Eleonore schrieb am 12.11.2021: Corona war die beste Ausrede um sich vor Familienfeiern zu drücken, unwichtige Bekannte auszusortieren und viel Zeit mit dem Partner zu verbringen.
LoL - das stimmt. Bei mir in der Arbeit wurden von unserem Chef auch einige total idiotische Regelungen durchgedrückt, mit der Begründung, es ginge wegen Corona nicht anders. Insgesamt war es eine Entschleunigung - wobei es eben darauf ankam, wie man lebte und wie gut man mit sich alleinsein konnte. Und wie die Umstände waren ... Gerade die Leute, die nur noch 60% verdienten, fanden das oft sehr belastend, v.a. wenn fianzielle Verbindlichkeiten entstanden, die sie nicht mehr begleichen konnten.
Kam auch auf die Wohnsituation an: Wir wohnen ja zu fünft, jeder ein eigens Zimmer, haben uns ziemlich schnell in eine schöne Struktur mit Fixpunkten (gemeinsames Frühstück, Brettspiele am Abend) eingefunden. Für Leute, die alleine lebten, konnte das ziemlich die Hölle sein, zumal sie ja noch einsamer waren, weil so viel geschlossen hatte. Oder Leute, die eben wenig Platz hatten und total aufeinander saßen.
Eleonore schrieb am 12.11.2021:Ich war fast ein Jahr in Kurzarbeit. Klar war es Finanziell ein Einschnitt, aber immer noch machbar. Ich war zu der Zeit schwanger und da ich nur alle 2 Wochen gearbeitet habe, hatte ich viel Zeit für meine Termine und um mich auszuruhen.
Mr Mary ist ja in der Kleinkunstzene unterwegs - da gab es schon Heulen und Zähneklappern. Am Anfang traf man sich noch, neue Nummern einzustudieren, machte den gelegentlichen Internetauftritt, um die Fanbase zu erhalten - die waren am Anfang auch sehr sympatisierend und spendeten dann auch noch für den Auftritt, das ließ aber ziemlich schnell nach. Einige seiner Kollegen, v.a. die, die alleine wohnen, haben ziemlich schnell einen Lagerkoller bekommen und sie haben sich kompett zurückgezogen und gar nichts mehr gemacht. Die 60% deckten bei vielen die Fixkosten nicht oder sie zofften sich ewig, was zu bekommen, weil man eben nicht jeden Monat ein gleiches Einkommen hat. Das war schwierig.
Eleonore schrieb am 12.11.2021:Mein Mann war mehrere Monate im Homeoffice und es war schön. Wir haben echt viel im Garten geschafft und waren viel spazieren. Ohne die ganzen Touristen hatten wir dann auch die ganzen schönen Stellen für uns.
Wir waren auch viel draußen, was echt schön war. Oft aber auch mit schlechtem Gewissen, da waren eben die Grenzen fließend. Ich fand es z.B. auch nicht okay, dass wir Bekannte hatten, die zum Shoppen oder Skifahren in die Nahe Schweiz abzischten.
Fiatbrava schrieb am 12.11.2021:Quintessenz: nicht alles muss man sofort neu kaufen. Auch irgendwie befreiend. Was mir gefehlt hat, waren zB spontane Schwimmbadbesuche im Sommer. Mit soundsoviel Tagen Vorlauf/Anmeldung i.wie nicht so prickelnd. Wetter muss ja schliesslich auch mitspielen.
Das stimmt - und man hatte irgendwie Angst vor den Leuten - ich finde, man ist wieder mehr auf das eigene Haus + Hof fixiert gewesen. Hier auf dem Dorf grassierte das Hühnervirus - irgendwie hält nun jeder Hühner zum Eigenbedarf, hat ein elaboriertes Gemüsebeet, kochte viel mehr Beeren etc. ein ...
martenot schrieb am 15.11.2021:Ich erinnere mich noch an Polizeiautos, die durch die Parks gefahren sind, um die Leute zu diszplinieren bzw. nach Hause zu schicken.
Ja, es war am Anfang total übertrieben. Eine Bekannte von uns (alleinerziehend mit Mindestlohn) saß mit ihrer Vierjährigen in einer Minidachwohnung fest - bei uns gibt es einen Kinderwaldlehrpfad mit einzelnen Spielgeräten, die waren alle gesperrt, also kein Warnschild "nur alleine benutzen (was bei einer Schaukel ja anders fast nicht geht) - sondern sie waren wirklich mit Absperrflatterband gesperrt. Sie ist in ihrer Not da täglich spazieren gegangen und ist halt doch mal gewippt - da kamen oft auch "Hilfspolizisten" in Form von Spaziergängern und wiesen sie zurecht oder drohten, die Polizei zu rufen.
Mein Sohn ist fast mal erwischt worden von der Polizei mitten im Wald. Nach wochenlangem Lockdown hatte er sich heimlich mit zwei Freunden in einer Wanderhütte verabredet - da kam wirklich die Polizei vorbei und kontrollierte. Glücklicherweise hatten die Jungs die Personenanzahl nicht überschritten. Das war schon sehr krass und führte auch dazu, dass er sich nicht mehr traute, sich nochmal zu treffen.
Auch die Situation in den Altenheimen - eine Freundin von mir hatte ihre Mutter am Ende drei Monate bei sich - die Mutter weinte nur noch, weil sie keinen Besuch haben durfte ... das ertrug meine Freundin nicht, holte sie ab und sie hätte dann 14 Tage in Quarantäne gemusst - so behielt sie ihre Mutter da.
martenot schrieb am 06.04.2022:Das war in München auch so gewesen. Diese Regel habe ich nie verstanden, da die Gefahr einer Infektion von Einzelpersonen auf Parkbänken im Freien wohl äußerst gering war.
Ich glaube, am Anfang war es sehr schwer, das richtige Mittel zu finden - und die Leute waren einfach z.T. auch doof. Bei uns gibt es z.B. einen Baggersee, um den ein teilweise sehr enger Pfad führt - man wurde also gebeten, den See nur im Uhrzeigersinn zu umlaufen - da gab es Leute, die "aus Prinzip" anders herum liefen.
Man wurde im ersten Lockdown ja auch aufgefordert, das Haus nur zu verlassen, wenn man einen triftigen Grund hatte (wobei Spazierengehen dazu zählte) - man hatte aber immer ein latent schlechtes Gewissen, wenn man rausging.