Zeralda schrieb:Ist denn die genannte Liste oder "übermäßiger Waffenbesitz" für Dich automatisch zuverlässiges Erkennungsmerkmal für "rechte Gesinnung"?
Also ich finde erstmal für sich noch nicht.
Du hast Recht, übermäßiger Waffenbesitz ist für sich kein zuverlässiges Erkennungsmerkmal für ultrarechte Gesinnung. Da fehlt ein Bindeglied in meiner Argumentation. Das Bindeglied lautet: Die Leute mit ultrarechter Gesinnung hängen an den alten Kriegsmaterialien aus dem 2. Weltkrieg.
Die Bindeglieder für ultrarechte Gesinnung bei Wichmann und Marco B. sind:
- Das Hissen der Reichskriegsflagge auf seinem Grundstück bei Wichmann
- Die Wehrmachtswaffe von 1943 bei Marco B.
Heute haben wir feine Antennen entwickelt für Menschen, die sich mit Kriegszeug aus dem 2. Weltkrieg umgeben. Wir ordnen Menschen mit solchen Sachen ins ultrarechte Lager, vor allem seitdem bekannt wurde, dass vor ein paar Jahren ein verstecktes Waffenlager von Ultrarechten von der Polizei ausgehoben wurde. Jetzt haben Polizei und Staatsanwaltschaften diese Kriegsvorbereiter auf dem Schirm.
Ich habe noch nie eine Reichskriegsflagge in meinem Bekannten- oder Freundeskreis gesehen. Ich habe noch nicht einmal davon gehört, das irgendjemand so etwas im Keller haben soll. Wie kam Kurt-Werner Wichmann an die Flagge? Damals hat es also schon Kreise gegeben, die das verkauften oder verliehen. Oder vielleicht war die Flagge ein Erbstück. Fünf Jahre nach Wichmanns Tod bereitet Marco B. einen Überfall auf eine Kassiererin vor und nimmt dazu eine Ausrüstung mit wie im Krieg. Diese Waffen hat er wahrscheinlich über Jahre gesammelt. Marco B. hatte doch genug andere Waffen, wozu brauchte er dann noch die Wehrmachswaffe? Im Mitführen dieser Wehrmachtswaffe deutete Marco B. die Kontinuität der Wehrmachtswelt und seiner eigenen Welt an, in der er sich wehrmächtig fühlen wollte und keinen Abstand zu der alten Kriegwelt zeigte.
Ich hoffe, es ist jetzt klargeworden, was ich meine. Es ist betrüblich, dass die Staatsanwaltschaft damals nicht argwöhnisch wurde, als bekannt wurde, dass Wichmann die Reichskriegsflagge hisste. Aber so waren die Zeiten; man hielt sich für tolerant. Das betraf nicht nur die Staatsanwaltschaften. Heute kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass ein Täter mit seiner Lüge, er hätte aus Mutterliebe den Überfall begangen, weil er kein Geld für ein Geschenk hätte, die Schlagzeile einer Tageszeitung beherrschen darf.
Muss ich diesen Beitrag von der alten Morgenpost einscannen und posten? Ist das so wichtig?
Es soll ja alles mit Quellen belegt werden ....