Freewing schrieb:Ich bin da vollkommen bei Dir. Leider kämpfst Du hier gegen die bekannten Windmühlenflügel an. Ein nicht erkrankter Mensch kann sich in die Gefühlswelt eines derartig depressiven Menschen leider nicht im Ansatz hineinversetzen und wer sich nur ein wenig mit der Materie befasst kommt sehr schnell zu der Erkenntnis, dass es "den Depressiven" und "den Suizidenten" nicht gibt. Du hast ja weiter oben sehr offen beschrieben, in welcher Situation Dich was getriggert hat. Ich bin mir sicher, dies können sehr viele Menschen nicht im Ansatz nachvollziehen. Break: Ich kenne Dich nicht, nutze aber jetzt mal hier die Möglichkeit und rufe aus: "Schön, dass es Dich gibt!" und fühle Dich freundschaftlich umarmt in dieser kalten Zeit.
Danke. Ich denke, ich spare mir zukünftig die Energie und das Gefühl der Wut, wenn ich es hier wieder lese und schlucke meine eigenen Erfahrungen, sowie die Erfahrungen anderer aus ihren Berichten, einfach hinunter.
Momentan bin ich stabil…wer weiß, wie lange. Es ist fragil. Aber ich bin mir ganz sicher, dass es hier im Forum einige gibt, die es, wie meine Mutter, ganz und gar nicht toll finden, dass es mich gibt.
Und das ist okay. Ich bin mittlerweile an dem Punkt, an dem ich auf Erwartungen anderer *……* und nur noch meine eigenen erfüllen.
Insofern habe ich auch nicht mehr die Erwartungen, dass andere meine Themen oder mich verstehen.
Trotzdem würde ich, als Betroffene, gerne weiterhin aufklären…genauso, wie ich auch gerne hier ernst genommen würde, gerade von denen, die einen möglichen Suizid als Beleidigung der Person und der ganzen Familie sehen und daher diesen kategorisch immer ausschließen.
Man könnte meinen Verbrechen sei für die Hinterbliebenen die respektvollere Art für Menschen aus dem Leben zu scheiden, neben Unfall. Und Suizid das absolut respektloseste, was man Hinterbliebenen und dem gemeinen allmy-Nutzer antun könnte.
sooma schrieb:Ist leider immer noch ein Tabuthena in der Gesellschaft. Hab hier leider oft gelesen, dass man Vermissten doch bitte keinen Suizid "unterstellen" solle, als wäre das quasi eine Straftat und als ob man diesen Menschen beleidigen oder abwerten wollte.
So ist es leider.
Dabei ist es in erster Linie selbstbestimmtes Sterben. Bei Alten und Kranken nickten auch die meisten ab, wenn diese ihr Leben beenden wollen.
Aber es zeigt, dass psychische Erkrankungen einfach immer noch nicht ernst genommen werden. Was sich nicht bilddiagnostisch darstellen lässt = keine Erkrankung, Hypochonder, tut nur so
Und sowieso hat man keine Depression, sondern ist nur faul. Mit genug Arbeit, Sport und abends drei positive Dinge des Tages ins Tagebuch geschrieben und wupps ist alles wieder in Ordnung. Aber doch bitte nicht darüber reden oder gar anderen damit auf die Nerven gehen.
Und gerade bei Bettina Trabhardt wissen wir: nichts!
Wir wissen nicht, ob es depressive oder niedergeschlagene Phasen waren und worauf diese ggf. begründen oder ob sie eben unter einer handfesten Depression mit eben guten Phasen litt.
Dass letzteres aber per se schon weggewischt wird, nach dem Motto “Was nicht sein darf und kann, hat gefälligst nicht zu sein!” ist mutig, aber gefährlich.
Coldcases schrieb:Richtig, dass sollte man zunächst auch nicht, wenn die Lebensumstände dafür keinerlei Anzeichen hergeben und die Leiche nicht gefunden worden ist. Jeder Vermissenfall ist in seiner Komplexität separat zu betrachten
Dem gebe ich uneingeschränkt recht. Doch das passiert in den meisten Fällen hier nicht.
———
Gab es eigentlich außer Engelbrecht, Harder und Trabhardt noch andere Frauen, die in dieser Zeit in Muc und nächster Umgebung verschwunden sind (und verschwunden blieben)?
Oder die, bspw. wie bei Harder, als verschwunden galten und deren sterbliche Überreste dann innert Monaten oder weniger Jahre auftauchten?
Über Vermisstenfälle bei uns habe ich absolut keinen Überblick. Die Wenigsten schaffen es in die Öffentlichkeit und damals hatte ich noch kein Interesse an solchen Fällen.