[Cold Case] 15.04.1994, PP Bielefeld, Mord an Taxifahrer in Hövelhof

Es geht um einen Mord an einem Taxifahrer in Hövelhof am 15.04.1994 in Hövelhof und obwohl ich idR relativ gut informiert bin über (ungelöste) Verbrechen in Deutschland, speziell im Bereich OWL, kannte ich diesen Fall noch nicht.

Ich zitiere aus einer entsprechenden Pressemeldung der Kripo Bielefeld (bei der die "Cold-Case"-Einheit für OWL angesiedelt ist):

Der damals 43-jährige Taxifahrer eines Paderborner Unternehmens nahm am Freitag, 15.04.1994, kurz nach Mitternacht im Paderborner Zentrum einen oder mehrere Fahrgäste auf. Das Taxi war zuvor aus einer Telefonzelle am Neuhäuser Tor gerufen worden und als Treffpunkt wurde die damals etwa 30 Meter entfernt liegende Gaststätte "Stulle" vereinbart. Gegen 00:15 Uhr teilte der Taxifahrer seiner Zentrale noch mit, dass die Fahrt nach Hövelhof gehen werde.

In Hövelhof erfolgte im Bereich Klausheide in der Nähe des Apelteichs der Angriff, bei dem der Taxifahrer noch im Fahrzeug mit einer Vielzahl von Messerstichen getötet wurde. Man raubte ihm die Geldbörse mit den Tageseinnahmen, schob oder zog ihn aus dem Fahrzeug und flüchtete mit dem Taxi.

Unglücklicherweise war der Sicherheitsgurt des Taxifahrers nicht gelöst und er wurde von dem fahrenden Fahrzeug noch über die Salvatorstraße und die Klausheider Straße über eine größere Distanz mitgeschleift. Die Täter sollen im Anschluss mit dem Taxi über Staumühle und die Panzerringstraße des Truppenübungsplatzes Senne zurück in Richtung Paderborn geflüchtet sein. Das Fahrzeug wurde bereits um 00:58 Uhr auf einem Parkplatz in Schloß Neuhaus, an den Fischteichen an der Dubelohstraße, aufgefunden.

Quelle: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/12522/5866069

Die Tat wurde mit außergewöhnlicher Brutalität ausgeführt. So wie ich die Aussagen interpretiere, starb der Taxifahrer bereits durch die Gewalteinwirkung mit dem Messer. Was im Anschluß passierte, ist verstörend: das Opfer war im Sicherheitsgurt verheddert, hing in dieser LAge außerhalb des Autos und wurde vom flüchtenden Täter (man weiß nicht, ob es 1 Täter war oder mehrere) über mehrere Kilometer quer über Landstraßen und durch Wohnsiedlungen mitgeschleift. Dadurch entstand eine wahnsinnig lange Blutspur quer durch Hövelhof. Hiervon existiert ein beeindruckendes Polizeivideo des PP Paderborn aus dem Jahr 1994 als der Tatort gesichert wurde. Hierbei bekommt man auch einen eindruck der Blutspur.

Dieses Video ist hier abrufbar:
Quelle: Tatortvideo der Kripo Paderborn aus 1994https://www.nw.de/nachrichten/zwischen_weser_und_rhein/23972156_Taxifahrer-brutal-erstochen-Bielefelder-Polizei-sucht-Moerder-in-Hoevelhof.html



Auch wirklich hörenswert ist folgender Podcast zum Fall:
Podcast Taximord 1994 Hövelhof


Ich bin überrascht, dass dieser Fall so unbekannt ist, obwohl er aufgrund seiner Brutalität der sehr herausragend ist.

Und ich hoffe wirklich sehr, dass dieser Fall noch geklärt werden kann, allerdings habe ich bei so einem Fall im Grunde keine Hoffnung mehr, da Täter und Opfer sich vermutlich nicht kannten.

Hallo @Vettlappen,

da gestern zufällig auch der Thread mit dem Mordanschlag auf die Leverkusener Taxifahrerin noch mal hochgezogen wurde und dir bisher niemand geantwortet hat, habe ich mir deine verlinkten Artikel und den Podcast auch mal gegeben .

Die beiden Fälle haben natürlich nichts miteinander zu tun, der CC-Ermittler im Podcast sagt ja auch, daß die Neunziger die Heydays in Sachen Taxiüberfälle waren.

Der erwähnte Fall aus dem Rheinland war bei XY, weil man die Stimme des vermeintlichen Täters präsentieren konnte, was im Hövelhofer Fall leider nicht möglich ist, da keine Aufnahmen vorliegen. Der Ermittler appelliert wie immer an Mitwisser und hat eventuell sogar noch ein Ass im Ärmel, worüber er aus "taktischen Gründen" nicht sprechen möchte.

Mehr als abwarten ist nicht möglich. Diese zwei (?) km lange Blutspur wirkt in der Tat bedrückend. Der Kommissar sprach von möglichen Ankerpunkten des oder der Täter nach Hövelhof. Hatte mal geschaut: die Größe dieser Ortschaft ist ziemlich überschaubar. Vielleicht hatte damals schon irgendwer einen Verdacht, um wen es sich beim angesprochenen "hohen Reiz-und Aggressionspotential" des oder der Täter hätte handeln können und kommt irgendwann damit noch um die Ecke.

Ich komme aus der Nähe, ich kann mich noch erinnern, dass der Weg auf dem der Taxifahrer mitgeschleift wurde am Morgen noch abgesperrt und von der Spurensicherung behandelt wurde.

Ich fuhr damals jeden Morgen mit dem Bus zur Vorschule dort entlang.
An dem Tag wurde der Bus umgeleitet.

Mich hat der Fall sehr mitgenommen, selbst als Kind hatte man erfahren was dort passiert ist.

Erschreckend dass der Fall nicht gelöst werden konnte.

Vermutlich wird der Fall nur durch Mitwisser aufgeklärt werden können.
Hab da aber eigentlich keine Hoffnung.

Es ist aber wirklich bemerkenswert, dass der Fall, selbst in unserer Region so untergegangen ist.

Ein sehr schlimmer brutaler Fall.

Ich bin im Studium Mitte/Ende 90er auch (gerne) gelegentlich Taxi gefahren, aber nur Tagesschichten und ja, es kam damals fast im Wochen Rhythmus vor das ein Taxifahrer ermordet wurde.

Obwohl ich keine Nachtschichten fuhr habe ich selbst auch eine gefährliche Situation tagsüber mit einem Flüchtigen aus dem Massregelvollzug gehabt, den ich nie vergessen werde.
Es ist gsd gut ausgegangen, denn er hatte überhaupt nicht mit meiner massiven Gegenwehr (bzw auch Angriff gegen ihn) und aufgestauter Wut gerechnet, die sich im Laufe einer sehr grottigen Woche aufgrund persönlicher Schicksalsschläge ereignet hatte, bis zu diesem Freitag.
Glücklicherweise hatte er keine Waffe auf seiner Flucht dabei, sonst wäre dieser Überfall zu meinem Nachteil ausgegangen und ich hätte mich natürlich auch anders verhalten.

Vor diesem erlebten Hintergrund geht mir der obige Fall und andere Taxi Morde sehr nahe, weil man die Überfall Situation nachempfinden kann.

Was ich in diesem Fall nicht verstehen kann, ist diese breite, dunkle Schleifspur (nicht die Blutspur) und frage mich wodurch die erzeugt worden sein könnte.
Die Breite der Spur ist ja fast schon fix und variert oder verschmälert sich nicht. Auch der dunkle Ton irritiert mich.
Das erinnert ja fast an breite Reifenspuren von Rädern, die blockiert sind und diese Abdrücke auf dem Asphalt hinterlassen.

Ich habe keine Idee wie diese Spur zustande gekommen sein soll.
Ebenso dass der/die Täter es nicht gemerkt haben sollen dasss sie den Körper vom Opfer hinter sich herschleifenn.
Das muss doch beim seitlichen Blick aus dem Wagen aufgefallen sein. Und kann doch nicht im Sinne der Täter gewesen sein.

Auch dass der Taxifahrer sich dermassen im Gurt verfangen haben soll dass er 2 km mitgezogen wurde und das bei "Knallgas" wie der Ermittler im Podcast sagte.
20 Messerstiche ist schon ziemlich brutal, aber ich frage mich, ob die Täterschaft das Opfer nicht vorsätzlich mit dem Gurt verknüpft haben. Wie kann sowas sonst 2km lang halten.

Unfassbar auch das der Fall 30 J. lang nicht geklärt werden konnte.
Ich hoffe es gibt Mitwisser, die reden werden.

.druide. schrieb:Was ich in diesem Fall nicht verstehen kann, ist diese breite, dunkle Schleifspur (nicht die Blutspur) und frage mich wodurch die erzeugt worden sein könnte.
Die Breite der Spur ist ja fast schon fix und variert oder verschmälert sich nicht. Auch der dunkle Ton irritiert mich.
Das erinnert ja fast an breite Reifenspuren von Rädern, die blockiert sind und diese Abdrücke auf dem Asphalt hinterlassen.

Ja diese Frage hab ich mir auch schon gestellt.
Wodurch könnte diese Spur entstanden sein.
Vielleicht hatte das Opfer eine Lederjacke an, aber selbst das ist über die Länge eher unwahrscheinlich. Sehr komische Sache.

.druide. schrieb:Auch dass der Taxifahrer sich dermassen im Gurt verfangen haben soll dass er 2 km mitgezogen

Das kann man schon eher verstehen. In diesem Film ist ja zu sehen das der Gurt als Schlaufe aus der Fahrertür raus hängt. Wenn dort der Fuss drinhängt kann man das noch nachvollziehen
Aber gemerkt werden die/der Täter das schon, war aber dann wohl egal sonst hätte man es so nicht durchgezogen.
Den Fall selber kannte ich so auch noch nicht. Ich denke das sich hier nichts tun wird in Sachen Aufklärung. Keine DNA keine Zeugen sonst wäre da wohl mehr Bewegung drin.

Die örtlichen Medien haben den Fall erneut aufgegriffen. Hier ein Artikel.

https://www.wn.de/nrw/neue-dna-analyse-30-jahre-nach-mord-an-taxifahrer-3143672

«Die Täter haben durch ihre Vorgehensweise ein großes Maß an Hemmungslosigkeit und Brutalität offenbart», so die Einschätzung des Ermittlungsgruppenleiters Markus Mertens. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass sie auch in den Jahren danach polizeilich in Erscheinung getreten seien und man ihr DNA-Profil daher finden könne.

Das umfangreiche Spurenmaterial vom Fahrzeug und an dem Getöteten soll daher erneut nach neusten wissenschaftlichen Standards untersucht werden. Außerdem hoffe man auf Hinweise von möglichen Zeugen von Tat und Flucht oder Angaben von Menschen, die anschließend zu Mitwissern wurden.

Man muss es auf jeden Fall versuchen, mit neuesten Untersuchungsmethoden Spuren zu finden. Vielleicht hat die vergangene Zeit schon jemanden unvorsichtig werden lassen und er hat geplaudert?

KT schrieb:Vielleicht hatte das Opfer eine Lederjacke an, aber selbst das ist über die Länge eher unwahrscheinlich. Sehr komische Sache.

Schwarze Lederjacke war auch mein erster Gedanke. Oke, eine dicke, schwerere Lederjacke (was ich mir in der damaligen Zeit besser vorstellen kann als heute) ist denkbar, aber auf die Gesamtdistanz bezogen bin ich da immer noch skeptisch.
Aber was soll es sonst sein?

KT schrieb:Den Fall selber kannte ich so auch noch nicht

Mir war er auch absolut neu. Danke @Vettlappen fürs einstellen.

emz schrieb:Vielleicht hat die vergangene Zeit schon jemanden unvorsichtig werden lassen und er hat geplaudert?

... das hoffe ich auch. 30 Jahre sind schon eine Hausnummer in Sachen "ungeklärt".

emz schrieb:mit neuesten Untersuchungsmethoden Spuren zu finden.

Noch besser wenn man die Taxe noch hätte. Aber hätte, hätte usw.

Hier mal die Karte, die die Polizei dazu erstellt hat:

Original anzeigen (0,2 MB)
Quelle: https://www.radiohochstift.de/nachrichten/paderborn-hoexter/detailansicht/cold-case-um-getoeteten-taxifahrer-in-hoevelhof-wird-neu-aufgerollt.html

Kann es sein, das das Blut auf der Straße bereits mit irgendetwas abgedeckt wurde?
Was aber hin und wieder ersichtlich ist - die Spur ist nicht durchgängig gerade. Es wirkt fast so, als hätte der Fahrer versucht durch Schlenker den Körper loszuwerden.