@born_in_th_usa Ich finde Deine Betrachtung der Wirtschaft offen gestanden zu eindimensional bzw. zu Arbeitnehmer zentriert.
Es ist meiner Meinung nach einfach nicht richtig wenn man die einzige Funktion von Unternehmen darin sieht den Wohlstand ihrer Angestellten zu sichern.
Sicherlich ist das auch eine wichtige Aufgabe die ein Unternehmen zu erfüllen hat. Und in diesem Punkt sind wir - dank unseres im internationalen Vergleich doch sehr gut entwickelten Arbeitnehmerschutzes - eigentlich auch relativ gut aufgestellt.
Aber was ist mit den anderen marktwirtschaftlichen Pflichten von Unternehmen?
Unternehmen sollen
1️⃣ Innovation hervor bringen und dadurch zur Entwicklung von Technologie und/oder Gesellschaft beitragen
2️⃣ Produktivität steigern bzw. mit dem gleichen oder geringeren Einsatz von Produktionsfaktoren eine größere Menge von Waren/Erzeugnissen herstellen und dadurch eine Erleichterung von Arbeitsprozessen erreichen,
3️⃣ Versorgung - insbesondere die grundlegende (Nah-)Versorgung - sicherstellen indem sie unter Nutzung der ihnen bereitgestellten Infrastruktur effizient die regionale Nachfrage nach Gütern befriedigt (z.B. Postdienstleistungen, Lebensmittel, Konsumgüter,
Dienstleistungen etc.),
4️⃣ Steuern zahlen und auf diese Weise einen Beitrag zur Finanzierung des Staatshaushaltes (von dem sie bei ihren Geschäftsprozessen profitieren) zu leisten.
Und im Falle von (öffentlich gehandelten) Kapitalgesellschaften kommt außerdem hinzu:
5️⃣ Dividenden/Rendite für ihre Anteilseigner/Kapitalgeber zu erwirtschaften aus denen sich dann z.B. die kapitalgedeckte Altersvorsorge von Privatanlegern oder die Kapitalgrundlage von Versicherungsgesellschaften zur Finanzierung ihrer Leistungen ergeben.
Durch einen Mindestlohn werden einige dieser Funktionen zunächst eher behindert als gefördert.
Erst einen Schritt weiter kann der Staat durch die Verordnung eines gesetzlichen Mindestlohns Unternehmen dazu zwingen ihre Produktivität durch zu steigern um langfristig durch Verbesserung ihrer Prozesse hin zu höherer Effizienz, die steigenden Personalkosten zu kompensieren.
Das Ziel des Mindestlohns darf
auf keinen Fall alleine darin gesehen werden das Einkommens- oder Wohlstandsniveau der Arbeiter/Arbeitnehmer zu gewährleisten. Dieses Trugbild ist jedoch offenbar in Deutschland recht verbreitet. Nicht zuletzt wohl auch wegen der politischen Instrumentalisierung des Begriffs zu Wahlkampf-Zwecken.
Zum Beitrag:
born_in_th_usa schrieb am 31.12.2018:Den es gab auch Firmen die haben davor eine reine Ausbeute betrieben. Hier war es zwingend nötig den Riegel vorzuschieben. Ich sehe den Mindestlohn (was ja nicht viel ist) als Untergrenze und Richtlinie für Unternehmen hier.
1️⃣ Welche Firmen meinst Du damit?
2️⃣ Inwiefern hat sich seit Einführung des Mindestlohns in Deutschland etwas daran verändert?
Ich sehe da nicht wirklich einen nennenswerten Fortschritt. 🤷♂️
Und Ja Arbeitsplätze schafft nicht die Politik. Die Politik schafft aber die Spielregeln und sorgt für die Infrastruktur usw.
Allerdings sehe ich die Quote in Deutschland inwzwischen sehr hoch was abgaben direkt und Indirekt betrifft. Das wird und bald zu schaffen machen . Lebenshaltungskosten Mieten usw sprengen den Rahmen.
EU weit ist der Mindestlohn in Deutschland zu hoch aber zum Leben hier fast zu wenig.
Du hast schon Recht damit dass die Politik die Spielregeln zu schaffen und erhalten hat.
Was sind diese Spielregeln?
1️⃣ Fairen wirtschaftlichen Wettbewerb erhalten indem private (nicht staatliche) Monopole verhindert werden und Kunden die Wahl zwischen unterschiedlichen Anbietern haben.
2️⃣ Infrastrukturelle Rahmenbedingungen flächendeckend gewährleisten um gleich gute wirtschaftliche Startbedingungen in möglichst allen Regionen des Landes herzustellen.
Was haben wir?
1️⃣ Private/Privatisierte Monopolisten in wichtigen Bereichen der Infrastruktur (Deutsche Post, Deutsche Telekom).
2️⃣ Insgesamt eher schwach ausgebaute digitale Infrastruktur mit großen regionalen Unterschieden + mittelmäßig modernisiertes Straßenverkehrsnetz mit regelmäßigen Staus auf den Hauptverkehrsrouten.