Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt
02.01.2025 um 16:2896594TT schrieb:So kann ich weiterhin nur schwer glauben, dass die Täterin so ganz rein zufällig im Internet auf das hunderte km entfernt lebende Opfer gestoßen ist, das in einer Beziehung mit Furkan, einem Bekannten (oder mehr) auch der Täterin stand. So viele gleichzeitige Zufälle halte ich für unwahrscheinlich.Ich fand das am Anfang auch absolut überzufällig und hätte mir daher vorstellen können, dass die Täterin Khadidja bewusst ausgesucht hat.
Nachdem aber mittlerweile auch recht deutlich wurde, dass die "Beziehung" zwischen Furkan und Khadidja nicht gerade eng war (sie haben sich lediglich zweimal in Echt gesehen; einmal Anfang Juni 2022, und dann nochmal zwei Wochen späte ) und die "gemeinsame Nacht im Hotel" (was auch immer da gelaufen ist oder auch nicht) mit Shahraban auch erst im Juli stattfand, nachdem er nach eigener (nachträglicher) Aussage mit Khadidja zusammen / in sie verliebt / whatever war, sehe ich da kein rechtes Motiv mehr dahinter.
Shahraban hat im August erstmal einige andere Frauen angeschrieben. Als aus diesen Kontaktaufnahmen nichts geworden ist, hat sie am 9. August Khadidja kontaktiert. Wenn also genau sie Opfer hätte werden sollen, hätte sie sich doch als allerstes an sie gewendet und nicht erst Tage später, als die anderen Versuche schief gegangen waren.
Ich glaube, dass der Instagram-Algorithmus Khadidja zum Verhängnis geworden ist. Wahrscheinlich haben beide ein paar Mal den gleichen Content geliked (z.B. von Furkan, Murathan oder Tunahan) und dann wurde Khadidjas Profil Shahraban vorgeschlagen und die hat eine ausreichende Ähnlichkeit gesehen, um auch sie anzuschreiben.
96594TT schrieb:Das Opfer wollte sich offenbar gerade von Furkan trennenDas ist soweit ich weiß nicht wirklich gesagt, da ja gar nicht sicher ist, ob eine "Trennung" nach zwei Treffen überhaupt nötig gewesen wäre. Seitdem haben sie sich ja dann auch nicht mehr gesehen (dazwischen sind dann mal locker 6 Wochen vergangen).
Ich glaube, bei Furkan haben sich nach der Tat die Gefühle zu Khadidja potenziert.
Wäre Khadidja nicht gestorben, wäre der Kontakt vielleicht einfach ausgelaufen (wenn ich mich recht erinnere, wurde auch vor Gericht erwähnt, dass sie sich mit der Zeit nicht mehr so häufig gegenseitig kontaktiert hätten) und er hätte sich neu verliebt. Und sie hat halt auch jemand anderen kennengelernt. In einer solchen Konstellation muss man nicht unbedingt gleich das Trennungsfass aufmachen. Und Furkan hat ja anscheinend gar nichts von Yasin gewusst.
96594TT schrieb:Seine von ihm angegebenen Vorahnungen, dass Khadidja in Gefahr sei, könnten Anzeichen von Vorwissen sein.Prinzipiell waren das keine Vorahnungen. Er hat am 17. August - also am Tag nach Auffinden der Toten - versucht Khadidja zu erreichen und diese ist nicht rangegangen. Daraufhin äußerte er den Verdacht, die Tote im Auto könne Khadidja sein. Das ist aber an sich nicht weiter verwunderlich, den die erweiterte Clique um Sheqir wusste ja ziemlich schnell, was passiert war. Sheqir hat sich Marcello als erstes anvertraut. Marcello ist Furkans Cousin, über den Shaharaban erst in die "St.Monika" - Clique gerutscht ist. Auch das Gericht geht davon aus, dass Furkan bereits in den frühen Morgenstunden informiert war. Und wenn dabei auch die Information gefallen ist, dass sie das Mädchen aus Heilbronn abgeholt haben - und vielleicht sogar noch der Name...dann bleibt von der "Vorahnung" nicht mehr viel.
Dann, es ist der 17. August 2022, macht sich Furkan Sorgen, weil Khadidja nicht auf seine Anrufe und Nachrichten reagiert. „Sie hat immer sofort geantwortet“, sagt Tunahan, dessen Versuche, sie zu kontaktieren, ebenfalls scheitern. Die beiden melden ihre Freundin am Abend bei der Polizei als vermisst. Furkan habe Panik gehabt und „Filme geschoben“, habe sofort eine Verbindung hergestellt zwischen Khadidja und der Toten, die man in der Nacht zuvor in Ingolstadt gefunden hatte, so der Zeuge Tunahan. Er fand das übertrieben: „Das hat für mich keinen Sinn gemacht, denn Khadidja wohnte ja woanders.“ Der Richter glaubt ihm aber nicht, denn jemand soll ihn bereits in den frühen Morgenstunden informiert haben. „Das ganze Piusviertel wusste es“, so Kliegl. Eher noch als die Polizei.Quelle: https://www.donaukurier.de/lokales/ingolstadt/prozess-um-den-doppelgaengerinnen-mord-wusste-das-ganze-piusviertel-vor-der-polizei-bescheid-15509014
96594TT schrieb:Man muss wohl damit leben, dass einige Fragen auch nach dem Urteil ungeklärt bleiben. Juristen sind offenbar gut darin, einen Hauptstrang schlüssig zu verfolgen und manches zu marginalisieren, was bei psychologischer Betrachtung bedeutsam sein könnte, um zu versuchen, gewisse Zusammenhänge zu verstehen.Ich hatte jetzt eigentlich schon den Eindruck, dass man alle Eventualitäten so gut es geht durchleuchtet hat. Und für eine Beteiligung von Furkan gibt es halt keinerlei Anhaltspunkte. Da nützt es auch nichts, dass er das Opfer kannte und angab, in sie verliebt zu sein. Auch Tunhahan kannte das Opfer, das war letztlich aber auch nicht von Belang. Weil es bei beiden keine Indizien für eine Tatbeteiligung gab.
Bei der Urteilsbegründung wurde auch nochmal ganz klar formuliert, dass die Kammer einen anderen Täter ausschließt und zwar mit folgender Begründung:
- Sheqir und Shahraban haben die Fahrt nach Heilbronn geplant (Chatnachrichten in der Nacht zuvor, Suchanfragen)
- beide sind zusammen nach Heilbronn gefahren (u.a. Filmmaterial der Überwachungskamera)
- von beiden wurden DNA-Spuren am Opfer gefunden
96594TT schrieb:So steht jetzt am Ende des Prozesses nicht umfassendes Verstehen des komplexen Falles, sondern Täter und e i n Motiv.Damit ist die Staatsanwaltschaft im Übrigen auch nicht zufrieden. Neben den beiden Verteidigerteams hat auch sie einen Antrag auf Revision eingereicht - allerdings nur, was Sheqirs Urteil angeht.