@neonnhn In gewisser Weise sehe ich mich ja auch manchmal als Träumer.
Den Ausdruck "Zweifeln um des Zweifelns Willen" bringe ich in meinem Ausführungen ja auch immer wieder an.
Beim Zweifeln, wie auch beim Glaube, möchte ich dazu ermutigen zu ergründen, warum man eben manchmal auf das Eine und manchmal auf andere zurückgreift.
Ich komme nun einmal vorrangig aus der Mathematik und da ist es nun einmal möglich, mit entsprechendem Wissensstand, jeden Beweis nachzuprüfen und sogar selbst zu führen. Aber so sehr man dort eben Zweifeln und Überprüfen kann, so muss man eben auch lernen, dass es auch in der Mathematik Dinge gibt, wo mancher meint, dass man gewissermaßen einfach glauben muss und ein anderer meint, dass es dafür doch einen Beweis gibt.
Die Frage, ob "1+1=2" ein unbeweisbares Axiom sei (was man einfach als gegeben ansehen und glauben muss) oder eine klar beweisbare Aussage sei, kann dafür sorgen, dass Mathematiker sich anhören wie manche, die hier im Forum darüber streiten, ob es Gott gibt oder nicht und ob er beweisbar sei.
Allein schon die Differenzierung des Axiombegriffs kann wie die Frage enden, was denn überhaupt "Gott" sei bzw. was man selbst diesem Ausdruck meint, wenn man ihn benutzt.
Es gibt da wirklich verblüffende Ähnlichkeiten.
:)Ich selbst habe in den letzten Jahren das Zweifeln in vielerlei Hinsicht geübt. Währenddessen musste ich aber anfangen zu differenzieren und zu lernen, wann zu zweifeln sinnvoll und produktiv wird.
Zweifeln allein bringt nichts, wenn man damit kein bestimmtes Ziel verfolgt. Mir persönlich geht es auch nicht nur darum, gezweifelt zu haben, sondern einfach differenziert gedacht haben.
Bloß anzuzweifeln, ob Glaube oder ein Gott sinnvoll seien, reicht da nicht aus. Es geht vielmehr darum sich einfach Gedanken zu machen, warum für manchen Glaube etwas Schönes ist und andererseits für manche Glaube absurd wirkt.
Wie man sich letztlich persönlich dazu positioniert, ist mir persönlich vollkommen Banane. Wichtig ist mir nur, dass man eben prinzipiell (und wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde) über den Tellerrand seiner eigener Weltsicht geschaut hat.
Beim Diskutieren habe ich mir in den letzten 8 Jahren auch zunehmend angewöhnt, vor der ersten Teilnahme in einer Diskussion, zu versuchen sowohl Pro- als auch Kontra-Argumente für bestimmte Aussagen zu finden, um zu schauen, wo ich selbst überhaupt stehe.
Kurzum: Meine eigene Meinung differenziert zu betrachten und einfach zu schauen, ob ich auch meiner eigenen Meinung gegenüber objektiv sein kann.
Es wundert mich mittlerweile überhaupt nicht mehr, wenn sich jemand von irgendwelchen Aussagen angegriffen fühlt. Das zeigt nur, dass da nicht genug Abstand zur eigenen Meinung vorhanden ist.
Die eigene Weltsicht ist nun einmal sehr persönlich und da sollte man vorher erst einmal selbst ergründen, ob man diese wirklich öffentlich zu einem Diskussionsinhalt machen will, also ob man auch damit leben kann, wenn dieser Teil der Persönlichkeit unter Umständen auch scharf kritisiert bzw. argumentativ angegriffen wird. Bzw. sollte man ergründen, ob man überhaupt an anderen Meinungen (also einem Meinungsaustausch) interessiert ist und sollte man das nicht sein, warum man überhaupt mitdiskutieren will.
Ich selbst kann ganz klar sagen, dass ich hier eben nicht überall mitdiskutieren kann, weil es einfach persönliche Auffassungen gibt, die ich in dem Moment nicht diskutieren will.
Zu differenzieren, wann man überhaupt differenzieren will, muss man auch erstmal lernen.
:)Abschließend will ich dir zustimmen, dass die Wissenschaft auch ihre Grenzen hat.
Um erkennen zu können, dass Wissenschaft und Glaube aber doch gewisse Parallelen haben und eben nicht gänzlich gegeneinander arbeiten, setzt aber voraus, dass man sich tiefergreifend mit beiden Themen auseinandersetzt und hier mangelt es, aus meiner Sicht, einfach an differenzierten Betrachtungen und dem Interesse Neues zu entdecken.
Warum ich die Aussage "In der Wissenschaft muss man gelegentlich auch etwas glauben." für richtig halte, habe ich ja erläutert und genauso kann man verstehen lernen, warum ein Glaube ohne ein Minimun an Wissenschaft auch irgendwie merkwürdig ist.
Letztlich finde ich es auch hier im Forum, gerade in der Sektion "Spiritualität", einfach merkwürdig, wie oft es scheinbar nur darum zu gehen scheint einen Grabenkrieg zu führen, anstatt produktiv miteinander zu reden und letztlich zu diskutieren.
Ich finde es schade, wie oft bzw. wie vielen es scheinbar nur darum geht eine Meinung loszuwerden und wie wenig Interesse an anderen Meinungen besteht.