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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

101 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Arbeit, Wirtschaft, Mindestlohn ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 11:14
@ascientist
Und bei jedem einzelnen kommunistischen Diktator hätte die Familie leiden müssen, wenn jemand abhaut oder aus der Reihe tanzt. Der Kommunismus wird zum Glück niemals funktionieren. In verträumten Utopien vielleicht, doch nie mit realen Menschen.


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 11:47
Ich möchte nochmal auf Kampeter verweisen (der in der Mindestlohn-Kommission sitzt und damit mit bestimmt wie dieser gestaltet wird).
Er sagt der Mindestlohn bildet maximal die Entwicklung bzw die untere Grenze der Tarifentwicklungen ab. Er ist nicht das Werkzeug um Armut zu bekämpfen oder Renten zu sichern.
Etwas, das man auch sehen muss bzw. nicht missachten darf ist, dass 2015 viele vom Mindestlohn betroffenen Stellen auf dem Papier zwar nicht weggefallen sind, die Reglung aber umgangen wurde, zB durch das kürzen der Arbeitszeit. So bekommen Reinigungskräfte zwar nach wie vor ihre 450€, müssen aber die selbe Arbeit in (viel) kürzerer Zeit machen. Ihnen ist damit also nicht geholfen.
Ich denke eine (schnellere) Erhöhung auf die 12€ hätte einen ähnlichen, wenn nicht gravierenderen Effekt.
Es wird Arbeitgeber geben, die (eigentlich) in der Lage wären das zu bezahlen, es aber nicht wollen aber auch dutzende, die das (je nach Branche) auch gar nicht bezahlen können.
Es können/würden also durchaus auch Stellen wegfallen bzw sie würden weiter gekürzt werden, was auch niemandem hilft.

Wenn wir die Tatsache, dass diese (relative) Armut existiert und dieser geringe Lohn nicht zukunftssichernd ist als Symptom sehen bleibt die Frage was die Ursache ist. Natürlich ist es leicht zu sagen, dann müssten sie einfach mehr verdienen. Damit würde das "Problem" auf die Arbeitgeber abgewälzt werden bzw. die Ursache bei ihnen gesucht werden. Ganz so einfach ist das aber nicht. Schaut man dann genauer hin warum die Arbeitgeber (teilweise) dazu gezwungen sind die Löhne so gering zu halten, wäre es nicht hilfreich nicht nur die Existenz (die Stelle) ihrer Mitarbeiter sondern auch ihre eigene bzw die des Unternehmens zu bedrohen.
Wie gesagt gilt das sicher nicht für alle und es gibt auch Arbeitgeber/Unternehmen, die die Ausgaben für ihre Mitarbeiter aus eigenen Interessen und zur Gewinnmaximierung so gering halten, aber eben nicht alle. Deshalb halte ich es für Schwierig die "Schuld" pauschal bei den Arbeitgebern zu suchen.

Kampeter verweist auf die Verantwortung die Sozialpolitik und Steuern. Es geht, wie gesagt, auch nicht darum, dass sich die Reinigungskraft das selbe leisten kann/können soll wie ein Chirurg, sondern darum, dass ihrer Arbeit ein angemessener(er) Wert beigemessen wird und sie nicht den selben Lebensstandard führen muss wie zB ein Langzeitarbeitsloser. Vor allem im Alter.
Die Frage bleibt also: Wer bezahlt das? Wenn es nicht (direkt) der Arbeitgeber ist, weil er das unter Umständen nicht kann, höhere Sozialgelder vom Staat um das auszugleichen ggf. höhere Sozialabgaben (Steuern) bedeuten würden, was auch wieder niemand will, wir diese Berufe aber auch nicht einfach "abschaffen" können, weil sie (offensichtlich) nicht wirtschaftlich sind...
Man müsste also genauer hinschauen welche Arbeitgeber nun "können" aber nicht wollen und welche tatsächlich Hilfe brauchen, wobei man dann auch weiter kontrollieren müsste ob diese Hilfe auch tatsächlich bei den Arbeitskräften ankommt und der Arbeitgeber sich diese nicht durch Umwege in die eigene Tasche steckt. Beides würde wieder mehr Bürokratie und Aufwand bedeuten, was auch wieder bezahlt werden müsste...
Wenn ich mir das so anschaue denke ich, der Knackpunkt ist das System dahinter. Der "Arbeitsmarkt", der dazu führt, dass diese Stellen (je nach Branche) unwirtschaftlich und damit im marktwirtschaftlichen Sinne eigentlich nicht zu halten sind. Jedenfalls nicht ohne, dass "jemand" darunter leidet bzw. den Preis dafür bezahlt. Würde es hier nicht um (teilweise) absolut notwendige Berufsgruppen gehen, würde man bei jedem anderen Unternehmen wohl sagen das Konzept funktioniert nicht und das Unternehmen würde sehr bald einfach dicht machen (wie die vielen, kleinen Läden, die in einer toten Zone aufmachen, sich maximal ein Jahr halten und dann wieder schließen).

Wenn wir beim Beispiel der kleinen Läden bleiben: Ein Ladenbetreiber muss, selbst wenn er kein Personal einstellt sondern selbst an der Kasse steht und ggf. (kostenlose) Untersützung von seiner Familie bekommt trotzdem genug einnehmen um die Miete/Pacht, sich selbst + seine Versicherungen inklusive Krankenversicherung, Steuern, seine Produkte, ggf. aufgenommene Kredite zu bezahlen. Kann er das nicht muss er sich entweder ein neues Konzept überlegen, den Standort wechseln oder eben schließen.
Eine Reinigungskraft würde sich niemals (ok, evtl sehr sehr selten) als solche selbstständig machen und davon alles finanzieren können ohne horrende Preise für ihre Leistung nehmen zu müssen. Ein Freelancer in der IT kann sich das vielleicht gerade so erlauben, wenn er Projekte annimmt, bei denen er um die 80€+ pro Stunde nimmt. Niemand würde das einer Reinigungskraft zahlen, da putzt man dann doch lieber selbst.
Ersetzen wir die Reinigungskraft durch eine Pflegekraft wird das noch absurder. Wobei man bei solchen Pflegekräften evtl über die Krankenkassen gehen könnte? Oder die Rentenkassen, wobei bei denen dann auch wieder entweder die Beiträge steigen würden oder... wer nicht genug eingezahlt hat, hat keinen Anspruch auf Pflege was wieder zu der Frage der Menschlichkeit führen würde.

Das sind (theoretische) Beispiele und als solche zu sehen, mein Punkt dabei ist aber: viele dieser Niedriglohn-Stellen sind einfach nicht wirtschaftlich, "gewinnbringend" und erlauben deshalb keine "angemessenen" Löhne. Vielleicht sollte man deshalb genauer hinsehen und über ein anderes System nachdenken um sie trotzdem zu stärken bzw ihnen eine angemessene Wertschätzung bzw Perspektive zu geben (ohne pauschal die Arbeitgeber in die Verantwortung zu stellen bzw ihnen die Schuld zu geben).


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 11:55
Zitat von YaaCoolYaaCool schrieb:Ersetzen wir die Reinigungskraft durch eine Pflegekraft wird das noch absurder. Wobei man bei solchen Pflegekräften evtl über die Krankenkassen gehen könnte? Oder die Rentenkassen, wobei bei denen dann auch wieder entweder die Beiträge steigen würden oder... wer nicht genug eingezahlt hat, hat keinen Anspruch auf Pflege was wieder zu der Frage der Menschlichkeit führen würde.
Es geht über die Pflegekassen, Private Zuzahlungen.

und das nist nicht ohne. Also mehr Lohn heißt auch dort, wieder irgenwo höhre Beiträge in der Pflegekasse..


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 11:56
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Wir treffen Entscheidungen vor allem intuitiv. Wir horten Klopapier, weil wir irrationale Ängste haben. Wir nehmen uns mehr vom Kuchen, weil vor allem wir selbst sicher sein wollen.
Das ist eine grundlegende Wesensart, die nicht durch Erziehung geändert werden kann.
Das würde ich nicht so unterschreiben, dazu müsste man sich die verschiedenen Kulturen weltweit anschauen, ihre Hintergründe, Glaubenssätze, Beweggründe und Weltanschauung. Das würde vielleicht auf einpaar Gesellschaftsmodelle und Kulturen passen, sicher zur westlichen, aber bestimmt nicht pauschal auf alle bzw den Menschen an sich.


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 11:56
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Weil es sich nur ändern ließe, wenn man das Wesen der Menschen grundlegend änderte. Das funktioniert aber weder mit rationaler Überzeugung noch mit Repression. Jedenfalls nicht nachhaltig.
Aber genau wie die Menschen evolutionär gelernt haben, egoistisch zu handeln und nur auf sich selbst und nahe Verwandte zu achten, sollten sie doch auch lernen können, langfristig zu denken und darauf zu achten, was das beste für die gesamte Menschheit wäre, was einen selbst natürlich einschließt.
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:ich glaub du machst dich doch mal mit den Bedinungen der UDSSR und ähnlicher Regime vertraut...
Ich glaub du verstehst mal, dass Kommunismus nicht das selbe ist, wie Stalinismus...
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Und Stark gefördert? Was dennn das was der Staat wollte.. zb Militärtechnik..... ach ja im Kapitalismus unsummen fürs militär? Eher nicht.... immerhin gingen enorme anteil des BIP im Kommunismus an das Militär und ähnliches. Deswegen herrscht ja Mangel im Konsumgütermarkt..
Man muss Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Warum brauchte man denn das Militär? Vielleicht weil die kapitalistischen Staaten ein Problem mit dem Kommunismus hatten?
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Wohl kaum... der Funktioniert jedenfalls besser. so gut das China nach den Reformen seine Armut ernomr senken konnte..
Meinst du wirklich, dass die Menschen in Afrika, Südamerika oder Indien sich gerne dafür abrackern, dass es ein paar Menschen in Industriestaaten gut geht? Meinst du, das sind die größten Fans des Kapitalismus?
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Mangel im Konsumgütermarkt..
Ich denke, die Menschen in den erwähnten Kontinenten bzw. Ländern haben auch einen ganz leichten Mangel im Konsumgütermarkt.
Zitat von abberlineabberline schrieb:Der Kommunismus wird zum Glück niemals funktionieren.
Wenn man in Europa geboren ist, kann man es natürlich Glück nennen, wenn man für immer seinen Reichtum auf Kosten der Unterschicht vermehrt. Das wäre dann wieder der Egoismus.
Zitat von YaaCoolYaaCool schrieb:über ein anderes System nachdenken um sie trotzdem zu stärken bzw ihnen eine angemessene Wertschätzung bzw Perspektive zu geben
Seh ich genauso. Das war das, was ich hier vorgeschlagen habe.


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 12:01
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Es geht über die Pflegekassen, Private Zuzahlungen.

und das nist nicht ohne. Also mehr Lohn heißt auch dort, wieder irgenwo höhre Beiträge in der Pflegekasse..
Ja, aber das meine ich ja. Würde man so eine Pflegekraft angemessen bezahlen wollen und sieht zB die Pflegekasse als ihren "Arbeitgeber", dann muss diese entsprechend genug einnehmen um seine Pflegekräfte so bezahlen zu können. Dh entweder alle Beiträge würden steigen (müssen), was auch wieder vor allem "den kleinen Mann" belasten würde oder man müsste es anders umverteilen und es dabei trotzdem sozial halten, sprich, der "Reiche", der die Leistungen dieser Kasse ggf. nie in Anspruch nimmt würde dafür aufkommen müssen, dass der, der sich so eine Pflegekraft sonst nicht leisten könnte es tut. Ob der "Reiche" das einsieht oder befürwortet bleibt eine andere Frage.


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 12:07
Zitat von ascientistascientist schrieb:Aber genau wie die Menschen evolutionär gelernt haben, egoistisch zu handeln und nur auf sich selbst und nahe Verwandte zu achten, sollten sie doch auch lernen können, langfristig zu denken und darauf zu achten, was das beste für die gesamte Menschheit wäre, was einen selbst natürlich einschließt.
Du weiß schon das Evolution im Biologischem Sinn über zig Generationen geht. über Jahrtausende. So wie wir heute sind, sind wir schon seit 200 000 Jahren.. Die Idee vergessen wir mal..

Und man kann nicht eben mal das bester für 7 Mrd Menschen denken. Punkt 1 müsstest du dafür alle Menschen sowohl politisch als auch Ethisch Morlaisch unter eine System zwingen.. vermutlich auch noch Kulturell.
Zitat von ascientistascientist schrieb:Ich glaub du verstehst mal, dass Kommunismus nicht das selbe ist, wie Stalinismus...
Doch... wir reden hier aber estmal fein über den "Realen" Kommunismus, nicht über die Pappierutopie mit den falschen Annahmen. Genauso wenig wie du einfach mal "Kapitalismus" sagen darfst.. wenn wir über verschiedene Marktwirtschaften reden.
Zitat von ascientistascientist schrieb:Man muss Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Warum brauchte man denn das Militär? Vielleicht weil die kapitalistischen Staaten ein Problem mit dem Kommunismus hatten?
Klar, deswegen war die UDSSR auch der Hauptagressor.. mit 3 zu 1 Kräften gegenüber der NATO.... Sorry ich erklär dir jetzt nicht Geschichte... aber Ungarn, Tschechien, DDR, uva andere Länder konnten ja sehen wozu die Kräfte so dienten.

Tatsache ist deine Annahme ist falsch... Wieviel Geld für Militär ausgegeben wird ist weniger eine Systemfrage.. als eine frage des potentiellen Konfliktpotentias.
Zitat von ascientistascientist schrieb:Meinst du wirklich, dass die Menschen in Afrika, Südamerika oder Indien sich gerne dafür abrackern, dass es ein paar Menschen in Industriestaaten gut geht? Meinst du, das sind die größten Fans des Kapitalismus?
Es geht nicht ein paar Menschen gut, noch rackern die sich dafür ab..dafür müsste ich dir jetzt den Komperativen Kostenvorteil erklären...deine Fehlannahme ist, das wir ihnen was "Wegnehmen" Interssanterweise solltest du mal prüfen in welchen Ländern die Menschen besser leben. Sozialistische Systeme oder Marktwirtschaftliche..die Armut und der Welthunger sinken seit Jahren.
Ein weiterer Großer Fehler bei dir ist es ganze Kontinenten Pauschal zu betrachten...da solltest du mal an deinem Afrika Bild arbeiten.
Zitat von ascientistascientist schrieb:Ich denke, die Menschen in den erwähnten Kontinenten bzw. Ländern haben auch einen ganz leichten Mangel im Konsumgütermarkt.
Welche Land.. Venezuela hat das hinbekommen.. Aber ich glaub du weiß nicht so recht wovon ich Rede im Volkswirtschaftlichem Sinn.

Generell sehe ich bei dir immer noch wenig Fakten, wenig Differenzierung aber viel Platitüden.


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 12:26
Ich bin mir übrigens nicht sicher ob man gleich das komplette politische System in Frage stellen oder ändern muss nur um "ein paar" betroffenen Berufsgruppen, für die das aktuelle System nicht so zu funktionieren scheint zu unterstützen bzw zu fördern. :x
Wie schon gesagt denke ich eher, dass man bei diesen betroffenen genauer hinschauen muss um an hilfreichen Konzepten arbeiten zu können.
Natürlich ist das System nicht "perfekt", so hat es seine Vor-und Nachteile auch für alle anderen Berufe, nur denke ich gibt es so ein "perfektes" System einfach nicht und es geht mehr darum einen geeigneten Kompromiss zu finden als zu extrem der einen oder anderen Seite zuzuspielen.


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 12:28
Ich würde das Problem der Verteilung nicht über den Mindestlohn lösen, sondern diesen vielmehr abschaffen. Stattdessen effiziente Erb- und Vermögenssteuern, die mitunter für das staatliche Gewähren von einer Mindestsicherung herangezogen werden sollen, welche garantiert, dass jeder wirtschaftlich zumindest überleben kann und nicht komplett unter die Räder kommt.

Beim Mindestlohn kann es durchaus passieren, dass die Kosten für den Arbeitgeber dann halt wieder auf den Endverbraucher abgewälzt werden statt den zweiten Mercedes. Vielleicht hilft es ein wenig dagegen, dass die Gewinne nicht derart konzentriert an einige wenige fließen, ich denke aber dass ein transparenteres Mittel zielführender wäre, der Mindestlohn wirkt mir zu sehr nach Gießkannen-Prinzip mit wenig Treffsicherheit.


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 12:31
Zitat von symbioticsymbiotic schrieb:Ich würde das Problem der Verteilung nicht über den Mindestlohn lösen, sondern diesen vielmehr abschaffen. Stattdessen effiziente Erb- und Vermögenssteuern, die mitunter für das staatliche Gewähren von einer Mindestsicherung herangezogen werden sollen, welche garantiert, dass jeder wirtschaftlich zumindest überleben kann und nicht komplett unter die Räder kommt.
Denkst du es wäre sinnig zB mehr "Grundsicherung" an solche "armen" Arbeitenden auszuzahlen (und es damit auszugleichen) als zB an Arbeitslose?

Und sollte das dann auf bestimmte Berufsgruppen beschränkt sein oder nicht? Könnten Arbeitgeber darauf reagieren, dass sie weniger zahlen, weil sie erwarten, dass der Staat das trägt?


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 12:34
Ich denke da an ein Auffüllungssystem, das 1000 Euro monatlich für jeden Staatsbürger garantiert. Aber im Gegensatz halt zum bedingungslosen Grundeinkommen gibt es über den 1000 Euro eben nichts mehr. Also Zuschüsse gibt es nur bis maximal 1000 Euro monatlich.

Das soll für jeden gleich gelten. Die Auswirkung wäre dahingehend spannend, dass dadurch Leute nicht mehr dazu genötigt werden würden, ihre Arbeitskraft zu fast schon unwürdigen Konditionen verkaufen zu müssen, nur um über Wasser zu bleiben.


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 12:49
Zitat von symbioticsymbiotic schrieb:Ich würde das Problem der Verteilung nicht über den Mindestlohn lösen, sondern diesen vielmehr abschaffen. Stattdessen effiziente Erb- und Vermögenssteuern, die mitunter für das staatliche Gewähren von einer Mindestsicherung herangezogen werden sollen, welche garantiert, dass jeder wirtschaftlich zumindest überleben kann und nicht komplett unter die Räder kommt.
Nee, das zerstört eher die Substanz..bzw das System mit läuft sich recht schnell tot..

Und warum ist diese Lösung noch besser als ein Mindestlohn? Aber da rate ich zum BGE Thread um das Thema zu vertiefen.
Zitat von symbioticsymbiotic schrieb:Ich denke da an ein Auffüllungssystem, das 1000 Euro monatlich für jeden Staatsbürger garantiert. Aber im Gegensatz halt zum bedingungslosen Grundeinkommen gibt es über den 1000 Euro eben nichts mehr. Also Zuschüsse gibt es nur bis maximal 1000 Euro monatlich.
siehe Oben, direkt in den BGE Thread. Hier brauchen wir das nicht auch noch offen machen.

Das bedingungslose Grundeinkommen (Seite 713)


da kannst du es auch gerne Vorrechnen.


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 12:57
Zitat von YaaCoolYaaCool schrieb:dazu müsste man sich die verschiedenen Kulturen weltweit anschauen
Absolut.
Und nur in sehr speziellen Situationen läuft das etwas anders. Sonst ist es eigentlich immer das selbe.

Natürlich kann man Menschen indoktrinieren - aber wann hat das je länger und vor allem wann zu altruistischen Zwecken funktioniert?
Zitat von ascientistascientist schrieb:Aber genau wie die Menschen evolutionär gelernt haben
Sie haben das nicht "gelernt". Es haben einfach diejenigen überlebt, deren Wesen so ist. Diejenigen, die eigene und unmittelbare Vorteile abstrakten Vorteilen intuitiv vorgezogen haben.
Einen Teil davon kann man natürlich als denkendes Wesen ändern. Aber eben nur einen Teil. Und nicht nachhaltig.


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 13:08
Zitat von symbioticsymbiotic schrieb:Ich denke da an ein Auffüllungssystem, das 1000 Euro monatlich für jeden Staatsbürger garantiert. Aber im Gegensatz halt zum bedingungslosen Grundeinkommen gibt es über den 1000 Euro eben nichts mehr. Also Zuschüsse gibt es nur bis maximal 1000 Euro monatlich.

Das soll für jeden gleich gelten. Die Auswirkung wäre dahingehend spannend, dass dadurch Leute nicht mehr dazu genötigt werden würden, ihre Arbeitskraft zu fast schon unwürdigen Konditionen verkaufen zu müssen, nur um über Wasser zu bleiben.
Warte also nur damit ich das richtig verstehe. 1000€ zu ihrer freien Verfügung oder um davon "alles" bezahlen zu können?
Wenn es um alles geht kommst du selbst mit Harz4 teilweise auf mehr, da bekommst du deine Miete bezahlt, die Krankenversicherung und hast dann je nachdem noch Geld für Lebensmittel/Hygieneprodukte (und theoretisch auch für Teilhabe am sozialen, kulturellen Leben aber dafür reicht es meistens nicht mehr). Von den wohnortbezogenen Lebenshaltungskosten mal ganz zu schweigen und selbst bei Harz4 hast du freie Wohnortwahl, dh das Amt kann dich nicht zwingen in einen komplett anderen Teil Deutschlands zu ziehen, nur weil die Wohnungen da günstiger sind. Zwar wirst du dafür ggf. schikaniert, unter Druck gesetzt, kannst sanktioniert bekommen, wenn du nicht "kooperierst" aber theoretisch hast du das.
Wenn du "aufstockst", meine ich, liegt die Grenze dafür "minimal" unterhalb davon, also irgendwo bei 900€? Ich müsste genauer googlen wie sich so ein Grundbedarf errechnet aber ich meine mit deiner 1000€ Grenze hättest du niemandem geholfen, vor allem aber störe ich mich an dem "Das soll für jeden gleich gelten", da kann man nämlich immer schön mit dem Beispiel der Alleinerziehenden kommen, die aktuell besser dran sind, wenn sie Harz4 beziehen als wenn sie für einen Mindestlohn arbeiten gehen, weil ihr Anspruch/Bedarf einfach viel höher ist.
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Und nur in sehr speziellen Situationen läuft das etwas anders. Sonst ist es eigentlich immer das selbe.

Natürlich kann man Menschen indoktrinieren - aber wann hat das je länger und vor allem wann zu altruistischen Zwecken funktioniert?
Mir ging es nur oder hauptsächlich darum, dass ich es nicht mag, wenn man den Menschen oder das Wesen des Menschen pauschalisiert oder entsprechend behandelt :D
Und ja, ich halte mich da ein Kleinigkeiten auf wie zB - streiche "immer" und ersetze es durch "oft"


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 13:13
Ich hätte 1000 Euro pauschal für alles gemeint. Über die Höhe des genauen Beitrages lässt sich natürlich streiten, ich habe den Wert einfach einmal zur groben Veranschaulichung gewählt. In der Praxis wären es dann wahrscheinlich 1300 Euro oder höher.


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24.04.2020 um 13:15
https://www.welt.de/politik/deutschland/article185107758/Bundesregierung-Alleinerziehende-mit-Mindestlohn-haben-weniger-Geld-als-Hartz-IV.html

Hier falls es dich interessiert.
(Ich weiß, dass es da um 8,84€ geht, die aktuellen 9,35€ machen es aber auch nicht besser)


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24.04.2020 um 13:20
Zitat von YaaCoolYaaCool schrieb:Mir ging es nur oder hauptsächlich darum, dass ich es nicht mag, wenn man den Menschen oder das Wesen des Menschen pauschalisiert oder entsprechend behandelt
Auch ich bin ein Freund von Differenzierung.
Hier geht es aber nicht um das Verhalten von Einzelpersonen - sondern um grundsätzliches Verhalten der Menschen insgesamt (bzw. in größeren Gruppen und über längere Zeit).
Und da kann und muss man pauschalieren.

Was hilft es denn, wenn sich einzelne Menschen oder manche Gruppen für eine bestimmte Zeit anders verhalten (und man recht gut erforschen kann, warum sie sch so verhalten).
Man kann (sollte) ein soziales Modell nur auf einer pauschalierten Basis aufbauen, wie sich Menschen grundsätzlich verhalten.

Unsere Gesellschaft hat sich ja schon sehr positiv entwickelt (in den letzten Jahrtausenden).
Aber nicht, weil Menschen sich ändern, sondern weil man als Gesellschaft bestimmte "rational wünschenswerte" Verhaltensweisen zu einem gewissen Grad steuern kann. In letzter Zeit gibt es da gewisse Dynamiken, welche einen allgemeinen Wunsch nach mehr sozialer Gerechtigkeit als ein solches Ziel in manchen Gesellschaften beinhalten.
Aber allzu nachhaltig ist das leider auch nicht. Ändern sich die Rahmenbedingungen, ist es im Grunde wie vorher.


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 13:21
Übrigens, da sich der Mindestlohn (stark) nach der Tarifentwicklung bzw der Untergrenze dieser richtet müssten, damit ein entsprechend hoher Mindestlohn aufkommt, die Tarife steigen. Demnach ist das Problem nicht der "Mindestlohn" sondern die Tarifverträge bzw ihre Entwicklung nach welchen einige tarifgebundene Arbeitnehmer zu wenig verdienen.


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 13:36
@kleinundgrün

Ja, aber da kann man nun trotzdem groß diskutieren ob das "einfach so ist" oder nicht. Nur weiß ich nicht ob das so hierhin gehört oder schon wieder zu weit off topic wäre.
ZB
https://www.swp.de/egozentrische-kinder-lernen-von-guten-taten-der-eltern-21126315.html
https://www.mpg.de/8221455/emotionale_egozentrik_kinder
https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/egoismus/pwiealtruismus100.html
https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-raffgier-der-reichen-wie-egoismus-die-solidaritaet.1008.de.html?dram:article_id=400427
https://www.hogn.de/2020/02/06/3-so-schauts-aus/egoismus-egozentrik-selbstsucht-gesellschaft-soziologie-narzissmus-fadebook-social-media-analyse-hilfsbereitschaft-gemeinschaft-individualismus/131570

Allerdings, wie gesagt, ich denke nicht, dass das so sehr hier hin gehört sondern eher in eine Grundsatzdiskussion über die Natur des Menschen bzw die Entwicklung und der Ursprung der Selbstsüchtigkeit, Egozentrik und Egoismus.


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Mindestlohn - Ziele, Sinn und Auswirkungen

24.04.2020 um 13:49
Zitat von YaaCoolYaaCool schrieb:Ja, aber da kann man nun trotzdem groß diskutieren
Das ist sicherlich eine Frage für Psychologen und Soziologen. Meines Wissens ist das ziemlich gut und belastbar durch.
Aber klar.


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