Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt
14.03.2024 um 01:15
Bericht vom 27.02.2024
Die Erste Zeugin war eine junge Friseurin aus München.
Der Richter fragt, ob sie die Angeklagten kennt. Die Zeugin entgegnet, sie kennt nur Schahraban, aber dafür sehr gut.
Sie kennt die Angeklagte seit ihrer Schulzeit, da ihre große Schwester sehr eng mit ihr befreundet war. Als Schahraban bereits in Ingolstadt lebte, hat sich der Kontakt zur Zeugin intensiviert. Die Angeklagte hat nämlich alle zwei Wochen ihre Eltern besucht, danach hat sie die Freizeit mit den Schwestern verbracht. Man ist mit dem Auto rumgefahren, oder durch Shisha-Bars gezogen.
An so einem Abend hat die Zeugin auch mal die Wut des EX-Manns von Schahraban auf sich gezogen. Sie lud auf Instagram Fotos von Snacks in einer Bar hoch. Rauan habe prompt reagiert und die Schwestern gefragt, warum sie mit einer verheirateten Frau durch Bars ziehen. Ansonsten sei er aber nicht groß in Erscheinung getreten und hat sich nur 1-2 Mal an solchen Treffen beteiligt.
Die Familie von Rauan kennt die Zeugin überhaupt nicht, diese seien aber von Anfang an gegen Schahraban gewesen und hätten sie ungerecht behandelt. Den Grund dafür kennt die Zeugin aber nicht. Streitereien zwischen der Angeklagten und ihrem Mann hat sie nicht mitbekommen. Aufgrund der Familie von Rauan sind die beiden auch aus München weggezogen und hätten sich einen Laden bei Ingolstadt aufgebaut. Dort hat die Angeklagte Laserbehandlungen angeboten.
Das Gericht fragt bei der Zeugin nach, ob sie in Bezug auf Schahraban was von Drogenfahrten weiß. Die Friseurin verneint strikt, das hört sie zum ersten Mal. Schahraban hätte in ihrer Anwesenheit sogar Zigaretten abgelehnt.
Nun fragen die Sachverständigen für die Psyche. An diesem Tag waren weder Fischer noch Schiltz da, sie wurden von einem Jungen Psychiater und Psychologen vertreten. Die Zeugin soll Schahraban beschreiben.
Sie sagt die Angeklagte war ein „nettes und glückliches Mädchen. "Sie hat eine gute Ehe geführt und man konnte sich gut gegenseitig Probleme erzählen. So hat die Zeugin viel über ihre Prüfungen geredet und dass ihre Brüder „drinnen“ sind. Schahraban hat viel über die Probleme durch die Familie des Rauan geredet.
Auf Nachfrage, ob der Angeklagten materielles und Äußerlichkeiten wichtig sind, meinte die Zeugin, dass Schahraban überhaupt nicht gerne im Mittelpunkt stand und sie nicht übertrieben Wert auf solche Sachen gelegt hätte.
Der Psychiater fragt, ob die Angeklagte schnell vertrauen zu Anderen Personen fasst.
Die Zeugin entgegnet, dass dies nicht der Fall ist, Schahraban müsste erst auftauen. Sie ist auch nie durch Gefühlsausbrüche aufgefallen.
Nun fragten die Verteidiger von Schahraban.
Dr. Makepeace will wissen, ob sie die Familie seiner Mandantin kennt.
Die Zeugin sagt, dass die Eltern sehr nette Leute sind, die sie wie ihre eigene Tochter behandeln.
Ob die Angeklagte männliche Freunde hatte, hakt Makepeace nach.
Das verneint die Zeugin, sie ist auch Jesidin, das kommt in ihrer Kultur nicht in Frage, sobald man verheiratet ist.
Der Anwalt will wissen, ob sie weiß wer in Rauans Familie das sagen hat. -„Sein großer Bruder.“, weiß die Zeugin.
Sein Kollege Dr. Stevens interessiert wie die Familie von Schahraban ihre Tochter behandelt haben.
Die Zeugin sagte, dass die Eltern immer gut zur Angeklagten waren und der Vater auch nicht sehr streng. Sie durfte immer rausgehen.
Es folgte nun die Aussage der Schwester. Eine 22-Jährige Rechtsanwaltsfachangestellte aus München. Diese saß schon in der Pause im Zeugenstuhl und tauschte mit Schahraban lange Blicke aus.
Sie erklärt, dass sie die Angeklagte seit der 7. Klasse kennt und sie ihre Beste Freundin ist. Auch sie berichtet von den gemeinsamen Unternehmungen in München.
Mit Rauan war sie zu der Zeit 4 Jahre zusammen und die Zeugin hat Schahraban für ihre gute Ehe bewundert. Aufgrund des Schwagers, so die Zeugin, musste das Paar aus München weg. Am neuen Ort hat sich das Paar aber viel aufgebaut, auch weiß die Freundin von einer geplanten Corona-Teststation, aber nicht wie ernst diese betrieben wurde.
Dort hat die Zeugin die Angeklagte auch einmal besucht. Wie Schahraban dort gewohnt hat und was sie für ein Umfeld hatte, Weiß die Zeugin nicht. Jedoch hat die Zeugin einmal zum Ex-Mann gesagt, dass sie bei Schahraban gemeinsam in Ingolstadt schläft, das aber gelogen war und die Zeugin die Angeklagte auf dem Heimweg abgesetzt hätte. Mit einem anderen Mann hätte das aber „definitiv nichts“ zu tun. Und einen Yakup Ö. (von mir früher fälschlicherweise als Jakub bezeichnet. Passt so aber auch besser zum Nachnamen) kennt sie nicht.
Der Beisitzer fragt, ob die Zeugin was von einer Abtreibung oder Schwangerschaft weiß, das verneint die Zeugin.
Die Staatsanwältin will wissen, wie ein Sabotieren der Ehe durch den Schwager genau aussah. Das kann aber nicht näher beschrieben werden.
Nebenklagevertreterin Szerafi fragt in Anspielung an die Schwester, ob mit „drinnen“ das Gefängnis gemeint ist und ihre Brüder inhaftiert waren.
Das möchte die Zeugin nicht beantworten, sie muss aber. Sie bleibt aber dabei, dass das niemanden hier was angeht. Der Richter sagt, dass sie das aber zur Vermeidung eines Ordnungsgeldes tun sollte und sie hier eher niemanden kennt. So geht das einige Minuten bis die Zeugin es bejaht. Sie soll sagen wegen was die Brüder inhaftiert waren. „Ich kann das nicht aussprechen.“, weint die Zeugin. Ob es wegen Betäubungsmittel war, wird nachgehakt. -„Ja“ und die Zeugin schluchzt hemmungslos. Man kann sich anstellen schon auch. Ich glaube da hat jeder im Saal ganz andere Sachen hineininterpretiert.
Nun fragen die Sachverständigen nach den Eigenschaften.
Schahraban ist höflich und loyal gewesen. In der Schule waren die Leistungen in Ordnung, aber sie war ein bisschen hyperaktiv. Mit Gegenständen hat sie nie geworfen. Geld war ihr nicht wichtig, sie hat lieber Andere damit eingeladen.
Dr. Makepeace fragt, ob seine Mandantin sehr fordernd gewesen ist.
Die Zeugin sagt, dass das Gegenteil der Fall gewesen ist.
Weiter fragt der Anwalt, ob Rauan sehr eifersüchtig gewesen ist.- „Jeder Mann ist sehr eifersüchtig.
„Hat die Familie von Schahraban sehr getrauert ist die nächste Frage.
Die Zeugin sagt „Sie haben die Welt vor ihren Augen nicht mehr gesehen.“ Die Zeugin hat bei ihrem Probearbeiten eine Nachricht mit einem Artikel bekommen, dass ihre Freundin ermordet aufgefunden wurde. Sie ist dann sofort zu den Eltern gefahren.
Der Verteidiger von Sheqir, Bals, spricht die Zeugin auf den langen Blickkontakt mit der Angeklagten vor der Einvernahme an. Diese entgegnet, das ist normal wenn man sich solange nicht gesehen hat und sie sieht Schahraban immer noch als Freundin.
Als dritter Zeuge kam der Schwager der Angeklagten. Es handelt sich um eine 25 oder 26-Jährige Münchner Reinigungskraft. Er kam mit Rechtsbeistand.
Der Anwalt fordert ein Auskunftsverweigerungsrecht nach 52 StPO ein, da sein Mandant schon mit der Schwester der Angeklagten nach jesidischem Recht verheiratet ist und man es nicht so starr auslegen soll.
Das Gericht fragt, ob schon geplant ist nach deutschem Recht zu heiraten. Der Zeuge bejaht, es gibt aber noch Probleme mit den Papieren, da er im Irak 1997 geboren ist, bei den deutschen Behörden aber ein Jahr später.
Der Vorsitzende sagt, dass er dann Verlobt ist und der Schwester gegenüber verweigern darf, gegenüber der Angeklagten aber nicht.
Das Gericht will wissen, wie lange er Schahraban kennt. Er kennt sie seit März 2022.
Das Gericht spricht den Zeugen nun auf einen Ausflug zum Starnbergersee an. „55!“ hält der Anwalt entgegen, mit dem Paragraph 55 kann man bei möglicher Selbstbelastung schweigen. Das Gericht sieht hier keinen Grund.
Der Anwalt sagt, wenn über mögliche Tatpläne in Bezug auf die Tötung gesprochen wurde könnte der Zeuge sich nach Paragraph 138 StGB strafbar gemacht haben und nach der Mosaiktheorie des BGH kann das schon früher Zurückliegende Ereignisse umfassen. Eine der Staatsanwältinnen zürnt „Hallo, sie können doch nicht einfach was behaupten, was sie nicht wissen.“
Nun redet der Zeuge. Man hat sich zusammen mit der Angeklagten und weiteren Familienmitgliedern in Pasing getroffen. Über den Starnbergersee ist man nach Kochel gefahren, um dort zu essen. Dazu werden auch Fotos an die Wand geworfen, vorgefallen ist da aber nichts.
Ob Drogenfahrten nach Berlin geplant waren, will der Richter wissen. Die Auskunft verweigert der Zeuge.
Nach einer Waffe hat sie den Zeugen aber nie gefragt.
Auch dieser Zeuge wird gefragt, wie die Eltern reagiert haben.
„Ungläubig“, so die Antwort. Sie hätten auch schon eine Trauerfeier geplant.
Warum die Eltern an diesem Tag nach Ingolstadt gefahren sind?
Sie haben sich Sorgen gemacht, weil sie sich nicht gemeldet hat und von ihrem Schwager bedroht wurde.
„Hat es Schlichtungsgespräche zwischen den Familien gegeben, was die Ehe angeht?“ fragt der Vorsitzende.
Diese waren geplant, aber Rauans Familie ist nicht erschienen.
Ob die Angeklagte die Ehe aufrecht erhalten wollte? -„Auf jeden Fall.“
Der Beisitzer hält nun Chats vor, die zwischen dem Zeugen und Schahraban stattgefunden haben. Das zieht sich 30 Minuten. Raushören kann man aber nicht viel, da es so schnell geht. Der Zeuge sagt ohnehin immer, dass er sich daran nicht konkret erinnern kann.
An einer Stelle sagt der Eine zum Anderen „Zeig mir deinen Kontostand, dann zeig ich dir meinen. Ich habe alles ehrlich erarbeitet. Halal.“ Der Andere antwortet nun „Haram-Geld viel besser. Geht schneller.“ Leider kann ich nicht sicher sagen, ob die Entgegnung von der Angeklagten kommt.
Die anderen Prozessbeteiligten wurden gefragt, ob sie Nachhaken wollen. Die Staatsanwaltschaft entgegnet „Die vielsagenden Blicke zwischen Zeugen und Angeklagter, machen jede Befragung überflüssig.“
Nun soll der Schwager von einem Treffen mit der Angeklagten am 14.8.2022 am Langwieder See berichten.
Auch hier wollte man einen Ausflug machen. Man hat sich ausschließlich mit den Problemen mit Rauan unterhalten.
Dr. Makepeace fragt „Hatten sie eine Affäre mit meiner Mandantin?“
Der Zeuge: „Nein, um Gottes Willen!“
Verteidiger Azem will wissen „Wollte Schahraban verschwinden?“ -„Nie im Leben!“
Die Sachverständigen fragten, ob der Angeklagten Geld und Aussehen wichtig war. Der Zeuge verneint. Sie ist sehr ruhig und hilft Obdachlosen mit Geld.
Nach der Mittagspause kam eine Mitarbeiterin von Hornbach.
Sie schildert wie eine junge Frau am 16.8 einen Benzinkanister bei ihr gekauft hat. Sie könne aber nicht mehr sagen, ob Bar oder mit Karte gezahlt wurde. Auch sonst war nichts auffällig an der Kundin.
Es folgte die Besitzerin der Bavariapetrol-Tankstelle, die sich gegenüber der Saturnarena befindet.
Sie stand am 16. an der Kasse, als eine junge Frau auffällig wenig tankte. Diese ist dann zu ihr reingekommen. Sie fiel durch zwei Dinge auf. Einmal weil sie so schön war, aber auch weil sie sich komisch verhielt. Sie hat nicht gegrüßt und jeden Blickkontakt vermieden.
Es wurde dann auch ein Video gezeigt, dass die Angeklagte in schwarzer Jogginghose und weißem Shirt zeigt.
Die Zeugin berichtet auch, dass in ihrer Tankstelle nach der Tat viel getratscht wurde, genaueres kann sie aber nicht sagen, jeder sagte unterschiedliche Varianten.
Die Nächste Zeugin. Es handelt sich um eine 23-Jährige Disponentin aus Ingolstadt. Diese ist eine Freundin des Sheqir, sie kennen sich seitdem sie 13 waren aus der Schule.
Der Angeklagte war das Letzte Mal am 16.8.2022 Mittags bei der Zeugin und blieb eine Dreiviertelstunde. Sheqir war gut gelaunt und rauchte einen Joint. Er sagte, dass er später noch abgeholt wird. Als sie fragte, wie der Kumpel heißt, antwortete er, dass es eine sie ist. Er wirkte kurz danach schockiert, wie als wäre es ihm rausgerutscht. Er ist dann tatsächlich abgeholt worden, die Zeugin weiß aber nicht von wem.
Am 17.8 hat sie ihm dann eine Nachricht geschickt, ob er schon von der Leiche in seiner Straße gehört hat, da ging aber nur ein Haken durch.
Als sie langsam Gerüchte hörte, dass Sheqir dahinter steckt, konnte sie es erst nicht glauben. So wurde ihr gesagt, dass er es mehren Leuten vor dem Oldtimer-Hotel gesagt haben soll.
Aber auch ein Freund, Kevin, hat ihr gesagt, dass ein Ardian ihm erzählt hätte, dass der Angeklagte bei ihm war um Drogen zu kaufen. Sheqir hätte diesem Ardian gesagt, dass er dem Opfer mit dem Schlagring eins drüber gehauenen hat und weil es noch gezuckt hat, nahm er das Messer.
Der Zeugin wird nun ihre Polizeiliche Vernehmung vorgehalten. So hat sie die Vermutung angestellt, dass die Andere Beschuldigte ihn eingelullt hat, da er nicht so viel Glück bei den Mädchen hatte.
Die Zeugin bestätigt das. In der Schule hat sie nie was von Mädchen mitbekommen. Aber da er später mit Sport anfing, wurde er selbstbewusster und sie vermutet dass es dann besser geklappt hat. Auf die Vermutung ist sie deswegen gekommen, weil er von selbst nicht der Typ ist jemanden umzubringen.
Die Nebenklagevertreterin sagt, dass die Zeugin bei der Polizei was von einem Motorrad erzählt hat, dass sich Sheqir kaufen wollte. Ob sie weiß von welchem Geld?
Die Zeugin weiß es nicht. Sheqir habe immer gesagt er will sich nichts von „Schmutzgeld“ kaufen. Wenn man das nämlich macht, zum Beispiel weil man im Lotto gewonnen hat, könnte man einen Unfall haben.
Die Psychiatrische Sachverständige fragt nochmal nach der Schulzeit.
Die Zeugin erinnert, dass der Angeklagte in einer „P-Klasse“ war, da kommen wohl Verhaltensauffällige rein. Er sei auch eher bei den Mobbern dabei gewesen. Sie vermutet weil er damals Übergewichtig und unzufrieden war, so wollte er sich stärken. Später ist er aber immer lustig gewesen. Wenn er Alkohol getrunken hatte, hat er schon manchmal ein bisschen rumgepöbelt, dies war aber eher spaßig. Gekifft habe er und sie habe Gerüchte gehört, dass er bei der Tat auf Koks gewesen sein soll, ob das stimmt, weiß sie nicht. Auch ging das Gerücht rum, dass die Angeklagten das Opfer für eine Lebensversicherung umgebracht haben.
Rechtsanwalt Bals will wissen, ob sie Sheqir noch als Freund sieht.
Sie sagt, er ist ja jetzt weg gewesen. Und es ist ein Mädchen tot. Falls das so ist wie man sagt, will sie damit nichts zu tun haben und hat für sowas kein Verständnis.
Die Letzte Zeugin ist die Mutter eines alten Freundes von Sheqir. Sie haben 18 Jahre Tür an Tür gelebt.
Sheqir war immer freundlich, höflich, ruhig und nie aggressiv.
2-3 Tage vor der Tat ist ein Mercedes durch die Straße gerast, das hat vorbeigehende ältere Frauen erschreckt. Es saß eine junge Frau am Steuer. Sie wurde zur Vorsicht gemahnt und entgegnete „Habt ihr ein Problem?!“
Ein paar Minuten später, sah sie die Fahrerin mit Sheqir und einem anderen Mann bei einem Drogenhotspot an der Donau.
Von der Psychiaterin gefragt, ob Sheqir als Kind auffällig war, verneint die Zeugin. Er hat auch nie an der Tischtennisplatte im Viertel rumgegrölt während das Andere gemacht haben. Überhaupt ist die ganze Familie sehr anständig gewesen.
Das kam jetzt mit ein bisschen Verspätung. Morgen folgt der Text über die Aussage von Furkan.