Kann es strafbar sein, nicht zu glauben?

@Bishamon
Nein - ich wollte sagen: Ein durch Voreingenommenheit verfälschter Blick auf den anderen verdunkelt den Verstand.
Jetzt im konkreten Fall nur mein Verdacht: Die Person hat nicht aufgrund Fehlinformiertheit oder einem Denkfehler etwas Falsches vom Gesprächspartner geglaubt, sondern es sich wider innerliches besseres Wissen eingeredet.

Sowas kommt vor, weil wir moralisch schwach sind. Und führt zu sozial schädlichen Fehlurteilen.

Und genauso, denke ich, geht es auch gegenüber dem lieben Gott: Z. B. ein Gebot passt uns nicht, und dann ist er der Böse.
Nicht alle Menschen sind stets auf die Wahrheit erpicht - nicht einmal wir - Guten.

Deine letzten Sätze: So z. B. Richtig!

withe schrieb:ein Gebot passt uns nicht, und dann ist er der Böse.

Warum glaubt der Ungläubige nicht an einen Gott, der angenehmere Gebote hat?
Es gibt sogar Atheisten, die von jhwh noch nicht einmal gehört haben (und seinen Geboten) und ihn trotzdem für nicht existent halten: ein Atheist hält keinen Gott für existent (egal, ob er schon mal von ihm gehört hat).

Was ist mit einem Gläubigen, der kein Christ ist? Besitzt er wie die Ungläubigen ebenfalls keine Moral? oder die falsche Moral? besitzen nur Christen die richtige Moral?

@Schanzer

Das, woran Menschen glauben, ohne es beweisen zu können, ist Glaube: an den Weihnachtsmann, die Area 51, die Notwendigkeit der FDP, die Überlegenheit der Weissen, Gott oder den Wiederaufstieg des FC St. Pauli in die erste Liga.

Der Gläubige schafft sich seinen Gott selbst, in dem er an ihn glaubt. Gott könnte ohne Gläubige nicht existieren. Wenn Du aufhörst zu glauben, hört Gott auf zu existieren.

Ist irgendwie schon wie bei den Kindern und dem Weihnachtsmann. So lange sie daran glauben, ihn sich in den fantastischsten Farben ausmalen, so lange gibt es ihn. Spätestens, wenn sie erkennen, dass es sich nur um eine von Menschen gemachte Kreatur handelt, hören sie auf, an ihn zu glauben und der Weihnachtsmann hört auf zu existieren, jedenfalls für sie.

Und dabei ist es dann egal, ob der Weihnachtsmann Allah, Gott, Jehova oder Wrdlbrmft heisst.

Wir hätten auch den Klapperstorch als Beipiel für merkwürdige Glaubenskonstrukte heran ziehen können.

"Also, als Deine Mutti ein Kind haben wollte, da rief sie den Klapperstorch, und der ist dann zu ihr ins Bett gestiegen und hat sie so richtig durchgevögelt. Darum nennt man das ja auch so, liebes Kind!"

withe schrieb:Und genauso, denke ich, geht es auch gegenüber dem lieben Gott: Z. B. ein Gebot passt uns nicht, und dann ist er der Böse.

das ist das nur ein Gläubiger, der in Sünde lebt, aber kein Ungläubiger.

Schanzer schrieb:Aber jetz mal ehrlich: Ich kann ja nicht zwanghaft an etwas glauben, von daher was kann ich dafür, dass ich nicht glaube? Das kann man ja selbst nicht beeinflussen. Kann mich ein Gott -sollte es ihn geben- für was bestrafen, für das ich gar nichts kann?

Wahrscheinlich schon. Zumindest, wenn es der biblische Gott ist. Nicht umsonst machte Jesus seinen Jüngern ständig Vorwürfe wegen ihres zu geringen Glaubens - als ob man sich bewusst für oder gegen den Glauben entscheiden könnte. Ähnlich ist es mit den Pharisäern, denen Jesus übel nimmt, dass sie einen Beweis dafür wünschen, dass seine Botschaft auch die Botschaft Gottes ist.

Brunche schrieb:Angenommen man glaubt an Gott, findet aber er ist ein sadistischer Tyrann.
Wir man dann auch gegrillt, oder zeigt er Nachsicht? Da er Heuchler nicht mag, sollte man doch ehrlich sein.

Warum sollte er Nachsicht zeigen? Gott mag zwar keine Heuchler mögen. Er mag aber trotzdem keine Menschen, die ihn für böse halten. In dem Gleichnis von den Talenten, wo einer der Knechte vor den Herrn zugibt, dass er ihn für böse hält (was dieser übrigens gar nicht leugnet!), geht es diesem Knecht anschließend deswegen schlechter und einem von den Kollegen, die besonders wohlgefällig waren, dafür noch besser, als es diesem schon vor dem Geständnis des Unbotmäßigen ging.
Ob dieses Schlecher-Gehen im Gleichnis mit einer Verdammung im Jenseits gleichgesetzt werden soll oder es "nur" um Demütigung und Repressalien im gemeinsamen Paradies geht, ist mir jedoch nicht klar. Da der Herr in diesem Gleichnis mit seinen Knechten (und nicht nur diesen) machen kann, was er will, ist beides denkbar; das hängt wohl von der Launes des Herrn (im übertragenen Sinne also der aktuellen Laune Gottes) ab.

Der Gläubige soll/muss also nicht nur an Gott glauben, sondern diesen auch gut finden. Und das noch "freiwillig"! Über die Fähigkeit zu dieser Freiwilligkeit: siehe oben.



Zum Glück glaube ich nicht (mehr) daran, weil ich der Meinung bin, dass ein "richtiger" Gott über mehr psychologisches Feingefühl verfügen müsste als der literarische in der Bibel, und darum wissen müsste, dass man Glauben auch mit größten Anstrengungen nicht erzwingen kann.

Das ist für mich ein guter Schluss, ich danke euch ganz herzlich für die angeregte Diskussion!