Hastings schrieb:Damit wird ausdrücklich nicht behauptet, dass sich Annika B. nicht bedroht gefühlt und mit ihrer Mutter nicht darüber gesprochen hat. Die diesbezüglichen Aussagen werden von mir nicht in Zweifel gezogen.
Aber durch wen Annika sich im Frühjahr bedroht gefühlt hat: Es gibt keinerlei Hinweis, dass dieser "unbekannte Bekannte" sie tatsächlich auch ermordet hat und die Schwierigkeiten, die sich bei der Annahme, eine aus der Gegend von Rostock angereiste Person habe möglicherweise stunden- oder tagelang warten müssen, bis sich eine Gelegenheit zur Tat ergab, sind ja ausgiebig diskutiert worden.
Selten habe ich einen Fall verfolgt, bei dem ich mir bei der Bildung einer eigenen Meinung auf Basis der öffentlichen zugänglichen Informationen so unschlüssig bin, ob wirklich eine Beziehungstat vorliegt oder nicht. Meines Erachtens spricht für beides gleichermaßen viel.
Für Beziehungstaten spricht die Statistik und gleichzeitig muss man diese wieder einschränken: Das sind ja nur die Taten, die aufgeklärt werden, jedoch dürften aus naheliegenden Gründen Beziehungstaten meist schneller aufgeklärt werden. Absolut gesehen handelt es sich um sehr viele Taten, bei denen Partner/Ex-Partner etc. der Täter ist (überwiegend ist die maskuline Form richtig). Diese lassen sich nicht selten danach widerstandslos festnehmen oder rufen die Polizei sogar selbst oder begehen in einigen Fällen selbst Suizid. Auch "Doppelselbstmorde", bei denen zuvor der eine die andere getötet hat, fallen unter diese Statistik.
Die Tatsache, dass es bis auf die Spur nach Rostock, die ins Nichts bisher führte, gar keine Indizien gibt, scheint wiederum für einen Täter zu sprechen, der nicht aus dem Umfeld kommt. Psychisch kranke Täter, die ohne Grund Menschen ermorden, gibt es nicht erst seit gestern. Völlig unerklärliche Taten hat es immer wieder gegeben. Wenn der Täter dann eben in der Dunkelheit nicht gut zu erkennen war, dann wird es bei einer Zufallstat eben sehr.