Junger Mann stürzt sich vom Kölner Dom

Als letztendlich Außenstehender kann sowieso kein anderer Mensch beurteilen, warum ein anderer nicht mehr weiterleben möchte.

Ausnahme vielleicht wenn es ein junges Mädchen ist, das behauptet nicht weiterleben zu können bzw zu wollen, weil sich ihre Lieblingsboygroup aufgelöst hat ... da muß man als halbwegs normal denkender Mensch einschreiten ;) .

Ich selber habe es nur einmal miterlebt - allerdings vor Jahren in einem anderen Stadtbezirk - daß jemand knapp 2m neben mir aus dem 6.Stock gestürzt ist, ob Selbstmord oder einfach nur rausgefallen, habe ich nicht mehr erfahren, weil ich kurz darauf umgezogen bin.

@redorbit

redorbit schrieb:Wenn ich mich in seine Situation versetze, kann ich das sogar verstehen. Und für Leute, die jetzt sagen mögen es wäre seine Schuld gewesen: Er hatte ein Talent und hat meiner Meinung nach nur die Straßen verschönert (da er ja nichts hingekrakelt hat, sondern wirklich schöne Graffitis gemalt hat). Ich finde, man sollte 'das bemalen von unbewohnten Häusern/Unterführungen' usw nicht so hart bestrafen.

Tut mir leid, aber das ist schlicht und ergreifend Sachbeschädigung. Übrigens ist das jedem bekannt, und jemand der wider besseren Wissens so etwas tut und dann eben die juristischen Konsequenzen dafür auf dem Silbertablett serviert bekommt, und sich dann auch noch umbringt, dem muss man wirklich eine ohnehin äußerst labile Psyche oder alternativ eben mangelnden Intellekt unterstellen.

@Dr.Thrax
Wozu muss man jemandem, der sich das Leben genommen hat, noch etwas unterstellen?
Tut das jemand, der keine labile Psyche hat, und was hat das mit "mangelndem Intellekt" zu tun?

Kennt man die persönlichen Motive für den Suizid?
@Scox
Mein Satz war aufs allgemeine bezogen,nicht speziell auf den jungen Mann vom Dom.

Ich finde nur,daß einiges unserer Gesellschaft zuzuschreiben ist,daß sich Menschen "in der Klemme" befinden,dem Druck nicht gewachsen sind.
Und ich denke,daß noch lange nicht jeder einen Arzt aufsucht,wenn er Probleme hat.

Mich wundert eigentlich sehr,daß in Köln so schnell ein Unfall ausgeschlossen werden konnte.
Man habe nach Kamerateilen gesucht,weil man dachte,daß der junge Mann Fotgrafieren wollte.Man fand keine.
Vor einigen Jahren stürzte sich eine Dame vom Dom,die Leiche fand man erst 2 tage später.

@FF

FF schrieb:Wozu muss man jemandem, der sich das Leben genommen hat, noch etwas unterstellen?
Tut das jemand, der keine labile Psyche hat, und was hat das mit "mangelndem Intellekt" zu tun?

Ich nehme mal an er hat sich wegen der Geldstrafe umgebracht, die er bzw. seine Familie nicht begleichen konnte (was an sich schonmal an sich Quatsch ist da Gerichte eigentlich keine Ordnungsgelder verordnen, die die Verurteilten nicht zu entrichten im Stande sind). Und wer Graffiti sprüht und damit nicht rechnet dass genau das (sprich: erwischt werden und dann die Zeche dafür bezahlen müssen) passieren könnte ist bedauerlicherweise nicht das hellste Lichtchen am Firmament.

@Dr.Thrax
Mir entgeht, wie man glauben kann, jemand hätte sich aus Dummheit das Leben genommen.

@FF
Ich finde das gar nicht so schwer das zu denken.

@Dr.Thrax

pff Willkommen auf meiner igno...

@Daroko
Du hast hier von allen offenbar die besten Argumente.

@Dini1909

Yo, du sagst es. Eine gefürchtete Mischung aus Erfolgs- und Leistungsstress gepaart mit Isolation und mangelnder Selbstentfaltung. Diese Umstände werden mit mieser Sicherheit zunehmend Menschen in die Depression treiben, die ansonsten völlig normal geworden wären. Irgendwann kommt einfach ein Punkt, an dem die Humanität und Natürlichkeit in der Gesellschaft zugunsten eines von perversen Idealen zwecks Maximalprofit-Generierung durchseuchten Konstrukts weichen müssen. Wenn Kinder ihre gesamte Freizeit für die Schule opfern müssen, und das im schlimmsten Fall auch noch total dope finden (die Euphorie kommt vor dem Burn-Out), läuft etwas schiefer als ein Parcours-Läufer um's Eck.

Was jetzt im konkreten Fall des Kölner Turmspringers der wirkliche Auslöser war - wir wissen es nicht. Aber ich denke, angesichts der anormalen gesellschaftlichen Entwicklungen werden Suizide allgemein zunehmen.

@Whitelight

Whitelight schrieb:Und ich denke,daß noch lange nicht jeder einen Arzt aufsucht,wenn er Probleme hat.

Wahrsch., und das ist ein weiteres Problem. Warum schlucken die Menschen die Probleme lieber runter, anstatt sich behandeln oder helfen zu lassen? Weil sie Angst haben, dadurch stigmatisiert zu werden, und weil es als ein Zeichen von Schwäche interpretiert werden könnte, wenn man scheitert.

Der 21-Jährige aus Köln hinterließ keinen Abschiedsbrief. Könnte dennoch möglich sein, dass die Tage mehr Klarheit über die Motive geschaffen wird, mal schauen.

@Scox
Ich hatte damals Glück das ich in einen Berufsschulinternat gewohnt habe und dort eine Psychologin immer vor Ort war. Wo anders muss man ja fast 4 Monate und noch länger warten bis man einen Termin bekommt. Nachdem ich das Internat verlassen habe, wollte ich mir bei mir zu Hause vor Ort ein guten Psychologen suchen, ich musste 3/4 Jahr warten für das erste Gespräch, jetzt habe ich zwar alle 8 Wochen ein Termin ( wenn sich mein Zustand nicht verschlimmert) aber dennoch, wenn man Hilfe braucht wird einem erstmal die Tür vor der Nase zugeschlagen und man muss damit klar kommen das alle vorzeitigen Termine belegt sind.

Sowas sollte man auch mal irgendwie anders Koordinieren, man kann zwar sich selbst in einer Klinik einliefern, da könnte man das ganze dann beschleunigen aber genau diesen Weg trauen sich die wenigstens.

@Scox
die gesellschaftliche Entwicklung betrifft bestimmte gesellschaftliche Teile. Ich denke, die zunehmende Zahl der Single-Lebensformen spielt eine Rolle. Daraus resultiert bei nicht wenigen eine Aggressivität. Ob der Kölner Fall Single war, keine Ahnung. Er soll angeblich aus dem Ruhrgebiet angereist sein.

@Dini1909
wenn jemand ein paarmal in eine Klinik kommt, wird er u. U. unter Betreuung gestellt und darf die Kosten für die Betreuung dann im Anschluss selbst tragen, meist vierstelliger Betrag. Wartezeiten von bis zu 6 Monaten bei Psychotherapeuten sind normal. Und noch nichtmal alle haben eine Kassenzulassung. Jeder zweite geht mittlerweile in Therapie oder konsumiert Antidepressiva, um im Alltag klarzukommen. Mich würde in dem Kölner Fall eines brennend interessieren: Stand er unter Einfluss von Alkohol, Drogen oder v.a. Antidepressiva? Der prominente Fall Robert Enke hat laut Medienberichten im November 2009 unter Antidepressiva gestanden.

@Dini1909

Tja, abgesehen davon, dass es schwierig genug ist, einen geeigneten und kompetenten Psychologen zu finden, vermittelt das Stehen in der Warteschlange natürlich zusätzlich nochmal eine Art Vertröstung, und je nach Patient bzw. Anliegen ist die subjektive Dringlichkeit u.U. sehr hoch.

Sich selbst einzuliefern, erfordert aber einen essenziellen Schritt - nämlich den Erhaltungswillen. Hat sich ein Depri-Kandidat negativ mit seiner Situation abgefunden oder bereits resigniert, wird von ihm in keinster Weise Eigenmotivation kommen. Um sich selbst helfen zu können, muss man mind. noch 'nen Funken Glauben an sich haben. Ohne wird's kompliziert.

@Allesforscher

Stimme ich zu, wobei ich dies oben mit "Isolation" schon angedeutet hatte.

Nimm einer Person den sozialen Kreis, wenn du sie brechen willst. Isolation ist fast eine Garantie für psychische Erkrankungen, aber leider auch Folge ebendieser, womit der circulus vitiosus deutlich wird, denn Isolation → Psychose und Psychose → Isolation.

@Scox
es kommt auf die Art der sozialen Isolation drauf an. Wohnt jemand z.B. mit 40 noch bei den Eltern und hat keine Freunde/Freundin, geht es ihm viel besser als jemandem, der komplett alleine wohnt und keinen Partner/Partnerin hat. Eine Gefahr sehe ich in den Single-Haushalten dann, wenn jemand komplett alleine wohnt ohne gute Freunde. Man sollte aufpassen, nicht irgendwann im Leben in diese Falle zu geraten. Auch einsame alte Rentner sollten sich einen Mitbewohner suchen. Ob das im Kölner Fall die Auslöser waren, weiß nur das nähere Umfeld. Spekulieren kann man vieles.

@brausud
Ein ziemlich befremdlicher Gedanke aber wäre in Deutschland ja sowieso nicht umsetzbar.
Würde in dem sinne auch unter sterbehilfe fallen.

Dr.AllmyCoR3 schrieb:wäre in Deutschland ja sowieso nicht umsetzbar

Zwischen den Grenzübergängen zweier Länder?
Im Niemandsland? Oder wenn man einen Kleinen Fleck in Deutschland als Rechtsfreie Zone Einrichtet? Wäre Bestimmt ein Lustiges Fleckchen :D .
Disneyland für Durchgeknallte?!

@brausud
Ja so in etwa ^^

Allesforscher schrieb:Jeder zweite geht mittlerweile in Therapie oder konsumiert Antidepressiva, um im Alltag klarzukommen.

Jeder zweite Erwachsene in der BRD - oder was? Bitte Quellen benennen.

Jeder zweite geht mittlerweile in Therapie oder konsumiert Antidepressiva, um im Alltag klarzukommen.

n0skillz93 schrieb am 27.09.2014:Text

Es werden zwar bestimmt heutzutage mehr Menschen sein,als vielleicht vor 30-40Jahren,aber jeder 2.?