Röhrich schrieb:Und ein @MokaEfti kennt den Begriff aus St. Petersburg vom "nützlichen Idioten" nicht einmal.
Den hat die Internet Research Agency erfunden.
Ja, schieß mich tot, was erlauben? Kennt der den Ausdruck nicht, kannste dir gar nicht ausdenken...
;)Ist doch prima, ich habe es nachgelesen, wenn es dich beruhigt.
IngwerteeImke schrieb:Sahra Wagenknecht hat sich auf so viele arten in den Jahren disqualifiziert, dass die Seriosität massiv darunter gelitten hat, insofern ist sie einfach nicht die richtige Person, da ihr die Glaubwürdigkeit fehlt. Mit Glaubwürdigkeit meine ich nicht im Sinne von, dass es Leute gibt die ihr glauben, sondern auch von Leuten respektiert wird, die ihre Meinung nicht teilen.
Disqualifiziert? Was machen wir dann nur mit ihr, wenn sie am öffentlichen Diskurs nicht mehr teilnehmen darf?
parabol schrieb:Genauso war es es bei den Nazis und Stalinisten, da konnte man lange auf Selbstkritik warten
Wagenknecht verhält sich also demnach wie ein Nazi oder wie ein Stalinist?
Röhrich schrieb:Ich frage mich, wie eine Wagenknecht heute immer noch ihre Thesen zu Russland-Ukraine verbreiten kann.
Weil sie es noch kann und darf! Ich frage mich, wie ein Staat wohl aussehen würde, wenn du ihn zusammen bauen könntest.
Röhrich schrieb:Nun hat die Realität sie eigentlich eingeholt und sie stellt sich als Opfer da und sie darf ihre Meinung nicht mehr sagen.
Damit ist sie für mich endgültig in einer Verschwörungsbubble angekommen, die eben aus dem Rechtsextremismus kommt (Holocaust Leugnung).
Oben der Vergleich Wagenknechts mit Nazis und Stalinisten, jetzt kommst du noch mit der Holocaust Leugnung um die Ecke. Verzeiht, aber hier sehe ich keinen Ansatz, die Diskussion sinnvoll voranzubringen. Ihr bestätigt damit genau ihren Eindruck, nur nebenbei.
Röhrich schrieb:Sie darf ihre Meinung doch äußern
Na fein, wie beim Lanz wird sie in Talkshows meist nur deswegen eingeladen, um sie erzieherisch zu behandeln. Die Lust am autoritären Staat wird zusehends konkreter.
Röhrich schrieb:Sie ist heute da, wo ein Ken Jepsen vor 10 Jahren war.
Haallloo? Hat noch jemand einen? Vielleicht hasst sie ja auch zufällig Kinder, süße Robbenbabys...
Röhrich schrieb:Sie wird nicht einmal gecancelt, sie wird nur hart kritisiert.
Sagt außer dir auch niemand. Im Video geht es auch nicht nur um sie, sondern um den spürbaren Zusammenhang zwischen Meinung und Einschränkung im Allgemeinen, welcher sich mittlerweile neben der moralischen Diffamierung auch auf die Karriere auswirken kann. Aber lassen wir es, du wirst dir das Video doch nicht mehr ansehen.
Röhrich schrieb:Und wenn andere eine Meinung haben und ihr hart widersprechen, dann ist das Einschränkung der Meinungsfreiheit?
Scheint so, als würdest du nicht verstehen wollen, dass es nicht um harte Widersprüche geht. Es geht hier ums "Labeln" z.B. in Form von einfach gestrickten Abwehrmechanismen, man ist einfach nicht mehr in der Lage sich mit einer abweichenden Meinung konstruktiv oder sachlich auseinanderzusetzen. Sofort setzt der Reflex ein und man spricht ihr aus dem Bauch eine normale Persönlichkeit mit einer individuellen Meinung ab. So, gerade auch im Diskussionsverlauf unverkennbar, wird aus der banalen Tatsache einer abweichenden Meinung ein Mensch zusammen gesponnen, der Ken Jebsen gleicht, in der Nähe von Nazis angesiedelt ist oder eben halt die übliche AFD-Schelte, bis hin zu Holocaust-Leugnung. Und ja, hier ist man näher am Putin-Sprech als man vermutlich möchte.
Ähnlich wurde auch in der heißen Corona-Zeit ein gesellschaftliches Klima hergestellt, in welchem fast jede Kritik mit "rechte Schwurbler" abgebügelt wurde. Ähnlich verhält es sich auch in der Diskussion um Zweigeschlechtlichkeit, wer zustimmt ist transphob, weil logo und gut. Wenn dir solche Muster nicht auffallen, na schön. Mir ist das zu viel Herdentrieb. Muss hier auch mal sagen, dass mich die hier ausgetragenen Konflikte gut weitergebracht haben. Ich hasse niemanden von den Beteiligten. Mir sind Menschen generell lieber, die für ihre Position streiten und kämpfen. Die Energie, die man für Debatten einsetzt, macht auch verzeihlicher!
Zum Schluss noch kurz paar Inhalte. Sarah Wagenknecht interpretiert, neben anderen Faktoren, den russischen Angriffskrieg als Reaktion auf eine gefühlte Bedrohungslage, die in ihren Augen eine tiefere Ursache darstellt. Schaut man in die Geschichte, half Russland maßgeblich dabei, Nazideutschland und eine weitere Vernichtung von Menschen zu verhindern. Sie zogen sich wieder zurück, obwohl sie bleiben hätten können. Und nein, das ist kein historischer Joker, sondern ein Fakt. Wäre sie eine Kreml-Dienerin, würde sie nicht vom russischen Angriffskrieg sprechen und Putin dafür verantwortlich machen. Weiter äußerte sie sich kritisch gegenüber den Sanktionen, da diese die Krisenlage maximieren und sich der Konflikt somit ausdehnt.
Sie sprach sich gegen schwere Waffenlieferungen aus. Als Grund nannte sie die Sorge um weitere zivile Opfer, als weiteren Grund nannte sie die Verunmöglichung von Diplomatie. Das mag in der Konsequenz komplett falsch gewesen sein, doch ich denke nicht, dass es ihre Absicht war, die Ukraine zu herzuschenken, sie wollte wahrscheinlich einfach einen Notausgang finden, um das eskalierende Russland irgendwie aufzuhalten.
In Volkspädagogen wie Böhmermann oder Lanz spiegelt sich die Gesellschaft. Man lädt sich jemand ein, dessen Meinung vom Kurs abweicht, daran hängen Quoten, gleichzeitig zeigt man guten Willen, um sich schließlich der erzieherischen Aufgabe zu widmen, die Widerporste entsprechend zu belehren und dem Fernsehpublikum zu vermitteln, dass man auf der richtigen Seite steht. Gut, für Lanz spricht wenigstens, dass er sich überhaupt noch auf die Kontroverse einlässt, der Rahmen ist allerdings ein Witz.
Am Ende ist doch die wichtige Erkenntnis aus dem Video, dass die Möglichkeit am öffentlichen Diskurs teilzunehmen schwerer wiegt als eine Meinung. Meinungen bringen uns weiter, hier und überall. Man bemüht seinen Kopf und sucht nach Aspekten, um ein sinnvolles Gegenargument zu formulieren. Wenn man gänzlich darauf verzichtet und stattdessen nur versucht wird sie oder andere Oppositionelle mit Rechten oder Nazis zu verbinden, dann ist das einfach nur drüber, für mich zumindest. Am Ende ist es dann immer so, dass hinter einer Nato-kritischen Perspektive automatisch eine rechte Gesinnung steckt. Und ganz am Ende sieht man in der Meinungsfreiheit dann das Kernproblem und in sich selbst die personifizierte Vernunft.