@luc1f3r luc1f3r schrieb am 20.06.2024:Kern und Angelpunkt des Christentums ist die Person und die Kreuzigung Jesu zur Erlösung der Sünden. Die Gottheit Jesu und die Tatsache, dass er für die Sünden der Menschen gestorben ist, wird beides explizit im Koran verneint. Das mal als Beispiel.
Dass man das Gute tun soll, und das Schlechte lassen: das schaffen die meisten auch ohne Religion. Aber du kannst doch nicht ein so generelles Prinzip nehmen, die ganzen speziellen Standpunkte der jeweiligen Religionen ignorieren, und dann meinen, die sind doch alle gleich. Das geht nur, wenn man sich kaum mit den Schriften und Lehren der jeweiligen Religionen auskennt.
Ich bin offiziell Muslimin und hierbei Sunnite. Darin habe ich meine Kenntnisse und mein hauptsächliches Wissen.
Als Muslimin glaube ich an auch an Jesus. Doch in manchen Aspekten unterscheidet sich die Darstellung von Jesus innerhalb des Christentums und des Islams sicherlich. Das stört mich persönlich jedoch nicht. Ich will die Religionen wie das Christentum eher kennenlernen. Meine Ansichten beruhen eher auf den Islam.
Meine Einstellung über den Glauben haben ihre Gründe. Nicht, weil ich mich nicht mit dem Islam beschäftigt habe, sondern weil ich mich mit dem Islam beschäftigt habe.
Muslim bedeutet wortwörtlich „Der sich (Gott) Ergebende“. Manche Muslime deuten diese Übersetzung so, dass damit Muslime gemeint sind, nachdem sie den Islam angenommen haben. Andere sagen, das bedeute im Grunde alle Menschen, die an einen Gott glauben und sich ihm praktisch ergeben.
Mich unterscheiden von den meisten Muslimen lediglich drei Ansichten:
1. Sehr viele Muslime glauben, dass nur sie in das Paradies kommen. Andere Muslime (noch in der Minderheit) glauben, dass alle Menschen, die an die Existenz eines alleinigen Gottes glauben, letztlich auch in das Paradies gelangen werden.
Zitate dazu:
Abu Sa'id Ibnu Malik Ibni Sinan al-Hudri (ra) sagte: Hz. Der Prophet (Friede sei mit ihm) sagte:
„Wer auch nur ein Fünkchen Glauben in seinem Herzen hat, wird aus dem Feuer kommen.“ Abu Said sagt: Wer (an der in diesem Hinweis zum Ausdruck gebrachten Wahrheit) zweifelt, sollte diesen Vers lesen: „ALLAH tut nicht die geringste Ungerechtigkeit ...“ (Nisa, 4/40)„Siehe, diejenigen, die glauben, die sich zum Judentum bekennen, die Christen und die Sabier – wer an Gott glaubt und an den Jüngsten Tag und rechtschaffen handelt, die haben ihren Lohn bei ihrem Herrn, sie brauchen keine Furcht zu haben und sollen auch nicht traurig sein!“ (Koran 2/62)Sprich: «Wir glauben an Allah und an das, was zu uns herabgesandt worden und was herabgesandt ward zu Abraham und Ismael und Isaak und Jakob und den Nachfahren, und was gegeben ward Moses und Jesus und [anderen] Propheten von ihrem Herrn. Wir machen keinen Unterschied zwischen ihnen, und Ihm unterwerfen wir uns.» (3/84)2. Muslime sind oftmals gegenüber der restlichen Welt verschlossen. Andere Muslime wie ich wollen offen sein allen Menschen gegenüber.
Zitate dazu:
„O ihr Menschen! Ich erschuf euch als Mann und Frau und machte euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander kennen lernt. Wahrlich, vor Gott ist von euch der Angesehenste, welcher der Gottesfürchtigste ist. Wahrlich, Gott ist allwissend, allkundig. (49/13)
3. Viele Muslime lernen nur vom Islam. Andere Muslime wollen von allen lernen. So wie ich.
Zitate dazu:
„Suche nach Wissen, auch wenn es in China ist. Denn Wissen ist für jeden Muslim Pflicht.“ (Hadith, Beyhakî, Şuabu'l-İman-Beirut, 1410, 2/253).
luc1f3r schrieb am 20.06.2024:Wenn "Muslime" kaum Wissen über "den Islam" haben, sind es dann überhaupt "Muslime"? Wenn du den Begriff nicht vollständig seiner Bedeutung entkoppeln möchtest, dann kann man das nur mit Nein beantworten.
Das meine ich damit, dass ein Moslem ohne Koran, oder ein Christ ohne Bibelwissen, kein wirklicher sein kann. Warum? Weil das Moslem oder Christ sein eben auf den Gehorsam und die Nachfolge des jeweiligen Propheten und Religionsführers basiert. Aber die Lehren der Propheten finden sich in den jeweiligen Heiligen Schriften. Wie kannst du also treu Jesus oder Mohammed nachfolgen, wenn du nicht mal weißt, was diese überhaupt lehren und von dir verlangen? Das ist absurd.
Du nennst dich also Christ, du nennst dich Moslem, und hast kein Wissen über die Regeln und Gesetze deiner eigenen Religion? Was bedeutet das letztendlich? Dass du dir deine eigene Religion bastelst, ohne den Namen zu ändern. Du nennst dich zwar Christ, lebst aber nicht nach den Lehren Jesu, sondern du machst dir deine eigene Regeln; nennst Jesus Herrn, bist aber in Wirklichkeit dein eigener Herr und Gesetzgeber.
Ich habe Wissen über den Islam. Sogar viel Wissen. Ich habe auch Wissen über Spiritualität. Ich besuche auch eine mystische Schule. Alles gut. Da gab es wohl ein Missverständnis.
:) Meine universelle Weltanschauung hat auch viel mit Rumi, dem islamischen Mystiker zu tun. Er ist auch der Begründer des Sufismus (eine der islamischen Spaltungen).
Zitate von Rumi:
Ich bin weder Christ noch Jude noch Muslim.
Ich bin weder vom Osten noch vom Westen.
Ich habe die Zweiheit beiseite gestellt,
Ich habe gesehen, dass beide Welten eines sind.
In Wahrheit ist derjenige, den alle anbeten, einzig Allah (c. c.). Doch die Wege sind unterschiedlich, nach jedermanns Geschmack verschieden.
Die Trennung und Streitigkeit zwischen den Religionen liegt an der Art des Fortschreitens, nicht an der Wahrhaftigkeit des Weges.Am ehesten folge ich dem Weg von Maulana Dschalaleddin Rumi.