Auf dem rechten Auge blind
30.11.2015 um 15:18Realo schrieb am 26.10.2015:Brennende Asylunterkünfte, Hass, Hetze - und kaum KonsequenzenDa sollte man vorsichtig sein. Diesen "kaum Konsequenzen" kann auch nur gefühlt sein. Um zu sehen, ob solche Straftaten signifikant anders verfolgt werden, als andere - von den Ermittlungsumständen vergleichbar gelagerte Fälle - müssten entsprechende Statistiken ausgewertet werden.
Das Bauchgefühl kennt da nur das, was man in den Medien so mitbekommt. Das ist aber eine Auswahl und zusätzlich in der Gewichtung verzerrt.
Solche Straftaten sind naturgemäß schlechter zu ermitteln, als z.B. eine Beziehungstat. Da schon der Täterkreis ungleich größer ist. Ich will solche Taten nun nicht mit anderen Vandalismusdelikten qualitativ gleich setzen, aber solche Täter werden auch nur selten ermittelt. Wenn, dann eher auf frischer Tat. Das ist aber den Tatumständen geschuldet und nicht unbedingt der Unlust der Ermittlungsbehörden, manche Personen- oder Gesinnungsgruppen eher zu verfolgen als andere.
Du musst, wenn Du Kausalitäten erforschen möchtest, sehr vorsichtig sein, dass es auch wirklich einen Kausalzusammenhang gibt. Manche Umstände erscheinen so nahe liegend, dass wir sie gerne als Erklärung nehmen, obwohl sie gar nicht kausal sind.
Und als zweites noch ein generelles Problem.
grundsätzlich finde ich Deine Bemühungen unterstützenswert. Wenn es ein Problem "mit dem rechten Auge" gibt, muss das kommuniziert werden.
Aber hier ist es wieder eine Frage der Quellenauswahl. Wenn Du von einer bestimmten Seite an das Problem heran gehst (was ich mal unterstelle, vielleicht liege ich da aber auch falsch), dann stellst du eine These auf und versuchst diese These anhand verschiedener Quellen zu belegen.
Das Problem dabei ist, dass Deine Quellenauswahl Deine These nahezu zwingend wider spiegelt. Du wirst eher Quellen wählen, die Deine These belegen und vor allem wirst du diese im Verhältnis übermäßig stark gewichten. Selbst wenn du hundert Fälle auffahren würdest, in denen Pannen bei rechtsradikal motivierten Straftaten benannt sind - was sagt das aus?
Genau, nichts. Weil Du keinen Vergleich hast. Weder zur "Qualität" der Pannen noch zu deren Anzahl im Verhältnis zu den Straftaten.
Der einzig richtige Weg wäre, Ermittlungspannen insgesamt zu erfassen (quantitativ und qualitativ) und deren Motive zu erforschen. Es kann nämlich sein, dass wirklich vermehrt Ermittlungspannen bei den genannten Delikten auftreten. Das aber nicht, weil die Ermittler mit den Tätern sympathisieren, sondern weil diese Delikte aufgrund ihrer Art pannenträchtiger sind, als der Durchschnitt (großer Täterkreis z.B.).
Und vor allem musst Du beachten, dass (Zeitungs)Artikel bereits eine Wertung enthalten. Manche Themen sind "spannender" als andere und damit in der Medienlandschaft überproportional vertreten.
Also kurz gesagt, ich wünsche Dir viel Erfolg mit Deinem Vorhaben. Aber Deine Beiträge lassen mich vermuten, dass Du Kausalitäten zu schnell unterstellt hast. Das kann natürlich auch nur daran liegen, dass Du das hier natürlich nur sehr verkürzt wider gegeben hast. Aber es kann auch sein, dass es ein systematisches Problem ist und dann wäre Deine ganze Arbeit umsonst.
Edit:
Fast vergessen. Bei der Pannenbetrachtung musst Du auch auf Rückschaufehler acht geben. Was im Nachhinein als hanebüchen erscheint, kann unter einer damaligen Ermittlungslage absolut folgerichtig gewesen sein. Also, den Zeitpunkt des Fehlers nicht aus den Augen verlieren.