werde mich noch näher einlesen.

MadameLaFemme schrieb:Was den Golf anbelangt: ich habe mir mal einige Berichte vom Ermittlungsleiter gegeben und muss sagen, dass dessen Ermittlungen anscheinend eher auf Esoterik als auf Erfahrung, Technologie und Scharfsinn fußten.

Was bedeutet das? Inwiefern bist du involviert?

Ich weiß nicht, warum ich involviert sein muss, wenn ich feststelle, dass der Hauptermittler selbst meinte, dass Menschen bei Vollmond besonders gewalttätig wären, und dass einige Morde nach den Mondphasen stattgefunden hätten. Dazu gibt’s natürlich keine Statistik bzw. wenn’s ne Korrelation gäbe, ist das nicht gleichbedeutend mit Kausalität.

Die anderen Aspekte wurden hier schon mal angesprochen, insofern, als es nach der Wende in den neuen Bundesländern unterdurchschnittlich oft zur Klärung von Kindermorden kam, weil eben die Kriminaltechnik noch nicht so weit war, also noch in den Kinderschuhen steckte.

Achsooo. Ich dachte, du hättest dir die Berichte geben lassen.

Das habe ich dann falsch verstanden.

MadameLaFemme schrieb:insofern, als es nach der Wende in den neuen Bundesländern unterdurchschnittlich oft zur Klärung von Kindermorden kam, weil eben die Kriminaltechnik noch nicht so weit war, also noch in den Kinderschuhen steckte.

Das ist wohl jetzt nicht Dein Ernst mit "unterdurchschnittlich"? Die Aufklärungsrate von Verbrechen lag in der DDR fast bei 100 Prozent, die Kriminaltechnik war bestens ausgerüstet und Mitarbeiter hervorragend ausgebildet. Die BRD konnte sich eine Scheibe abschneiden!

HolzaugeSHK schrieb:abschneiden!

Lies es halt selbst nach. Es geht nicht um die Quote in der DDR, sondern nach der Wende in den neuen Bundesländern. Das ist auch kein Geheimnis. Der Aufschluss zur versierten Kriminaltechnik dauerte eben noch einige Zeit an.

Was die Aufklärungsquote zu Zeiten der DDR anbelangt, darf man glaub ich aus anderen Gründen aber auch Zweifel haben… Verbrechen, die nicht aufgeklärt wurden, wurden ja zum Teil auch vertuscht, um das Image des “Verbrechensfreien Staates” zu wahren. Kein Grund, sich deswegen persönlich angegriffen zu fühlen.

HolzaugeSHK schrieb:Das ist wohl jetzt nicht Dein Ernst mit "unterdurchschnittlich"? Die Aufklärungsrate von Verbrechen lag in der DDR fast bei 100 Prozent, die Kriminaltechnik war bestens ausgerüstet und Mitarbeiter hervorragend ausgebildet. Die BRD konnte sich eine Scheibe abschneiden!

Mal davon ab kamen die angeblichen Quoten auch von entsprechender Stelle: Stasi, zum Beispiel. Weiß ich jetzt nicht, ob das eine “seriöse Quelle” ist. Das war jetzt keine moderne Kriminaltechnik, sondern eher eine schwere Menschenrechtsverletzung und Eingriff in die Privatsphäre. Als diese Methodik dann durch “westliche Strafermittlung” ersetzt wurde, dürfte das erstmal zu ebenjenen — mir logisch erscheinenden — problemem

Ich möchte dennoch nicht ausschließen, dass mit der Wende die Zahl solcher Gewaltverbrechen, wie an Jane, generell einen Anstieg erfuhren, da eben man einige Jahre in einem Trichter lebte, neue soziale Umstände vielleicht auch dazu geführt haben, solche Taten zu begehen.

Ist es richtig das der ins Spiel gebrachte rote Golf nur von einem einzigen Zeugen gesehen wurde?

Belvedere schrieb:Ist es richtig das der ins Spiel gebrachte rote Golf nur von einem einzigen Zeugen gesehen wurde?

Hier wird von mehreren Zeugen gesprochen.
https://www.spiegel.de/panorama/kindstoetung-zwei-maenner-suchen-einen-moerder-a-353173.html

Shiloh schrieb:Hier wird von mehreren Zeugen gesprochen.
https://www.spiegel.de/panorama/kindstoetung-zwei-maenner-suchen-einen-moerder-a-353173.html

Ja, nur, dass man sich bei einem Allerweltsauto wie einem “roten VW Golf” ja gar nicht sicher sein kann, ob es sich hier um genau _diesen_ Golf des Täters handelt. Abgesehen davon haben die Ermittler die Bedeutung dieses Autos für übertrieben gehalten, weil eventuell das Modell gar nicht stimmt. Es wurden ja einige viele Golfs überprüft. Aber Jane wird auch in gar keinem von diesen gesessen haben. Jedenfalls wurden die Ermittlungen wohl zu sehr auf dieses Fahrzeug gelegt als auf andere wichtige Spuren.

@MadameLaFemme
Mag sein. Bin auch nur auf die Frage

Belvedere schrieb:Ist es richtig das der ins Spiel gebrachte rote Golf nur von einem einzigen Zeugen gesehen wurde?

eingegangen.

Es war laut Spiegel nicht nur ein einziger Zeuge sondern mehrere.

Kann eigentlich jemand mal auf Google Maps zeigen, wo sie eigentlich genau lang gefahren ist und wo der Fundort der Leiche war? Ich finde das nicht so einfach zu deuten, weil es eben mehrere Feld- und Verbindungswege gibt und es mal hieß, die Schule sei in Baruth, mal in Klein Ziescht, gewesen. Also Kl. Ziescht gehört ja zu Baruth, aber ich kriege es nicht zusammen… Danke :)

Google Maps ist verboten. Du findest aber im Thread, wie ich bereits schrieb, Videos des Schulwegs und auch des Tatortes.

Ziegenpetra schrieb am 27.08.2024:Google Maps ist verboten. Du findest aber im Thread, wie ich bereits schrieb, Videos des Schulwegs und auch des Tatortes.

Ja, danke, ich hab die Videos gefunden bzw. mir die Stelle auf Google Maps ansehen können.

MadameLaFemme schrieb am 27.08.2024:Ja, nur, dass man sich bei einem Allerweltsauto wie einem “roten VW Golf” ja gar nicht sicher sein kann, ob es sich hier um genau _diesen_ Golf des Täters handelt. Abgesehen davon haben die Ermittler die Bedeutung dieses Autos für übertrieben gehalten, weil eventuell das Modell gar nicht stimmt. Es wurden ja einige viele Golfs überprüft. Aber Jane wird auch in gar keinem von diesen gesessen haben. Jedenfalls wurden die Ermittlungen wohl zu sehr auf dieses Fahrzeug gelegt als auf andere wichtige Spuren.

Ich weiß gar nicht, ob es so viele andere Spuren gab. Die Ermittler haben aufgrund der Zeugenaussagen 600 Autos überprüft. Vermutlich wurden die Alibis der Halter überprüft, denn Jane dürfte, wie Du schreibst, nicht in dem Auto gesessen haben. Ein Allerweltsauto war der Golf in jener Zeit in dieser Gegend sicherlich nicht. Es gab mehrere Zeugen. Jeder hat einen Golf gesehen. Jedenfalls ist uns nicht bekannt, dass ein Zeuge gesagt hat, dass es ein Golf gewesen sein könnte.
Die gesicherte DNA war unbrauchbar. Welche Spuren gab es denn noch?
Es gab noch die Beschreibung der Basecap. Aber im Thread wurde mehrfach daraufhin gewiesen, dass man genau solche auf jedem Polenmarkt kaufen konnte,
ich vermute, dass es in jener Zeit sehr viele Bauarbeiter gab, die nichts ortsansässig waren. Aber auch die müssen irgendwo geschlafen haben, und jemanden aus dem örtlichen Umfeld wäre der rote Golf aufgefallen.
Unterm Strich kann man sagen, dass die umfangreichen Untersuchungen nichts ergeben haben.

Ich stimme @HolzaugeSHK zu, was die Ausbildung der Polizei anbelangt. Diese steht auch nicht im Widerspruch zu dem ideologischen Gedanken, dass es im Sozialismus keine Verbrechen gibt. Ich erinnere an den Kreuzworträtselmörder. Wie das nun im Zuge der Wiedervereinigung war, weiß ich nicht. Aber ich glaube, dass man grundsätzlich davon ausgehen kann, dass Polizisten auch Kinder haben, und dass der Mord an einem kleinen Kind niemandem kalt lässt.

Ich könnte mir vorstellen, dass der Täter für den Tag eine Tat geplant hatte, Jane jedoch ein Zufallsopfer war, sowie vielleicht auch der Tatort Zufall war, eben weil sie dort vorbeikam.
Der Täter kann eine Gegend ausgewählt haben, in der er sich vielleicht auskannte, die man aber möglicherweise nicht so schnell mit ihm in Verbindung bringen würde.