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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

96 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Vergewaltigung, Missbrauch ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

05.10.2020 um 13:57
Zitat von monstramonstra schrieb:Dies geschah aber. US-Soldaten, die in Deutschland Straftaten begangen haben, wurden verurteilt. Z.T. sogar mit der Todesstrafe.
Manchmal halt auch ein bisschen arg viel sehr gewaltig zu spät. (Jeffrey Dahmer)
Aber vergleichbare Fehler und Versäumnisse gibt es bei deutschen Ermittlungsbehörden ja auch genug.


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05.10.2020 um 16:23
Ich müsste die Quelle raussuchen, aber vor ca. 10 Jahren habe ich in irgendeiner oberpfälzischen Zeitung gelesen, dass man das Werkzeug (unter Mithilfe der US-Einheit) sogar über eine US-Inventarliste direkt dem US-Militär zuordnen konnte.

(Wartungs / Reparatureinheit für Jeeps o.Ä.)

Dies würde auch erklären, warum die US-Behörden ermittelten.


Able_Archer.


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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

05.10.2020 um 17:39
Zitat von Able_ArcherAble_Archer schrieb:über eine US-Inventarliste direkt dem US-Militär zuordnen konnte.

(Wartungs / Reparatureinheit für Jeeps o.Ä.)
Da assoziiert man dann wieder diesen ominösen Texas-Willi mit seinem roten Jeep. Hier wäre ein Abgleich mit den Baumannschen Angestelltenlisten interessant. Weiß jemand, ob das je erfolgte? Falls es nie einen passenden Angestellten gab, könnte diese Spur zumindest ausgeschlossen werden.


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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

05.10.2020 um 17:41
Zitat von PlyxePlyxe schrieb:Da assoziiert man dann wieder diesen ominösen Texas-Willi mit seinem roten Jeep.
Nope.

Meine Info hat keinerlei Bezug zu deinem "Willi".

Sonst hätte ich es geschrieben, Einstein.


Able_Archer.


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05.10.2020 um 17:53
Zitat von Able_ArcherAble_Archer schrieb:keinerlei Bezug zu deinem "Willi"
Das ist nicht MEIN "Willi", sondern eine Figur aus einer nicht belegten Zeugenaussage, die so in verschiedenen Quellen zitiert wird, wie z.B. hier:
GIBT ES EINEN TEXAS WILLI?:
Ist er nur ein Hirngespinst?
Rund 600 Zeugenbefragungen absolvierte die Amberger Kripo seit dem Mord an Gertrud Kalweit 1980. Darunter auch die mit einem Zeugen, der sich vor rund zehn Jahren nach der Ausstrahlung einer Fernsehsendung über ungeklärte Mordfälle gemeldet hat. Der Mann, der aus einer anderen Region stammt, sich aber zur Tatzeit in Amberg aufgehalten hat, gab gegenüber den Beamten und kurze Zeit später auch bei der Amberger Zeitung an, er kenne den wahren Mörder der damals 38-Jährigen.

„Es war der Texas Willi“, hatte der Zeuge beim Gespräch mit der AZ behauptet. Und damit einen Namen in die Ermittlungen gebracht, der noch nie gefallen ist – und der möglicherweise reine Erfindung ist. Angeblich hatte ihm dieser Texas Willi detailliert geschildert, wie er die 38-Jährige umgebracht hat. Ob es diesen Texas Willi überhaupt gibt, ist bislang völlig ungeklärt. Er soll sich nach den Angaben des Zeugen vor allem im Umfeld der Kneipen und Diskotheken aufgehalten haben, in denen zu dieser Zeit vorwiegend die amerikanischen Soldaten verkehrt sind. Wie der Zeuge gegenüber der Kripo ergänzte, soll es sich bei Texas Willi um einen Arbeitskollegen von Gertrud Kalweit bei der Firma Baumann gehandelt haben. Der Mann habe einen auffälligen Oberlippen- und Kinnbart getragen, vergleichbar mit dem legendären Bart des amerikanischen Generals Custer. Texas Willi soll zudem einen – möglicherweise – roten Jeep gefahren haben, der mit einem auffälligen US-Flaggen-Aufkleber verziert war.
Quelle: Onetz (registrierungspflichtige Website)
https://www.onetz.de/oberpfalz/amberg/traudls-moerder-immer-noch-frei-id2629429.html


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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

05.10.2020 um 17:55
Zitat von PlyxePlyxe schrieb:Wie der Zeuge gegenüber der Kripo ergänzte, soll es sich bei Texas Willi um einen Arbeitskollegen von Gertrud Kalweit bei der Firma Baumann gehandelt haben.
Ok,

ich nehme den Einstein zurück.

Aber wie sollte ein Wichtigtuer-Zivilist (laut Schilderung) an US-Inventar kommen?


Able_Archer.


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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

05.10.2020 um 18:00
Zitat von Able_ArcherAble_Archer schrieb:Aber wie sollte ein Wichtigtuer-Zivilist (laut Schilderung) an US-Inventar kommen?
Och, da kann ich mir viele Möglichkeiten vorstellen, z.B. durch Freundschaft mit einem GI oder auch Sammelbörsen für Militaria? Er scheint ja ein leidenschaftlicher Anhänger eines gewissen amerikanischen Stils gewesen zu sein. Allerdings kann er ja nach wie vor eine Phantasiefigur sein und eben das könnte man mit den Baumannschen Angestelltenlisten belegen, zumindest seine Tätigkeit bei dieser Firma.


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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

05.10.2020 um 18:36
Zitat von PlyxePlyxe schrieb:Och, da kann ich mir viele Möglichkeiten vorstellen, z.B. durch Freundschaft mit einem GI oder auch Sammelbörsen für Militaria? Er scheint ja ein leidenschaftlicher Anhänger eines gewissen amerikanischen Stils gewesen zu sein. Allerdings kann er ja nach wie vor eine Phantasiefigur sein und eben das könnte man mit den Baumannschen Angestelltenlisten belegen, zumindest seine Tätigkeit bei dieser Firma.
Mir ist das zu spekulativ.

Ich halte das Werkzeug für eine Waffe der Gelegenheit, und nicht für eine eingebrachte Trugspur.

Aber da sind wir leider wieder im Bereich der individuellen Interpretation.



Able_Archer.


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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

05.10.2020 um 19:35
Zitat von PlyxePlyxe schrieb:Falls es nie einen passenden Angestellten gab, könnte diese Spur zumindest ausgeschlossen werden.
Gaben oder geben die Baumannschen Angestelltenlisten von 1980 aus, welche Spitznamen, Autos oder Schnurrbärte die damals beschäftigten Angestellten hatten?

Auch wenn wir uns in der Zeit vor der Erfindung des Datenschutzes befinden, ist das kaum vorstellbar.

Zudem gehe ich davon aus, dass die Arbeitskollegen, v.a. die von Frau Kalweits Schicht, die mit ihr zusammen Feierabend hatten, peinlichst von der Polizei abgecheckt worden ist. Der Gedanke, dass sie auf ihrem Nachhauseweg begleitet oder verfolgt wurde, ist ja nicht abwegig. Auch das US-Instrumentarium schließt das nicht aus, vermutlich ist da durch Zivilangestellte (Diebstahl, Geschenke, Verkauf) Einiges kursiert.

Trotzdem: "Texas-Willi" dürfte eine Erfindung alkoholgeschwängerter Nächte gewesen sein... Und zwar von Beiden: Dem Willi und dem ominösen Zeugen. Wenn sich jemand 30 Jahre nach dem Mord meldet - und nicht sofort nach der detaillierten Schilderung, dann dürfte das seine Gründe haben. Beispielsweise den Zweifel, ob die Selbstbezichtigung ernst gemeint war. Ich vermute, es war viel Alkohol im Spiel. Da wird viel Sch... daher g'red. Oder der Zeuge redet Sch... daher.

Die Polizei dürfte geprüft haben, ob hier Täterwissen vorhanden war oder nicht. Zumeist ist das bei solchen Zeugen nicht vorhanden, sie kennen nur das, was in der Zeitung stand.


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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

06.10.2020 um 01:33
Zitat von monstramonstra schrieb:Gaben oder geben die Baumannschen Angestelltenlisten von 1980 aus, welche Spitznamen, Autos oder Schnurrbärte die damals beschäftigten Angestellten hatten?
Bei einem Mordfall wird den Archivaren nichts anderes übrigbleiben und ich denke, dass die Ermittler hier bereits nachgehakt haben.
Die 10000 Euro sind allerdings schon auch ein ganz schöner Anreiz für eventuelle KollegInnen von GK, Insiderwissen preiszugeben.
Diesen Thread sehe ich allerdings am Ende angekommen, was sollte hier schon noch ohne weitere Quellen und Kenntnisse diskutiert werden? Alles, was nachvollziehbar ist, wurde bereits erwähnt. Oder täusche ich mich?


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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

09.10.2020 um 23:18
Zitat von monstramonstra schrieb am 05.10.2020:Gaben oder geben die Baumannschen Angestelltenlisten von 1980 aus, welche Spitznamen, Autos oder Schnurrbärte die damals beschäftigten Angestellten hatten?

Auch wenn wir uns in der Zeit vor der Erfindung des Datenschutzes befinden, ist das kaum vorstellbar
Du, auch heute ist in der Personalakte meistens auch ein Foto mit dabei.
Habe ich bei größerer Firma jedenfalls so erlebt, und wenns über den Vorwand: "Mitgliedsausweis" entstanden ist, oder Teil der Bewerbungsunterlagen.


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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

11.10.2020 um 02:37
Auf der oben zitierten Website heißt es:
Das Sperma, das an der Kleidung von Gertrud Kalweit gefunden wird, stammt jedoch von einem Mann mit der Blutgruppe AB.
Quelle: https://www.thinglink.com/scene/858666138542800898

Blutgruppe AB ist eine der seltensten überhaupt und nur 4% der deutschen Bevölkerung hat sie. Das könnte also eine vielversprechende Spur sein.


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14.10.2020 um 11:21
Es gibt einen aktuellen und sehr informativen Podcast der Mittelbayerischen Zeitung zu diesem erschütternden Verbrechen mit dem Titel: Spuren des Todes; zu hören z.B. auf Spotify.


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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

14.10.2020 um 12:41
Hier noch der Link zur von @Ludwig01 angesprochenen Podcastfolge:

https://podcasts.apple.com/de/podcast/spuren-des-todes/id1488069973#episodeGuid=753a5fc34372fa66b5525601e947a561


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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

14.10.2020 um 12:53
Bearbeitungszeit war leider schon abgelaufen.

Finde auch die Infos bzgl der Ratsche recht interessant, im Podcast wird u a darauf eingegangen, dass damals Panzer inklusive der dazugehörigen Werkzeuge an die deutsche Bundeswehr verkauft wurden und die Ratsche daher evtl auch auf einen Bundeswehr - Soldaten hindeuten könnte.

Auch auf das Gerücht, ob der Täter ein Soldat der US - Army gewesen sein könnte, wird nochmals eingegangen, u a auf den Zeugenhinweis diesbzgl.
Ebenso wird auch auf "Texas Willi" Bezug genommen, dieser Hinweis soll jedoch erst eingegangen sein, nachdem ein Beitrag über den Mordfall im Privatfernsehen gelaufen ist.

Interessant finde ich auch die Hinweise auf die seltene Blutgruppe AB, die nur 4% der Weltbevölkerung haben.
Außerdem gibt es wohl noch weitere individuelle Merkmale in der Blut(gruppen)spur, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, den Täter anhand dieser zu überführen, sobald es einen konkret Tatverdächtigen gibt, mit dessen Blut diese Spur abgeglichen werden kann.


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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

25.10.2020 um 22:26
Was Eossoe überlegt hat, besonders zum Zettel und zur Verdeckung, finde ich sehr überzeugend.

Der Zettel mit dem Ausdruck "Muttermörder" sollte offenbar intakt am Tatort gefunden werden. Das könnte ein starkes Symbol sein, welches aus der Sicht des Schreibers als Täter nach einem für ihn wichtigen Ausdruck verlangte:
Es geht hier nicht bloss um ein Sexualverbrechen, sondern vor allem um eines an der eigenen Mutter. Der Täter wollte dies nicht nur für sich selbst zum Ausdruck gebracht haben, sondern auch der Mitwelt kundtun. Die Tat zeigt eine gewaltige sexuelle Aggression gegen Frauen UND die Mutter. Die Parole "Tod dem Muttermörder" zeigt als Botschaft einen Selbstausdruck und eine begriffliche Richtigstellung von vornherein (sonst hätte er ein beliebiges Mädchen anfallen können).
Die Parole ist offenbar bloss eine passende Form für die Botschaft, oder der Täter "entlastet" sich hiermit auch moralisch, indem er zum Tod des Täters aufruft.

Die Mutter des Täters wird nie erfahren haben, dass eine andere Frau als Stellvertreterin vergewaltigt und ermordet wurde.

Wie Filme und Podcasts zeigen, war Gertrud Kalweit der Inbegriff der pflichtbewussten, sorgenden, verlässlichen, anständigen Frau, die obendrein nicht einmal an Herrenbekanntschaften interessiert war. Sie war also nicht nur eine "echte Mutter", sondern sie hatte aufgrund von Lebenswandel, Ausstrahlung und Haltung etwas Mütterliches, Distanziertes, Abweisendes, war zugleich aber jung und gutaussehend. In diesem Misch-Bild, sexuell anziehende junge Frau UND gleichwohl Inbegriff der Mutter, könnte für einen Täter mit einem psychisch schweren Mutterkonflikt der starke Reiz gelegen haben.

Das wiederum spricht dafür, dass der Täter aus dem Nahraum Gertrud Kalweits stammte, also Nachbarschaft, Familie, Arbeitsstelle (Baumann). Mit Blick auf den Tatort könnte auch ein Mitarbeiter der Firma Deprag über längere Zeit Gertrud Kalweit beobachtet haben. Er hätte sich sehr leicht über ihre Lebensumstände und Lebensgewohnheiten ein Bild verschaffen können. In jedem Fall dürfte Gertrud Kalweit den Täter zumindest vom Sehen her gekannt haben, weil er seine Arbeitszeiten gewiss so wählte, dass er sie möglichst oft unauffällig in den Blick bekam.

Dadurch wäre es auch harmlos gewesen, wenn Täter und Opfer sich nach Arbeitsende über den Weg gelaufen wären. Der Täter hätte so Gertrud Kalweit ansprechen können, ohne dass seine Annäherung auf den letzten Metern verdächtig und Anlass zu einem Hilfeschrei gewesen wäre.

Der Täter war mit Sicherheit ein unauffälliger Mensch, dem niemand diese Tat zutraute. Auch wenn er mit Blick auf sein Mutterbild eine schwere Persönlichkeitsstörung hatte, so musste er deshalb noch lange nicht psychisch krank sein.

Die Polizei hat damals wohl zuviel Energie und Zeit auf unfruchtbarem Boden verloren (US-Soldat, Überprüfung aller bekannten Sexualstraftäter im Umkreis). Aber irgendeine kleine Panne, eine kleine Sache, die bei der Überprüfung der Mitarbeiter von Baumann, Deprag oder Nachbarschaft übersehen oder zu schnell abgehakt wurde, hätte den Fall in die richtige Richtung lenken können.

Wie Eossoe glaube auch ich, dass der Mord für den Täter eine notwendige "Verdeckung" war, weil er eben aus dem näheren Umfeld des Opfers stammte und ihr sogar namentlich oder wenigstens vom blossen Sehen her bekannt und zuordenbar war (Nachbarschaft, Firma, Abteilung).

Anders als Eossoe glaube ich nicht an einen Ermittlungserfolg. Laut Podcast soll die DNA-Spur nicht vollständig sein und somit eben nicht die bekannten Möglichkeiten erlauben. Zudem ist es wahrscheinlich, dass der Täter nach seiner "einmaligen" Tat an "seiner" Mutter später nie wieder ein Verbrechen verübt hat. Der Optimismus über hypermoderne Methoden, der in den Filmbeiträgen (Polizei) zum Ausdruck kommt, ist unangebracht. Die klassischen Versäumnisse der damaligen Ermittler mit Blick auf den Nahraum Gertrud Kalweits (Familie, Nachbarschaft, Baumann, Deprag) sind nach 40 Jahren nicht mehr zu retten.

Von allen Fällen aus der Serie "unaufgeklärte Morde" war der Fall "Gertrud Kalweit" für mich der verstörendste. Der Fall sollte als Paradefall in allen Ausbildungslehrgängen zum Fallanalytiker detailreich untersucht werden, um aus den damaligen Fehlern und Versäumnissen zu lernen.


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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

26.10.2020 um 16:17
Zitat von PlyxePlyxe schrieb am 05.10.2020:Och, da kann ich mir viele Möglichkeiten vorstellen, z.B. durch Freundschaft mit einem GI oder auch Sammelbörsen für Militaria?
Was ich auf die schnelle nicht gefunden habe, ist die Information darüber, ob es sich bei dem Schraubenschlüssel um einen für amerikanische, d. h. auf Zoll als Maßeinheit beruhende Schrauben gehandelt hat oder um ein amerikanisches Produkt, das aber für europäische, auf dem metrischen System beruhende Schrauben gedacht war.

Sollte es ein zölliger Schlüssel gewesen sein, dann müsste der Eigentümer auch etwas gehabt haben, das mit solchen Schrauben ausgestattet war (amerikanisches Auto?). Ein Deutscher, der auch ein deutsches Auto fährt und keine amerikanischen Gegenstände oder Maschinen usw. besitzt oder nicht zumindest öfter damit zu tun hat (z. B. als Handwerker, der für Amerikaner arbeitet), kann mit einem solchen Schlüssel wenig anfangen.


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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

26.10.2020 um 20:39
Der Hinweis von Eossoe zur Sütterlin-Schrift auf dem Zettel, den man am Tatort gefunden hat, ist interessant, da ausgerechnet die drei grossen "M" nicht in Sütterlin-Schrift geschrieben sind. Auch war es dem Schreiber offenbar wichtig, das Wort "Muttermörder" (bewusst, halbbewusst) mit zwei grossen "M" zu schreiben: "MutterMörder", entgegen den Rechtschreiberegeln.

Damit haben wir eine Abhebung der drei grossen "M", die als einzige Buchstaben nicht zur Schrift passen:

MutterMörder
Mörder

Für ein Kind sind "M" und "P" die wichtigsten Buchstaben, denn die ersten gelernten Worte sind "MAMA" und "PAPA" für die wichtigsten Bezugspersonen.
Die zwei "A" heben sich ja im Vergleich auf (Neutralisierung), denn zur Unterscheidung der Eltern tragen sie nichts bei. Das tun nur "M" und "P" im Kontrast.

Der Ausdruck "MutterMörder" (MxMy) hat dann eine Assoziation zum 2-maligen Ansetzen mit "M" wie in "MAMA", mit besonderer Betonung des "M", herausgestellt durch Grossschreibung innerhalb des Ausdrucks "MutterMörder". Hier könnte ein Hinweis liegen auf den emotionalen Blickwinkel des Schreibers (Gertrud Kalweit = Mutter-Stellvertreterin).

In Deutschland haben Kinder teilweise noch bis über 1980 hinaus die Sütterlin-Schrift neben der Normalschrift gelernt. Für sie war es die Schrift der Eltern und der älteren Verwandten (Briefe, Postkarten). Vor diesem Hintergrund ist bemerkenswert:

Die zwei Parolen ("Der MutterMörder muss gefunden werden" sowie "Tod dem Mörder") sind gesellschaftskonforme Aufrufe im Ton der erwartbaren Entrüstung angesichts des Verbrechens. Die Sütterlin-Schrift steht hier für die "alte" Schrift, die Schrift der älteren Generation, der Eltern, der Mutter. Aber die drei frühkindlich-fundamentalen "M" in "Mutter" und in "Mörder" sind in der Schrift der Kinder jener Generation geschrieben, sind ein VERSTOSS, ein BRUCH gegen die Schrift der Eltern (Mutter). Das alte, das richtige, das konforme "mütterliche" Sütterlin-"M" wird unterdrückt, ist abwesend.

Das könnte ein Hinweis sein, dass der Zettel vom Mörder selbst verfasst wurde, der mit seinem Sexualverbrechen gegen "seine" Mutter auch einen Tabubruch beging.

Mir ist klar, dass all dies hier eine gewagte und bloss assoziierende Überinterpretion ist, die nichts mit einer faktenorientierten Rekonstruktion gemein hat. Aber vielleicht kommt man ohne eine gewagte Überinterpretation der Belege im Fall "Gertrud Kalweit" auch gar nicht mehr zu fruchtbaren Ergebnissen.
Vielleicht sollten die Ermittler zu allen je am Orte bekanntgewordenen Mutter-Sohn-Konflikten merkwürdiger Natur recherchieren oder noch lebende Ortsansässige nach ihren Erinnerungen an eigenartig gestörte Mutter-Sohn-Beziehungen befragen.

Hoffnungen auf moderne Methoden?

In San Francisco gelang 2003 ein Erfolg in einem Mordfall von 1972, obwohl aufgrund der schlechten Qualität der Probe bloss ein Teil der DNA zu lesen war. Von 13 Genpaaren, die ein komplettes DNA-Profil bilden, waren nur 5 Paare zu sehen. Gleichwohl liessen die Ermittler diese schlechte Probe durch die Datenbank laufen und kamen auf einen einzigen Treffer zu einem DNA-Profil eines Falles von 1977. Die weiteren Ermittlungen zu diesem Mann waren dann sehr überzeugend. Eigentlich verlangt das kalifornische Gesetz 7 feststellbare Genpaare. Der Anteil der Menschen, die zwei bestimmte Genpaare gemeinsam haben, liegt bei rund 1 von 177 Personen. Der Anteil derer, die drei bestimmte Genpaare gemeinsam haben, liegt bei rund 1 von 2370 Personen. Geht man mit den Genpaaren höher, wird die Zahl schnell extrem klein.

All das nützt aber nicht viel, denn (1) gibt es andere Schwierigkeiten mit mangelhaften Genproben, und (2) müsste der Mörder von Gertrud Kalweit ein zweites Mal auffällig geworden und sein Profil überdies in einer DNA-Datenbank gelandet sein.


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Cold Case: Der Mord an Gertrud Kalweit - Amberg im März 1980

26.10.2020 um 21:13
Zitat von namhaftnamhaft schrieb:Der Hinweis von Eossoe zur Sütterlin-Schrift auf dem Zettel, den man am Tatort gefunden hat, ist interessant, da ausgerechnet die drei grossen "M" nicht in Sütterlin-Schrift geschrieben sind. Auch war es dem Schreiber offenbar wichtig, das Wort "Muttermörder" (bewusst, halbbewusst) mit zwei grossen "M" zu schreiben: "MutterMörder", entgegen den Rechtschreiberegeln.

Damit haben wir eine Abhebung der drei grossen "M", die als einzige Buchstaben nicht zur Schrift passen:

MutterMörder
Mörder
Ich glaube, alle psychoanalytischen Spekulationen um den Zettel "Muttermörder" (egal ob Sütterlin oder Helvetica) sind obsolet.

Ein solcher Zettel wurde meines Wissens nicht bei der Leiche am 21. März 1980 aufgefunden. Der Täter hat eine solche Botschaft nicht am Tatort hinterlassen. Ich lasse mich aber gerne mit einem Beleg korrigieren.


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27.10.2020 um 01:45
Hier ist keine "psychoanalytische Spekulation", monstra, da nichts von dieser unbegründeten und nicht überprüfbaren Pseudotheorie hier erscheint, weder in der Terminologie noch in den Erklärungsansätzen!
Habe diese Pseudotheorie immer abgelehnt, auch als sie noch in Mode war. Dein Hinweis auf die Obsolenz ist irrelevant, da die Fruchtbarkeit und Begründetheit einer Theorie nicht davon abhängen, ob diese nun gerade im Schwange ist oder nicht.

Du hast die bewusste, gezielte "Überinterpretation" (zweimal erwähnt) überlesen, monstra.
Und da ist nicht mehr als blosser Alltagsverstand und Alltagspsychologie.

Es ist auch mir bekannt, dass der Zettel nicht neben der Leiche gefunden wurde. Auch habe ich das nicht geschrieben! Es ist auch mir bekannt, dass der Zettel erst ein paar Tage nach dem Mord am Tatort hingelegt wurde. Das stand ja von Anfang an auf der Karte mit den anklickbaren Fragezeichen.

Wer Begriffe wie "bewusst" oder auch "halbbewusst" liest, sollte nicht gleich rot sehen, denn das sind Begriffe der Alltagspsychologie und der modernen empirischen Psychologie, keineswegs sind das reservierte Begriffe dieser sattsam bekannten Pseudotheorie.
Also bitte keine vorschnellen und unangebrachten Etikettierungen.
Exaktheit im Lesen und Denken helfen uns weiter.

Wenn der Täter wollte, dass das Verbrechen von der Welt sichtbar als mehr verstanden werden sollte als "nur" ein Sexualverbrechen, nämlich als eines an der Mutter, dann hätte er den Zettel ein paar Tage nach der Tat dort hinlegen können, als ihm klar wurde, dass die Tat von der Welt anders aufgefasst wurde, als er es empfand. Darum schrieb ich ja in meinem ersten Beitrag auch von "Richtigstellung".


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