Grillage schrieb:Da mag die Gehörlosigkeit, das fehlende Sprachvermögen und die geistige Einschränkung schon eine bedeutende Rolle gespielt haben, eben weil solche Menschen hilfloser sind und vor allem auch einen hilfloseren Eindruck machen.
Dem ist sicherlich so, auch wenn Simone Dewenter im FF schon als selbstsicher dargestellt wurde; aber Selbstsicherheit ist eben auch situationsabhängig.
Auf dem Strich, mit komplett Fremden (Freiern); du weißt nie, zu wem du dich ins Auto setzt, bzw. was diese Person wirklich will.
Ist ja beim Trampen letztlich genauso…oder beim nächtlichen Heimweg nach der Arbeit, Kino etc. Du weißt nie, wer hinter dir ist und welche “Begierden” derjenige hat.
Aber im Bereich der Sexworker ist man eben nochmal mehr gefährdet. Leider kann jeder weitere Freier der letzte sein.
Grillage schrieb:mal Opfer einer Vergewaltigung zu werden, das hänge nämlich sehr vom Auftreten der Frau ab
Grillage schrieb:Das war natürlich etwas überspitzt ausgedrückt und Frauenrechtlerinnen hassen solche Aussagen, weil es oberflächlich betrachtet dem Opfer einen Teilschuld zuschiebt ("Wärst Du selbstsicherer aufgetreten oder hättest Dich gewäht, dann wäre Dir das nicht passiert!"), aber ich glaube schon, dass sich Männer, die auf der Suche nach einem Opfer sind, lieber jemanden aussuchen, der schwach, unterwürfig, wenig dynamisch und selbstbewusst wirde, und dass dabei ein gewisser, vielleicht sogar nur unbewusst wirkender wichtig ist.
Jaein. Als von Vergewaltigung und Missbrauch Betroffene (und Feministin) sehe ich es hier etwas anders. Mich hat es mit Leuten erwischt, die ich kannte. Einmal bei meinem besten Freund (Täter dessen älterer Bruder), einmal im beruflichen Umfeld im Krankenhaus in einer Zeit, in der ich, auch durch meinen Beruf, den ich sehr liebte, sehr selbstsicher und selbstbewusst war.
Nur mit 14 im Urlaub, das war eben der Klassiker der Jugendlichen ohne Selbstwert.
Unterschiedliche Täter, unterschiedliche Verlangen neben der Machtausübung. Der Erste war klassisch pädosexuell, der Zweite durch seine Kultur geprägt und wollte aus Tunesien nach Deutschland (und wie geht das besser, als einer dummen Frau, ich war 14, die Ehe und ‘guten’ Sex zu bieten?) und der Dritte war ein Politiker, der es gewohnt war, sich zu nehmen, was wortwörtlich greifbar, ganz egal, ob die Frau selbstsicher war oder nicht (er hat’s bei allen Pflegerinnen versucht und ich bin überzeugt, dass ich nicht die Einzige war, bei der er zugelangt hat…von den Opfern aus seiner politischen Karriere in Deutschland und Angola ganz zu schweigen).
Egal, wie eine Frau ist, es wird immer jemanden geben, der genau “darauf steht”. Der eine liebt das hilflose stille Mäuschen, weil er keine Gegenwehr will, der andere will eine selbstsichere sich selbst bewusste Frau brechen.
Man könnte hier eine lange Liste an selbstsicheren Frauen ausrollen, die Opfer wurden. Auch aus dem Milieu.
Die Täter wollen zerstören. Entweder das minimalste Selbstbewusstsein, was gerade (noch) da ist ganz vernichten oder eben eine starke Frau zerbrechen.
Bei Simone Dewenter kamen leider diverse Dinge zusammen. Die Gehörlosigkeit, die schlecht ausgeprägte Sprache, auf dem Strich nur mit einer Person wirklich vernetzt…
Allerdings sehe ich den Filmfall hier mittlerweile mit kritischerem Auge, da er bisherigen Berichten in manchen Informationen ‘widerspricht’ und ich hier nicht (mehr) weiß, was ich glauben kann.
MissMary schrieb:Denk an Fred West, den Serienmörder - da haben sich die Opfer auch in Sicherheit gewogen, weil seine Frau mit im Auto saß, wenn er Anhalterinnen mitnahm.
Die haben es aber auf sehr junge Frauen abgesehen gehabt. Und in Sicherheit wiegen heißt ja nicht, selbstsicher sein.
Die Wests haben sich sehr junge Opfer gesucht. Die können schon aufgrund der mangelnden Lebenserfahrung nicht auftreten, wie eine abgeklärte 40erin; überspitzt ausgedrückt. Sehr junge Personen stehen älteren oft noch etwas hilflos gegenüber, weil Alter, auch wenn derjenige unsicher wirkt, doch oft auch mit Autorität gleichgesetzt wird, bzw. die Erziehung damals (meine Generation auch noch) dahingehend ging, Ältere sehr respektvolle zu behandeln und nicht zu widersprechen.
MissMary schrieb:Ich weiß nicht, ob das Opfer gehörlos geboren ist, aber ich glaube, in dem Fall ist eine Kommunikation mit Hörenden noch schwerer. du hast ja Bezugspunkte gar nicht. Eine Bekannte von mir ist schwerhörig geboren und man konnte das Problem erst im Laufe der Zeit mit medizinischer Entwicklung zufriedenstellend kompensieren. Sie spricht noch immer sehr verwaschen und obwohl sie nun hört, versteht sie oft den tieferen Sinn nicht und braucht 1000 Sondererklärungen
Aufgrund des Cochlea-Implantats, das im FF als wenig wirkungsvoll erklärt wurde, und der anscheinend sehr mangelhaften Sprache (fraglich, ob der FF hier so stimmt) gehe ich davon aus, das Simone Dewenter gehörlos geboren wurde.
Im FF wurde es ja so dargestellt, dass sie eben, neben der Gehörlosigkeit eben auch so im Leben kaum Kontakt mit nicht Gehörlosen hatte, also auch nicht gezwungen war, mit ihnen verbal zu kommunizieren.
Siehe die Szene mit dem Betreuer, bei dem man eine Gebärden-Dolmetscherin dazu holte.
Sollte die Szene hier so stimmen, zeigt es schon, dass Simone im verbalen Umgang mit nicht-Gehörlosen ein ziemliches Handicap hatte und man nicht unbedingt davon ausgehen konnte, dass sie Gesagtes versteht.
Was die kognitiven Einschränkungen betrifft; ich weiß nicht so recht. Ich frage mich, warum das erst jetzt kommuniziert wurde. Bisher war das ja, zumindest wenn ich danach gehe, was ich bisher über den Fall gelesen und gehört habe, nicht bekannt.
Ich finde auch keinerlei Fahndungsseite zum Fall Dewenter mehr. BKA hat ihre Seite vom Netz genommen (keine Ahnung ob im Zuge der aktuellen Ermittlungen oder ggf. Überarbeitung), bei der Polizei RLP auch nichts, selbst im Presseportal habe ich nichts gefunden.