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Fachkräftemangel in Deutschland?

897 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Arbeit, Beruf, Soziales ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Fachkräftemangel in Deutschland?

29.03.2024 um 23:28
Zitat von paxitopaxito schrieb:Aber durch die geringen Geburtenraten herrscht Mangel überall und das trifft dann eben besonders die unattraktiven Berufe. Da gehört das Handwerk genauso dazu, wie die Pflege.
Ja, das fasst es gut zusammen. In der Zeit, wo man nehmen musste, was man bekommt oder das sogar mehr oder weniger von den Eltern angeordnet wurde ("Du machst eine Lehre beim Onkel Max, dann kannst Du später seinen Betrieb übernehmen!") stellte sich die Frage "Was will ich werden?" nicht so sehr.

Da haben die "jungen Leute" jetzt eine viel freiere Auswahl. Und letztlich muss man auch eines festhalten: Wenn immer hauptsächlich darüber gesprochen wird, welchen monetären Wert dieser oder jener Beruf hat, dann ist es eigentlich ja auch nur konsequent, dass die jungen Leute sich genau nach diesen Kriterien richten. Man schaut, was man verdienen kann und wie die sonstigen Bedingungen sind. Und schlecht bezahlt plus miese Bedingungen ist dann nicht der Job der Wahl. Oder "Bezahlung so einigermaßen aber Bedingungen mies" fällt dann ebenso raus.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

30.03.2024 um 08:50
Zitat von paxitopaxito schrieb:Aber durch die geringen Geburtenraten herrscht Mangel überall und das trifft dann eben besonders die unattraktiven Berufe.
Das stimmt. Da hast du recht!

Ausnahme, wenn Menschen notgedrungen in unattraktiven Berufen landen oder als zweite oder dritte Wahl nur, weil sie in ihren Wunschberufen keine geeigneten Stellen finden.

Soll angeblich auch immer mehr Studierte betreffen. Von denen sollen immer mehr im Niedriglohnsektor arbeiten und diesen Bereich zähle ich wesentlich zu den unattraktiven Arbeiten und Berufen - egal wie systemrelevant auch diese sind.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

30.03.2024 um 09:16
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Soll angeblich auch immer mehr Studierte betreffen. Von denen sollen immer mehr im Niedriglohnsektor arbeiten und diesen Bereich zähle ich wesentlich zu den unattraktiven Arbeiten und Berufen - egal wie systemrelevant auch diese sind.
Die gibts natürlich, wir hatten seinerzeit auch einen ausstudierten Juristen der sich gegen seinen Beruf entschied und eine Handwerkslehre nachschob. Was seine Motivation war, sowas direkt nach dem fertigen Studium zu machen ... sei mal dahin gestellt. Und wie lang er überhaupt danach noch im Handwerk blieb, ist mir nicht bekannt. Ich habe da nämlich das Gefühl, das solche Stories immer sehr wohlwollend aufbereitet werden und unterm Strich nicht sehr nachhaltig sind. Nicht selten verkaufen einem die Leute ein Scheitern im Studium ebenfalls als eine berufliche Neuorientierung. Davon sind mir weitaus mehr Fälle bekannt. Soll nicht heißen, dass es diese Akademiker mit Drang nach einer "erfüllenderen Berufung" nicht auch gäbe. Doch auch die Tragen sich im Vorfeld sehr oft mit einer romantisierten Vorstellung der Handwerksberufe, wenn die Realität dich dann einholt ... denkst du anders. Im Gespräch mit Ingenieuren merke ich immer wieder, dass die Leute den Beruf des Tischlers in der Praxis für viel kreativer halten, als er eigentlich ist.

Nichts desto trotz: die Zahl dieser Berufsidealisten ist wohl eher marginal und wird die Folgen des Renteneinstiegs der Babyboomer mitnichten abfedern.


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30.03.2024 um 09:44
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:Was seine Motivation war, sowas direkt nach dem fertigen Studium zu machen ... sei mal dahin gestellt.
Die Gründe können natürlich auch da individuell-verschieden sein. Dahinter muss nicht immer eine Notgedrungenheit stehen, nur weil es im studierten Wunschberuf nicht geklappt hat.
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:Ich habe da nämlich das Gefühl, das solche Stories immer sehr wohlwollend aufbereitet werden und unterm Strich nicht sehr nachhaltig sind. Nicht selten verkaufen einem die Leute ein Scheitern im Studium ebenfalls als eine berufliche Neuorientierung.
Menschen bzw. in dem Fall Studenten müssen nicht mal gescheitert sein. Sie können auch ihr Studium beendet/abgeschlossen haben. Dennoch kann es dann zu folgender Problematik kommen:
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb am 25.03.2024:Es wird vielleicht zu oft am Bedarf vorbei studiert und das Arbeitsplatzangebot ist je nach Studium rar, weil es grundsätzlich bzw. von vornherein nicht viele Stellen gibt oder die Nachfrage so hoch ist, dass sich Unternehmen aussuchen können wen sie einstellen und da bleiben dann oftmals schlechte und mittelmäßige Studienabsolventen auf der Strecke. Oder je nachdem auch einige der besseren Absolventen, wenn Arbeitsplätze bereits vergeben sind.

Finden Menschen nach dem Studium also keinen geeigneten Arbeitsplatz, können viele davon im Niedriglohnsektor notgedrungen landen.
ein Klischeebeispiel dazu: Der erfolgreiche Jura-Absolvent heuert als Taxifahrer nach dem Studium an.



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30.03.2024 um 11:50
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Menschen bzw. in dem Fall Studenten müssen nicht mal gescheitert sein. Sie können auch ihr Studium beendet/abgeschlossen haben. Dennoch kann es dann zu folgender Problematik kommen:
Also im Falle, dass nicht was ganz abgedrehtes studiert wird, liegt das aber häufig auch in den soft skills. Ein gutes Studium macht keinen guten Mitarbeiter.

Ich kenne viele ehemalige Studenten mit einem top Abschluss, die jetzt was ganz anderes machen, und geniale Studenten mit mittelmäßigen Abschluss, die wirklich sehr gut Fuß gefasst haben.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

30.03.2024 um 12:58
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Menschen bzw. in dem Fall Studenten müssen nicht mal gescheitert sein. Sie können auch ihr Studium beendet/abgeschlossen haben. Dennoch kann es dann zu folgender Problematik kommen:
Sagen wir mal so: Wenn ich unsere Absolventen und Absolventinnen betrachte (Geisteswissenschaft, also das, was man gerne als brotlose Kunst bezeichnet), dann sind die eigentlich schon alle in Lohn und Brot. Weil sich bestimmte Fähigkeiten, die sie so haben (z. B. sich schriftlich gut ausdrücken zu können) auch in anderen Bereichen gefragt sind. Also z. B. sind sie dann in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gelandet. Nur als Beispiel.

Es gibt natürlich schon auch Leute, die sich irgendwie nur gerade so über Wasser halten können, das liegt dann aber in der Regel an anderen, ganz persönlichen Problemen, die nichts mit dem Studium zu tun haben. Das was @Atrox beschrieben hat:
Zitat von AtroxAtrox schrieb:liegt das aber häufig auch in den soft skills.
Das sind Leute, die auch in jedem anderen Beruf Probleme bekommen würden.

Und es gibt natürlich auch "Lebenskünstler" die damit zufrieden sind, sich irgendwie so durchschlagen zu können, dafür aber eben auch viel Freizeit zu haben und ungebunden zu sein. Das ist dann eine bewusste Entscheidung, die man verstehen kann oder auch nicht.....

Und, was man auch sagen muss (und ich bitte das jetzt nicht falsch zu verstehen!!): Es ist auch ein Fach mit hohem Frauenanteil, und da sind viele darunter, die erstmal nach dem Studium Kinder bekommen und wo der Ehemann dann ein gutverdienender Banker, Jurist oder BWLer ist, so dass Berufstätigkeit gar nicht nötig ist, außer vielleicht später, wenn die Kinder größer sind, mal ein Laden mit selbsgenähten Handtaschen oder alternativen Kinderbüchern. So das Jodeldiplom der 2020er Jahre.


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30.03.2024 um 13:28
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Ausnahme, wenn Menschen notgedrungen in unattraktiven Berufen landen oder als zweite oder dritte Wahl nur, weil sie in ihren Wunschberufen keine geeigneten Stellen finden.
Klar, gibt es und wird es immer geben. Nur sind es eben weniger als früher, weil es insgesamt weniger junge Menschen gibt als früher.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Soll angeblich auch immer mehr Studierte betreffen. Von denen sollen immer mehr im Niedriglohnsektor arbeiten und diesen Bereich zähle ich wesentlich zu den unattraktiven Arbeiten und Berufen - egal wie systemrelevant auch diese sind.
Die Zahl der Arbeitslosen und im Niedriglohnsektor arbeitenden Akademiker dürfte geringer sein, als bei jedem anderen Abschluss. Ein vollendetes Studium ist die beste Chance auf gutbezahlte Arbeit unter guten Bedingungen. Man kann jedem jungen Menschen nur dazu raten, sofern er halbwegs die notwendigen Kompetenzen mitbringt.
Darum finde ich diese Appelle junge Menschen sollten sich doch bitte dagegen entscheiden reichlich albern. Das Elternteil möchte ich sehen, dass seinem Nachwuchs - bei vorhandener Befähigung - vom Studium abrät und zum Wohle der Gesellschaft zum Pfleger oder Dachdecker rät. Völlig absurd.


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30.03.2024 um 13:41
Zitat von paxitopaxito schrieb:Das Elternteil möchte ich sehen, dass seinem Nachwuchs - bei vorhandener Befähigung - vom Studium abrät und zum Wohle der Gesellschaft zum Pfleger oder Dachdecker rät. Völlig absurd.
Ich denke mal, dass hier die eigene Erfahrung der Eltern mitspielt. Die Leute, die jetzt Kinder in einem Alter haben in dem die Berufswahl ansteht (also zwischen 16 bis 20) haben die Zeiten hoher Arbeitslosigkeit in Folge von Betriebsschließungen in den 90er Jahren noch mitbekommen, etwa weil ihre eigenen Eltern davon betroffen waren, oder weil sie schon selbst damals Schwierigkeiten hatten, eine Lehrstelle zu finden. Da kann ein Studium evtl. als die sichere Alternative erscheinen, auch wenn das in der Realität vielleicht nicht mehr so ganz stimmt.

Und abgesehen davon hat die Bolgna-Reform dazu geführt, dass viele Stellen die früher mit Leuten besetzt wurden, die eine Ausbildung gemacht haben, heute mit Leuten besetzt werden, die den Bachelor of irgendwas haben.

Das betrifft zwar nicht primär das Handwerk, kann aber natürlich auch dazu führen, dass die Eltern den Eindruck bekommen, man könne heute nur noch mit Studium "was werden".


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Fachkräftemangel in Deutschland?

30.03.2024 um 14:09
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Da kann ein Studium evtl. als die sichere Alternative erscheinen, auch wenn das in der Realität vielleicht nicht mehr so ganz stimmt.
Warum sollte das nicht stimmen? Als Akademiker: höhere Löhne, doppelte so niedrige Arbeitslosigkeit, höhere Lebenserwartung usw. usf. - gilt so immer noch. Es ist keine Garantie, war es nie, man kann aus unzähligen Gründen auch als Akademiker scheitern. Aber Studium ist und bleibt das Beste was man beruflich machen kann.
Damit das Handwerk da mithalten kann, müsste es zumindest genauso attraktiv sein und die diversen Nachteile irgendwie ausgleichen. Stattdessen hat das Handwerk mit zusätzlichen hausgemachten Problemen zu kämpfen etwa Misogynie oder Homophobie.
Ich habe 3 Töchter und keiner würde ich zu einem Handwerksberuf raten, war auch bei keiner jemals im Horizont vertreten.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

30.03.2024 um 14:12
Zitat von paxitopaxito schrieb:Darum finde ich diese Appelle junge Menschen sollten sich doch bitte dagegen entscheiden reichlich albern. Das Elternteil möchte ich sehen, dass seinem Nachwuchs - bei vorhandener Befähigung - vom Studium abrät und zum Wohle der Gesellschaft zum Pfleger oder Dachdecker rät. Völlig absurd.
es geht doch hier gar nicht um das Wohl der Allgemeinheit sondern um die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse.
Sei es das Bedürfnis nach bezahlbarem Wohnraum den doch jeder junge Mensch hat ,wobei der Fachkräftemangel dieses Ziel von 400TSD Wohnungen aber völlige Utopie werden lässt.
Oder auf das Bedürfnis vieler junger Menschen gewisse Klimaziele einzuhalten was durch den Fachkräftemangel ebenso wenig zu erfüllen ist.
Ich könnte mein Lieblingsthema Gastronomie noch dazuzählen wenn man jetzt zu dieser Branche Kneipen und Diskotheken dazuzählt.Ich will mal die junge Generation sehen wenn da flächendeckend die Lokalitäten schliessen.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Die Zahl der Arbeitslosen und im Niedriglohnsektor arbeitenden Akademiker dürfte geringer sein, als bei jedem anderen Abschluss. Ein vollendetes Studium ist die beste Chance auf gutbezahlte Arbeit unter guten Bedingungen. Man kann jedem jungen Menschen nur dazu raten, sofern er halbwegs die notwendigen Kompetenzen mitbringt.
das ist der Jetzt-Zustand....ich befürchte dass viele gar nicht wissen wie sehr einzelne Branchen voneinander abhängig sind und was passieren wird wenn nur ein Baustein ausfällt. Absurd ist es zu glauben dass eine Gesellschaft nur von Uni-Absolventen oder Bürojobs existieren kann.Ich befürchte dass sich manch einer in den nächsten Jahren noch wundern wird.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

30.03.2024 um 14:22
Zitat von paxitopaxito schrieb:Warum sollte das nicht stimmen? Als Akademiker: höhere Löhne, doppelte so niedrige Arbeitslosigkeit, höhere Lebenserwartung usw. usf. - gilt so immer noch. Es ist keine Garantie, war es nie, man kann aus unzähligen Gründen auch als Akademiker scheitern. Aber Studium ist und bleibt das Beste was man beruflich machen kann.
Es kommt halt darauf an: Ich erwähnte schon die Bologna-Reform, wo natürlich der Bachelor of Irgendwas im Hinterkopf das Gehalt hat, das früher jemand mit Diplom bekommen hat. Wenn man dann aber mit dem Bachelor of irgendwas auf der Sachbearbeiter- oder Sekretärinnenstelle sitzt, sieht das dann plötzlich ganz anders aus. Da hat man dann auch nicht viel mehr als jemand mit klassischer Ausbildung.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

30.03.2024 um 14:24
Zitat von goldenerReitergoldenerReiter schrieb:es geht doch hier gar nicht um das Wohl der Allgemeinheit sondern um die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse.
Die eigenen Bedürfnisse? So wie du es darstellst müsste man gleichzeitig so ziemlichen jeden Beruf ausfüllen vom Koch/Bäcker weil man essen will, zum Maurer und Tischler weil man wohnen will und natürlich noch Polizist, Anwalt, Richter, Pfleger, Arzt, Landwirt - erfüllen ja auch alle „Bedürfnisse“.
Egal was du gelernt hast, in einer arbeitsteiligen Gesellschaft bist du zur Erfüllung deiner Bedürfnisse immer auf andere angewiesen, da hat das Handwerk auch keine Sonderstellung vor anderen Berufen.
Zitat von goldenerReitergoldenerReiter schrieb:Ich will mal die junge Generation sehen wenn da flächendeckend die Lokalitäten schliessen.
Die würden sich am ehesten was einfallen lassen um diesen Mangel zu beheben.
Zitat von goldenerReitergoldenerReiter schrieb:das ist der Jetzt-Zustand...
um den ging es und es gibt auch Null Hinweise darauf das sich daran was ändert.
Zitat von goldenerReitergoldenerReiter schrieb:was passieren wird wenn nur ein Baustein ausfällt
Und da kommt das Wohl der Gesellschaft doch wieder ums Eck. Sollen junge Menschen jetzt Berufe wählen damit „kein Baustein“ ausfällt? Selbst wenn diese aus so ziemlich jeder Sicht schlechter für sie selbst sind? Warum sollten sie? Was ist denn das für eine kuriose Erwartung an die nächste Generation?
Erst zeugen wir (und unsere Vorgängergeneration) zu wenig Kinder, jetzt sollen die zu Wenigen gefälligst die Berufe machen, die im Vergleich Mist sind. Und nebenbei natürlich noch genug verdienen damit jeder von Ihnen einen Rentner mitfinanzieren kann. Jo, alles klar.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Es kommt halt darauf an: Ich erwähnte schon die Bologna-Reform, wo natürlich der Bachelor of Irgendwas im Hinterkopf das Gehalt hat, das früher jemand mit Diplom bekommen hat. Wenn man dann aber mit dem Bachelor of irgendwas auf der Sachbearbeiter- oder Sekretärinnenstelle sitzt, sieht das dann plötzlich ganz anders aus. Da hat man dann auch nicht viel mehr als jemand mit klassischer Ausbildung.
Ich bin mir sehr sicher, das man mit „Bachelor of irgendwas“ im Schnitt immer noch mehr verdient, als mit einer Ausbildung. Und allein darum geht es, dass das im Einzelfall anders sein kann ist doch klar.


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30.03.2024 um 14:29
Und siehe da @brigittsche kurzes Googeln und ich hab Recht:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/05/PD23_200_62.html#:~:text=Wer%20einen%20Meister%2D%2C%20Techniker%2D,erzielt%20(6%20188%20Euro).

Durchschnittsgehalt Bachelorabschluss: 4551
Durchschnittsgehalt Berufsschulabschluss: 3521


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Fachkräftemangel in Deutschland?

30.03.2024 um 14:49
Zitat von paxitopaxito schrieb:Und siehe da @brigittsche kurzes Googeln und ich hab Recht:
Natürlich hast Du da Recht, aber ich sprach ja gerade darüber, wie das im Einzelfall aussehen kann und eben nicht allgemein - da haben wir offenbar aneinander vorbegeredet. Und das habe ich begründet, nämlich anhand von bestimmten Fällen. Dass der Arzt mehr verdient als die Krankenschwester ist doch völlig klar, aber Deine Aussage, ein Studium würde immer und automatisch zu einem höheren Gehalt führen, ist halt eben auch nicht richtig.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Und da kommt das Wohl der Gesellschaft doch wieder ums Eck. Sollen junge Menschen jetzt Berufe wählen damit „kein Baustein“ ausfällt? Selbst wenn diese aus so ziemlich jeder Sicht schlechter für sie selbst sind? Warum sollten sie? Was ist denn das für eine kuriose Erwartung an die nächste Generation?
Da hast Du natürlich vollkommen Recht, dann müsste man konsequenterweise die Freiheit der Berufswahl abschaffen und jedem nach der Schule einen Beruf zuweisen den er/sie dann bis zur Rente ausüben muss.

Die Grundsätzliche Frage liegt halt darin, ob der Markt noch richtig funktioniert, ob also ein rares Gut (=ein bestimmter Beruf) entsprechend bezahlt wird (einschließlich der sonstigen Bedingungen) oder ob das nicht der Fall ist. Das wird sich in einigen Bereichen so einpendeln. Dann muss man halt für sein neues Badezimmer das man einbauen lässt weil einem die braunen Fliesen nicht mehr gefallen, eben mehr bezahlen. Oder man lässt es und arrangiert sich mit den braunen Fliesen.

Das Problem liegt aber dann bei den Berufen, wo die Bezahlung eben nicht vom Markt geregelt wird. Dazu gehört z. B. der Bildungssektor oder alles was mit Pflege im weitesten Sinne zu tun hat. Hier muss sich die Gesellschaft entscheiden, was ihr wichtiger ist: Drei Mal im Jahr in Urlaub oder eben höhere Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung.

(Und ja, natürlich sind die Beispiele überspitzt formuliert)


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Fachkräftemangel in Deutschland?

30.03.2024 um 14:49
Zitat von paxitopaxito schrieb:Aber Studium ist und bleibt das Beste was man beruflich machen kann.
Nicht jeder ist studierfähig - Hochschulreife durch Weg X oder Y mal erlangt hin oder her.

Zudem sollte man mit Bedacht bei der Studienwahl vorgehen. Wie sieht die Arbeitsplatzlage später je nach Studium aus?

Zudem kann ein Übermaß/Überschuss an Studienabsolventen auch dazu führen, dass einige Absolventen auf der Strecke bleiben. Besonders die schlechten oder mittelmäßigen Absolventen. Je nach Arbeitsplatzangebot kann es aber auch bessere Absolventen betreffen, wenn es einfach zuuuu viele von einer Sorte gibt.

Auf der anderen Seite bleiben tausende Lehrstellen im Land unbesetzt. Statt Überschuss herrscht da Mangel an Azubis und später auch an fertigen Gesellen.
Zitat von goldenerReitergoldenerReiter schrieb:Absurd ist es zu glauben dass eine Gesellschaft nur von Uni-Absolventen oder Bürojobs existieren kann.Ich befürchte dass sich manch einer in den nächsten Jahren noch wundern wird.
So wahr!

Ich glaube das ist vielen besonders von den Jüngeren noch gar nicht so richtig bewusst. Halten bis dato vielleicht noch alles für selbstverständlich, wenn es nicht gerade Streiks wie bei der Bahn oder in anderen Bereichen gibt.

Apropos: Der Lokführer- aber auch Busfahrermangel wird auch immer größer, umso mehr Menschen aus diesen Berufen in Rente gehen.

Ja, warten wir die Zukunft mal ab....


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Fachkräftemangel in Deutschland?

30.03.2024 um 14:54
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Apropos: Lokführer- aber auch Busfahrermangel wird auch immer größer, umso mehr Menschen aus diesen Berufen in Rente gehen.
Das ist wohl auch so ein klassischer Fall, wo nicht rechtzeitig daran gedacht wurde, rechtzeitig durch Ausbildung und Verbesserung der Bedingungen für Nachwuchs zu sorgen - Hauptsache die Zahlen für dieses Jahr stimmen!

Wobei ich aber auch den Eindruck habe, dass gerade bei den Lokführern auch der generelle Ruf der Bahn als Chaosunternehmen mittlerweile eine Rolle spielt.

Und auch die Diskussion "In ein paar Jahren ist das Autonome Fahren da, dann brauchen wir keine Lokführer mehr!" - ob das nun technisch gesehen realistisch ist, lasse ich mal dahingestellt sein, aber wenn ich mir heute überlege, welchen Beruf ich ergreife, dann denke ich schon darüber nach, ob ich in zehn Jahren noch etwas damit anfangen kann.

Ist halt unter Umständen so wie 1980 noch eine Lehre als Bergmann zu beginnen.....


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30.03.2024 um 15:11
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Natürlich hast Du da Recht, aber ich sprach ja gerade darüber, wie das im Einzelfall aussehen kann und eben nicht allgemein - da haben wir offenbar aneinander vorbegeredet. Und das habe ich begründet, nämlich anhand von bestimmten Fällen. Dass der Arzt mehr verdient als die Krankenschwester ist doch völlig klar, aber Deine Aussage, ein Studium würde immer und automatisch zu einem höheren Gehalt führen, ist halt eben auch nicht richtig.
Ne, ich schrieb das ein Studium immer die bessere Wahl ist, sofern man dazu befähigt ist, einfach weil man damit die besseren Chancen hat (auf höheres Gehalt, längeres Leben, bessere Arbeitsbedingungen, bessere Gesundheit usw.). Im Einzelfall kann man auch mit Studium scheitern oder schlecht abschneiden, da haste völlig Recht.
Aber es geht doch um die Wahl „Studium oder Ausbildung“ - und da ist die Faktenlage eben eindeutig. Die jungen Menschen entscheiden da völlig richtig fürs Studium, soweit es ihnen möglich ist. Wer das blöd findet, muss die Umstände ändern, nicht an der Generation rumnörgeln.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:dann müsste man konsequenterweise die Freiheit der Berufswahl abschaffen
Oder das, aber das will hoffentlich niemand ernsthaft.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Nicht jeder ist studierfähig
Das schrieb ich auch immer dazu.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Zudem sollte man mit Bedacht bei der Studienwahl vorgehen. Wie sieht die Arbeitsplatzlage später je nach Studium aus?
Das kann dir sowieso keiner sagen, nicht in der heutigen Zeit wo fundamentale Umwälzungen bevorstehen.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Auf der anderen Seite bleiben tausende Lehrstellen im Land unbesetzt. Statt Überschuss herrscht da Mangel an Azubis und später auch an fertigen Gesellen.
Erstmal kann dir alles was du im Studium als negativ ansiehst genauso in der Ausbildung passieren - Modeberufe, falsche Berufswahl, Ausbildungsbefähigung. Das gibt es nicht nur im Studium, genau die gleichen Risiken hast du bei Ausbildungsberufen.
Und tausende Lehrstellen hin oder her, die Arbeitslosigkeit ist unter Akademikern nahezu konstant halb so groß wie bei einer Berufsausbildung, konkret heißt das die Chance arbeitslos zu werden ist mit Berufsschulabschluss doppelt so hoch wie als Akademiker. Das ist einfach die Realität.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Ich glaube das ist vielen besonders von den Jüngeren noch gar nicht so richtig bewusst. Halten bis dato vielleicht noch alles für selbstverständlich
Gibt es dafür irgendeinen konkreten Hinweis, dass derartig Triviales Jüngeren weniger bewusst wäre als Älteren? Das ist doch nur das übliche Gejammer über die nächste Generation, so wie schon unsere Eltern über uns gejammert haben und deren Eltern über sie. Oder net?
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Das wird sich in einigen Bereichen so einpendeln.
Jop, das sieht man ja schon Heute. Und das Berufe wie Dachdecker oder Pfleger besser bezahlt werden, das ist erstmal nix Schlechtes oder?
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Das Problem liegt aber dann bei den Berufen, wo die Bezahlung eben nicht vom Markt geregelt wird. Dazu gehört z. B. der Bildungssektor oder alles was mit Pflege im weitesten Sinne zu tun hat.
Auch da wird es sich gesellschaftlich einpendeln. Pflege wird - ganz notwendig- wieder mehr von Angehörigen geleistet werden müssen. Schlicht weil es dafür absehbar nicht genug Personal gibt.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

30.03.2024 um 16:04
Zitat von paxitopaxito schrieb:Und das Berufe wie Dachdecker oder Pfleger besser bezahlt werden, das ist erstmal nix Schlechtes oder?
Ich wollte auch nicht sagen, dass es schlecht ist, im Gegenteil.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Pflege wird - ganz notwendig- wieder mehr von Angehörigen geleistet werden müssen.
Und wie soll das funktionieren? Es soll ja Leute geben, die ihrerseits für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen und daher gar nicht die Zeit haben, Oma zu pflegen. Und nicht jeder wohnt bei Oma nebenan, oder soll sie dann zu ihren Kindern in die Zwei-Zimmer-Wohnung in der 250 km entfernten Stadt ziehen, wo sie dann im Wohnzimmer auf dem Sofa versorgt wird?

Und ganz abgesehen davon ist "wieder" so auch nicht richtig. Noch vor wenigen Jahrzehnten war man nicht über zehn Jahre schwerstpflegebedürftig bevor man dann mit 95 verstorben ist - sondern da war schon mit 80 nach dem ersten Schlaganfall Schluss.

Ich will nicht sagen, dass das erstrebenswert ist, aber man darf eben auch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.


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30.03.2024 um 16:23
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Es soll ja Leute geben, die ihrerseits für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen und daher gar nicht die Zeit haben, Oma zu pflegen.
Da müsste dann der Staat stärker eingreifen und diese Menschen besser als jetzt finanziell unterstützen. Auch für die spätere Rente berücksichtigen bzw. müsste Pflegezeit vollends angerechnet werden.

Aber das Geld muss ja auch wieder erwirtschaftet werden.
Zitat von paxitopaxito schrieb:die Arbeitslosigkeit ist unter Akademikern nahezu konstant halb so groß wie bei einer Berufsausbildung, konkret heißt das die Chance arbeitslos zu werden ist mit Berufsschulabschluss doppelt so hoch wie als Akademiker. Das ist einfach die Realität.
Kommt auch immer auf die jeweiligen Berufe an.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Gibt es dafür irgendeinen konkreten Hinweis, dass derartig Triviales Jüngeren weniger bewusst wäre als Älteren? Das ist doch nur das übliche Gejammer über die nächste Generation, so wie schon unsere Eltern über uns gejammert haben und deren Eltern über sie. Oder net?
Nur mein Eindruck über Jahre hinweg. Gilt selbstverständlich nicht für alle Jüngeren.
Aber soo einige scheinen erst aus ihrer geregelten-verwöhnten Blase aufzuwachen, wenn bestimmte Arbeiten nicht mehr erledigt werden oder nicht mehr sofort und mit längerer Wartezeit verbunden sind.

Und streiken Arbeiter bspw. heißt es kurzsichtig von einigen auch gerne, Augen auf bei der Berufswahl und wems nicht passt kann ja den Beruf oder auch nur Arbeitgeber wechseln, lol.




Ich würde meinem Kind (hätte ich eins) übrigens nicht auf Teufel komm raus zum Studieren raten, sondern in erster Linie sollte es Freude an dem haben, was es tut und wovon man wenigstens im normalen Rahmen über die Runden käme.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

30.03.2024 um 16:37
@paxito

Nachtrag:

Oder diese ganze Grüne-Jugend; Bedenken die bei ihren ganzen Forderungen nach Klimaschutz auch, dass nicht nur Theoretiker und Entwickler gebraucht werden, sondern auch fleißige Fach-Malocher (Malocher bewusst so formuliert) an den jeweiligen Fronten?

Ohne ausreichende Fachhandwerker läuft nix.

Dasselbe was das Bauen von günstigem Wohnraum angeht.

Die Arbeit von Architekten und anderen Planern und Entwicklern ist auch nichts wert, wenn Pläne nicht in die Tat umgesetzt werden können. Es braucht Bauarbeiter, verschiedene Fachhandwerker und auch immer genügend Fahrer bzw. Lieferanten als auch Produzenten von Baumaterialien usw...


Ich widerspreche der Gründen Jugend nicht mal, da sie ja grundsätzlich und weitestgehend mit allem recht haben. Nur sollten sie auch immer an die Umsetzbarkeit denken. Diese wird durch den Fachkräftemangel erschwert.


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