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Wie geht ihr mit Menschender "Risikogruppe" in Zeiten von COVID-19 um?

8 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Corona, Pandemie, Covid ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Wie geht ihr mit Menschender "Risikogruppe" in Zeiten von COVID-19 um?

15.03.2020 um 23:31
Innerhalb der letzten Tage haben sich die Maßnahmen zum Schutze der Bevölkerung vor einer Infektion mit dem "Coronavirus" drastisch erhöht: Die Schulen schließen, viele Firmen schicken ihre Mitarbeiter ins Homeoffice, Veranstaltungen wurden abgesagt und das öffentliche Leben in Kneipen, Gaststätten, Theatern, Kinos und Clubs kommt zum erliegen. Ziel ist es vielmehr die Infektionskurve zu strecken und Zeit zu gewinnen. Langfristig werden uns diese Maßnahmen natürlich nicht vor einer Infektion schützen. Dafür wird es erst notwendig sein, dass ein Großteil der Bevölkerung (man spricht von etwa 70 %) durchseucht wird und das Virus somit weniger Wirte findet. Da junge und gesunde Menschen recht gute Chancen haben die Krankheit ohne bleibende Schäden zu überstehen, wird angestrebt dass die Durchseuchung möglichst in dieser Bevölkerungsgruppe stattfindet. Für die zukünftigen Monate heißt dass, das ältere Leute und Menschen mit Vorerkrankungen möglichst isoliert leben müssen, während sich der andere Teil der Bevölkerung imunisiert. Soweit zumindest in der Theorie. In der Praxis habe ich jedoch das Gefühl, dass dieser Fakt noch nicht so richtig bei einem Großteil der "zu schützenden Gruppe" angekommen ist. Dafür ein Beispiel:

Meine Großeltern sind, wenn auch noch recht rüstig, in den Mittsiebzigern und mein Opa hat dazu noch ein schwaches Herz. Sie gehören damit zur Risikogruppe die im Falle einer Infektion mit einer Wahrscheinlichkeit von ungefähr 20 % sterben wird (zumindest geht man derzeit davon aus). Das ist ihnen beiden auch völlig klar. Und trotzdem begeben sie sich in unnötige Risiken. So waren sie beispielsweise am Wochenende 5 mal in einem Supermarkt einkaufen: Zweimal für Brötchen zum Frühstück, einmal für eine Flasche Eierlikör, dann nochmal für eine Schale Erdbeeren und Abends nochmal schnell für ein Glas saure Gurken. Von mir darauf angesprochen meinten sie, sie hätten den Coronavirus vergessen und das Glas Gurken wäre "ihr Hamsterkauf". Über Bekannte habe ich auch erfahren, dass sie immer noch ins Fitnessstudio gehen. Wenn ich mit ihnen rede und sie darauf anspreche sehen sie auch ein, dass das dumm und gefährlich ist. Nur um mich fünf Minuten später zu fragen ob ich eventuell zum Abendessen vorbeischauen möchte (ich gehe normalerweise einmal die Woche zu meinen Großeltern essen oder lade sie ein). Natürlich möchte ich das in Anbetracht der Umstände nicht. Getroffen haben wir uns heute trotzdem zum gemeinsamen Spazieren an der frischen Luft. Dort haben sie mir dann "zum Ausgleich für das entgangene Essen" ein Paket Kuchen übergeben. Dass ich es überhaupt nicht toll finde wenn sie wegen derart unnötigen Sachen zum Bäcker gehen, haben sie wieder eingesehen. Aber wie ich vermute eben nicht nachhaltig.
Natürlich verstehe ich sie in dieser Situation. Sie möchten am Leben ihrer Kinder und Enkelkinder teilhaben. Auch brauchen sie irgendeine Aufgabe um sich beschäftigt zu halten. Und jetzt werden sie plötzlich von allen Seiten eingeschränkt, die Verwandtschaft distanziert sich körperlich um sie zu schützen, in der Stadt sollen sie sich auch nicht mehr frei bewegen können und die Reisen wurden auch alle abgesagt. Jetzt wissen sie nur wenig mit sich anzufangen. Mir zerreißt es förmlich das Herz wenn ich daran denke wie sie in den nächsten Monaten vereinsamen werden. Auch habe ich Angst dass sie aufgrund dieser Situation gesundheitlich abbauen. Ich fühle mich in dieser Situation extrem hilflos. Aber ich könnte es mir auch nie verzeihen wenn ich wüsste, dass sie sich durch mich angesteckt haben. Ich würde am liebsten irgendwie helfen, habe aber nicht den blassesten Schimmer wie ich das tun soll.

Ich kann mir vorstellen dass es viele Menschen hier im Forum gibt, denen es zur Zeit genauso geht. Eventuell sind hier auch ein paar unterwegs die, aufgrund von Krankheit oder Alter, selber zur Risikogruppe gehören und sich in den nächsten Monaten von anderen abschotten müssen.
Wie geht ihr denn mit dieser Situation um? Riskiert ihr es eure Freunde/ Familie anzustecken/ oder euch von ihnen anstecken zu lassen? Was macht ihr mit euren Familienmitgliedern die partout nicht einsehen wollen dass es für sie das Beste ist sich von anderen Menschen fern zu halten? Ich hoffe ja, dass das Einsehen spätestend kommt wenn sich immer mehr zeigt, dass die Situation wirklich ernst ist. Und ich hoffe dass es dann noch nicht zu spät ist.

Da das Thema in dem recht turbulenten und schnelllebigen Corona-Hauptthread ziemlich schnell untergehen würde, habe ich diese Diskussion in einem Extrathread aufgemacht. Mir liegt es sehr am Herzen mich zu diesem Thema austauschen zu können ohne dass es nach ein paar Beiträgen wieder von der Oberfläche verschwindet.


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Wie geht ihr mit Menschender "Risikogruppe" in Zeiten von COVID-19 um?

15.03.2020 um 23:36
Ich habe auf der Arbeit tagtäglich mit einer Risikogruppe zu tun, ich versuche meine Kontakte außerhalb der Arbeit auf ein Minimum zu reduzieren, da ich Angst habe, falls ich es mir symptomlos einfange, es dann auf der Arbeit zu verteilen.


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16.03.2020 um 00:13
Zitat von spooky007spooky007 schrieb:ich versuche meine Kontakte außerhalb der Arbeit auf ein Minimum zu reduzieren, da ich Angst habe, falls ich es mir symptomlos einfange, es dann auf der Arbeit zu verteilen.
Das ist wirklich vorbildlich. Ich habe glücklicherweise keine mir nahestehenden Menschen die in einem Altersheim oder ähnlichem auf Hilfe angewiesen sind. Dass einer von den 15 verschiedenen Pflegern, mit denen man da über die Woche so zusammenkommt, ohne Symptome infiziert ist, wird in den kommenden Monaten immer wahrscheinlicher werden. Was dass für die pflegebedürftig Menschen bedeutet ist ja klar.
Die Oma meiner Freundin wohnt einem Altersheim. Bisher hat sie den Gedanken daran erfolgreich verdrängt und ich habe es auch noch nicht angesprochen. Man soll sich ja auch nicht selber verrückt machen.


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Wie geht ihr mit Menschender "Risikogruppe" in Zeiten von COVID-19 um?

16.03.2020 um 00:14
@Bettman

Ich kann dich vollkommen verstehen. Meine Mutter ist zwar nur knapp über 60, leidet aber unter relativ starkem Asthma und gehört daher auch zur Risikogruppe. Da ich weiß, dass sie sich mit der derzeitigen Lage nicht auseinandersetzen will, habe ich sie nun bereits mehrmals telefonisch darum gebeten, ihr soziales Leben ihrer Gesundheit willen etwas zurück zu schrauben.

Das sieht sie dann auch ein und ist froh, dass sie aufgrund der Schulschließungen weniger arbeiten muss, nur um mir fünf Minuten später zu erzählen, dass sie über Ostern für ein paar Tage einen Städtetrip in Bayern machen möchte, später noch zu einer Freundin fahren will, weil sie mit dieser ein Playdate zwischen deren Tochter und meinem Neffen planen möchte und hey, letztes Wochenende war sie mit meiner Schwester und meinem Neffen nicht nur auf einem, sondern gleich auf zwei Flohmärkten für Kindersachen.

Mich nimmt das mitunter ziemlich mit, weil ich ja nur das Beste für meine Mutter will und es heutzutage prinzipiell auch genug Möglichkeiten gibt, sich zuhause beschäftigt zu halten. Zumal sie auch einen Garten hat, der jetzt im Frühjahr wieder einiges an Zuwendung benötigt. Ich habe aber beschlossen, zumindest diese Woche noch abzuwarten und mir dann mal anzuhören, was sie jetzt im weiteren Verlauf mit der Situation umgeht. Ich denke dabei vor allem daran, meine Schwester ein bisschen zu sensibilisieren, die alles daheim Anschein ziemlich auf die lockere Schulter nimmt, näher an meiner Mutter dran ist und sie vor allem - und das muss aktuell nun wirklich nicht sein - mangels eigenem Auto ständig dazu nutzt, um irgendwo hin kutschiert zu werden. So dringend kann kein Flohmarkt, Zoo oder Shoppingtrip sein, dass er wichtiger ist als die eigene Gesundheit.

Was deine Großeltern angeht: Wie fit sind die beiden denn im Umgang mit moderner Technik? Ich kann vor allem verstehen, dass sie nicht vom Rest der Familie isoliert werden wollen, aber da würde es ja zum Teil auch ein Tablet oder ein PC tun, über den man skypen kann. Theoretisch lassen sich mobile Geräte auch so platzieren, dass jeder in der eigenen Küche sitzt, man aber trotzdem "zusammen" isst. Als Ersatz fürs Fitnessstudio bieten sich Fitness-Apps oder auch ne Fitness-DVD an und ansonsten freuen sich die beiden bestimmt auch über ein Bücherpaket. Für den Einkauf wiederum bieten sich Lieferdienste an, da müssen die beiden dann aber alles auf einmal bestellen und nicht fünf Mal am Tag nur 1-2 Teile.


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Wie geht ihr mit Menschender "Risikogruppe" in Zeiten von COVID-19 um?

16.03.2020 um 00:34
Zitat von SterntänzerinSterntänzerin schrieb:Ich denke dabei vor allem daran, meine Schwester ein bisschen zu sensibilisieren, die alles daheim Anschein ziemlich auf die lockere Schulter nimmt,
Das halte ich auch für wichtig. Viel Erfolg dabei! Ich habe auch das Gefühl, dass manche Leute den Ernst der Lage noch nicht begriffen haben. Die Nachbarn meiner Eltern sind beide Anfang 80 und der Mann ist seit Jahren schwer krank. Schon eine einfache Erkältung ist bei ihm kritisch. Als wir am Samstag bei meinen Eltern waren, haben wir die Tochter und Enkeltochter der Nachbarn gerade aus dem Haus der Nachbarn kommen sehen. Sie waren zum Kaffetrinken da. Da man sich ja auf dem Dorf kennt, haben wir einen kleinen Plausch gehalten. Dabei kam heraus dass es bei der Tochter an der Schule (sie ist Lehrerin) am Freitag die ersten Fälle von zwei positiv getesteten Schülern gab. Wie sie in dieser Situation ihre 80-jährigem Eltern besuchen kann ist mir völlig unklar. Aber eventuell nehme ich die Sache auch zu ernst.
Zitat von SterntänzerinSterntänzerin schrieb:Für den Einkauf wiederum bieten sich Lieferdienste an, da müssen die beiden dann aber alles auf einmal bestellen und nicht fünf Mal am Tag nur 1-2 Teile.
Es geht ja leider primär nicht um den Einkauf. Den würden meine Mutti oder ich sofort übernehmen. Wenn ich wüsste, dass es das wäre, würde ich auch einen ganzen Laden leer kaufen und vorbei bringen. Es geht meinen Großeltern mehr darum mal raus und unter die Leute zu kommen. Diese kleinen Eikäufe sind quasi wie ein Ritual. Es wird sehr schwer werden sie davon abzubringen.
Zitat von SterntänzerinSterntänzerin schrieb:Was deine Großeltern angeht: Wie fit sind die beiden denn im Umgang mit moderner Technik? Ich kann vor allem verstehen, dass sie nicht vom Rest der Familie isoliert werden wollen, aber da würde es ja zum Teil auch ein Tablet oder ein PC tun, über den man skypen kann.
Soweit ich weiß passiert das auch. Mit mir skypen sie nicht, da ich nur 30 Kilometer entfernt wohnend immer mal vorbei schneie, aber wir haben auch noch einen Verwandschaftsteil der weiter weg wohnt und da skypen sie recht häufig und nutzen den WhatsApp-Videochat.


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16.03.2020 um 00:55
Bei mir ist es so, dass sowohl meine Mutter, wie auch mein Mann zur Risikogruppe gehören.

Meine Mutter ist über 80 und muss aufgrund neuer Medikamente die sie einnimmt, mehrmals in der Woche zum Arzt.. von daher ist sie ein zusätzlicher Risikofaktor für meinen Mann, der chronisch krank ist.

Momentan kaufe ich für sie ein und stelle es ihr vor die Haustür.. wir telefonieren täglich miteinander und sie kann mich auch jederzeit anrufen, wenn ihr danach ist.

Schön ist die Situation nicht..
Generell würde ich gerne die Menschen um mich herum mehr unterstützen.. aber es geht halt einfach nicht.

Meine Mutter ist etwas durcheinander.. ich tippe auf beginnende Alzheimer.
Viele Dinge vergisst sie.. oder sie geht über Dinge hinweg, so als würde es sie nicht betreffen. Etwas leichtsinnig.

Habe ihr nun ein paar DVDs bestellt und ihr zur Beschäftigung Malbücher für Erwachsene und Wolle gekauft, damit sie beschäftigt ist.
Nicht zu vergessen die Tüte Chips für den DVD-Abend. :D


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16.03.2020 um 05:25
Ende letzten Jahres eine Lungenentzündung gehabt zudem Diabetiker.

Wie ich damit umgehe? Wohne aufm Dorf und bin dabei mich an einer Versorgungsinfrastruktur für ältere Menschen zu beteiligen.
Ja ich bin ggf was vorsichtiger, die Mukkibude wird nach Hause verlegt, kein Kino,etc.
Einkäufe zielgerichtet und kein schlendern. Täglich jedoch Kilometer spazieren/wandern.

Das verstehe ich tatsächlich nicht. Fürs Immunsystem kann es doch Nix besseres geben, als alleine, gemäßigt bei tollem Wetter spazieren zu gehen. Ich sehe über Stunden keine einzige Person.


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16.03.2020 um 06:19
https://www.youtube.com/watch?v=GgYL4rZC0v8 (Video: Bushaltestelle Coronavirus)

:p


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