Kriminalfälle
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

1.489 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Frau, Leiche ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

24.12.2024 um 23:29
Bericht Urteilsverkündung.

Ich werde nun den Bericht für das Urteil vorweg nehmen, da ich das aus der Hüfte schreiben muss, sollte daran noch Interesse bestehen, würde ich die psychiatrischen Gutachten über die Feiertage nachholen, da ich nun wieder mehr Zeit habe.
——————————————————————————

Schon vor Öffnung um 8 Uhr versammelten sich die ersten Menschen vor dem Landgericht, ein halbes Dutzend wurde eingelassen, der Rest musste bis 12:30 bei Regen vor der Tür ausharren, da man wohl einen zu hohen Lärmpegel fürchtete. Jedoch warteten die meisten vergeblich, da nur 36 Plätze für Zuhörer verfügbar waren. Auch der Freundeskreis von Khadidja schaffte es nicht mehr rechtzeitig.

Fast alle bisherigen Beteiligten sind zur Urteilsverkündung erschienen, jedoch ist Verteidiger Alexander Stevens abwesend.


Mit einer halben Stunde Verspätung betrat die Kammer den Saal und verkündete den Tenor des Urteils:

„Der Angeklagte Sheqir K. ist schuldig des Mordes, er wird deshalb zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Im übrigen wird er freigesprochen.“

„Die Angeklagte Schahraban K-B. ist schuldig der versuchten Anstiftung zum Mord sowie des Mordes, sie wird deshalb zu einer Lebenslangen Gesamtfreiheitsstrafe verurteilt. Die Schuld der Angeklagten wiegt besonders schwer.“

Beide Angeklagten haben die Kosten des Verfahrens zu tragen.


Der Vorsitzende erklärt zu Beginn, dass die Kammer nach der langen Beweisaufnahme zu einem klaren Ergebnis gekommen ist und es sich um eine „verstörende Tat“ handelt. Normalerweise geht Morden eine Beziehung oder ein Streit voraus, bei der Geschädigten handelte es sich aber um ein Zufallsopfer.

Das Gericht wendet sich erstmal der versuchten Anstiftung zum Mord zu. Schahraban beauftragte den Zeugen Volkan A. damit, den Schwager umbringen zu lassen und leistete bereits die Anzahlung. Es sollte wie ein Badeunfall im Starnbergersee aussehen. Der Richter erinnert daran, dass man sich die von Schahraban selbst aufgenommenen Tonmitschnitt angehört hat, in dem Sechsmal gesagt wurde man solle „Keine Gnade“ zeigen. Das Gericht hat sich auch mit dem von der Verteidigung angeführten Rücktritt vom Versuch auseinandergesetzt, man schließt sich dem aber nicht an. Ein strafbefreiender Rücktritt setzt voraus, dass der Täter aus eigener Entscheidung und freien Stücken heraus, von der Tat Abstand nimmt, das war nicht der Fall. Die Angeklagte hat mehrmals darauf gedrängt, erst als sie merkte, dass Volkan es nicht mehr machen wird, versuchte sie im Gegenzug ihr Geld zurückzubekommen.

In dieser Sache spricht zu ihren Gunsten, dass sie nicht vorbestraft ist, diesbezüglich geständig war und ihr Befauern geäußert hat. Auch bestand nie Gefahr für den Schwager, da Volkan sie nur „abziehen“ wollte. Zu ihren Lasten spricht, dass die Anstiftung konkret und hartnäckig war. Bei einem Strafrahmen von 3 bis 15 Jahren, entschied man sich eine Einzelstrafe von 5 Jahren zu verhängen.


Da die langjährige Beziehung mit Rawan zu Ende ging und auch das Versöhnungsgespräch nicht fruchtete, sah sich Schahraban ihrer privaten und wirtschaftlichen Existenz entzogen. Zwar wollten die Eltern sicher das Beste für ihre Tochter, so frei wie jetzt, hätte sie aber wohl nicht mehr weiterleben können. Da sie ihr freies Leben nicht aufgeben wollte, beschloss sie ihren Tod vorzutäuschen. Erst schaltete sie eine Anzeige um eine Darstellerin für ein angebliches Musikvideo der Rapperin „Lune“ zu suchen. Ihr war wichtig, dass die Frau um die 22-23 Jahre alt sein soll, dunkle Haare und braune Augen hat und 1,60 bis 1,70 groß ist. Der Vorsitzende sagt, dass man eine Frau mit gewisser Ähnlichkeit gesucht hat, aber keine Doppelgängerin. Dafür sind die Angaben viel zu ungenau. Dann lockte sie Frauen mit einer Laserbehandlung über ihre Accounts „Bahar“ und „Özlem“.

Das Gericht hält es für abwegig, dass sich jemand ihres Handys bemächtigt hat und diese vielen Nachrichten geschrieben hat, ohne dass es die Angeklagte bemerkt hätte.

Sie fragte dann Leute aus der Ingolstädter Clique nach Schusswaffen und ob jemand bereit wäre, einen Mord für sie auszuüben. Der Zeuge Murathan D. nahm sie nicht ernst und Marcello B. lehnte ab. Spätestens jedoch ab 15.08.2022 erklärte sich Sheqir dazu bereit. So schrieb Schahraban ihm „Freue mich auf morgen mies“ und „Leg dich schlafen Diggi! Wir haben morgen einiges vor!“

Am Tattag kaufte sie in Anwesenheit von Marcello B. einen Benzinkanister bei „Hornbach“. Später deponierte sie bei Sheqir einen großen Koffer und ein irakisches Ausweispapier. Auch trug sie über 900 € Bargeld bei sich.

Um 18:45 holten Sheqir und Schahraban die Geschädigte in Eppingen ab. Da man vorgaukelte, die Laserbehandlung findet in Ravenstein statt, tippte man das in das Navi ein und fuhr los. Um viertel vor sieben hielt man in einem Waldstück, da Sheqir austreten müsse. Man sagte Khadidja sie solle ein Schild lesen und vortreten. Die Arg-und Wehrlose Khadidja wurde nun nach dem gemeinsamen Plan von Sheqir in Tötungsabsicht zweimal mit einem Schlagring auf den Kopf geschlagen. Da sich das Opfer unerwartet wehrte nahm er ein Messer zu Hilfe und stach 47 Mal auf den Körper von Khadidja ein. Danach legte man die scheinbar Tote auf die Rückbank. Da sie aber noch Lebenszeichen zeigte, steuerte man den Parkplatz in Bad Rappenau an, wo Sheqir ihr die zwei Handtücher überlegte und nochmal neunmal zugestochen hat.

Bei diesen Schilderungen schaut Khadidjas Vater nervös an die Decke und er wird permanent von seiner Anwältin Szerafy beruhigend gestreichelt.

Dann fuhr man zurück nach Ingolstadt. Wo man aus unerfindlichen Gründen jedoch zwei Ausfahrten ausließ und über den Süden von Ingolstadt zurück in die Peisserstraße fuhr. Man begab sich in die Wohnung, die man aber bald darauf wieder gemeinsam verlies, da die ersten Rettungskräfte schon vor Ort waren.

Später verabredete sich Sheqir mit Marcello. Dieser sagte bei der Polizei, Sheqir sagte ihm, dass er ein „Mädchen angestochen hat.“ In der Hauptverhandlung sagte er aus sein Freund sagte „Ich habe für die Hure ein unschuldiges Mädchen“ umgebracht. Die Kammer verkennt die Unterschiede in den Aussagen nicht, im Kern sind sie jedoch konstant. Auch wurde er im Gegensatz zu Anderen Zeigen zeitnah vernommen, bevor das „Einsickern“ in das Monikaviertel“ losging.

Als Marcello ihn wegschickte, verbrachte er die Nacht beim Zeugen Ardian D. Diesem sagte Sheqir das Zustechen hat sich angefühlt, als würde man in einen Boxsack stechen. Und Schahraban würde von Leuten gejagt, er hat es aus Liebe getan.

Die Schuld des Sheqir werden auch durch Blutspuren bestätigt. So fand man den Schlagring unter der Matratze der Mutter, es war eine Mischspur zwischen Sheqir und Khadidja. Auch könne man 15 Spuren an der Leiche nicht mit Reanimationsmaßnahmen erklären.

Hinweise auf einen Dritten Täter oder gar ein Komplott gibt es nicht. Man könne sich so einlassen, wie Schahraban es getan hat, die Kammer schenkt den Aussagen aber keine Glauben.

Beide handelten gemeinschaftlich Heimtückisch. Schahraban zusätzlich aus „sonstigen niedrigen Beweggründen“. Beweggründe sind laut dem BGH dann niedrig, wenn sie nach allgemeiner sittlicher Würdigung auf tiefster Stufe stehen. Bei einem Motivbündel, ist das Handlungsleitende Motiv entscheidend. Jemanden Unbekanntes umzubringen, weil man sein absolut freies Leben aufgeben will, gehört auf jeden Fall dazu.


Bei Sheqir ist kein Motiv auszumachen. Manche Aussagen sprechen von Liebe, manche von Habgier. Die Kammer könne sich aber keine Variante mit absoluter Sicherheit anschließen.

Die Tötung hat auch nichts mit dem Jesidentum zu tun und die Theorie mit der Magie, käme lediglich von der Verteidigung von Sheqir.

Weder bei Sheqir noch bei Schahraban gebe es Hinweise auf eine eingeschränkte Schuldfähigkeit, so ist zwingend „Lebenslang“ zu verhängen.

Da bei Schahraban zwei Mordmerkmale verwirkt wurden, ein weiteres Verbrechen gegen das Leben und sie die „treibende Kraft“ war, wiegt ihre Schuld besonders schwer. Was eine vorzeitige Entlassung nach 15 Jahren ausschließt.

Sheqir hat diese Chance, da er nur ein Mordmerkmal verwirklicht hat und die Tat auch im Vergleich zu anderen Morden nicht besonders aus dem Rahmen fällt.


Bezüglich der angeblichen Todesliste wird Sheqir freigesprochen. So soll er zwar davon gesprochen haben, Zeugen zu verletzen und bei Seite zu schaffen, wie das aber passiert, sei ihm egal. Auch sagte er, seine Schwester könne das Geld beschaffen, man einigte sich aber auf keile Summe. Letztlich ist diese Sachlage dem Gericht für eine Verurteilung zu dünn.

Sheqir verfolgt alles ohne Regung und verlässt ruhig den Saal. Auch Schahraban hat nur etwas feuchte Augen und schaut leicht wütend. Dann werden beide rausgeführt.


1x zitiertmelden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

27.12.2024 um 20:09
Vielen Dank für Deinen detaillierten Bericht zur Urteilsverkündung!
Zitat von fassbinder1925fassbinder1925 schrieb:sollte daran noch Interesse bestehen, würde ich die psychiatrischen Gutachten über die Feiertage nachholen,
Also, mich würden die psychiatrischen Gutachten wirklich sehr interessieren - aber nur, falls es Dir keine allzugroßen Umstände macht!

Es ist zwar jetzt eigentlich schon hinfällig, aber beim Lesen Deines Berichts hab ich nochmal drüber nachgedacht, warum die erst bis zur Autobahnausfahrt Langenbruck gefahren sind.
Zitat von fassbinder1925fassbinder1925 schrieb:Dann fuhr man zurück nach Ingolstadt. Wo man aus unerfindlichen Gründen jedoch zwei Ausfahrten ausließ
Da die Entdeckung durch die Eltern meiner Meinung nach zum Plan gehört hat (ohne dass die Eltern eingeweiht gewesen wären), war vielleicht die ursprüngliche Idee, direkt nach München zu fahren. Auf der Fahrt sind dann aber vielleicht logistische Probleme klar geworden, an die man zuvor nicht gedacht hatte (z.B. wo man sich duschen konnte).

Wurde denn eigentlich im Laufe des Prozesses mal thematisiert, woher die anfängliche Info stammte, dass Shahraban noch einmal Briefe aus der gemeinsamen Wohnung holen wollte? Das hatte die Bild damals geschrieben und dazu die Eltern zitiert.


Und hier nur zwei kleine Anmerkungen zu Deinem sehr guten und umfassenden Bericht:
Zitat von fassbinder1925fassbinder1925 schrieb:So fand man den Schlagring unter der Matratze der Mutter, es war eine Mischspur zwischen Sheqir und Khadidja.
Da hatte ich es so verstanden, dass die Mischspuren von Sheqir und Khadidja im Blut an der Dusche gefunden wurden und nicht explizit am Schlagring.
Zitat von fassbinder1925fassbinder1925 schrieb:Auch könne man 15 Spuren an der Leiche nicht mit Reanimationsmaßnahmen erklären.
Vor allem, nachdem Sheqir ja weder bei der Bergung noch bei der Reanimation vor Ort war. So hat es das Gericht auch nochmal formuliert.

Selbst wenn man davon ausgehen würde, dass er während der Tat bereits versucht hatte, Khadidja wiederzubeleben, blieben laut Gericht noch 9 DNA-Spuren übrig, die so beim besten Willen nicht entstanden sein können.

Das zeigt finde ich nochmal mehr, wie bemüht die Kammer war, alle Eventualitäten - ob nun be- oder entlastend - mit einzubeziehen.

Und am Rande: in der BR-Reportage zu Klaus Wittmann, wird er bei ca. Minute 4:01 gefragt, ob er einen Freispruch für realistisch hält. Sein Blick spricht meiner Meinung nach Bände.


https://www.ardmediathek.de/video/kontrovers/doppelgaengerinnen-mord-verteidigt-er-einen-moerder/br/Y3JpZDovL2JyLmRlL2Jyb2FkY2FzdC83ZGUxOTRmNC1mMWI3LTQzNTQtYTQzZS1mMTM2NDZjMmJmNzBfb25saW5lYnJvYWRjYXN0


1x zitiertmelden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

28.12.2024 um 13:58
Immerhin: In diesem bizarren und absurden Fall hat es am Ende ein klares, eindeutiges Urteil gegeben.

So sehr dem Gericht Respekt dafür gebührt, wie es allen Irrungen und Wirrungen zum Trotz die Ermordung einer jungen Frau aufgeklärt und die Schuldigen bestraft hat, so bleiben zum Schluss aber doch einige Ungereimtheiten.

So liegt nach wie vor im Dunkeln, was Shekir K. dazu bewogen hat, Khadidja auf bestialische Weise zu töten. Handelte er aus reiner Mordlust? Bekam er dafür Geld? Hatte er sich in Shahraban verliebt und/oder war er ihr so hörig, dass er all ihren Wünschen nachkam - bis hin zu einem kaltblütigen Mord?

Dass Shahraban K. die treibende Kraft war und mit Hilfe einer ähnlich aussehenden Frau den Eindruck erwecken wollte, getötet worden zu sein, ist offensichtlich. Sie hoffte wohl aus ihrem bisherigen, eher verkorksten Leben aussteigen, um einen neuen Start hinlegen zu können.

Aber wie sollte das funktionieren? Offenbar hatte sie nur etwas mehr als 900 Euro zur Verfügung - nicht gerade eine üppige Basis für einen Neubeginn. Beim Versuch, in die Identität der Ermordeten zu schlüpfen, hätte sie auch im Handumdrehen auffliegen können.

Ein Rätsel ist mir im Übrigen nach wie vor, warum die Leiche noch am Abend in Ingolstadt von Shahrabans Eltern entdeckt wurde. Interessant finde ich in diesem Zusammenhang aber den jüngsten Beitrag von @Schneewi77chen:
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:Da die Entdeckung durch die Eltern meiner Meinung nach zum Plan gehört hat (ohne dass die Eltern eingeweiht gewesen wären), war vielleicht die ursprüngliche Idee, direkt nach München zu fahren. Auf der Fahrt sind dann aber vielleicht logistische Probleme klar geworden, an die man zuvor nicht gedacht hatte (z.B. wo man sich duschen konnte).
Wenn Shahraban ihren Tod vortäuschen wollte (durch eine ihr sehr ähnelnde Leiche auf der Rückbank ihres Autos), dann wäre es in der Tat folgerichtig gewesen, die Leiche nicht zu verstecken, sondern sie auffindbar in Shahrabans Ingolstädter Lebensumfeld abzustellen. Das würde es auch nachvollziehbar machen, mit einer Toten im Auto Hunderte von Kilometern zurückzulegen.

War es aber wirklich geplant, das Auto mit der Leiche ausgerechnet von den in München wohnten Eltern Shahrabans entdecken zu lassen? Dafür könnte das etwaige Kalkül der Tochter sprechen, dass eine Identifizierung der Toten durch die Eltern die Polizei vielleicht von weitergehenden Untersuchungen abhalten könnte. (Oder war auch zur Sicherheit noch geplant, den Wagen mit der Leiche zwecks Vernichtung weiterer Spuren abzufackeln?).

Wenn die Entdeckung durch die Eltern beabsichtigt war, wie hat man sie dann nach Ingolstadt gelockt? Hat man ihnen eine entsprechende Nachricht zukommen lassen - und wenn ja, wann und durch wen?

Mir ist andererseits ein Hinweis im Gedächtnis, der eher gegen eine solche Version sprechen würde: Demnach sollen die Eltern wegen eines geplanten Treffens ihrer Tochter mit deren Ex-Mann beunruhigt gewesen sein und noch am Abend in Ingolstadt gezielt mögliche Anlaufpunkte Shahrabans angesteuert haben. Dabei seien sie dann in der Peisserstrasse auf den Pkw gestoßen.

Wenn ich es richtig sehe, ist auch in der (mir allerdings nur bruchstückhaft bekannten) Urteilsbegründung offen geblieben, welche Variante zutrifft.


3x zitiertmelden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

28.12.2024 um 14:51
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Aber wie sollte das funktionieren? Offenbar hatte sie nur etwas mehr als 900 Euro zur Verfügung - nicht gerade eine üppige Basis für einen Neubeginn. Beim Versuch, in die Identität der Ermordeten zu schlüpfen, hätte sie auch im Handumdrehen auffliegen können.
Nun ist nicht jede Person, die kriminell ist, auch gleichzeitig intelligent. Man ist immer versucht, das so zu sehen, weil zu so einer geplanten Tat ja auch logisches Denken erforderlich ist. Muss aber nicht zutreffen.
Bei diesen Tätern gab es wohl - allem Anschein nach - eine brisante Mischung aus Dummheit, extremem Geltungsbedürfnis und moralischer Verwahrlosung.
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Wenn ich es richtig sehe, ist auch in der (mir allerdings nur bruchstückhaft bekannten) Urteilsbegründung offen geblieben, welche Variante zutrifft.
Ich denke, das war einfach nicht Gegenstand der Untersuchungen. Nach Meinung von Ortskundigen, die hier mitschrieben, hätten die Eltern, wenn ich mich richtig erinnere, den Wagen nicht zufällig finden können, weil er in keinem Bezug zu Shahrabans Umfeld stand.
Aber die Tat wurde ja sofort in Ingolstadt unter den Freunden bekannt. Vielleicht hat ja auch einer von denen den Eltern Bescheid gesagt.


4x zitiertmelden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

28.12.2024 um 15:18
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:wie sollte das funktionieren? Offenbar hatte sie nur etwas mehr als 900 Euro zur Verfügung - nicht gerade eine üppige Basis für einen Neubeginn. Beim Versuch, in die Identität der Ermordeten zu schlüpfen, hätte sie auch im Handumdrehen auffliegen können
Daran bin ich auch hängengeblieben und kann es mir eigentlich auch nur so erklären:
Zitat von TritonusTritonus schrieb:Bei diesen Tätern gab es wohl - allem Anschein nach - eine brisante Mischung aus Dummheit, extremem Geltungsbedürfnis und moralischer Verwahrlosun
Eigentlich müsste jedem klar sein, dass ein Neustart mit so wenig Startkapital sofort zum scheitern verurteilt ist, bzw ein Identitätsdiebstahl in diesem Fall nicht funktionieren kann. Dass dieser Aspekt so wenig bedacht wurde, spricht wirklich nicht für die Intelligenz der Täter.


1x zitiertmelden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

28.12.2024 um 18:49
Zitat von TritonusTritonus schrieb:Ich denke, das war einfach nicht Gegenstand der Untersuchungen
Da ja eine kurze Zeit auch gegen die Eltern ermittelt wurde, dann aber eingestellt, wird es wohl Gegenstand der Untersuchung gewesen sein aber man konnte es wohl letztlich nicht sicher feststellen, was sie nun genau veranlasst hat, dort zu schauen.


melden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

28.12.2024 um 19:31
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:So liegt nach wie vor im Dunkeln, was Shekir K. dazu bewogen hat, Khadidja auf bestialische Weise zu töten. Handelte er aus reiner Mordlust? Bekam er dafür Geld? Hatte er sich in Shahraban verliebt und/oder war er ihr so hörig, dass er all ihren Wünschen nachkam - bis hin zu einem kaltblütigen Mord?
Das konnte das Gericht abschließend nicht eindeutig feststellen. Es geht aber davon aus, dass Shahraban Sheqir Dinge mitgeteilt hat, die ihn dazu bewegten die Tat durchzuführen. In den ersten Geständnissen vor seinen Freunden war von Liebe die Rede und dass er sie hätte retten müssen. Später wurde wohl von Geld gesprochen, dass sie ihm für die Tat in Aussicht gestellt hätte. So klar war das letztlich nicht. Für Mordlust oder eine gesteigerte Gewaltbereitschaft hat das Gericht keine Anzeichen feststellen können.
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:War es aber wirklich geplant, das Auto mit der Leiche ausgerechnet von den in München wohnten Eltern Shahrabans entdecken zu lassen? Dafür könnte das etwaige Kalkül der Tochter sprechen, dass eine Identifizierung der Toten durch die Eltern die Polizei vielleicht von weitergehenden Untersuchungen abhalten könnte. (Oder war auch zur Sicherheit noch geplant, den Wagen mit der Leiche zwecks Vernichtung weiterer Spuren abzufackeln?).
In Ingolstadt hatte Shahraban (außer ihrem Ex-Mann, von dem ich nicht weiß, ob er nach der Trennung weiterhin Ingolstadt lebte oder nach München zurück ging) keine engeren Bezugspersonen, die eine Identifizierung sicher hätten durchführen können. Die Eltern wären ohnehin hinzugezogen worden, evtl. war ihr das sogar bewusst.

Das Gericht geht davon aus, dass der eigentliche Plan war, das Auto samt Leiche anzuzünden (deshalb wären eine ungefähre Ähnlichkeit wohl ausreichend gewesen), aber aufgrund der raschen Polizeipräsenz nicht durchgeführt werden konnte.
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb am 19.12.2024:Nachdem das Auto in der Peisserstraße geparkt wurde, gingen beide zu Sheqir, um zu duschen etc. Sheqir hat dabei den Schlagring unter der Matratze seiner Mutter versteckt.

Das Gericht geht davon aus, dass das Auto im Anschluss angezündet hätte werden sollen. Als die Angeklagten gegen 23.50 Uhr Sheqirs Wohnung wieder verließen, war jedoch bereits die Polizei vor Ort (von den Eltern der Angeklagten um 23:14 informiert).
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Mir ist andererseits ein Hinweis im Gedächtnis, der eher gegen eine solche Version sprechen würde: Demnach sollen die Eltern wegen eines geplanten Treffens ihrer Tochter mit deren Ex-Mann beunruhigt gewesen sein und noch am Abend in Ingolstadt gezielt mögliche Anlaufpunkte Shahrabans angesteuert haben. Dabei seien sie dann in der Peisserstrasse auf den Pkw gestoßen.
Das entstammt den ersten Pressemeldungen und dahingehend wäre auch meine Frage, ob dies vor Gericht nochmal thematisiert worden war. Das finde ich jetzt eigentlich nicht unerheblich.
Zitat von TritonusTritonus schrieb:Nach Meinung von Ortskundigen, die hier mitschrieben, hätten die Eltern, wenn ich mich richtig erinnere, den Wagen nicht zufällig finden können, weil er in keinem Bezug zu Shahrabans Umfeld stand.
Da scheiden sich die Geister. Es wäre prinzipiell schon möglich gewesen, wenn ihnen bekannt war, dass sie im Enso-Hotel untergekommen war. Falls sie darüber hinaus noch wussten, dass sie seit Wochen in dem Viertel unterwegs war, sowieso. Wir kennen den Wissensstand der Eltern ja gar nicht.

Wenn sie aber davon ausgegangen wären, dass sie in der alten Wohnung noch Sachen abholt, hätten sie den Wagen in der Peisserstraße niemals zufällig finden können, da wäre die andere Autobahnausfahrt deutlich besser gewesen. Und die Wohnung liegt in einem anderen Viertel in der Gegend.
Zitat von TritonusTritonus schrieb:Aber die Tat wurde ja sofort in Ingolstadt unter den Freunden bekannt. Vielleicht hat ja auch einer von denen den Eltern Bescheid gesagt.
Da hatte aber keiner einen wirklichen Bezug zu Sharahban. Wie und warum hätten sie den Eltern Bescheid sagen sollen? Außerdem waren die Eltern bereits vor Ort, als sich S. und S. noch in Sheqirs Wohnung vom Blut des Opfers befreiten. Die Freunde haben das ja erst danach mitbekommen, zuallererst Marcello.
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Wenn die Entdeckung durch die Eltern beabsichtigt war, wie hat man sie dann nach Ingolstadt gelockt? Hat man ihnen eine entsprechende Nachricht zukommen lassen - und wenn ja, wann und durch wen?
Ich glaube, die Entdeckung war geplant und man wollte die Eltern nach IN locken - nachdem der Mercedes in Flammen stand. Dass sie bereits auf eigene Faust nach ihrer Tochter gesucht haben, war denke ich nicht geplant. Es wird ja berichtet, dass die Eltern schon den ganzen Abend in Sorge waren. Da kann ich es schon verstehen, dass sie selbst den Weg nach IN angetreten sind, um wenigstens irgendetwas tun zu können.
Zitat von Photographer73Photographer73 schrieb:Eigentlich müsste jedem klar sein, dass ein Neustart mit so wenig Startkapital sofort zum scheitern verurteilt ist, bzw ein Identitätsdiebstahl in diesem Fall nicht funktionieren kann.
Ich denke, sie war zusätzlich zu all den Mordplänen noch sehr naiv. Und wenn man bedenkt, womit sie in ihrem jungen Leben bisher schon alles durchgekommen ist, ist das aus ihrer Perspektive auch nachvollziehbar: ein dickes Auto, einen Haufen Geld aus der Teststation, schnelle und unkomplizierte Kontakte...und das alles ohne viel Aufwand.

Dass sie Khadidjas Identität annehmen wollte, glaube ich nicht.

Aber dass es ihr trotz allem um Rawan ging. Sie hat ja schon ein paar Spuren gelegt, die auf ihn hindeuten (Infos an die Eltern, Handtücher aus dem Salom, seine Jacke). Und dass diese Beziehung für sie so immens wichtig war, dass sie bereits einen Auftragsmord in Kauf genommen hat, ist bekannt.

Vielleicht hat sie gehofft, dass sie (die vermeintlich Tote) mit ihm (dem vermeintlichen Täter) untertauchen könnte. Oder ihn zumindest jetzt in der Hand hätte. Oder irgendetwas anderes, was nur in ihrer Realität Sinn gemacht hat.

Ich glaube, es ist sehr schwer, nachzuvollziehen, was eigentlich der Plan war. Es hätten sich ja auch eher wenige Menschen nach so einer Tat in einen Pizzadienst gestellt, wenn es darum gegangen wäre, unterzutauchen.


2x zitiertmelden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

28.12.2024 um 19:50
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:Gericht geht davon aus, dass der eigentliche Plan war, das Auto samt Leiche anzuzünden (deshalb wären eine ungefähre Ähnlichkeit wohl ausreichend gewesen), aber aufgrund der raschen Polizeipräsenz nicht durchgeführt werden konnte.
Aber gerade dann wäre ja erst recht auf Identifikation via DNA zurückgegriffen worden.
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:hätten sich ja auch eher wenige Menschen nach so einer Tat in einen Pizzadienst gestellt, wenn es darum gegangen wäre, unterzutauchen.
Das stimmt allerdings.


melden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

28.12.2024 um 21:49
Für mich bleibt das Auffinden des Wagens durch die Eltern von Shahraban immer noch mysteriös und widersprüchlich.
Zitat von TritonusTritonus schrieb:Nach Meinung von Ortskundigen, die hier mitschrieben, hätten die Eltern, wenn ich mich richtig erinnere, den Wagen nicht zufällig finden können, weil er in keinem Bezug zu Shahrabans Umfeld stand.
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb am 19.12.2024:Nachdem das Auto in der Peisserstraße geparkt wurde, gingen beide zu Sheqir, um zu duschen etc. Sheqir hat dabei den Schlagring unter der Matratze seiner Mutter versteckt.

Das Gericht geht davon aus, dass das Auto im Anschluss angezündet hätte werden sollen. Als die Angeklagten gegen 23.50 Uhr Sheqirs Wohnung wieder verließen, war jedoch bereits die Polizei vor Ort (von den Eltern der Angeklagten um 23:14 informiert).
Einen Bezug zu Shahrabans Umfeld gab es doch insofern, als der Pkw mit der Leiche in der Peisserstrasse abgestellt wurde - also an einem Ort, der offenkundig in unmittelbarer Nähe zu Sheqirs Wohnung lag. Schließlich sind Sheqir und Shahraban doch nach der Ankunft in Ingolstadt zu Fuß vom Auto in die Wohnung gegangen, um sich frisch zu machen.

Frage: Wussten die Eltern von der Beziehung zu Sheqir, kannten sie seine Wohnadresse und suchten sie deshalb die Peisserstrasse auf in der Hoffnung, dort eine Spur von Shahraban bzw. deren Auto zu finden?

Oder gab es einen gezielten Hinweis auf diese Strasse, zumindest auf dieses Viertel?

Laut @Schneewi77chen hatte Shahraban ja vermutlich ein klares Interesse daran, ihre Eltern an diesem Abend in den Bereich der Peisserstrasse zu locken. Und womöglich nahm sie sogar Abstand von dem ursprünglichen Plan, das Auto mit der Leiche in Brand zu stecken. Vielleicht setzte sie darauf, dass eine spontane Identifizierung durch die Eltern weitergehende Untersuchungen erübrigen könnte.


1x zitiertmelden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

29.12.2024 um 13:41
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:das Gericht (...) geht aber davon aus, dass Shahraban Sheqir Dinge mitgeteilt hat, die ihn dazu bewegten die Tat durchzuführen.
Zunächst einmal herzlichen Dank an @Schneewi77chen für die fundierten Beiträge. Sie ist sicherlich eine der besten Kennerinnen dieses Falles.

Gleichwohl die Frage an sie, welche Dinge konkret Shahraban Sheqir mitgeteilt haben könnte, die ihn dann veranlassten, den Mord auszuführen.

Sind das nur Annahmen des Gerichrs, oder wurden diese „Dinge“ explizit benannt?

Sheqir hat ja im Prozess die Aussage verweigert. War das die richtige Strategie oder hätte er sich -im Nachhinein betrachtet- lieber doch äußern sollen?


1x zitiertmelden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

29.12.2024 um 14:08
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Zunächst einmal herzlichen Dank an @Schneewi77chen für die fundierten Beiträge. Sie ist sicherlich eine der besten Kennerinnen dieses Falles.
Zunächst mal vielen Dank für Deine netten Worte! :) Von den Usern die hier noch regelmäßig mitschreiben (was ja leider nicht mehr so viele sind) gibt es aber noch einige, die den Fall sehr gut kennen. ;)
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Gleichwohl die Frage an sie, welche Dinge konkret Shahraban Sheqir mitgeteilt haben könnte, die ihn dann veranlassten, den Mord auszuführen.
Das konnte das Gericht nicht abschließend feststellen. Bei der Urteilsverkündung wurden nochmal ein paar Nachrichten zwischen den beiden vorgelesen, in denen sie Sheqir geschrieben hat, sie dürfe nicht raus, dürfe nicht reden und ihr Vater würde ihr das Leben schwer machen.
Da Sheqir sich aber nicht eingelassen hat, könne man nicht gesichert sagen, was ihn zur Tat bewogen hat. Aber das Gericht geht eben davon aus, dass Shahraban und ihre Äußerungen ihm gegenüber (welche auch immer das genau waren) daran einen Anteil hatten.

Ich glaube diese Annahmen ergeben sich vor allem daraus, da sie ja auch anderen Zeugen, die sie zur Tat bewegen wollte, erzählt hat, wie schlecht es ihr ginge, sie würde verfolgt werden, sie hätte Angst um ihr Leben etc.
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Wussten die Eltern von der Beziehung zu Sheqir, kannten sie seine Wohnadresse und suchten sie deshalb die Peisserstrasse auf in der Hoffnung, dort eine Spur von Shahraban bzw. deren Auto zu finden?
Also, zu Sheqir hatte sie ja keine Beziehung. Sie hat ihn und seine Clique ca. zwei Wochen vor der Tat kennengelernt. Zunächst hing sie viel mit seinem besten Freund Marcello in dem Viertel hab. Diesen fragte sie am 6. August in SMS-Nachrichten auch, wie weit er für sie gehen würde etc. Marcello schrieb daraufhin einem Kumpel "Die ist behindert, die will, dass ich jemanden umbringe."

Ich kann mir schon vorstellen, dass sie ihren Eltern irgendwelche Hinweise auf die Peisserstraße gegeben hat - schon im Vorfeld. Sie war ja sehr häufig in Ingolstadt, mit irgendeinem Vorwand wird sie das ihren Eltern schon erklärt haben (sonst hätten sie sich wahrscheinlich schon viel früher Sorgen gemacht).
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Und womöglich nahm sie sogar Abstand von dem ursprünglichen Plan, das Auto mit der Leiche in Brand zu stecken.
Das Gericht geht davon aus, dass der Plan, das Auto in Brand zu setzen nicht mehr durchgeführt werden konnte, weil bereits Polizei vor Ort war.

So ähnlich sahen sich die beiden ja nun nicht, Khadidja war rund 20kg schwerer und hatte ein Tattoo. Um diese Merkmale zu eliminieren glaube ich eigentlich schon, dass ein Verbrennen geplant war. An weitere Identifikationsmöglichkeiten (DNA, Zahnstatus...) hat sie glaub ich nicht gedacht.
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Sheqir hat ja im Prozess die Aussage verweigert. War das die richtige Strategie oder hätte er sich -im Nachhinein betrachtet- lieber doch äußern sollen?
Meine persönliche Meinung ist, dass er sich mit einem frühen Geständnis, einer umfassenden Einlassung zu den Umständen der Tat und echter Reue (die er ja bereits nach der Tat gezeigt hat, wenn man den Zeugenaussagen glauben will), einen Gefallen getan hätte.

Aber ich bin kein Jurist und es heißt ja gerne, dass sich Angeklagte mit einer Einlassung auch schnell mal ungewollt schaden können.

Deshalb wäre zu Deiner Frage die Einschätzung von @fassbinder1925 wahrscheinlich etwas fundierter, als meine.


2x zitiertmelden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

29.12.2024 um 14:29
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:Meine persönliche Meinung ist, dass er sich mit einem frühen Geständnis, einer umfassenden Einlassung zu den Umständen der Tat und echter Reue (die er ja bereits nach der Tat gezeigt hat, wenn man den Zeugenaussagen glauben will), einen Gefallen getan hätte.
Also wenn man davon ausgeht, dass es genauso war und er das auch genauso eingeräumt hätte, wäre das nicht lohnenswert gewesen. Denn Mord kennt ja in der Regel kein Strafrahmen und die Besondere Schwere wurde ja ohnehin nicht festgestellt. Und er kann sich auch in seinem Umfeld nicht mehr anders darstellen.

Was Anderes wäre es natürlich gewesen, wenn er den Ablauf so geschildert hätte, dass die Heimtücke wegfällt. Das muss das Gericht dann aber auch erstmal glauben.


1x zitiertmelden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

29.12.2024 um 14:35
Zitat von fassbinder1925fassbinder1925 schrieb:Also wenn man davon ausgeht, dass es genauso war und er das auch genauso eingeräumt hätte, wäre das nicht lohnenswert gewesen.
Ah, interessant, danke! Dass es den Prozess ggbfs. beschleunigt hätte und der Vater und die Angehörigen des Opfers zumindest Klarheit erlangt hätten, wäre dann auch nicht von Belang gewesen? Ich dachte immer, dass sowas schon auch mit gewertet wird. Aber dafür kenn ich mich halt zu wenig aus.


2x zitiertmelden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

29.12.2024 um 14:40
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:Ich dachte immer, dass sowas schon auch mit gewertet wird. Aber dafür kenn ich mich halt zu wenig aus.
Bei Mord eher schwierig. Da ist ja die lebenslange Freiheitsstrafe obligatorisch. Bis auf ganz wenige Ausnahmen, die beispielsweise für den Tyrannenmord geschaffen wurden, wenn lebenslang eindeutig zu viel ist. Aber in einem solchen Fall? Nein.
Und hier von Mord zum Totschlag zu kommen ist auch eher nicht vorstellbar. Dagegen steht dann das Risiko, dass man sich durch die Aussage noch tiefer reinreitet und die besondere Schwere der Schuld einfängt.
Hier zu schweigen ist zumindest nicht der schlechteste Weg gewesen.


melden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

29.12.2024 um 14:47
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:Ich dachte immer, dass sowas schon auch mit gewertet wird. Aber dafür kenn ich mich halt zu wenig aus.
Würde auch berücksichtigt werden. Aber es bleiben dann Worte.


melden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

29.12.2024 um 23:00
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:Also, zu Sheqir hatte sie ja keine Beziehung. Sie hat ihn und seine Clique ca. zwei Wochen vor der Tat kennengelernt.
Mit Beziehung hatte ich nicht etwa ein Liebesverhältnis gemeint, sondern nur, dass Sheqir und Shahraban in einer Beziehung zueinander standen. Wenn das dann nur zwei Wochen waren, okay.
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:Das Gericht geht davon aus, dass der Plan, das Auto in Brand zu setzen nicht mehr durchgeführt werden konnte, weil bereits Polizei vor Ort war.

So ähnlich sahen sich die beiden ja nun nicht, Khadidja war rund 20kg schwerer und hatte ein Tattoo. Um diese Merkmale zu eliminieren glaube ich eigentlich schon, dass ein Verbrennen geplant war. An weitere Identifikationsmöglichkeiten (DNA, Zahnstatus...) hat sie glaub ich nicht gedacht.
Das überzeugt mich. Diese Details -dass Khadidja 20 Kilo schwerer war und ein Tattoo besaß- kannte ich nicht. Von daher erscheint es nachvollziehbar, dass mit einer Verbrennung versucht werden sollte, derartige Unterscheidungsmerkmale zu eliminieren.

Aber selbst wenn das gelungen wäre, hätten ja andere Untersuchungen (beispielsweise Zahnstatus) aufdecken können, dass die Tote nicht Shahraban war. Die Polizei ist ja auch wohl noch am Abend misstrauisch geworden - obwohl die Eltern von Shahraban im ersten Schock die Tote als ihre Tochter identifiziert hatten.

Dass Shahraban nicht eben sonderlich klug und clever war, beweist ihr kurzsichtiges Handeln. Aber Sheqir dürfte auch kein hellerer Kopf gewesen sein; sonst hätte er doch vor den Folgen warnen müssen.

Stattdessen hat der junge Mann aber noch wohl am Abend gegenüber Kumpeln Mordandeutungen gemacht. Mal abgesehen von dem unfassbar brutalen und sinnlosen Verbrechen, das er mit der Tötung der jungen Frau begangen hat, zeugt auch das Verhalten rund um die Tat von Dummheit und einem eklatanten Mangel an Empathie.


melden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

gestern um 03:07
Durch das Urteil und eure klärenden Diskussionen hier (schneewi77chen kann ich da besonders hervorheben) hat sich mein Bild des Falles ziemlich geklärt.
Auch wenn manches im Dunkeln liegt. So kann ich weiterhin nur schwer glauben, dass die Täterin so ganz rein zufällig im Internet auf das hunderte km entfernt lebende Opfer gestoßen ist, das in einer Beziehung mit Furkan, einem Bekannten (oder mehr) auch der Täterin stand. So viele gleichzeitige Zufälle halte ich für unwahrscheinlich. Und der Auftritt von Furkan vor Gericht war jetzt auch nicht gerade erhellend. M.E. könnten in diesem Fall viele unausgesprochene Emotionen eine Rolle (mit)gespielt haben. Das Opfer wollte sich offenbar gerade von Furkan trennen und die Täterin trifft sich mit Furkan im Hotel.
Auch das konsequente Schweigen von Sheqir könnte ein Versuch sein, seine Emotionen ggü der Täterin öffentlich in Schach zu halten.
Schlüssig wären die zahlreichen Zufälle dann, wenn die Suche von Sharaban nach einer Doppelgängerin mit einem möglichen Interesse Furkans an Rache an Khadidja zusammengefunden hätten und es so zu einer Vermittlung von Khadidja kam. Furkan konnte ja davon ausgehen, dass niemals der Tod von Khadidja, sondern nur ihr Verschwinden festgestellt werden würde.
Seine von ihm angegebenen Vorahnungen, dass Khadidja in Gefahr sei, könnten Anzeichen von Vorwissen sein. Vielleicht ging er zunächst von einer anderen Form der vorgesehenen Bestrafung aus, bis ihm das schreckliche tatsächliche Ausmaß bewusst wurde.
Furkan sollte nach meiner Erinnerung ja psychiatrisch untersucht und ggf. nochmals vor Gericht vorstellig werden. Weiss jemand, warum es dazu dann nicht kam?
Über allem steht - wie schon öfter hier beschrieben - die grenzenlose Dummheit, oder sollte man es besser Überforderung nennen, sich nach der Tat weiter öffentlich in der Stadt zu zeigen und zumindest von Seiten Sheqirs, offen über den Mord zu sprechen. Die Versuche, alles ihrem ehemaligen Mann in die Schuhe zu schieben zeugen immerhin von einem gewissen Mass an planerischem Vorgehen. Aber es fehlte ganz offenbar an einem neuen Lebensumfeld und an realistischen Perspektiven.
Wenn man ihren chatposts folgt, war ein entscheidender Hintergrund der Tat, der vermutlich nicht offen ausgetragene Generationenkonflikt mit den konservativ-religiösen Eltern einschließlich der engen Moral- und Kontrollvorstellungen ihres jessidischen Umfelds und Sharabans behindertem Freiheits- und Lebensdrang.


1x zitiertmelden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

gestern um 11:15
Zitat von 96594TT96594TT schrieb:Furkan sollte nach meiner Erinnerung ja psychiatrisch untersucht und ggf. nochmals vor Gericht vorstellig werden. Weiss jemand, warum es dazu dann nicht kam?
Das war lediglich ein Antrag bzw. eine Anregung von Schahrabans Verteidigern.

Jedoch hätte sich Furkan dazu bereit erklären müssen und das war abzusehen, dass dieser dazu nicht bereit ist.

Vielmehr hätte das Gericht ihn überhaupt dazu nochmal als Zeuge laden müssen, wozu sie keine Veranlssung sahen.


melden

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

gestern um 22:57
Furkan wurde vor Gericht direkt gefragt, ob er etwas mit dem Mord zu tun habe. Als er das verneinte, war es das dann offenbar dazu.
Man muss wohl damit leben, dass einige Fragen auch nach dem Urteil ungeklärt bleiben. Juristen sind offenbar gut darin, einen Hauptstrang schlüssig zu verfolgen und manches zu marginalisieren, was bei psychologischer Betrachtung bedeutsam sein könnte, um zu versuchen, gewisse Zusammenhänge zu verstehen. So steht jetzt am Ende des Prozesses nicht umfassendes Verstehen des komplexen Falles, sondern Täter und e i n Motiv.


melden

Ähnliche Diskussionen
Themen
Beiträge
Letzte Antwort
Kriminalfälle: Kleiner Junge tot in der Donau
Kriminalfälle, 768 Beiträge, am 30.12.2024 von HolzaugeSHK
JamesRockford am 24.05.2022, Seite: 1 2 3 4 ... 36 37 38 39
768
am 30.12.2024 »
Kriminalfälle: Wo ist Alexandra R. (39) aus Nürnberg?
Kriminalfälle, 4.117 Beiträge, am 31.12.2024 von Turmfalke23
JamesRockford am 17.12.2022, Seite: 1 2 3 4 ... 215 216 217 218
4.117
am 31.12.2024 »
Kriminalfälle: Vermisstenfall Vanessa Huber (39) aus Unterhaching
Kriminalfälle, 939 Beiträge, am 25.10.2024 von brigittsche
ThoFra am 29.12.2022, Seite: 1 2 3 4 ... 46 47 48 49
939
am 25.10.2024 »
Kriminalfälle: Verbrannte Frauenleiche bei Koblenz gefunden
Kriminalfälle, 109 Beiträge, am 13.07.2024 von Wintertime
menari am 21.12.2020, Seite: 1 2 3 4 5 6 7
109
am 13.07.2024 »
Kriminalfälle: Ungeklärter Mord an Manuela C. in Regensburg
Kriminalfälle, 252 Beiträge, am 13.09.2023 von Zeralda
Treets am 08.02.2015, Seite: 1 2 3 4 ... 10 11 12 13
252
am 13.09.2023 »