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Der Fall Tanja Mühlinghaus
30.10.2011 um 10:33Der Fall Tanja M.
Es ist noch immer einer der spektakulärsten Vermisstenfälle Deutschlands. 13 Jahre ist es her, dass die hübsche 15-jährige Gymnasiastin Tanja M. plötzlich spurlos verschwand. Seither hat es zahlreiche Hinweise gegeben – und dennoch stochert die Polizei auch nach so vielen Jahren im Nebel. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass das zierliche Mädchen mit den langen Haaren und den großen Rehaugen von zu Hause flüchten würde. Es ist der 21. Oktober 1998, als Tanja M. das Elternhaus in Wuppertal-Oberbarmen morgens verlässt, um mit dem Bus zum Gymnasium zu fahren. Doch dort kommt sie nie an.
Zuerst reagieren die Polizeibeamten routiniert, als die Eltern noch am selben Abend Vermisstenanzeige erstatten. Schließlich ist Tanja mit 15 Jahren kein kleines Mädchen mehr – immer wieder reißen Jugendliche aus, um wenig später zurückzukehren. Doch dann passiert etwas, das die Polizeibeamten bis heute beschäftigt: Im heimischen Briefkasten liegt Post von Tanja.
"Macht euch keine zu großen Sorgen (...) Ich brauche ein bißchen Abstand und werde mich nächste Woche noch einmal melden. Eure Tanja!"
steht handschriftlich in dem kurzen Brief. Später wird ein Gutachten bestätigen, dass es tatsächlich Tanjas Handschrift ist. Und ein Vergleich der Briefspuren mit der DNA an ihrer alten Zahnbürste wird bestätigen, dass Tanja diesen Brief berührt hat. Und er bringt aufgrund einer weiteren DNA die Erkenntnis, dass sie zu diesem Zeitpunkt nicht allein war. Doch Tanja kommt nicht. Stattdessen erreicht die Eltern einige Tage später ein weiterer Brief.
"Liebe Mama, lieber Papa, Ihr braucht euch noch immer keine Sorgen zu machen. Mir geht es gut und ich werde nun doch schon am nächsten Wochenende nach Hause kommen. Deshalb braucht ihr mich nicht zu suchen. Eure Tanja!"
Es ist das letzte Lebenszeichen, dass die verzweifelten Eltern bis heute von ihrer Tochter erhalten. Für die Polizei sind die Briefe noch immer ein ungeklärtes Rätsel: "Der Stil der Briefe ist sehr seltsam", sagt Alexander Kresta, Sprecher der Polizei Wuppertal. Ist Tanja dazu gedrängt worden, die Schreiben zu verfassen? Wurden sie vielleicht schon vor ihrem Verschwinden geschrieben und erst nachträglich abgeschickt?
"Es ist nicht einfach für eine 15-Jährige, spurlos von der Bildfläche zu verschwinden", sagt Kresta. Zumal Tanja am Gymnasium nie zuvor negativ aufgefallen war oder Kontakt ins Drogenmilieu hatte. Ihre schulischen Leistungen sind gut, sie verdient ihr Taschengeld mit Babysitten und besucht Tanzkurse. Ihr Traum ist es, später einmal in einem Musical mitzuspielen. Zuletzt hatte es ein paar Auseinandersetzungen mit den Eltern gegeben. Tanja fühlte sich als Einzelkind zu sehr von ihnen kontrolliert und verkündete, in eine betreute Wohngruppe für Jugendliche zu ziehen. Doch das Jugendamt erklärt, dass sie dort nicht aufgenommen werden kann.
Dann, mit dem Verschwinden von Tanja, bricht für ihre Eltern eine Welt zusammen. Tanjas Mutter kann nachts nicht mehr schlafen, sie wird für längere Zeit krankgeschrieben. Sie nimmt die Hilfe eines Psychologen in Anspruch, der Vater kritisiert die Arbeit der Polizei. Seiner Meinung nach haben die Beamten nicht genug getan, um seine Tochter zu finden. Wurde sie ins Rotlichtmilieu verschleppt? Ein Zeuge will Tanja in einem silbergrauen BMW zusammen mit zwei Pitbulls gesehen haben. Eine Spur, die ins Leere führte, wird die Polizei später erklären.
Die Beziehung der Eltern hat das Verschwinden der Tochter nicht überstanden. Vater und Mutter haben sich vor einigen Jahren getrennt. Beide konnten sich keinen Trost mehr spenden, die Erinnerungen an die gemeinsamen sorglosen Zeiten legten sich wie Blei über die Gegenwart. "Es ist keine Seltenheit, dass Beziehungen über solche Fälle zerbrechen", sagt Buchautor Jamin. In der Anfangsphase versuchen Freunde und Verwandte, den Angehörigen zu helfen.
Doch wenn sich nach Monaten noch immer alle Gedanken der Eltern um das vermisste Kind drehen, nehmen die Freunde irgendwann Abstand. "Dann wird es für die Eltern sehr schwer, mit dem Schmerz alleine klar zu kommen", sagt Jamin. Im Internet hat Tanjas Mutter ihren Gefühlen Ausdruck verliehen. Auf einer eigenen Homepage richtet sich Elsabeth M. an ihre vermisste Tochter:
"Immer wieder frage ich mich, wie es so kommen konnte. Die Antwort kannst jedoch nur Du mir geben. Das ist mein einziger und sehnlichster Wunsch: Von Dir alles zu hören, was Du durchgemacht hast, was Dich bewogen hat, wegzugehen, was Du mir vorwirfst und ob Du mir verzeihen kannst. (…) Ich bin nicht mehr mit Papa verheiratet (…). Wenn du den Weg nur zu mir finden möchtest, dem steht nichts im Wege. Eines möchte ich Dir noch sagen: Du brauchst Dich für nichts zu schämen und vor nichts mehr Angst haben. Wenn einer sich schämen muss, dann bin ich es. Weil ich nicht merkte, wie es Dir ging."
Quelle: http://www.rp-online.de/digitale/rpplus/Die-verschwundenen-Kinder-von-NRW_aid_999568.html
Es ist noch immer einer der spektakulärsten Vermisstenfälle Deutschlands. 13 Jahre ist es her, dass die hübsche 15-jährige Gymnasiastin Tanja M. plötzlich spurlos verschwand. Seither hat es zahlreiche Hinweise gegeben – und dennoch stochert die Polizei auch nach so vielen Jahren im Nebel. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass das zierliche Mädchen mit den langen Haaren und den großen Rehaugen von zu Hause flüchten würde. Es ist der 21. Oktober 1998, als Tanja M. das Elternhaus in Wuppertal-Oberbarmen morgens verlässt, um mit dem Bus zum Gymnasium zu fahren. Doch dort kommt sie nie an.
Zuerst reagieren die Polizeibeamten routiniert, als die Eltern noch am selben Abend Vermisstenanzeige erstatten. Schließlich ist Tanja mit 15 Jahren kein kleines Mädchen mehr – immer wieder reißen Jugendliche aus, um wenig später zurückzukehren. Doch dann passiert etwas, das die Polizeibeamten bis heute beschäftigt: Im heimischen Briefkasten liegt Post von Tanja.
"Macht euch keine zu großen Sorgen (...) Ich brauche ein bißchen Abstand und werde mich nächste Woche noch einmal melden. Eure Tanja!"
steht handschriftlich in dem kurzen Brief. Später wird ein Gutachten bestätigen, dass es tatsächlich Tanjas Handschrift ist. Und ein Vergleich der Briefspuren mit der DNA an ihrer alten Zahnbürste wird bestätigen, dass Tanja diesen Brief berührt hat. Und er bringt aufgrund einer weiteren DNA die Erkenntnis, dass sie zu diesem Zeitpunkt nicht allein war. Doch Tanja kommt nicht. Stattdessen erreicht die Eltern einige Tage später ein weiterer Brief.
"Liebe Mama, lieber Papa, Ihr braucht euch noch immer keine Sorgen zu machen. Mir geht es gut und ich werde nun doch schon am nächsten Wochenende nach Hause kommen. Deshalb braucht ihr mich nicht zu suchen. Eure Tanja!"
Es ist das letzte Lebenszeichen, dass die verzweifelten Eltern bis heute von ihrer Tochter erhalten. Für die Polizei sind die Briefe noch immer ein ungeklärtes Rätsel: "Der Stil der Briefe ist sehr seltsam", sagt Alexander Kresta, Sprecher der Polizei Wuppertal. Ist Tanja dazu gedrängt worden, die Schreiben zu verfassen? Wurden sie vielleicht schon vor ihrem Verschwinden geschrieben und erst nachträglich abgeschickt?
"Es ist nicht einfach für eine 15-Jährige, spurlos von der Bildfläche zu verschwinden", sagt Kresta. Zumal Tanja am Gymnasium nie zuvor negativ aufgefallen war oder Kontakt ins Drogenmilieu hatte. Ihre schulischen Leistungen sind gut, sie verdient ihr Taschengeld mit Babysitten und besucht Tanzkurse. Ihr Traum ist es, später einmal in einem Musical mitzuspielen. Zuletzt hatte es ein paar Auseinandersetzungen mit den Eltern gegeben. Tanja fühlte sich als Einzelkind zu sehr von ihnen kontrolliert und verkündete, in eine betreute Wohngruppe für Jugendliche zu ziehen. Doch das Jugendamt erklärt, dass sie dort nicht aufgenommen werden kann.
Dann, mit dem Verschwinden von Tanja, bricht für ihre Eltern eine Welt zusammen. Tanjas Mutter kann nachts nicht mehr schlafen, sie wird für längere Zeit krankgeschrieben. Sie nimmt die Hilfe eines Psychologen in Anspruch, der Vater kritisiert die Arbeit der Polizei. Seiner Meinung nach haben die Beamten nicht genug getan, um seine Tochter zu finden. Wurde sie ins Rotlichtmilieu verschleppt? Ein Zeuge will Tanja in einem silbergrauen BMW zusammen mit zwei Pitbulls gesehen haben. Eine Spur, die ins Leere führte, wird die Polizei später erklären.
Die Beziehung der Eltern hat das Verschwinden der Tochter nicht überstanden. Vater und Mutter haben sich vor einigen Jahren getrennt. Beide konnten sich keinen Trost mehr spenden, die Erinnerungen an die gemeinsamen sorglosen Zeiten legten sich wie Blei über die Gegenwart. "Es ist keine Seltenheit, dass Beziehungen über solche Fälle zerbrechen", sagt Buchautor Jamin. In der Anfangsphase versuchen Freunde und Verwandte, den Angehörigen zu helfen.
Doch wenn sich nach Monaten noch immer alle Gedanken der Eltern um das vermisste Kind drehen, nehmen die Freunde irgendwann Abstand. "Dann wird es für die Eltern sehr schwer, mit dem Schmerz alleine klar zu kommen", sagt Jamin. Im Internet hat Tanjas Mutter ihren Gefühlen Ausdruck verliehen. Auf einer eigenen Homepage richtet sich Elsabeth M. an ihre vermisste Tochter:
"Immer wieder frage ich mich, wie es so kommen konnte. Die Antwort kannst jedoch nur Du mir geben. Das ist mein einziger und sehnlichster Wunsch: Von Dir alles zu hören, was Du durchgemacht hast, was Dich bewogen hat, wegzugehen, was Du mir vorwirfst und ob Du mir verzeihen kannst. (…) Ich bin nicht mehr mit Papa verheiratet (…). Wenn du den Weg nur zu mir finden möchtest, dem steht nichts im Wege. Eines möchte ich Dir noch sagen: Du brauchst Dich für nichts zu schämen und vor nichts mehr Angst haben. Wenn einer sich schämen muss, dann bin ich es. Weil ich nicht merkte, wie es Dir ging."
Quelle: http://www.rp-online.de/digitale/rpplus/Die-verschwundenen-Kinder-von-NRW_aid_999568.html