YaaCool
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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen
23.04.2020 um 12:04Ja, ich weiß, es gibt schon einige Mindestlohn-Thread aber da diese veraltet sind bzw auf alten Basen aufbauen möchte ich hier nochmal einen aktuellen starten.
Der Mindestlohn bzw seine Höhe ist in vielerlei Hinsicht umstritten. Je nachdem wessen Interessen man folgt hätten die Arbeitnehmer natürlich gerne mehr, einen fairen Lohn mit welchem sich die Arbeit lohnt, Arbeitgeber würden aber gerne "nicht so viel" zahlen, um die Gewinne zu steigern, Geld zu sparen, Geld für andere Dinge ausgeben zu können oder weil sie sich ihre Unternehmen sonst einfach nicht leisten könnten.
Ein Mindestlohn von 9,35€ beutet bei einer Vollzeitstelle:
22 Tage (davon ausgehend, dass Wochenenden frei sind bzw zwei freie Tage pro Woche vorgesehen sind, also ohne Wochenendzuschlag oder sowas)
.. also 22 Tage x 8h = 176h x 9,35€ = 1.645,6€ brutto
Gehen wir von einem Singel, Steuerklasse 1 aus, ohne Kinder und sowas wären das netto 1.206,46 €
Kann man davon leben? Ja. Kann man "gut" davon leben? Das bleibt die Frage.
Was dazu nämlich definiert oder diskutiert werden müsste, was die Grundlage solcher Diskussionen sein müsste wäre eine Einigung darauf was "fair" und "gut" ist. Was das Ziel des Mindestlohns oder des Lohns an sich, der Arbeit sein sollte. Unabhängig von Abschluss, Bildungsgrad usw.
Was kann man sich von 1.206,46€ im Monat leisten?
Eine Wohnung? Ja.
Es kommt natürlich darauf an wo.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-11/mietpreise-steigerung-mietspiegel-wohnungsnot-gemeinden
Meine Gegend hat laut dieser Karte etwa 6€ pro Quadratmeter, gehört damit noch zu den "günstigeren" bzw liegt in einem Mittelfeld oder Durchschnitt.
Gehen wir von der 30-Prozent-Mietregel aus bedeutet das ich habe 361,94€ für eine Wohnung (etwa 60qm?). Kalt? Warm wird so eine Wohnung nämlich kaum zu finden sein.
Sagen wir 361,94€ kalt + Nebenkosten + Strom behaupte ich würden wir damit auf etwa 500€ warm kommen.
1.206,46€ - 500€ = 706,46€
Gehen wir jetzt von etwa 100€ Lebensmittelkosten (ich behaupte das ist sparsam), 50€ Internet und 150€ für ein kleines Auto (um zur Arbeit zu kommen (Treibstoff, Versicherungen, Steuer)) aus bleiben also noch 456,46€
Davon abgezogen würden dann noch Hygieneartikel, Kleidung, Versicherungen ggf Freizeitaktivitäten, ein Mobilfunkvertrag (?)...
Das unterscheidet sich natürlich etwas aber ich denke wir können uns darauf einigen, dass zum Schluss nicht mehr wirklich viel übrig bleibt.
Kein (kaum) Geld für Rücklagen, Urlaub oder dem Fall, dass irgendwas unerwartetes passiert (Herd, Waschmaschine, Auto geht kaputt, man selbst wird längerfristig krank, hat einen Unfall, Kurzarbeit, plötzlicher Verlust des Arbeitsplatzes, irgendwas anderes...).
Wäre das ein Leben über den eigenen Verhältnissen? Also vielleicht kein Mobilfunkvertrag, kein Auto, kein Urlaub, keine Freizeitaktivitäten um Geld für Rücklagen zu haben, für den Fall, dass etwas unerwartetes passiert? Lohnt es sich dann dafür zu arbeiten?
Lohnt sich diese Arbeit also bzw was sollte das Ziel der Arbeit sein? "Gerade so" über die Runden zu kommen oder.. sich etwas "Mittelstand" leisten können, Sicherheit haben, "sorglos" leben können, sich auch mal einen Urlaub leisten zu können?
Sind die, die sich so etwas wünschen "verwöhnt" oder undankbar (für ihr "gutes" Leben in Deutschland)? Oder sind das gerechtfertigte Forderungen bzw Voraussetzungen für eine lohnenswerte, faire Arbeit?
Was könnte/sollte man sich leisten können, wenn man für 8h am Tag arbeiten geht? Selbst wenn das nur bei McD oder als Reinigungskraft in einem Altenheim ist?
Und was würde das bedeuten? Wie hoch müsste ein Mindestlohn, mit dem man "sorglos" leben kann, ausfallen? Würde das Firmen in den Ruin treiben? Sind solche Firmen bzw Arbeitsplätze, die auf Ausbeutung aufbauen gerechtfertigt bzw "richtig" oder wichtig? Oder sollten sie von Grund auf verboten werden?
Welchen Einfluss oder welche Auswirkungen hätte das? Würden die Arbeitslosenzahlen steigen und diese sonst ausgebeuteten Menschen würden deshalb zu beinahe bzw teilweise unwürdigen Bedingungen leben müssen?
Sind gar nicht die Arbeitgeber und ihre Löhne das "Problem"? Sondern die immer steigenden Kosten?
Eure Meinung zählt nur bitte: Vergleiche mit den Kindern in Afrika oder anderen ausländischen Konzepten, die es "schlechter" machen (bzw andere Ziele verfolgen oder Prioritäten setzen) helfen niemandem weiter. Die Frage bleibt nämlich die, was das Ziel der Arbeit hier bei uns ist oder sein sollte.
Danke für die Aufmerksamkeit.
Der Mindestlohn bzw seine Höhe ist in vielerlei Hinsicht umstritten. Je nachdem wessen Interessen man folgt hätten die Arbeitnehmer natürlich gerne mehr, einen fairen Lohn mit welchem sich die Arbeit lohnt, Arbeitgeber würden aber gerne "nicht so viel" zahlen, um die Gewinne zu steigern, Geld zu sparen, Geld für andere Dinge ausgeben zu können oder weil sie sich ihre Unternehmen sonst einfach nicht leisten könnten.
Ein Mindestlohn von 9,35€ beutet bei einer Vollzeitstelle:
22 Tage (davon ausgehend, dass Wochenenden frei sind bzw zwei freie Tage pro Woche vorgesehen sind, also ohne Wochenendzuschlag oder sowas)
.. also 22 Tage x 8h = 176h x 9,35€ = 1.645,6€ brutto
Gehen wir von einem Singel, Steuerklasse 1 aus, ohne Kinder und sowas wären das netto 1.206,46 €
Kann man davon leben? Ja. Kann man "gut" davon leben? Das bleibt die Frage.
Was dazu nämlich definiert oder diskutiert werden müsste, was die Grundlage solcher Diskussionen sein müsste wäre eine Einigung darauf was "fair" und "gut" ist. Was das Ziel des Mindestlohns oder des Lohns an sich, der Arbeit sein sollte. Unabhängig von Abschluss, Bildungsgrad usw.
Was kann man sich von 1.206,46€ im Monat leisten?
Eine Wohnung? Ja.
Es kommt natürlich darauf an wo.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-11/mietpreise-steigerung-mietspiegel-wohnungsnot-gemeinden
Meine Gegend hat laut dieser Karte etwa 6€ pro Quadratmeter, gehört damit noch zu den "günstigeren" bzw liegt in einem Mittelfeld oder Durchschnitt.
Gehen wir von der 30-Prozent-Mietregel aus bedeutet das ich habe 361,94€ für eine Wohnung (etwa 60qm?). Kalt? Warm wird so eine Wohnung nämlich kaum zu finden sein.
Sagen wir 361,94€ kalt + Nebenkosten + Strom behaupte ich würden wir damit auf etwa 500€ warm kommen.
1.206,46€ - 500€ = 706,46€
Gehen wir jetzt von etwa 100€ Lebensmittelkosten (ich behaupte das ist sparsam), 50€ Internet und 150€ für ein kleines Auto (um zur Arbeit zu kommen (Treibstoff, Versicherungen, Steuer)) aus bleiben also noch 456,46€
Davon abgezogen würden dann noch Hygieneartikel, Kleidung, Versicherungen ggf Freizeitaktivitäten, ein Mobilfunkvertrag (?)...
Das unterscheidet sich natürlich etwas aber ich denke wir können uns darauf einigen, dass zum Schluss nicht mehr wirklich viel übrig bleibt.
Kein (kaum) Geld für Rücklagen, Urlaub oder dem Fall, dass irgendwas unerwartetes passiert (Herd, Waschmaschine, Auto geht kaputt, man selbst wird längerfristig krank, hat einen Unfall, Kurzarbeit, plötzlicher Verlust des Arbeitsplatzes, irgendwas anderes...).
Wäre das ein Leben über den eigenen Verhältnissen? Also vielleicht kein Mobilfunkvertrag, kein Auto, kein Urlaub, keine Freizeitaktivitäten um Geld für Rücklagen zu haben, für den Fall, dass etwas unerwartetes passiert? Lohnt es sich dann dafür zu arbeiten?
Lohnt sich diese Arbeit also bzw was sollte das Ziel der Arbeit sein? "Gerade so" über die Runden zu kommen oder.. sich etwas "Mittelstand" leisten können, Sicherheit haben, "sorglos" leben können, sich auch mal einen Urlaub leisten zu können?
Sind die, die sich so etwas wünschen "verwöhnt" oder undankbar (für ihr "gutes" Leben in Deutschland)? Oder sind das gerechtfertigte Forderungen bzw Voraussetzungen für eine lohnenswerte, faire Arbeit?
Was könnte/sollte man sich leisten können, wenn man für 8h am Tag arbeiten geht? Selbst wenn das nur bei McD oder als Reinigungskraft in einem Altenheim ist?
Und was würde das bedeuten? Wie hoch müsste ein Mindestlohn, mit dem man "sorglos" leben kann, ausfallen? Würde das Firmen in den Ruin treiben? Sind solche Firmen bzw Arbeitsplätze, die auf Ausbeutung aufbauen gerechtfertigt bzw "richtig" oder wichtig? Oder sollten sie von Grund auf verboten werden?
Welchen Einfluss oder welche Auswirkungen hätte das? Würden die Arbeitslosenzahlen steigen und diese sonst ausgebeuteten Menschen würden deshalb zu beinahe bzw teilweise unwürdigen Bedingungen leben müssen?
Sind gar nicht die Arbeitgeber und ihre Löhne das "Problem"? Sondern die immer steigenden Kosten?
Eure Meinung zählt nur bitte: Vergleiche mit den Kindern in Afrika oder anderen ausländischen Konzepten, die es "schlechter" machen (bzw andere Ziele verfolgen oder Prioritäten setzen) helfen niemandem weiter. Die Frage bleibt nämlich die, was das Ziel der Arbeit hier bei uns ist oder sein sollte.
Danke für die Aufmerksamkeit.