Peter0167 schrieb:Merkwürdigerweise stand Deutschland zu Beginn der Krise doch noch vergleichsweise gut da. Ich kann mich gut an Fallzahlen erinnern, die lange Zeit unter 10% von denen aus Italien Spanien und co. lagen. Hatten wir das einer gut aufgestellten Regierung und den klug eingeleiteten Maßnahmen zu verdanken? Ich denke nein. Damit hatte die Regierung genausowenig zu tun. Die Dinge laufen nun mal wie sie laufen, nicht alles lässt sich so kontrollieren, wie wir es gerne hätten.
Ich fand das gar nicht merkwürdig, im Gegenteil, nur logisch.
Naja, kannst du dich denn noch an die Diskussion hier ganz zu Anfang der Pandemie erinnern?
Da hat Deutschland tatsächlich eine ziemlich strenge Eindämmungsstrategie gefahren. Das Webasto-Cluster z. B. - keine Ahnung, wann sich der Wind sozusagen gedreht hat.
Denke, im Laufe des ersten strengen Lockdowns haben sich wohl die Politikberater durchgesetzt, die Politkern glaubhaft erklärt haben, dass es nicht erstrebenswert ist (was es tatsächlich natürlich ist), einen Dauerlockdown zu fahren.
Dass die Strategie dafür aber nicht ist, in steigende Inzidenzen weiter reinzulockern, der Idee zu erliegen, man könne isoliert Risikogruppen schützen, die Rolle der Schulen systematisch kleinzureden, das ist einfach komplett ausgeblendet worden.
Was soll man dazu noch sagen ...
Peter0167 schrieb:Wenn Menschen etwas Schlechtes widerfährt, kommt ja häufig nach dem ersten Jammern die direkte Frage nach der Schuld. Offenbar hilft das bei der Bewältigung und der Verarbeitung einer Krise, und ist somit der "Normalzustand". Ob an die Beantwortung der Schuldfrage, insofern man überhaupt von Schuld sprechen kann, rational herangegangen wird, steht auf einem ganz anderen Blatt Papier.
Ich denke, man sollte nicht außer acht lassen, dass wir hier von einer Naturkatastrophe überrollt wurden, an der hoffentlich niemand eine direkte Schuld trägt. Und nicht nur wir Deutschen wurden überrollt, sondern die ganze Welt. Das ist schon mal Fakt, und sollte unbedingt beachtet werden.
Hinzu kommt, wir alle haben so etwas noch nie zuvor miterlebt, keiner von uns, auch kein Politiker, kein sogenannter Experte und auch kein Schreiberling der Medien. Das ist absolutes Neuland. Soviel erst mal vorweg.
Zu kritisieren, wie damit umgegangen wurde, ist für mich kein "Jammern".
Die Toten bringt niemand mehr zurück.
Auch finde ich es schwierig, zu sagen, es hätte niemand vorhersehen können - Fakt ist, dass man doch seit Jahren eigentlich auf eine Pandemie gewartet hat (sie war rein statistisch gesehen schon längst fällig). Biologie und Medizin sind doch außerdem keine so abgehobenen Disziplinen, als dass auch nicht Laien sie im Grundsatz gut verstehen könnte.
Klar konnte niemand sagen, ob jetzt Grippe oder sonstwas, aber die Szenarien waren ja sooooo völlig überraschend auch nicht.
Was man schon vorwerfen kann, ist, dass man nicht einfach viel stärker auf die Leute gehört hat, die sich wirklich damit auskennen - die bezüglich der ersten Welle richtig lagen, in ihrer Einschätzung.
Völlig schleierhaft ist mir auch immer noch, weshalb der politische Konsens sich darauf geeinigt hat, eine sog. "Überlastung des Gesundheitssystems" zu vermeiden.
Naja ...
ich persönlich habe jedenfalls einiges Vertrauen verloren, fühle mich zudem irgendwie beschädigt, geradezu "benutzt", im Sinne des stetigen Funktionierens in einem System dessen Eindämmungsstrategien bezüglich eines grassierenden, hochgefährlichen Virus für mich persönlich erschreckend leichtfertig waren und sind
(deine Frage war ja auch die nach dem persönlichen Empfinden)