Enteignungen - Lösung für Probleme oder sinnloser Hype

Fedaykin schrieb:Das allein macht noch keinen Denkmalschutz.

Was macht denn ein Denkmalschutz aus, erkläre mal bitte!

Fedaykin schrieb:Der Vergleich hinkt.

Warum?

Es muss erhaltungswürdig sein.

Bei einem Freund läuft im Dorf der alte Kirchweg noch 30cm unter der Erde entlang.

Er startet im Nachbardorf geht über Wiesen und Feldern und kommt dann über einige Privatgrundstücke bei der Kirche an.

Vereinzelt sind unter der Erde dann 5 bis 10m Backsteinweg "ausgrabbar" aber der Weg ist nicht mehr wiederherstellbar (die meisten Stücke fehlen) und darf eh nicht passiert werden (Privatgrundstücke)

Daher: kommt eine neue Straße wird sowas weggerissen.

Alte Wege gibt es überall. Beim Denkmalschutz muß aber auch nicht das ganze Haus alt sein, es reichen bestimmte Teile, die als einzigartig und daher schutzwürdig betrachtet werden. Hab ich auch schon mal miterlebt, ein Haus an dem bestimmte Fassadenteile als schutzwürdig galten, und ausgerechnet die wurden bei einer (nicht genehmigten) Renovierung beseitigt. Ergebnis: kein Denkmalschutz, keine Schutzwürdigkeit mehr, ergo mehr Grundsteuer zu zahlen (weil Denkmalschutz auf einem Gebäude bei der Grundsteuer mit Abschlag belohnt wird, jedenfalls in Bayern). Aber wer sich eine denkmalwidrige Luxussanierung leisten konnte, den juckt dieses Mehr bei der Grundsteuer auch nicht mehr.

Die einzige Rettung für den Hof wäre eine Umsiedlung in ein Freilandmuseum, falls es in diesem Bundesland sowas gibt. In Bayern gibt es einige. Wer die noch nicht kennt: Erhaltungswürdige Gebäude, die auf ihrem alten Platz nicht mehr länger stehen können, werden vorsichtig abgebrochen und die Teile auf dem Museumsgelände möglichst originalgetreu wieder aufgebaut. Dazu gibt es meistens urtümliche Haustierrassen zu sehen und den Sommer über Vorführungen, wie man früher in so alten Gebäuden wohnte und alte Handwerkstechniken.

T.Rick schrieb:Da keiner von uns das Gebäude kennt, kann auch keiner sagen was sich darin oder darunter alles an älteren Bauteilen versteckt. Außen wurde selbstverständlich immer wieder mal renoviert und modernisiert, aber an einem unkaputtbaren alten Gebäudekern - Mauern, Gewölbe, gemauerter Ofen, alte Balken - hat man sich früher selten abgearbeitet.

na dann freuen sich halt Archäologen in 500 Jahren. Dann finden sie unter einem Denkmalgeschütztem Rest von einem Autobahnkreuz noch wesentlich ältere Siedlungsreste :)

Die freuen sich jetzt schon, weil es gesetzlich vorgeschrieben ist, daß zuerst die Archäologen ran dürfen, und der Autobahnbau muß solange warten. Bei einem 1100 Jahre alten Siedlungsgebiet wird sicher einiges zu finden sein, zumal solche Stellen oft viel länger besiedelt sind als in alten Urkunden dokumentiert ist. Die 1100 Jahre sind daher kein Fixpunkt, sondern nur das was man garantiert weiß. Da können genausogut auch Funde aus der Steinzeit auftauchen.
Und so ein Autobahnkreuz ist ja nicht gerade klein, flächenmäßig. Ziemlich viel Platz für Entdeckungen.

T.Rick schrieb:Die freuen sich jetzt schon, weil es gesetzlich vorgeschrieben ist, daß zuerst die Archäologen ran dürfen, und der Autobahnbau muß solange warten. Bei einem 1100 Jahre alten Siedlungsgebiet wird sicher einiges zu finden sein, zumal solche Stellen oft viel länger besiedelt sind als in alten Urkunden dokumentiert ist. Die 1100 Jahre sind daher kein Fixpunkt, sondern nur das was man garantiert weiß. Da können genausogut auch Funde aus der Steinzeit auftauchen.

...und das alles bliebe unentdeckt, wenn da nicht ein Baubegehren wäre und der Hof deswegen verkauft wurde ;)

damit könnte man sich dann wieder dem eigentlichen Thema, nämlich Enteignungen, zuwenden.

Von einer Enteignung war es ja auch nicht weit weg, wie man lesen konnte. Immerhin dürften sie eine fette Entschädigung bekommen, nach der ganzen Publicity kann der Staat sich da nicht mehr wegducken und irgendeinen lächerlichen Billigpreis anbieten. Same in Berlin, wenn da irgendwer enteignen will, muß auch entschädigt werden. Wer zahlt?

Das Thread-Thema dürfte somit beantwortet sein: sinnloser Hype, ganz definitiv. Nutzen: null, Lösung für gar nix.

peekaboo schrieb:Was macht denn ein Denkmalschutz aus, erkläre mal bitte!

Lies die Beurteilungskriterien der jeweiligen Land es Denkmal Behörde.

https://www.das-baudenkmal.de/wissenswertes/rechtliches/

peekaboo schrieb:Warum

Weil ein Bauernhof je nach Zustand nicht mit ner burgruine vergleichbar ist

Auch ein Bauernhaus kann absolut schutzwürdig sein: https://www.denkmalschutz.de/denkmal/schwedenhaus.html

Seidenraupe schrieb:...und das alles bliebe unentdeckt, wenn da nicht ein Baubegehren wäre und der Hof deswegen verkauft wurde ;)

Unentdeckt und somit viel Geld gespart. Aber das Autobahnkreuz muß ja unbedingt dahin und nicht an irgendeinen alternativen Standort, den es anscheinend auch gegeben hätte.

T.Rick schrieb:Auch ein Bauernhaus kann absolut schutzwürdig sein: https://www.denkmalschutz.de/denkmal/schwede

Kann.. Hat er denn nen Antrag gestellt?
Gab es Begutachtung

Im Kampf gegen Enteignung hat man vermutlich alle Register gezogen. Genauso wie die Gegenseite, die am Bau interessiert ist. Denkmalschutz läßt sich durch politische Interessen blockieren, wer weiß was da alles hinter den Kulissen geklüngelt worden ist. Über solche Sachen erfährt man in simplen Presseberichte leider nichts, da müßte man schon die bisherigen Eigentümer fragen.

T.Rick schrieb:Im Kampf gegen Enteignung hat man vermutlich alle Register gezogen

Also nein? Der Landwirt hat nicht den Denkmalschutzbegehung gefordert?

T.Rick schrieb:Denkmalschutz läßt sich durch politische Interessen blockieren, wer weiß was da alles hinter den Kulissen geklüngelt worden ist. Über solche Sachen erfährt man in simplen Presseberichte leider nichts, da müßte man schon die bisherigen Eigentümer fragen.

Also reine mutmaßung.

Weil einige hier glauben alles über 100 Jahre wäre Denkmalschutz so.. Sieht die Realität anders aus.

Und wie gesagt.. Frage ob er überhaupt beantragt hat.

Fedaykin schrieb:Also nein? Der Landwirt hat nicht den Denkmalschutzbegehung gefordert?

Wenn Du einen Link hast, wo geschildert wird was alles im Lauf der Jahre passiert ist, dann her damit.

Fedaykin schrieb:Und wie gesagt.. Frage ob er überhaupt beantragt hat.

Wenn jahrzehntelang um das Anwesen gekämpft wurde, wurde das angesichts der langen Geschichte des Ortes garantiert gemacht. Wäre reine Blödheit gewesen es nicht zu machen. Die Frage ist aber, ob es anerkannt wurde, denn bei solchen Anerkennungen durch das zuständige Landesamt kann durchaus auch Vitamin B mitmischen, fördernd oder hindernd, wenn massive wirtschaftliche Interessen dagegenstehen. So ein Autobahnbau kostet schließlich Millionen und schwemmt viel Geld in die Gemeindekassen.

T.Rick schrieb:Wenn Du einen Link hast, wo geschildert wird was alles im Lauf der Jahre passiert ist, dann her damit.

Hab ich nicht.. Ich hab auch nicht behauptet das, dort Denkmalschutz beantragt wurde

T.Rick schrieb:Wenn jahrzehntelang um das Anwesen gekämpft wurde, wurde das angesichts der langen Geschichte des Ortes garantiert gemacht

Dann sollte es ja Belege geben. Hat der Landwirt das mal erwähnt?

T.Rick schrieb:anerkannt wurde, denn bei solchen Anerkennungen durch das zuständige Landesamt kann durchaus auch Vitamin B mitmischen, fördernd oder hindernd, wenn massive wirtschaftliche Interessen dagegenstehen

Kann schon... Aber es gibt Kriterien dafür.

T.Rick schrieb:ein Autobahnbau kostet schließlich Millionen und schwemmt viel Geld in die Gemeindekassen.

Macht er das? Nur wenn Gemeindeland verkauft wird oder dergleichen.

Und wo kommen die Baumaterialien her, wo werden die Arbeiter untergebracht, wo lassen die ihr Geld wenn sie Essen fassen gehen? Selbstverständlich ist so ein Bau ein massiver Einnahmefaktor für die betreffende Gemeinde. Plus mehr Kurzzeitparker an Autobahnraststätten oder durch Leute, die ganz von der Autobahn abfahren, um mal jenseits der chronisch überteuerten Raststätten zu tanken, auszuruhen oder essen zu gehen. Nicht jeder will stundenlang stur durchfahren.
Bessere Infrastruktur durch Autobahnanbindung lockt auch Gewerbe an: https://www.ostsee-zeitung.de/Mecklenburg/Bad-Doberan/Gewerbegebiete-Satow-profitiert-von-Autobahn

T.Rick schrieb:Und wo kommen die Baumaterialien her, wo werden die Arbeiter untergebracht, wo lassen die ihr Geld wenn sie Essen fassen gehen? Selbstverständlich ist so ein Bau ein massiver Einnahmefaktor für die betreffende

Baumaterialien von weiter weg, das wird ausgeschrieben.

Also die "Gemeinde" ist eher weniger im Geschäft der Bewirtung tätig.

T.Rick schrieb:Autobahnraststätten oder durch Leute, die ganz von der Autobahn abfahren, um mal jenseits der chronisch überteuerten Raststätten zu tanken, auszuruhen oder essen zu gehen. Nicht jeder will stundenlang stur durchfahren.

Japp ein Autobahnkreuz ist keine Raststätte..

Ja bessere Anbindung kann ein wortschaftsfaktor sein

Aber ob deswegen die Denkmal Behörde mitspielt.

Wir werden es wohl nicht erfahren

An einem Autobahnkreuz hängen oft sogar zwei Autobahnen dran, und da gibt es regelmäßige Raststätten und auch Abfahrten in Richtung umliegender Ortschaften. Ohne sichere Positionierung des Kreuzes kann man die daran hängenden Autobahnen nicht planen, das muß Hand in Hand gehen. Das heißt, da wird erheblich mehr Fläche zugebaut als nur für das Kreuz.

Fedaykin schrieb am 30.10.2021:Baumaterialien von weiter weg, das wird ausgeschrieben.

Nur wenn die günstiger sind, denn die Transporte kosten auch. Allerdings gibt es Sand, Kies, Asphalt und was sonst so gebraucht wird, auch nicht überall. Vielleicht gibt es vor Ort Kieswerke, oder vielleicht auch nicht. Weiß man alles nicht, wenn man nicht vor Ort lebt.

T.Rick schrieb:Nur wenn die günstiger sind, denn die Transporte kosten auch. Allerdings gibt es Sand, Kies, Asphalt und was sonst so gebraucht wird, auch nicht überall.

Eben, ausgeschrieben wird so oder so. Ich bezweifle das dort alles lokal vorhanden ist.