Opti-Mist schrieb:Der Haken an dieser Annahme ist jedoch, dass Wichmann während seiner Flucht (also nach der Hausdurchsuchung) mindestens einmal Zuhause war. Er wusste also ganz genau, was die Polizei gefunden hatte und was nicht.
Er hat bei seiner Besichtigung seines Hauses während der Flucht natürlich feststellen können, dass der Garagenboden nicht abgetragen worden war und man das Versteck von Birgit Meier nicht gefunden hatte bis dahin.
Aber der Druck, dass man womöglich in naher Zukunft anfängt alles aufzustemmen, lastete womöglich auf ihm so sehr, dass er der Polizei bei einem Fund zuvorkommen wollte. Vielleicht fürchtete er auch Vernehmungen, denen er sich nicht gewachsen fühlte, da diese auch zum Finden des Verstecks geführt hätten.
Jedenfalls wünschte er sich in seinem Abschiedsbrief, dass seine Familie ihn in guter Erinnerung behalten sollte. Es ist wie ein Testament, dass die Gefühle seiner Ehefrau Alice und seines Bruders festlegen wollte, egal was die Polizei herausfinden würde.
Gartenbauer schrieb am 27.05.2016:Bevor er im Gefängnis Selbstmord beging, schrieb er noch zwei Abschiedsbriefe. Diese sollen verdeckte Hinweise enthalten und enden mit den Worten: „Bitte denkt nicht nur an meine schlechten Seiten. Gott sei mir gnädig.“
Er fürchtete, dass seine Angehörigen nur seine schlechten Seiten erinnern würden. Und er rief seinen Angehörigen Gott in Erinnerung, von dem er wusste, dass er wohl gnädig sei. Sie sollen bitteschön genauso wie Gott gnädig sein. Schluss der Ansage!
Wenn seine Ehefrau Alice also erfahren hätte, dass sie zusammen mit der Leiche von Birgit Meier gewohnt hatte, dann sollte sie genauso gnädig sein wie Gott.
Wichmann konnte den auf ihn zukommenden Ereignissen nur noch negativ entgegensehen. Er sagt nicht, dass er nie mehr ins Gefängnis* wollte, sondern seine letzten Gedanken gelten seiner Geborgenheit bei seiner Familie und er beschwört Gott, ihm gnädig zu sein - falls dieses Anflehen oder diese Beschwörung nicht nur vorgetäuscht waren, um die Gefühle seiner Angehörigen noch im Tode steuern zu können.
Wichmann hielt die Lüneburger Polizei und die Polizei in Heimsheim also höchstwahrscheinlich für sehr wirkmächtig solange er lebte und auch darüber hinaus, denn sonst hätte er das Testament mit dem merkwürdigen Schluss nicht verfassen müssen.
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@darkstar69 hat darauf hingewiesen, dass Wichmann Angst vorm Gefängnis hatte und nie wieder hineinwollte - möglicherweise deshalb, weil er in jungen Jahren wegen eines
Kapitaldelikts einsaß. Wegen unerlaubten Waffenbesitzes hätte er keine allzu lange Strafe erhalten. Das hätte er kurz abgesessen, seiner Familie womöglich erklärt, dass er unschuldig gesessen hätte und fertig wäre die Sache gewesen.