Mordfall Klaus Berninger (16, 1990)

https://www.bild.de/regional/nuernberg/muenchen-aktuell/cold-case-klaus-berninger-wurde-baeckerjunge-mit-diesem-messer-getoetet-82620144.bild.html Es gibt einen neuen Artikel. Viel neues steht wohl wirklich nicht drin, außer dass 100 Hinweise eingegangen sind. Ich nehme an, die sind größtenteils zu den Katalogen eingegangen.

Swagger schrieb am 20.01.2023:Viel neues steht wohl wirklich nicht drin, außer dass 100 Hinweise eingegangen sind. Ich nehme an, die sind größtenteils zu den Katalogen eingegangen.

Da möchte ich gern ergänzen, dass es sehr wohl eine Neuigkeit gibt. Zwischenzeitlich wurde das Bild des Messers veröffentlicht, das bei der erneuten Absuche des Tatorts gefunden und bislang kriminaltechnisch untersucht wurde:

Original anzeigen (0,2 MB)
Bildquelle: Polizei Unterfranken

Der Fall Klaus Berninger wurde auch in der ARD-Sendung "Brisant" thematisiert, ab ca. min 8:44:

https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy85ZTA0YThkMS1lOTg3LTQ5ZWItOTBhNS1kY2VmMjZmYWYwNGI

Hier wird das Bild des Messers ebenfalls gezeigt; man erfährt im Film auch, dass das Messer 15 cm unter der Oberfläche gefunden wurde, was wohl für eine entsprechend lange Liegezeit spricht. Das gefundene Messer könnte also tatsächlich im Zusammenhang mit der Tat stehen, jedenfalls sucht die Polizei nach Hinweisen, wer zur Tatzeit ein solches Messer besaß und danach nicht mehr.

Im Brisant-Filmbeitrag kommt auch die Schwester des Tatopfers, Karin, zu Wort. Sie wünscht sich Klarheit, was mit ihrem Bruder damals geschehen ist.

Einen Hinweis auf die Brisant-Sendung findet man in diesem Radio-Primavera-Artikel:

https://www.primavera24.de/aktuelles/news/woerther-coldcase-berninger-heute-in-ard-sendung-brisant

Dort finden sich auch die Bilder des Messers, einmal in Vergrößerung.

Danke für die Ergänzung! Gute Recherche und evtl wird ja jetzt mal etwas klarer, was damals passiert ist.

Bei dem Messer handelt es sich um ein sog Gärtnermesser, Hippe genannt wegen der gebogenen Klinge. Das werden die Ermittler aber sicher schon heraus gefunden haben.
Auch wenn es sich bei dem Ort um eine Kleinstadt handelt, die ich eher im ländlich geprägten Bereich verorte, und sicherlich viele Leute damals ein solches Messer, das man eben nicht nur zum Gärtnern nutzen kann, bei sich führten, wäre es doch interessant, wer vielleicht vom Freundes-und Bekanntenkreis eine Ausbildung im Bereich Garten und Landschaftsbau gemacht hat oder hatte oder zB bei Eltern oder Verwandten im Familienbetrieb in dem Bereich mitarbeitete und ganz sicherlich über ein solches Messer verfügte.
Aber ich schätze, dass die Ermittler auch dies schon abgeklärt haben, das aber nicht zielführend war.

Ich hätte das als Pilzmesser (zum Pilze sammeln) eingeordnet.

Zeralda schrieb:Ich hätte das als Pilzmesser (zum Pilze sammeln) eingeordnet.

Ich bin da bei @Coconut19. Wenn man das Foto bei Google Lens rein packt, kommen Baumschulhippen. 1:1 die selbe Messerart. Ob die auch zum Pilze sammeln verwendet werden, kann ich nicht sagen.
Auf wikipedia steht dazu:

Im Obst- und Gartenbau verwendet man noch kleinere Versionen, die vielfach als Klappmesser angeboten werden.

Quelle: Wikipedia: Hippe (Werkzeug)

Leider hat auf dem Dorf natürlich fast jeder nen Garten, was die Sache nicht sonderlich klarer macht.

Oh:
Andere mögliche Verkaufsnamen sind wohl Gipskarton-Klappmesser und Pappreißmesser. Ob das die Suche einschließt oder hilfreich ist? Keine Ahnung.
Was steht auf der Klinge? FSS Rostfrei? Bin gerade auf der Suche nach dem Produzenten aber finde nichts.

https://www.dakl-shop.de/picard-pappreissmesser-0070140-110?sPartner=google_shopping&number=PI0070140-110
https://www.rhg.de/gipskarton-klappmesser-primium-185-mm-premium

Cheaha schrieb:Was steht auf der Klinge? FSS Rostfrei? Bin gerade auf der Suche nach dem Produzenten aber finde nichts.

FES wäre Ferdinand Everts Sohn Solingen

Cheaha schrieb:Leider hat auf dem Dorf natürlich fast jeder nen Garten, was die Sache nicht sonderlich klarer macht.

Es scheint aber in dem Fall nicht nur um dieses Messer zu gehen. Offenbar geht es bei dem nach wie vor gesuchten Schneider-Katalog für gewerbliche Besteller um ein weiteres Messer, das nämlich KB aus diesem für sich oder aber für jemand anderen bestellt haben muss:

Der getötete Klaus Berninger hatte selbst kurz vor seinem Tod ein Springmesser aus einem Katalog der Firma Schneider bestellt. Das Messer ist nach wie vor nicht auffindbar. Bei der Firma Schneider handelt es sich um einen Versandhandel-Anbieter für den gewerblichen Bedarf. Der Sitz der Hamburger Firma befand sich zum Tatzeitpunkt 1990 noch in Wesel. Hierzu sucht die Polizei Personen, die Angaben zu folgendem Springmesser aus dem Bestell-Katalog der Firma Schneider machen kann: Bestellnummer: 167479 B; Preis: 5,68 D-Mark; Bestelldatum: 02.12.1989.

Quelle: https://www.br.de/nachrichten/bayern/cold-case-klaus-berninger-polizei-zeigt-gefundenes-messer,TTTOLmw

Man kann nun darüber spekulieren, welche Rolle solche Messer für Jugendliche der damaligen Zeit gespielt haben. Zur Tatzeit kann es sich durchaus um Accessoires mit einem gewissen Statuswert gehandelt haben - heute gelten strengere Regeln für das Mitführen von Messern, bestimmte Messerarten sind heute auch verboten.

KB hatte offensichtlich über die Bäckerei der Eltern die Möglichkeit, aus dem Schneider-Katalog zu bestellen, der sich nur an gewerbliche Kunden richtete, und beispielsweise Werbegaben, Geschenke und Artikel für den gewerblichen Bedarf enthielt.

Ich könnte mir vorstellen, dass KB das Messer für jemand anderen bestellt hat, und es um die Modalitäten, etwa die Bezahlung, Streit gegeben hat.

ExilHarzer schrieb:FES wäre Ferdinand Everts Sohn Solingen

Danke!

sallomaeander schrieb:Ich könnte mir vorstellen, dass KB das Messer für jemand anderen bestellt hat und es um die Modalitäten, etwa die Bezahlung, Streit gegeben hat

Kann natürlich sein, wobei ich mich da frage, von welchem Preis wir sprechen. 30 Euro?
Ist natürlich hilfreich zu wissen, dass es um ein Messer geht, welches nur über ein Gewerbe bestellt werden kann. Danke für das Klarstellen!

sallomaeander schrieb:Ich könnte mir vorstellen, dass KB das Messer für jemand anderen bestellt hat, und es um die Modalitäten, etwa die Bezahlung, Streit gegeben hat.

Das Springmesser ist mit 5,86 DM im Katalog verdammt günstig. Entweder ist das wirklich ein Schnäppchen oder Tand.
Ein schickes "Super-Stiletto" lag Mitte der 80er im Fachhandel um die 20 DM.
Die Dinger waren früher auf den Schulhöfen sehr beliebt. Es gab auch noch die "Nato-Military" Variante wo die Klinge vorne rauskam.

Cheaha schrieb:wobei ich mich da frage, von welchem Preis wir sprechen. 30 Euro?

Steht doch oben, 5,68 Mark

hopkirk schrieb:Steht doch oben, 5,68 Mark

Das wäre dann wirklich kein Grund zum morden.

Plus Gewinnspanne, plus Mehrwertsteuer - das kommt dann schon hin, wenn ein vergleichbares Messer seinerzeit DM 20,- im Laden gekostet haben sollte.

Wie immer, muss der zeitliche Bezug beachtet werden. Vor den Zeiten des Internethandels oblag die Preisbildung von Handelsware dem stationären Handel und z.T. den Versandhäusern wie Quelle und Neckermann. Bestimmte Artikel bekam man nur teuer - oder gar nicht.

Ob es vergleichbar war lässt sich ja leider (noch) nicht feststellen. Schneider ist ja ein Werbemittelversand.
Vermutlich war das keine Qualitätsware.
Vielleicht taucht der Katalog noch auf. Ich denk mal, das war die Billigvariante. Solche Messer hatten meist noch so einen Ring unten dran, wo man eine Schnur/Schlüsselkette befestigen konnte.

Der o.g. Beitrag der ARD-Sendung "Brisant" hat offenbar zu einem hohen erneuten Hinweisaufkommen geführt:

Nach Ausstrahlung des Cold Case in der ARD-Sendung „Brisant“ gehen dutzende neue Hinweise bei der Polizei ein – um die 50 Meldungen sollen es gewesen sein.

Quelle: https://www.tvmainfranken.de/cold-case-klaus-berninger-neue-hinweise-nach-tv-ausstrahlung-310688/

Für mich bedeutet das zweierlei: Dass der Fall immer noch auf hohes Interesse in der Bevölkerung stößt, und dass die Polizei offenbar sehr geschickt die verschiedenen Möglichkeiten nutzt, unterschiedliche Bevölkerungs- und Zuschauergruppen anzusprechen.

Sendungen der ARD erreichen ein bundesweites Publikum und können u.U. auch Menschen erreichen, die seit der Tatzeit vielleicht die Region verlassen haben.

Ich will hier nicht die "Pferde scheu machen", aber die Hinweise verdichten sich, dass der Mord an Klaus Berninger in der Juni-Ausgabe (14.06.2023) von "Aktenzeichen XY" behandelt wird. Für besagte Sendung gibt es die Ankündigung eines Filmfalls mit dem Titel "Mysteriöser Mord", bei dem es sich durchaus um den Fall "Berninger" handeln könnte:

Im Wald wird die Leiche eines Teenagers gefunden. Ein Motiv für die Bluttat lässt sich nicht finden. Und auch der Tatort wirft viele Fragen auf.

https://www.liebenswert-magazin.de/amp/aktenzeichen-xy-naechste-sendung-ergebnisse-termine-2023-8845.html

In der Programmvorschau von "fernsehserien" gibt es zudem schon ein Szenenfoto zu sehen, mit folgender Bildunterschrift:

Eine Familie betreibt in einem kleinen Ort eine Bäckerei. Der 16-jährige Sohn soll eines Tages das Geschäft übernehmen – doch dann wird der Opfer eines brutalen Mordes.

https://www.fernsehserien.de/aktenzeichen-xy-ungeloest/folgen/591-folge-591-1644450

Wenn ich den Eröffnungsbeitrag richtig verstehe, wird seit April '22 wieder ermittelt, somit liegt zwischen Wiederaufnahme der Ermittlungen und Ausstrahlung des Filmfalls über ein Jahr - gut möglich, dass die neuen Ermittlungsansätze bzw. -ergebnisse in die Sendung eingearbeitet werden. Möglicherweise geschieht dies auch schon in der medialen Vorberichterstattung, die erfahrungsgemäß zwei bis drei Tage vor Ausstrahlung der Sendung anläuft.

Es gibt zwar noch keine offizielle Bestätigung, dass es sich wirklich um den Fall handelt, vieles spricht aber dafür und ich dachte, ich teile Euch dies mal mit. Werde mich jedenfalls demnächst vorsorglich in den sicherlich sehr spannenden Thread einlesen und freue mich im Juni, nach eventueller Behandlung des Falls in "XY", in die schon vorhandene Diskussion einsteigen zu können.

Da würde ich jetzt mal sicher von ausgehen, dass es dieser Fall ist. So viele ermordete 16-jährige Bäckerlehrlinge gibt es ja zum Glück nicht und es passt zu der Aktivität der Emittlungen, die sehr engagiert und koordiniert wirken.
Entweder man ist wie bei Jutta Hoffmann sehr nahe an der Lösung oder aber man will endlich diesen Katalog finden, was sicherlich gute Chancen hätte bei der Zahl an Zuschauern. Außerdem das Übliche, andere Straftaten sind verjährt, Freundschaften zerbrochen. Denke, hier gibt es gute Chancen.

Anlässlich der Behandlung des Falls Klaus Berninger in der kommenden Ausgabe von "Aktenzeichen XY" startet die Kriminalpolizei im Raum Wörth eine Flyeraktion, um auf die Sendung hinzuweisen.

Nachfolgend die Polizeimitteilung im Vollzitat:

Im Rahmen der intensiven Ermittlungen von Kriminalpolizei Aschaffenburg und der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg wenden sich die Ermittler erneut an die Bevölkerung. Am 05. Juni startet die SOKO eine Flyeraktion im Raum Wörth, bei der die Anwohner auf die Ausstrahlung von "Aktenzeichen XY" Mitte Juni hingewiesen werden. Das Fernsehformat befasst sich in der kommenden Sendung auch mit dem Tötungsdelikt aus dem Jahr 1990.
 
Aktuelle Ermittlungen der SOKO Berninger
 
Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei Aschaffenburg haben bei ihren umfangreichen Ermittlungen inzwischen rund 250 Hinweise aus der Bevölkerung erhalten. Im Rahmen der durchgeführten Vernehmungen wurden die Umstände, durch die Klaus Berninger zu Tode gekommen ist, weiter rekonstruiert. Das akribische Vorgehen führt nun zu dem Schritt in das bekannte Fernsehformat.

Umfassender Fernsehbeitrag bei "Aktenzeichen XY"
 
Zahlreiche Beamte und Beamtinnen der Polizei am Bayerischen Untermain weisen am Montag, den 05. Juni, mit der Flyeraktion auf den Sendetermin hin. Ziel ist es jeden Haushalt in Wörth, Elsenfeld und Erlenbach zu erreichen und so eine größtmögliche Zuschauerschaft in der Region für die Sendung am 14. Juni im ZDF zu erhalten. Das TV-Format kann zudem auch dazu beitragen mögliche Zeugen, die nicht mehr am Bayerischen Untermain leben, mit den Fragestellungen der Ermittler zu erreichen. Die SOKO setzt dabei auch auf den persönlichen Kontakt zu den Anwohnern.
 
Belohnung vom Bayerischen Landeskriminalamt – Hinweistelefon
 
Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, hat das Bayer. Landeskriminalamt nach wie vor eine Belohnung in Höhe von 10.000,00 Euro ausgesetzt. Die Belohnung wird unter Ausschluss des Rechtsweges zuerkannt und ist nicht für Personen bestimmt, zu deren Berufspflicht die Verfolgung strafbarer Handlungen gehört.
 

https://www.polizei.bayern.de/aktuelles/pressemitteilungen/049853/index.html

LackyLuke77 schrieb:Ziel ist es jeden Haushalt in Wörth, Elsenfeld und Erlenbach zu erreichen und so eine größtmögliche Zuschauerschaft in der Region für die Sendung am 14. Juni im ZDF zu erhalten.

Das klingt m E so, als würden die EB den Täter (oder zumindest einen Mitwisser) dort in einer der drei Ortschaften verorten.
Vll erhofft man sich ähnliches wie im Fall Lolita Brieger von der Ausstrahlung des Falles bei "Aktenzeichen XY ungelöst":
Bin mal gespannt, was sich dann nach der Ausstrahlung in der Sendung noch in diesem Fall tut.
10.000€ ist - verglichen mit anderen Cold Cases , die bei "Aktenzeichen XY ungelöst" gezeigt werden - keine geringe Belohnung, hoffentlich eine zusätzliche Motivation für einen Mitwisser, nach all den Jahren endlich sein Schweigen zu brechen und den Angehörigen Gewissheit zu verschaffen, wer falls den Tod von Klaus verantwortlich ist...