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Der Fall Joël Le Scouarnec - Missbrauch von über 290 Kindern

16 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Frankreich, Vergewaltigung, Missbrauch ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Der Fall Joël Le Scouarnec - Missbrauch von über 290 Kindern

15.02.2025 um 21:15
Zwischen 1989 und 2017 (andere Quellen sprechen von 2014) soll der französische Chirurg Kinder größenteils unter Narkose missbraucht und teilweise vergewaltigt zu haben.
Joël Le Scouarnec arbeitete zwischen 1984 und 2017 als Facharzt für Verdauungschirurgie in verschiedenen Krankenhäusern im Nordwesten Frankreichs.
Quelle: https://www.lessentiel.lu/de/story/joel-le-scouarnec-ist-dieser-chirurg-der-schlimmste-paedokriminelle-frankreichs-103277416

Es gab wohl Hinweise auf pädokriminelle Neigungen, die lange Zeit nicht beachtet beziehungsweise geahndet wurden. Im April 2017 erstatteten Nachbarn eine Anzeige. 2020 wurde Joël Le Scouarnec zu 15 Jahren Haft verurteilt. In diesem Prozess ging es um die sechsjährige Nachbarstochter, zwei minderjährige Nichten sowie eine vierjährige ehemalige Parientin.

Im Jahr 2005 wurde Joël Le Scouarnec zu vier Monaten Haft verurteilt, da er im Besitz von kinderpornograhischen Material war.
Der heute 74-Jährige soll 299 Kinder sexuell missbraucht und vergewaltigt haben. Das Durchschnittsalter der 158 Jungen und 141 Mädchen lag bei elf Jahren. Ermittler gehen von noch mehr Opfern aus. Einige der Fälle sind bereits verjährt.
Quelle: https://www.lessentiel.lu/de/story/joel-le-scouarnec-ist-dieser-chirurg-der-schlimmste-paedokriminelle-frankreichs-103277416

Seine Taten hat Le Scouarnec in seinem Tagebuch niedergeschrieben. Sexuelle Übergriffe gibt er zu, bestreitet allerdings die Vorwürfe der Vergewaltigung. Bei seiner Festnahme im Jahr 2017 fanden die Ermittler über 300.000 Bilder und detaillierte Tagebücher.
Le Scouarnec hatte den Missbrauch an vielen seiner jungen Patienten genau protokolliert. In den Tagebüchern gab er auch zu: „Ich bin ein Pädophiler.“ Das berichteten mehrere Medien.
Quelle: https://www.welt.de/vermischtes/article255335284/Prozess-in-Frankreich-Chirurg-soll-jahrelang-hunderte-Kinder-unter-Narkose-missbraucht-haben.html

Möglicherweise kam es zu folgenschweren Fehlern, denn Le Scouarnec war den Behörden mutmasslich bekannt.
Recherchen von Le Parisien zufolge war der Fall des Chirurgen dem französischen Gesundheitsministerium seit 2006 bekannt.

2004 informierte das FBI den französischen Geheimdienst, dass die Bankkarte des Chirurgen auf einer russischen Kinderpornografie-Website verwendet wurde. Diese Ermittlungen endeten mit Gewahrsam und einer bedingten Haftstrafe von vier Monaten.

Meldungen eines Arztkollegen beim nationalen Rat der Ärztekammer, dem Krankenhaus von Quimperlé und der Direktion für Gesundheit und Soziales des Departements.
Quelle: https://www.lessentiel.lu/de/story/joel-le-scouarnec-ist-dieser-chirurg-der-schlimmste-paedokriminelle-frankreichs-103277416
Der Rechtsanwalt Frederic Benoist wirft der französischen Staatsanwaltschaft vor, diese Informationen nie den Gesundheitsbehörden weitergeleitet zu haben. In der Folge konnte Le Scouarnec weiterhin als Chirurg arbeiten und Kinder betreuen, so Benoist.
Quelle: https://www.welt.de/vermischtes/article255335284/Prozess-in-Frankreich-Chirurg-soll-jahrelang-hunderte-Kinder-unter-Narkose-missbraucht-haben.html


Der Prozess beginnt am 24. Februar und soll voraussichtlich bis Juni andauern.


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Der Fall Joël Le Scouarnec - Missbrauch von über 290 Kindern

15.02.2025 um 22:05
Danke fürs Erstellen des Threads, ich hatte kürzlich erstmals in der englischen Presse von diesem unfassbaren Fall gelesen: https://www.theguardian.com/world/2025/feb/10/france-trial-surgeon-sexual-abuse-children-joel-le-scouarnec
Die Informationen in diesem Artikel decken sich weitgehend mit dem oben zusammen gefassten.
Wieder mal systemisches Versagen auf mehreren Ebenen.


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Der Fall Joël Le Scouarnec - Missbrauch von über 290 Kindern

16.02.2025 um 14:44
Hier noch ein weiterer Artikel in dem sich ein Opfer zu Wort meldet.
Eine Frau sagt, dass sie von Erinnerungen überflutet wurde, als sie den Eintrag mit ihrem Namen in den Tagebüchern sah: „Ich hatte Flashbacks, wie jemand in mein Krankenzimmer kam, die Bettlaken hochhob und sagte, er würde nachsehen, ob alles gut gegangen sei“, berichtet sie bei „Le Monde“ und weiter „Er hat mich vergewaltigt.“
Quelle: https://m.bild.de/news/ausland/gerichtsprozess-in-frankreich-chirurg-soll-299-kinder-missbraucht-haben-67a1af6c08bc756e749d5e4f?t_ref=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

Die mutmaßlichen Opfer wurden durch die Polizei kontaktiert und haben die Tagebucheinträge lesen müssen, da durch die Narkose selten Erinnerungen vorhanden sind. Was für ein Schock muss das gewesen sein...


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Der Fall Joël Le Scouarnec - Missbrauch von über 290 Kindern

20.02.2025 um 14:47
Ich bin erst gestern auf diesen Fall in der franz. Presse aufmerksam geworden. Auch von mir ein Danke für das Einstellen. Immer wenn man denkt, schlimmer geht es nicht, kommt so ein nächstes Ungeheuer.

https://www.francebleu.fr/infos/faits-divers-justice/affaire-le-scouarnec-qui-est-l-ex-chirurgien-juge-a-vannes-accuse-de-300-viols-et-agressions-sexuelles-2471613

Hier wird sein Werdegang in den verschiedenen Krankenhäuser aufgeführt . Das Stillschweigen der Institutionen, Ämter und auch Mitarbeiter.
Zitat von antheanthe schrieb am 15.02.2025:Wieder mal systemisches Versagen auf mehreren Ebenen.
France Blue beschreibt es als Familien-Omerta. Und das trifft es sehr gut. Eine Ebene davon war seine eigene Familie. Und das schon vor und seit vielen Jahre. Hier ein Bericht von 2020 vom Prozess und über diese Familien-Omerta.

Diese 2 Nichten von ihm wollten vor vielen Jahren schon Anzeige gegen ihren Onkel erstatten. Die Familie hat dies verhindert.
Unsere Ermittlungen zeigen, dass mehrere Personen davon wussten, angefangen bei seiner Familie. Vor allem seine Frau, die laut Joël Le Scouarnec bereits 1996 davon wusste. "Sie weiß, dass ich pädophil bin", schrieb der Chirurg an diesem Tag in sein Tagebuch. Sie bestritt es, aber mehrere Familienmitglieder erzählten den Ermittlern von ihrer Beteiligung an der Familien-Omerta, die um Joël Le Scouarnec herum stattfand.
Zunächst gibt es diese Diskussion im Jahr 1997 zwischen der Frau des Chirurgen und ihrer Schwester. Letztere verdächtigt ihren Schwager, ihre kleine Tochter angegriffen zu haben. Sie erklärte den Ermittlern: „Ich sagte meiner Schwester, dass ich einen Verdacht bezüglich meiner Tochter habe. Sie sagte mir, dass viele Männer auf kleine Mädchen stehen. Ich sagte ihr, nein, das glaube ich nicht und dass ich einen Ehemann habe, der, glaube ich, gesund sei.“
Zwei weitere Nichten von Joël Le Scouarnec erzählten ihrer Mutter ebenfalls von den wiederholten Übergriffen ihres Onkels. Letztere erzählte den Ermittlern, dass sie nach einem Familienessen zu ihrem Bruder gegangen sei: "Er gab sofort zu und fügte hinzu, dass seine Frau wusste, dass [...] Er weinte und rauchte ununterbrochen eine Zigarette nach der anderen. Er schien reumütig zu sein. Er erklärte mir, dass er nicht das Gefühl hatte, dass er die Kinder verletzte, dass er seinen Impulsen nachgab und dass er nie in seinem Leben genug haben würde, um all das Leid, das er angerichtet hatte, wiedergutzumachen." Zu diesem Zeitpunkt wurde von der Familie keine Beschwerde eingereicht.
Einige Jahre später, Anfang der 2010er Jahre, sollen zwei der Nichten von ihrem familiären Umfeld davon abgehalten worden sein, sich der Gendarmerie zu stellen. Zu dieser Zeit soll ein Mann eine wichtige Rolle in dieser Omerta gespielt haben: der Vater von Joël Le Scouarnec. Als er von den angeblichen Übergriffen auf seine beiden Enkelinnen erfuhr, soll der Patriarch geantwortet haben: „Das ist nicht einmal eine echte Vergewaltigung, es ist kein Mensch gestorben“.
https://www.francebleu.fr/infos/faits-divers-justice/enquete-radio-france-affaire-le-scouarnec-l-omerta-familiale-1583591771
Das Muster,- Schweigen, wegschauen, verleugnen- innerhalb den Familien von Phädophilen ist immer wieder zu erkennen.


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Der Fall Joël Le Scouarnec - Missbrauch von über 290 Kindern

20.02.2025 um 16:42
Zitat von jeandArcjeandArc schrieb:soll der Patriarch geantwortet haben: „Das ist nicht einmal eine echte Vergewaltigung, es ist kein Mensch gestorben“.
https
Das ist ein Satz, der mich, als Betroffene (war beim ersten Übergriff auch im Alter der Kinder hier), echt fast zum Erbrechen bringt. Nur leider ist diese Meinung auch immer noch verbreitet. Meist etwas milder, nach dem Motto, wenn Mann nicht mit seinem Geschlecht eingedrungen ist (Finger, Zunge, Ersatz etc. zählt für diese nicht als Penetration, sei es ja gar keine echte Vergewaltigung und sowieso gar nicht so schlimm für das Opfer.

JLS sagt ja selbst in diesem Bericht, dass er nicht das Gefühl hatte, die Kinder zu verletzen.

Macht mich durchaus etwas 🤬.
Wie wenig Bewusstsein für Menschen da ist. Für Erwachsene ist eine Vergewaltigung schon seelen- und lebenszerstörend, Kindern wird die Kindheit und einigen das ganze Leben genommen; die existieren dann nur noch, sind aber innerlich tot.
Zitat von jeandArcjeandArc schrieb:Muster,- Schweigen, wegschauen, verleugnen- innerhalb den Familien von Phädophilen ist immer wieder zu erkennen.
Und es ist immer wieder erschreckend, wie viele Angehörige Bescheid wissen und trotzdem schweigen oder zum Schweigen gebracht werden.

Kaum ein Pädosexueller Täter mit Familie macht das im Verborgenen oder im Geheimen. Mindestens eine Ahnung haben die meisten engen Angehörigen, wie z.B. (Ehe-)Partner.

(Kinder-)Arzt ist fast schon der perfekte Beruf für Pädosexuelle oder generell für Sexualstraftäter.
Und als Patient oder Elternteil eines kleinen Patienten hast du am Ende keine Ahnung, was der Arzt anstellt.
Kenne das (unter Drohungen) zum Schweigen gebracht werden auch aus meiner Zeit als Krankenschwester (ich war auch gleichzeitig Betroffene). Heute würde ich auch anders reagieren.

Was sich zukünftig noch für Abgründe auftun werden…auch in Deutschland. Mir graust.


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Der Fall Joël Le Scouarnec - Missbrauch von über 290 Kindern

20.02.2025 um 21:42
@CaiaLia
Mich hat dein Beitrag sehr bewegt und es tut mir unendlich leid, was du erleiden mußtest.
Zitat von jeandArcjeandArc schrieb:soll der Patriarch geantwortet haben: „Das ist nicht einmal eine echte Vergewaltigung, es ist kein Mensch gestorben“.
Dieser Satz hat auch der Bürgermeister von Mazan in einer Stellungsnahme verwendet im Fall Gisele Pelicot. Zuerst dachte ich, dass hat die Presse so dazu gehängt. Aber Nein, der Artikel den ich verlinkt habe, ist von 2020. Die Äußerung von dem Bürgermeister kam erst 2024.
Zitat von CaiaLiaCaiaLia schrieb:Wie wenig Bewusstsein für Menschen da ist. Für Erwachsene ist eine Vergewaltigung schon seelen- und lebenszerstörend, Kindern wird die Kindheit und einigen das ganze Leben genommen; die existieren dann nur noch, sind aber innerlich tot.
Es hat sehr viele Traumas unter den Kindern gegeben.
Bei anderen Opfern, die wir getroffen haben, übersetzt sich das Trauma anders. Für manche ist es die Unmöglichkeit, Sex zu haben, für andere eine Drogen- oder Alkoholsucht. Guillaume hingegen konnte seine Mutter 13 Jahre lang nicht "Mama" nennen, bis er von den Gendarmen erfuhr, dass er Opfer eines sexuellen Übergriffs durch den Chirurgen geworden war.
Zitat von TeegardenTeegarden schrieb am 16.02.2025:Die mutmaßlichen Opfer wurden durch die Polizei kontaktiert und haben die Tagebucheinträge lesen müssen, da durch die Narkose selten Erinnerungen vorhanden sind. Was für ein Schock muss das gewesen sein...
Ein Schock und daraus aber auch die Erkenntnis, dass ihr Leben anders hätte verlaufen können, ohne diesen Arzt.
Ich würde mir wünschen, dass die Opfer die Kraft aufbringen eine öffentliche Sitzung zu beantragen. Auch damit diese jahrelangen Missstände in den Institutionen, die diesen Fall erst über Jahre möglich gemacht haben, an die Öffentlichkeit kommt und die Menschen etwas mehr sensibilisiert werden.
https://www.francebleu.fr/infos/faits-divers-justice/enquete-radio-france-affaire-le-scouarnec-l-omerta-familiale-1583591771


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Der Fall Joël Le Scouarnec - Missbrauch von über 290 Kindern

20.02.2025 um 21:58
Gut das er so fleißig Tagebuch schrieb. Ich kann mich erinnern, dass die Strafen bei umfangreicher Dokumentation der Untaten per Tagebuch oder Filmen oft besonders hart ausfallen. Leider hat dieser Bastard sein Leben schon gelebt. Er wird wohl nicht mehr viele Jahre im Gefängnis vor sich haben.


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Der Fall Joël Le Scouarnec - Missbrauch von über 290 Kindern

21.02.2025 um 15:35
Zitat von jeandArcjeandArc schrieb:Es hat sehr viele Traumas unter den Kindern gegeben
Leider. Und es ist ein langer Weg, das aufzuarbeiten. Und wenn man es aufgearbeitet hat, von Opfer zu Betroffenem wird, Stärke zeigt, dann kommt die breite Masse der Gesellschaft um die Ecke und beschimpft einen, man wäre nicht mehr genug Opfer. Prominentes Beispiel: Natascha Kampusch.
Da ist dann sofort das berüchtigte „Kann ja nicht so schlimm gewesen sein, wenn‘s dir heute ‚so gut‘ geht.“ zur Hand.
Dabei ist hinreichend bekannt, dass, auch wenn man das Erlebte aufarbeiten und sich befreien kann, es doch immer noch im Hinterkopf klebt, bzw. es weiterhin Auswirkungen auf das Leben hat.
Mich darf ein Mann (Ausnahme Großvater, Vater und Onkel) nicht anfassen, egal mit welcher Intention, auch wenn’s nur ein Handschlag ist. Und Sex mit einem Mann? Nie.
Dass es einer geschafft hat und diese Grenze überschritt, war meinem Job als Krankenschwester zu verdanken (einen Job, den ich eigentlich sehr geliebt habe). Aber es war halt ein Typ, der aufgrund seiner gesellschaftlichen Stellung, sich alles erlauben durfte (Politiker) und das eben auch tat, gerade mit Frauen.
Es bleibt in einem. Auch wenn man sich emotional durch Therapie usw. etwas rausziehen kann.
Mein erster Täter ist heute Mitte 50…ich bin mir sicher, dass ich nicht das einzige Opfer war und bin. Wer mit 17 pädosexuell aktiv ist, wird es mit Mitte 50 auch noch sein.

Irgendwie schaffen es die außenstehenden Leute aber auch nicht, zu kapieren, dass man sich, als Opfer, von dem Erlebten befreien will, sich eben nicht von diesem das Leben bestimmen lassen möchte. Sind die gleichen Personen, die auf verstärkte Therapieangebote für Opfer/Betroffene pochen.

Ich finde es immer wieder gleichermaßen erschreckend, empörend und tieftraurig zugleich, wieviele Menschen sexualisierte Gewalt erleben mussten und müssen.
Und dann, wie in diesem Fall, von einer hochangesehenen Autoritätsperson, der man „vertrauen muss“, weil man bzw. die Gesundheit mehr oder weniger von ihr abhängig ist.
Gerade bei solchen Konstellationen wird es auch von der breiten Öffentlichkeit nicht geglaubt werden, wenn man so etwas publik macht: weil hochangesehen und hochangesehen macht so etwas nicht.
Wir kennen ja die ganzen Geschichten aus dem Sumpf der katholischen Kirche.

Hier hatte man Glück, dass der Täter Tagebuch geschrieben hat und man damit Taten zu den Aussagen der Opfer einordnen und abgleichen kann.
Und ich hoffe, dass die Opfer und Betroffenen den Prozess so nutzen können, um sich von diesen/-m Dämonen befreien zu können. Gerade bei den Nichten…die ja dreifach gestraft wurden: Onkel denkt, er würde die Kinder nicht verletzen, der Großvater, der Vergewaltigungen/sexualisierte Gewalt relativiert bzw. gar nicht als solche anerkennt und dann das große Schweigen der Familie.

Meine Mutter bekommt das auch heute noch, nach 36 Jahren, immer mal wieder zu hören, dass sie es bis heute totschweigt. Auch bei ihr eine übliche Aussage, die Kinder nicht selten hören, wenn sie über erlebten Missbrauch erzählen: “Das hast du dir nur ausgedacht.”

Ich hoffe sehr, dass es einen Prozess mit einem gerechten Urteil gibt, der auch der Verteidigung keine Schlupflöcher für Strafmilderung lässt.
Leider ist es nicht abschreckend genug.
Es gibt leider weiterhin Millionen an Tätern da draußen. Aktive, wie diesen Arzt (und ich mag mir gar nicht vorstellen, wie viele davon wirklich im pädiatrischen Bereich arbeiten) und Passive, die eben KiPo konsumieren.
Aber das Relativieren und Legitimieren solcher Taten durch die Täter ist leider sehr typisch für den Bereich sexualisierte Gewalt, egal ob bei Kindern oder Erwachsenen (bei Erwachsenen schlagen manche Gerichte ja in die gleiche Kerbe, siehe Fälle aus Irland, Italien etc.).


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Der Fall Joël Le Scouarnec - Missbrauch von über 290 Kindern

21.02.2025 um 20:48
@CaiaLia
Danke für diese klaren Worte!
Wir alle hier (denke ich ...) fühlen mit Dir.
ja, es ist ein Abgrund den zu schließen anscheinend vele Leute nicht für nötig erachten.


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21.02.2025 um 21:00
Zitat von jeandArcjeandArc schrieb:Ein Schock und daraus aber auch die Erkenntnis, dass ihr Leben anders hätte verlaufen können, ohne diesen Arzt.
Ich würde mir wünschen, dass die Opfer die Kraft aufbringen eine öffentliche Sitzung zu beantragen. Auch damit diese jahrelangen Missstände in den Institutionen, die diesen Fall erst über Jahre möglich gemacht haben, an die Öffentlichkeit kommt und die Menschen etwas mehr sensibilisiert werden.
Bisher ist noch nicht bekannt ob er öffentlich geführt wird. Allerdings verlangt das Klägerkollektiv eine öffentliche Verhandlung.
Das Klägerkollektiv verlangt mit Nachdruck eine öffentliche Verhandlung. Das Urteil soll im Juni ergehen; die Maximalstrafe liegt bei 20 Jahren. Le Scouarnec ist der einzige Angeklagte. Frédéric Benoit vom Verein „La Voix de l’Enfant“ (Die Stimme des Kindes) erklärte, es sei zu befürchten, dass alle Verfehlungen von Behörden und Beteiligten kaum je geahndet oder auch nur erhellt würden.
Quelle: https://www.fr.de/panorama/unter-narkose-missbraucht-93579318.html

Ein Betroffener hat wohl Suizid begangen. Mir ist nicht ganz klar, ob der Suizid begangen wurde nachdem er von der Polizei informiert wurde. Zumindest liest es sich so.
Endlich wurden die Opfer informiert. Zumindest jene, die noch am Leben sind, wie Olivia Mons vom Verein „France Victimes“ (Frankreich-Opfer) präzisierte. Ein Betroffener hat seither Suizid begangen.
Quelle: https://www.fr.de/panorama/unter-narkose-missbraucht-93579318.html


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Der Fall Joël Le Scouarnec - Missbrauch von über 290 Kindern

21.02.2025 um 23:28
Zitat von TeegardenTeegarden schrieb:Bisher ist noch nicht bekannt ob er öffentlich geführt wird. Allerdings verlangt das Klägerkollektiv eine öffentliche Verhandlung.
Dass wäre wirklich wünschenswert. Vor allen Dingen, damit auch der fahrlässige Umgang der Kliniken, des Departementrates der Ärztekammer, der Direktorin des Krankenhauses von Jonzac mit dem Fall JLS, öffentlich gemacht werden.
„Wie viele Leute wussten, dass er pädophil ist, und haben ihn im Kontakt mit Minderjährigen praktizieren lassen?“, wettert ein anonymes Opfer. „Sie wussten es und haben nichts unternommen. Ich will, dass sie vor Gericht gestellt werden.“ Der Verein „La Voix de l'Enfant“ hat eine entsprechende Klage wegen „Gefährdung anderer“ eingereicht, wie sein Anwalt Frédéric Benoist gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärte und „ein kollektives Versagen“ anprangerte. Der Verein „Face à l'inceste“ hat ebenfalls Klage eingereicht und wirft den Behörden „Untätigkeit“ vor.
Und damit nicht genug - im selben Krankenhaus, in dem JLS praktiziert gab es 2006 noch einen Arzt mit ähnlichen Vergehen.
„Nur dass mich sehr schnell andere Elemente aufhorchen lassen“, fährt Dr. Bonvalot fort. Zunächst verteidigt Le Scouarnec leidenschaftlich einen Radiologen aus seiner Abteilung, Mohamed Fréhat, der der Vergewaltigung seiner Patientinnen verdächtigt wird - - der später wegen Vergewaltigung und sexueller Übergriffe auf 32 Frauen, darunter acht Minderjährige, zu 18 Jahren Zuchthaus verurteilt wird.
Dr. Bonvalot war ein Kollege von JLS und hat zu dieser Zeit alle zuständigen Stellen schriftlich über die Vorstrafe von JLS und seine Besorgnis und Verdacht mitgeteilt.
https://www.ladepeche.fr/2025/02/20/affaire-le-scouarnec-les-grandes-dates-pour-comprendre-comment-le-chirurgien-pedocriminel-a-ete-protege-par-lomerta-medicale-12524793.php


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Der Fall Joël Le Scouarnec - Missbrauch von über 290 Kindern

24.02.2025 um 18:23
Heute wurde der größte Prozess gegen Phädophilie in Frankreich, Morbihan, eröffnet. Da der Gerichtssaal zu klein war, wurden drei Hörsäle der ehemaligen juristischen Fakultät beschlagnahmt, um Opfer, Anwälte, Journalisten und Hunderte Angehörige der Opfer unterzubringen.

Die Dimmension der Aufmerksamkeit ( national und international), die dieser Prozess erhält, knüpft an den Prozess "Gisele Pelicot" an.
Der Prozess findet öffentlich statt. Die Opfer und ihre Angehörigen werden in einem getrennten Hörsaal sitzen und werden einzeln vom Gericht aufgerufen. Für die Presse ist der 3. Hörsaal reserviert.

Sein Anwalt Maxime Tessier gab heute bekannt, dass Joël Le Scouarnec die Verantwortung für eine sehr große Mehrheit der Fakten anerkennt.
Noch vor der Eröffnung des Verfahrens in Vannes veröffentlichten viele nationale Medien Artikel über den Fall Le Scouarnec.
Auch die deutsche Presse berichtet ausführlich.

Bis zum 3. Februar 2025 waren 264 Journalisten akkreditiert", teilte das Gericht von Rennes Anfang Februar 2025 mit. Insgesamt waren 62 Medien gemeldet.
Am Montag, dem 24. Februar, dem ersten Tag des Prozesses, wurden 440 Journalisten für 119 Medien akkreditiert. Es gibt 40 ausländische Medien, zum Beispiel aus Australien, Japan, Deutschland, Spanien, Schweden, den Vereinigten Staaten von Amerika und Österreich.
Fünf Journalisten, die lokale Medien vertreten, können der Verhandlung im Gerichtssaal beiwohnen. Drei Karikaturisten können ebenfalls ihren Platz einnehmen. Insgesamt gibt es 8 akkreditierte Karikaturisten.
Der Anwalt bedauerte, dass die Organisation des Prozesses vorsieht, dass die Opfer in einen separaten Raum verbannt werden. Sie werden nur dann im Gerichtssaal anwesend sein, wenn sie nacheinander vom Gericht verhandelt werden. "Diese Anhörung wird das erste Mal sein, dass die Opfer ihn physisch sehen werden, dass sein Tonfall, sein Aussehen [...] All das wird sie wahrscheinlich in Schwierigkeiten bringen", sagte sie.
Eines der Opfer, Amélie Lévêque, 42, vertraut an, dass sie "Angst hat, ihn zu sehen (Le Scouarnec, Anm. d. Red.), obwohl ich schon lange auf diesen Moment gewartet habe". Was die Organisation des Prozesses betrifft, so glaubt sie, dass sie "ihren Tag haben wird, es wird meine Geschichte sein". Die meisten der 299 Opfer waren zum Zeitpunkt des Vorfalls minderjährig, 256 waren unter 15 Jahre alt und oft schlafend oder wach.
Ich wünsche den Opfern in diesem Prozess sehr viel Kraft. Dass dieser Prozess, auf Wunsch des Klägerkollektivs öffentlich stattfindet, ist sicherlich auch dem Mut von Gisele Pelicot geschuldet.

https://actu.fr/bretagne/vannes_56260/proces-le-scouarnec-australie-japon-combien-de-journalistes-a-la-cour-criminelle-du-morbihan_62262663.html
https://www.sudouest.fr/justice/proces-joel-le-scouarnec/affaire-le-scouarnec-le-proces-hors-norme-de-l-ex-chirurgien-s-est-ouvert-23389213.php


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05.03.2025 um 19:41
Der Prozess hat begonnen und es gibt neue Informationen. Joël Le Scouarnec hat zugegeben seine eigene Enkelin sexuell missbraucht zu haben. Zu dem Zeitpunkt war die Enkelin zwei Jahre alt. Auch in den Tageucheinträgen beschreibt er seine Phantasien im Bezug auf seine Enkeltochter.
Der Gerichtsprozess gipfelte Ende vergangener Woche in dem Geständnis, dass er seine eigene Enkelin sexuell missbraucht habe, die damals gerade zwei Jahre alt war. „Ja, ich gebe zu, dass ich meine Enkelin sexuell missbraucht habe“, sagte er. Nach dem Geständnis wurde die Verhandlung unterbrochen. Für die Eltern des Enkelkinds, den ältesten Sohn des Angeklagten und seine Frau, die sich beide im Gerichtssaal befanden, wurde psychologische Hilfe organisiert. „Ich bitte dich um Entschuldigung“, sagte der Angeklagte an seinen Sohn gerichtet.
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/angeklagter-chirurg-in-frankreich-was-wusste-die-ehefrau-110334603.html


Sein Bruder bezichtigt die Ehefrau von Joël Le Scouarnec. Laut ihm soll sie von seinen Taten gewusst haben.
Der Bruder Le Scouarnecs bezichtigte vor Gericht dessen Ehefrau der Mitwisserschaft. Die inzwischen geschiedene Frau habe von den Taten gewusst und nichts unternommen. Seine Schwägerin sei aus finanziellen Gründen mit seinem Bruder zusammengeblieben. Marie-France Le Scouarnec hatte sich im Jahr 2023 scheiden lassen. Vor Gericht versteckte sie ihr Gesicht unter einer Perücke und leugnete vehement, von den schändlichen Taten ihres Mannes gewusst zu haben. Dabei gibt es einen Brief, in dem sie ihren Ehemann anfleht, den jüngsten gemeinsamen Sohn zu verschonen, da er von alledem nichts ahne.
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/angeklagter-chirurg-in-frankreich-was-wusste-die-ehefrau-110334603.html

Da kommen noch einige sehr schlimme Details ans Licht.


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05.03.2025 um 22:51
Zitat von TeegardenTeegarden schrieb:Da kommen noch einige sehr schlimme Details ans Licht.
Ja und im Prinzip hat er sein Wesen hier schon in seinem Tagebuch verraten:
Irgendwelche Skrupel angesichts seiner Taten hatte der Chirurg wohl nicht. „Während ich meine Morgenzigarette rauchte, dachte ich darüber nach, dass ich ein großer Perverser bin”, zitierte Le Monde einen Tagebucheintrag des Angeklagten aus dem Jahr 2004. Er sei Exhibitionist, Voyeur, Sadist, Masochist, Fetischist und Pädophiler. „Und ich bin sehr glücklich damit.”
Quelle: https://www.rtl.de/news/prozess-in-frankreich-arzt-joel-le-scouarnec-soll-bewusstlose-kinder-missbraucht-haben-299-opfer-id2106344.html


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11.03.2025 um 19:51
Zitat von jeandArcjeandArc schrieb am 20.02.2025:Ich würde mir wünschen, dass die Opfer die Kraft aufbringen eine öffentliche Sitzung zu beantragen. Auch damit diese jahrelangen Missstände in den Institutionen, die diesen Fall erst über Jahre möglich gemacht haben, an die Öffentlichkeit kommt und die Menschen etwas mehr sensibilisiert werden.
Irre, dass auch dieser Täter das alles dokumentiert hat.


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11.03.2025 um 21:36
Zitat von soomasooma schrieb:Irre, dass auch dieser Täter das alles dokumentiert hat.
Vielleicht hat er sich sehr sicher gefühlt oder er hat sich im Nachgang an den verschiedenen Taten sie nochmals durchleben können. Anders kann ich mir das nicht vorstellen, aber das hat man ja schon hier und da mal gehört.


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