Fachkräftemangel in Deutschland?
30.03.2024 um 16:38brigittsche schrieb:Und wie soll das funktionieren? Es soll ja Leute geben, die ihrerseits für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen und daher gar nicht die Zeit haben, Oma zu pflegen.Wir sind doch heute schon soweit, dass ein Pflegeheimplatz manchmal mehr kostet als der Angehörige verdienen kann. Alles schon erlebt und billiger wird es nicht.
brigittsche schrieb:Und nicht jeder wohnt bei Oma nebenan, oder soll sie dann zu ihren Kindern in die Zwei-Zimmer-Wohnung in der 250 km entfernten Stadt ziehen, wo sie dann im Wohnzimmer auf dem Sofa versorgt wird?Eher umgekehrt, die Angehörigen ziehen zu den Pflegebedürftigen und versorgen sie bis zum Ende. Was Jahre dauern kann. Auch hier: alles schon gesehen.
brigittsche schrieb:Und ganz abgesehen davon ist "wieder" so auch nicht richtig.Das ist wirklich ein historisches „wieder“ - vor staatlicher Fürsorge in dem Bereich, als es noch üblich war bedürftige Angehörige selbst zu versorgen (auch weil jede Alternative finanziell nur von den Wenigsten zu leisten war). Aber genau das ist die Konsequenz. Ist jetzt echt ein Thema mit dem ich mich schon lange beschäftige, wenn nicht binnen weniger Jahre irgendeine Zaubertechnologie (Autonome Pflegeroboter?) irgendwas an den Grundlagen ändert, gibt es keine Alternativen.
Die professionelle Pflege wird Gutgestellten und extremen Schwerstfällen vorbehalten sein. Alles andere muss von Angehörigen versorgt werden oder wird überhaupt nicht versorgt. Ich bin immer wieder überrascht, dass das den Leuten immer noch nicht klar ist.
Seit einem guten Jahrzehnt haben wir einen Pflegenotstand - an dem haben all die Pflegestärkungsgesetze usw. nix geändert. Es kommen aber rechnerisch bis 2030 etwa eine Million zusätzlicher Pflegefälle auf uns zu. Die können nicht alle professionell gepflegt werden, nicht mal auf dem Gruselniveau von heute, dafür gibt es schlicht nicht genug Pfleger. Nicht im Ansatz.
Übrigens könnten wir bis dahin auch nicht genug Pfleger ausbilden, selbst wenn wir wollten und die Auszubildenen finden würden. Dafür gibt es nicht genug Ausbildungskapazitäten.
Aber ich drifte ins OT. Hatte dazu mal einen Thread eröffnet „Pflegenotstand in Deutschland“.
brigittsche schrieb:Und ganz abgesehen davon ist "wieder" so auch nicht richtig. Noch vor wenigen Jahrzehnten war man nicht über zehn Jahre schwerstpflegebedürftig bevor man dann mit 95 verstorben ist - sondern da war schon mit 80 nach dem ersten Schlaganfall Schluss.Klar, früher waren es zwei, heute zwanzig Jahre - überspitzt gesagt. Völlig richtig.
rhapsody3004 schrieb:Kommt auch immer auf die jeweiligen Berufe an.Klar, bei einem Vergleich von Diplom Puppenspielern zu Systemadministratoren dürfte das vielleicht anders aussehen. Das ändert aber am Grundsatz nix.
rhapsody3004 schrieb:Aber soo einige scheinen erst aus ihrer geregelten-verwöhnten Blase aufzuwachen, wenn bestimmte Arbeiten nicht mehr erledigt werden oder nicht mehr sofort und mit längerer Wartezeit verbunden sind.Das gilt unisono für die Alten und akademische Berufe. Wenn man plötzlich auf dem Land den nächsten Facharzttermin in 8 Monaten bekommt und beim Hausarzt 3 Stunden Wartezeit einplanen muss, verzweifelt einen Steuer- oder Rechtsberater sucht (haben sie noch Kapazitäten?) ein geologisches Gutachten Jahre dauert…
Es macht keinen Sinn akademische Berufe gegen nichtakademische auszuspielen, man braucht am Ende beides und es herrscht Mangel in beiden Bereichen. Und das fällt so ziemlich jedem erst dann auf, wenn man real davon betroffen ist, auch nix was an Generation Z / Alpha irgendwie besonders wäre.
rhapsody3004 schrieb:Ich würde meinem Kind (hätte ich eins) übrigens nicht auf Teufel komm raus zum Studieren raten, sondern in erster Linie sollte es Freude an dem haben, was es tut und wovon man wenigstens im normalen Rahmen über die Runden käme.Ich wünsche meinen Töchtern schon mehr als „über die Runden kommen“, aber auch ich will, dass sie Freude an der Arbeit haben. Aber selbst das sehe ich eher bei akademischen Berufen.