Fragender73 schrieb:Jetzt geht es aber noch weiter, wie komme ich hin, gute OPNV Anbindung, gute Parkplatzsituation (Parkhäuser Innenstadt, Freiflächen andere) Sind die Straßen sauber, muß ich meine Kreditkarte oder das Geld umklammern wenn ich hingehe, den Einkauf eng am Körper tragen wenn ich weggehe weil überspitzt nur obskure Menschen dort umherlungern ... das ist das direkte Umfeld...
Wenn jetzt noch ansprechende Gastronomie oder andere Läden in der Nähe sind und beides obige stimmt wird das Internet keine Chance haben. Wenn vom obigen die An/Abfahrt oder der Laden die Kriterien nicht erfüllt sitzt man zu Hause und bestellt im Internet.
Interessant dass Du das ansprichst. Ich habe erst kürzlich angefangen für unser Familienunternehmen ein Standortkonzept für neue Filialen auszuarbeiten. Darin kommen verschiedene von Dir genannte Punkte (wenig überraschend 😄) auch vor.
Offen gestanden bin ich ganz bei Dir und würde den Großteil des Beitrags so unterschreiben. Auch wenn ich persönlich zwischen der Einkaufs-Atmosphäre (ist für mich eher im Laden) und dem Ladenumfeld/-umgebung (= außerhalb des Geschäfts) unterscheide.
Im Gegensatz zur Atmosphäre bzw dem sog. "Einkaufserlebnis" im Geschäft halte ich die Lage, das Umfeld sowie die Anbindung/Erreichbarkeit allgemein die Standortkriterien bei Einzelhandelsgeschäften für absolut (über-)lebenswichtig.
Unser Unternehmen bspw. betreibt stationäre Einzelhandelsgeschäfte mit eingegliederten Postfilialen als Partnerschaft mit der Deutschen Post AG. Dabei werden u.a. auch von anderen Einzelhändlern abgegebene Postfilialen übernommen. Es ist in meinen Augen bemerkenswert zu sehen wie oft diese Einzelhandelsgeschäfte mit Postfilialen sich an wirklich haarsträubend schlechten Standorten befinden.
Ich muss aber auch ganz offen sagen dass die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema (Innenstädte & Einzelhandel) intellektuell wirklich unterirdisch geführt wird. Ohne mich von meiner Tätigkeit in diesem Bereich zu sehr beeinflussen lassen zu wollen, sollte man meiner Meinung nach doch so langsam mal feststellen müssen dass sich die Entwicklung des Deutschen Einzelhandels zusehends in ein möglicherweise ernsthaftes aber zumindest ernst zu nehmendes Problem verwandelt hat oder verwandeln könnte.
Dafür dass die Einzelhandelsbranche in Deutschland mit mehr als 3,1 Millionen Beschäftigten zu den größten Arbeitgebern gehört ist die öffentliche Auseinandersetzung mit dieser Thematik mMn geradezu beschämend schwach. Eine echte Diskussion darüber habe ich ehrlich gesagt überhaupt noch nirgends in den Medien gelesen, gesehen oder gehört. Es gibt überall immer nur die alte Leiher von Amazon, den steigenden Umsätzen im Online Handel und dem Schicksal der kleinen lokalen Einzelhändler in den aussterbenden Innenstädten.
Wenn das Thema dann aber doch mal nebensächlich in einer öffentlich rechtlichen Talkshow ansgesprochen wird dann finde ich es aber immer umso befremdlicher wenn daran dann renommierte Experten und hochrangige politische Entscheidungsträger beteiligt sind und sich davon dann kein einziger darüber wundert wie es denn sein kann dass die Innenstädte "aussterben" während aus der Immobilienbranche immer noch die Illusion von der heilen Welt verbreitet wird. 😅
Das kann mir doch keiner erzählen dass die Mietpreise stabil sind wenn in den Innenstädten seit Jahren Einzelhandelsgeschäfte "aussterben".