Fachkräftemangel in Deutschland?
05.03.2018 um 04:23MissMary schrieb:Bei Hartz 4 Eltern ist es oft so, dass sie Berufsausbildungen schlecht reden, vermutlich auch, weil sie Angst haben, dass das Kind das schafft, an dem sie gescheitert sind. Oder sie haben sich im Hartz 4 eingefunden und finden einen Beruf wirklich unnötig.Ich denk das ist eher Vorstellungsmangel, das haben auch alle Unterschichtseltern die ich kenne. Wenn man da sagt man wolle eine Kulturwissenschaft studieren kommt dann gleich sowas wie "woah wir leben hier nicht in der Hollywoodwelt!" oder sie reden es einem mit ganzen Sätzen aus, zweifeln dass man überhaupt das Abi schafft oder sagen einem dass der Berufswunsch eh Träumerei sei und man nie Geld mit verdienen würde. Bei Kindern mit Akadamikereltern ist es durchschnittlich eher so dass die bei dem was sie wollen gefördert werden. Das hat auch einfach mit Glauben zu tun. Sehr einfach gestrickte Eltern können sich sowas wie Studienberufe gar nicht vorstellen oder wissen nicht dass sie überhaupt existieren. Wenn die feststellen (meist tun sie das nicht) dass man zB Talent im Malen und Zeichnen hat dann sagen die man solle doch Maler und Lackierer werden statt Mediengestalter oder Comiczeichner.
Ich denk dass daher auch (nicht nur, aber teilweise) das schlechte Textverständnis herkommt. Wenn die Familie nichts liest, dann tuts meistens auch das Kind nicht und wenn die Eltern eine simplifizierte Sprache sprechen übernehmens die Kinder. Ausgebessert wird das nur durch entsprechende Freundeskreise oder eben dem Lesen, aber oft stimmt beides nicht so ganz. Ich kann z.B. gut deutsch weil viel las und lese und weil ich mit gut auszudrücken lernte weil ich mich ironischerweise als Kleinkind nie ausdrücken konnte, auch gestenmäßig nicht. Aber wenn meine Eltern Briefe schrieben klangs bei meinem Vater als hätte es ein Sechsjähriger geschrieben (Mutter erwähne ich gar nicht erst) und das gibts halt bei vielen - nur bei den Eltern fiel die schlechte Sprache nie auf, weil die Bedinungen vor 30+ Jahren ganz andere waren. Und die meisten machten auch nur die Volksschule oder wie immer das Pendant zur heutigen Hauptschule hieß und haben danach alles irgendwann auch wieder vergessen.
Ich muss dazu sagen dass Schulen zumindest als ich sie besuchte auch nicht gerade viel dafür taten Kinder zum Lesen zu ermutigen. Ein 13 Jähriger wird nach dem Lesen von Woyzeck oder Hauptmann von Köpenick, Effie Briest und wie das ganze Zeug heißt viel stärker vom Lesen abgeschreckt als dass Interesse geweckt werden würde. Kennt man dann von zuhause auch keine Bücher dann bleibt der Eindruck bestehen dass Bücher alle langweilige Opa-Literatur sind und man lehnt diese ab.