Singen - Seit 28 Jahren gilt der Blumenfelder Joachim Bruckauf als vermisst. Die Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst - Spezial“ greift den rätselhaften Fall nun auf. In der Sendung wird auch die Forderung laut, eine zugemauerte Kellerwand endlich zu öffnen.
Die Handlung spielt in einer etwas düster wirkenden, rustikalen Gaststätte. „Komm mal her. Das ist wohl dein Lieblingsgast, der dich auch noch küsst“, ruft der Gastwirt erregt seiner Frau zu. „Du schaust dich ja auch nach anderen Mädchen um. Kannst mich am Schuh blasen“, schimpft die hübsche Gattin des Wirts und wirft ihrem Mann wutentbrannt den Putzlappen ins Gesicht. Die Szenerie spielt in der Gottmadinger Kneipe Kunststall. Dort fand sich ein Produktionsteam des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) mit über 20 Leuten ein.
Für die Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst - Spezial“ greift das Team eine Situation auf, die sich in Tengen ereignet haben soll. Im Mittelpunkt steht der frühere Blumenfelder Joachim Bruckauf, der am 23. Oktober 1984 im Alter von knapp 18 Jahren spurlos verschwand. Es machten seinerzeit sogar Mord-Gerüchte die Runde. Die Originalhandlung der im Kunststall nachgestellten Szene spielte sich nach Zeugenaussagen in der Tengener Gaststätte Adler ab. Die ist aber längst abgerissen und durch ein Volksbank-Gebäude ersetzt. Deshalb die Verlagerung nach Gottmadingen. „Über Bekannte kam das ZDF zu uns, weil der Kunststall ähnlich rustikal eingerichtet ist und vor allem einen alten Billard-Tisch hat“, berichtet Manuel Franke, Betreiber der Gaststätte. „Vielleicht können wir mithelfen, dass der Fall noch gelöst wird“, sagt Kunststall-Besitzer Albert Ehinger.
Der Billardtisch nimmt eine zentrale Rolle ein. Joachim Bruckauf habe kurz vor seinem plötzlichen Verschwinden einige Stunden im Tengener Gasthaus Adler Billard gespielt, berichtet Polizeisprecher Fritz Bezikofer, der die Akte Bruckauf für das Fernsehen nochmals öffnete und selbst bei zwei Drehs in Blumenfeld und Tengen mitwirkte. Joachim Bruckauf war der Gast, dessentwegen sich der Wirt und seine Frau mächtig gestritten hatten. „Billard spielen war seine Leidenschaft“, erklärt Gisela Rohde, Bilder von ihrem Neffen Joachim Bruckauf vor sich liegend, in ihrem Wintergarten. Sie kämpft wie Bruckaufs Schwester Susan darum, dass sein Fall neu aufgerollt wird.
Bruckauf ist bei seinen Großeltern in Blumenfeld aufgewachsen, ging dann kurze Zeit zu seiner Mutter nach Berlin und war vor seinem rätselhaften Verschwinden seit drei Tagen wieder im Hegau, wo er die Wirtschaftsschule weiter besuchen wollte. „Er kam fast jeden Tag zu uns nach Tengen“, schildert Gisela Rohde. „Auch am letzten Tag, bevor er spurlos verschwand, war er hier“, sagt sie. Er sei etwa um 15 Uhr gegangen, habe dann im Adler einige Stunden Billard gespielt, um dann nochmals kurz zu kommen. „Dann ist er in Richtung Blumenfeld zur Oma gelaufen. Joachim habe gesagt, dass er den schwerkranken Opa im Singener Krankenhaus besuchen wollte, wenn es auch schon etwas spät gewesen sei. Die Oma habe Joachim Bruckauf zuletzt am Ortsausgang, in Richtung Singen laufend gesehen. „Joachim hat sich immer an- und abgemeldet. Er war sehr aufgeschlossen und lebenslustig“, sagt Gisela Rohde. Sie denke jeden Tag an ihn.
„Zuerst hat der Polizeiposten Tengen die Vermisstensuche aufgenommen“, sagt Fritz Bezikofer. „Später übernahm die Kripo den Fall. Eines von vielen Gerüchten war, dass der eifersüchtige Wirt, der auch Metzger war und neben der Gaststätte eine Schlachterei betrieb, Bruckauf umgebracht habe“, bestätigt Bezikofer Eintragungen auf einer Internetseite, die Verwandte von Bruckauf eingerichtet haben. „Es gab keinerlei Hinweise auf eine Gewalttat. Daher wurden die Ermittlungen eingestellt“, so Bezikofer. Er werde die sachdienliche Seite als Studiogast in der Sendung „XY“-Sendung schildern.
Gisela Rohde und Susan Bruckauf werden ebenfalls im Studio sein. Sie werde mit allem Nachdruck fordern, dass eine zugemauerte Kellerwand unter dem Adler nach all den Jahren wieder geöffnet werde, sagt Gisela Rohde. Nach einer Eingebung habe sie im Juni 1985 die Kripo angerufen. Es sei ein seltsamer Sandhaufen samt Spaten und Handschuhen entdeckt worden, die aber die Polizei damals nicht gesichert habe und sich deshalb noch in dem zugemauerten Kellergewölbe befinden müssten.
Quelle
http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/singen/Aktenzeichen-XY-Raetselhafter-Fall-aus-Tengen-wird-im-Fernsehen-neu-aufgerollt;art372458,6023464