Comtesse schrieb am 30.10.2011:Der Brief der Mutter klingt irgendwie so, als ob in der Familie was Schlimmes vorgefallen ist, das das Verschwinden von Tanja verursacht hat, oder? Auch wie sie das schreibt, dass sie sich vom Vater getrennt hat, so als wäre das schon längst fällig gewesen.
Ja, das sehe ich auch so. Sie schrieb:
"Immer wieder frage ich mich, wie es so kommen konnte. Die Antwort kannst jedoch nur Du mir geben. Das ist mein einziger und sehnlichster Wunsch: Von Dir alles zu hören, was Du durchgemacht hast, was Dich bewogen hat, wegzugehen, was Du mir vorwirfst und ob Du mir verzeihen kannst. (…) Ich bin nicht mehr mit Papa verheiratet (…). Wenn du den Weg nur zu mir finden möchtest, dem steht nichts im Wege. Eines möchte ich Dir noch sagen: Du brauchst Dich für nichts zu schämen und vor nichts mehr Angst haben. Wenn einer sich schämen muss, dann bin ich es. Weil ich nicht merkte, wie es Dir ging."
Luminarah schrieb am 29.05.2012:Die Briefe der Mutter klingen so ,als ob es Probleme zwischen dem Mädchen und dem Vater gegeben hätte. Warum weist sie extra darauf hin ,dass sie geschieden ist.
Anscheinend war es am Anfang ,als der erste Brief von Tanja kam ,ja durchaus im Bereich des denkbaren ,dass Tanja eine Auszeit braucht.
Zafira schrieb am 10.09.2012:hallo, ich möcht mich hier auch mal einklinken. ich bin auch der meinung, dass das mädchen damals freiwillig weggegangen ist. durch die aussagen der mutter, vermute ich der vater hat das mädchen eventuell sexuell missbraucht oder geschlagen. wie gesagt, ich vermute es weil es mir seltsam vorkommt, dass die mutter so vehement drauf hinweist, dass sie jetzt geschieden ist und sich die schuld gibt, dass sie nicht wusste wie es tanja damals erging. daher nehme ich an, sie hat vielleicht weggesehen oder wollte es nicht wahrhaben und tanja ist geflüchtet. vielleicht hat sie jemanden kennengelernt und ist mit dem geflüchtet. warum sie sich nicht meldet kann auch daher sein, dass sie die vergangenheit eventuell vergessen will bzw damit abgeschlossen hat.
Zafira schrieb am 10.09.2012:diese aussagen meine ich: "Von Dir alles zu hören, was Du durchgemacht hast, was Dich bewogen hat, wegzugehen, was Du mir vorwirfst und ob Du mir verzeihen kannst. (…) Ich bin nicht mehr mit Papa verheiratet (…)."
ich finde diese zeilen sagen alles aus
Zafira schrieb am 10.09.2012:Natürlich muss man zwischen den Zeilen lesen aber wenn hier alles ok im Elternhaus gewesen wäre, hätte die Mutter nie sowas geschrieben. Und ich denke mir, dass sie damit meint, dass Tanja denkt sie hätte alles mitbekommen und zugesehen.
Diese ganzen stellenweise schon geradezu hanebüchenen Spekulationen beruhen auf einem redigierten, stark verkürzten Text, in dem die konkreten Sätze aus dem Zusammenhang gerissen wurden, um einen Zusammenhang zu konstruieren, der sich so unmittelbar nicht aus dem, was die Mutter von Tanja geschrieben hat, ergibt. Es wäre doch wirklich schön, wenn die Leute hier im Forum, bevor sie den Vater eines potentiellen Mordopfers des sexuellen Missbrauchs verdächtigen, mal wenigstens die Tatsachen exakt recherchieren, auf die sie solche schwere Anschuldigungen gründen. Dazu hätte es genügt, einfach mal den Namen der Mutter bei Google einzugeben. Und schon hätte man den vollständigen Text ohne diese [...] Lücken (Hervorhebungen von mir):
http://elisabeth-muehlinghaus.de/"An meine innigst geliebte Tochter,
mein schmerzlichst vermisstes Kind,
nun ist es schon 6 Jahre her, dass Du aus meinem Leben gingst.
Leider kenne ich bis heute nicht die Gründe (oder doch?). Immer wieder frage ich mich, wie es so kommen konnte. Die Antwort kannst jedoch nur Du mir geben.Das ist mein einziger und sehnlichster Wunsch:
Von Dir alles zu hören, was Du durchgemacht hast, was Dich bewogen hat, wegzugehen, was Du mir vorwirfst und ob Du mir verzeihen kannst.
Mit Dir sprechen zu können, Dir alles sagen zu können, was mich bewegt. Dir sagen zu können, was ich mir nicht verzeihen kann und die Frage, ob Du mir verzeihen kannst.
Ich bin nicht mehr mit Papa verheiratet,
er hat sich wegen einer anderen Frau von mir getrennt. Wenn Du den Weg nur zu mir finden möchtest, dem steht nichts im Wege. Ich wohne dort (allein), wo auch Tante Neni und Onkel Karli wohnen und inzwischen auch Achim.
Ich bin auch immer noch bei der Caritas in Wuppertal beschäftigt.
Ich wünsche mir nichts mehr auf der Welt als dass Du diese Zeilen liest und Kontakt zu mir aufnimmst. Wenn ich nur wüßte, dass Du lebst und dass es Dir gut geht. Am schönsten wäre es, wenn Du auch glücklich bist. Du müsstest nicht Dein jetziges Leben verlassen, wenn Du nicht möchtest.
Du könntest mich wie damals immer noch im Büro erreichen oder über Tante Neni, die immer noch im Telefonbuch steht (Papa und ich nicht mehr). Oder über Wiebke, Daniela oder Marion und Achim (alle warten sehnsüchtigst auf Dich) oder eine andere Kontaktperson Deiner Wahl, z.B. Kim-Anne-Jannes. Du kennst sie doch? Oder per
e-mail an mich selbst.
Eine weitere Möglichkeit zum Kontakt findest Du auch über die Webseite für vermisste Kinder.
Eines möchte ich Dir noch sagen: Du brauchst Dich für nichts zu schämen und vor nichts mehr Angst haben. Wenn einer sich schämen muß, dann bin ich es. Weil ich nicht merkte, wie es Dir ging.
Jeden Abend spreche ich mit Dir, umarme Dich ganz fest und vermisse Dich ganz schrecklich, denn: ich liebe Dich über alles.
Ich hoffe sehr auf ein Wiedersehen in der realen Welt.
Deine Mama."
Offensichtlich kennt sie die Gründe für das Weggehen ihrer Tochter nicht. Sonst müsste sie nicht danach fragen. Selbst das "(oder doch?)" ist recht unsicher formuliert. Und nicht sie hat sich von ihrem Mann getrennt, sondern er sich von ihr - nach ihrer Aussage wegen einer anderen Frau. Trotzdem hat er - genauso wie sie - Gegenstände von Tanja bei sich, diese haben sie sich geteilt.
Die Mutter erwähnt dann, dass Tanja jetzt auch ohne Probleme nur zu ihr allein zurück kommen kann, "wenn Du nur den Weg zu mir zurück finden möchtest".
Daraus kann man schließen, dass die Mutter es für möglich hält, dass Tanja Schwierigkeiten mit ihrem Vater hatte, jedenfalls eventuell zu ihm nicht wieder Kontakt aufnehmen möchte, warum auch immer. Das ist
eine Möglichkeit, die die Mutter sieht und die sie deshalb auch genannt hat.
Wenn sie tatsächlich vermuten würde, dass der Vater Tanja sexuell missbraucht hatte, und sie deswegen wegging, dann hätte sie die ersten Zeilen kaum so unsicher formuliert. Und sie hätte sich wohl selbst von ihrem Mann getrennt.
ms_bundy schrieb am 11.09.2012:Jedoch was mich auch stutzig macht sind die Zeilen der Mutter. Es lässt für mich persönlich auch darauf schliessen, dass Tanja Probleme mit ihrem Vater gehabt haben könnte. Ob Missbrauch o.ä weiss ich nicht, will ich auch nicht behaupten. Es gibt auch weitaus andere Probleme die man mit einem Elternteil haben könnte.
Ein erfreulich sachlicher und zurückhaltender Beitrag im Vergleich zum Rest! Ganz genau so sehe ich das auch. Die Mutter zieht zumindest in Betracht, dass Tanja auch ein Problem mit dem Vater gehabt haben könnte - das können ganz klassische Streitigkeiten zwischen Eltern und Kindern gewesen sein, eventuell ging es um Druck bezüglich der Schule oder auch um die Einstellung des Vaters zu einem hypothetischen Freund. Tanja könnte aber auch Probleme mit der Mutter gehabt haben. Immerhin macht diese ja in erster Linie sich selbst Vorwürfe. Oder aber die Probleme von Tanja ergaben sich aus einer Situation außerhalb des familiären Umfelds und sie fand nicht die Unterstützung, die sie sich von ihrer Familie erwartet hätte. Eine ungewollte Schwangerschaft vielleicht? Der Möglichkeiten gibt es viele. Keine davon lässt sich aus dem Schreiben einer verzweifelten Mutter, die alles dafür tun würde, wieder etwas von ihrem Kind zu hören, auch nur annähernd als wahrscheinlich bezeichnen.
Leider ist und bleibt es ebensogut möglich, dass Tanja entführt und - Gott bewahre - vielleicht auch getötet wurde.
Interessant bei den beiden Briefen ist, dass sie scheinbar unverzüglich nach dem Schreiben auch aufgegeben wurden. Der erste Brief kam bereits am 22.10. bei den Eltern an, am 21. war sie verschwunden. Dh. der Brief muss bereits am 21. aufgegeben worden sein. Dann der zweite Brief, der zumindest mal ausweislich der Kopfzeile am 24.10. geschrieben wurde und mit großer Wahrscheinlichkeit auch an diesem Tag aufgegeben wurde, da der 25.10. ein Sonntag war und Sonntagsleerungen mit Zustellung am nächsten Tag doch eher selten sind, der Brief aber am 26. bei den Eltern eintraf.
Außerdem ist die Formulierung in beiden Briefen hinsichtlich der Suche fast gleich:
Brief 1: "Deshalb braucht ihr mich nicht zu suchen."
Brief 2: "Deshalb braucht ihr mich nicht suchen."
Bei Brief 2 fehlt das "zu", ansonsten ist die Formulierung absolut identisch. Das fällt schon etwas auf, angesichts der Tatsache, dass der Rest der Briefe doch unterschiedlich formuliert ist.
Weitere Auffälligkeiten:
Brief 1: "Macht euch keine
zu großen Sorgen." - Aber etwas kleinere Sorgen schon?
Brief 2: "Ihr braucht euch noch immer keine Sorgen zu machen." - Jetzt wohl nicht mehr.
Aber das ist vielleicht auch zu sehr auf die Goldwaage gelegt.
Was mich noch irritiert, ist der Hinweis auf das Babysitten, die Hasen und die bestellten Sachen. Das passt nicht ganz zu einer Entführung. Oder anders ausgedrückt: Wieso schreibt sie das? Wenn der Entführer sie so etwas schreiben lässt, geht er das Risiko ein, dass sie gerade in diesen Zeilen eine Warnung an die Eltern versteckt. Das wäre wirklich einfach. Nur eine der drei Dinge müsste offensichtlich für die Eltern falsch sein. Wenn sie keine Hasen hätten, wenn Tanja nicht Babysitten ging oder wenn sie nie Sachen bestellt hätte. Davon hören wir zumindest nichts, dass eine dieser drei Bemerkungen abwegig war. Dann muss man sich schon fragen, wieso Tanja in diesen Zeilen nur Wahrheiten geschrieben hat, wenn sie doch - für den Entführer (es sei denn, er kannte ihre Verhältnisse wirklich gut, aber zumindest die Bestellungen wären doch schwierig zu ermitteln gewesen) kaum erkennbar - hier die Eltern durch das Einfließen einer eindeutigen Falschaussage hätte alarmieren können, dass da was nicht stimmt.
Vielleicht ist das ja letztlich auch der Fall gewesen und die Behören wollten das nur nicht so offen legen. Immerhin sagten die Eltern wohl auch aus, dass es nicht ihr Schreibstil gewesen sei.
Andererseits, wenn das alles so der Wahrheit entspricht, dann hatte sie vielleicht doch aus Eigeninitiative gehandelt und wir müssen uns fragen, warum - insbesondere warum kam sie nicht am nächsten Wochenende zurück und warum kein weiterer Brief mehr.
Hier sind wieder mehrere Gründe denkbar:
Sie hatte das von vornherein so geplant. Da fällt mir nochmal das Datum auf dem zweiten Brief ins Auge. Der kann natürlich schon vorher geschrieben worden sein (Papier ist geduldig). Ja sogar der erste kann schon viel früher von ihr verfasst worden sein. Nehmen wir einmal an, Tanja wollte wirklich ernsthaft abhauen, eventuell sogar außer Landes, dann war es ihr wichtig, möglichst lange die Eltern und etwaige Suchaktionen hinzuhalten bzw. diese auf den Raum Düsseldorf zu beschränken. Eventuell hat die Briefe ein Freund aufgegeben, in genau festgelegten Abständen, während sie längst sonst wo war. Und später war sie eben außer stande, noch einen Brief zu schreiben, ohne ihren Standort preiszugeben.
Oder sie wollte tatsächlich nur für kurze Zeit untertauchen, eventuell um mit einem Problem fertig zu werden. Dann wurde sie aber durch irgendetwas an der Rückkehr gehindert, entweder weil ihr etwas zugestoßen ist, oder weil sie Angst hatte zurückzukehren. Wieder kommt mir der Gedanke: ungewollte Schwangerschaft? Vielleicht plante sie eine Abtreibung und ihre Eltern hätten dem nicht zugestimmt. Oder sie fürchtete sich davor, überhaupt zu erklären, wie es zu dieser Schwangerschaft kam. Dann hat sie eventuell diese Abtreibung illegal vornehmen lassen - und das kann leider auch tödlich enden, wenn man an einen Pfuscher gerät. Das wäre dann nicht Mord, aber eine illegale Abtreibung und Körperverletzung mit Todesfolge und eventuell sogar fahrlässige Tötung oder Totschlag, je nach Gesamtumständen. Da möcht man dann als Engelsmacher auch nicht entdeckt werden.
Das sind aber letztlich auch nur völlig unbewiesene Spekulationen. Es fehlen einfach viel zu viele Hintergrundinformationen. Darum gilt auch hier: Wir werden den Fall hier nicht lösen. Was hilft, wäre eine konkrete Zeugenaussage.
Grüße,
G.