Djehuty schrieb:Rechtsextreme sind mit Abstand die widerlichsten Heuchler, die es gibt.
Ich habe mir jetzt auf YT tatsächlich - warum auch immer - einen Stream von einer mehr oder minder in gewissen Szenen bekannten Person zum CSD in Leipzig angeschaut. Will nicht zwingend Werbung machen. Findet man über entsprechende Suchbegriffe wenn man sich selbst Streams dazu anschauen will.
Die Person hat ca. 8 Stunden gestreamt, ein Großteil davon am Hauptbahnhof Leipzig. Zum CSD in Leipzig etwa, wurden aus der rechtsradikalen und -extremen Szene Gegendemos angemeldet. Ca. 200 Personen hat man hier am Hauptbahnhof Leipzig schon oben an den Gleisen in dem überdachten Bahnhof mehrere Stunden festgesetzt, durchsucht, erkenndungsdienstlich behandelt und man kam nicht mal soweit loszulegen weil dann abgebrochen wurde.
Zugleich hat man zu der Gegendemo 2 Gleise weiter wiederum Gegendemonstranten aus dem linken Spektrum gefilmt. Man bewegte sich quasi zwischen den Gruppen, hat die Lage und die Gruppen gefilmt und Interviewpartner gesucht.
Faszinierend fand ich das Gehabe der Rechten. Links erwähne ich nur kurz: Übliche Sprechchöre, nichts besonders Erwähnenswertes. Rechts wurde partiell interviewt. Anfänglich war man skeptisch und beleidigte oder beschimpfte den sich nähernden Kameramann. Faszinierend ist halt wie paranoid man teils wirkt und jedem durch initial feindliches Verhalten quasi schon Feindschaft unterstellt, obwohl die Person eher neutral auftrat. Er musste sich erst nett-freundlich anbiedern damit man da seine Skepsis fallen lies. Witzigerweise unterstellten partiell beide Seiten dem Filmenden, er sei jeweils Teil der Gegenseite.
Er fand dann in den am Bahnhof Eingekesselten also Interviewpartner und stellte oberflächliche Fragen, wie lange man da eingekesselt sei oder warum man hergekommen sei oder was man am CSD schlimm finde.
Ich will jetzt keine Klischees rausholen aber ich habe in vielen Antworten ein diffuses ideologisches Gestammel wahrgenommen. Am schlimmsten bzw. die (den Intellekt betreffend) am meisten beleidigenden Aussagen waren reingeworfene Sätze wie die implizierte Opferrolle, man würde ja (zu Unrecht) als Nazi bezeichnet werden.
Dabei hat die kollektive Masse mehrfach das "White-Power-Handzeichen" (WP mit Fingern geformt, mehr oder minder, ähnlich dem "OK" Handzeichen) und einschlägige Sprechchöre zum besten gegeben wo einem selbst mit Zimmertemperatur-IQ klar werden muss, wo bzw. wie man ideologisch tickt. Ich unterstelle jetzt auch dieser spezifischen Menschengruppe, dass man ideologisch sehr verlaufen bzw. verfestigt war, aber nicht zwingend intellektuell verfestigt oder stark ausgeprägt war.
Ich will hier nicht sagen "alle sind so" weil das nicht der Realität entspricht. Aber wieder einmal mehr wurde mir gewahr, was für ein Menschenschlag da teils rumläuft. Viel Ideologie und auch sicherlich Wut oder Frust im Bauch, aber wenig Differenzierungs- und Ausdruckswille im Kopf.
Man fragt sich wie man die Menschen präventiv wie reaktiv besser erreichen kann, aber manche Strukturen da sind wohl sehr ideologisch verfestigt und werden familiär dann auch prägend weitergegeben.
Zu guter Letzt meine ich letztendlich nur die, die es betrifft und die da so ticken. Auch wenn ich von Klischees (etwa Neonazi-Klischees) sprach und auch wenn im Osten manche Uhren anders ticken, will ich ja selbst differenzieren - wenn ich es schon ständig predige - und nicht implizieren, alle Ostdeutschen seien so drauf oder so.
Schade finde ich halt die gefühlten Verteilungen. In manchen Landstrichen da ist es wohl leider einfacher, einfacher geworden (?) sich dahingehend konsequenzfreier auszuleben als vielleicht im Westen der Republik oder an anderen Orten.