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Wie kann man die Gesellschaft befrieden?

27 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Politik, Gesellschaft, Welt ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wie kann man die Gesellschaft befrieden?

14.01.2021 um 08:40
Zitat von EZTerraEZTerra schrieb:früher oder spaäter wird sich die gesellschaft selber befrieden...lol
Jepp. Alle glauben, etwas tun zu müssen. Alle glauben, ihr "Weg", ihre Vorstellungen von "besser" wäre der/die "richtige". Dabei hat dieser Glaube ("wir müssen etwas ver"bessern") erst dazu geführt, das alles so geworden ist.

Wir leben hier in der wohlhabendsten Gesellschaft aller Zeiten, uns kommt der Wohlstand zu den Ohren raus, es wird konsumiert bis zum Erbrechen, aber wir "müssen" uns gegenseitig an die Gurgel, um ja noch mehr "Wohlstand" an zu häufen oder zumindest versuchen, ihn zu behalten, koste es, was es wolle.
Und mit Wohlstand meine ich nicht nur materiellen W., sondern auch sowas wie Meinungsfreiheit, persönliche Entfaltung ect., also imateriellen Wohlstand, den es früher auch nicht gab.


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Wie kann man die Gesellschaft befrieden?

14.01.2021 um 09:16
Ich denke auch, dass der Wohlstand als Basis für die vielfältige persönliche Entwicklung einer der wesentlichsten Gründe ist.
Dadurch sind sehr viele Zwänge gefallen, die Menschen haben sehr hohe Freiheitsgrade, können tun und lassen was sie wollen innerhalb der definierten legalen Grenzen.

Gesellschaften waren natürlich nie wirklich homogen, aber in der Nachkriegszeit z.B. war der Durchschnitt schon deutlich dichter beisammen rund um verheiratet, 2 Kinder, Mann arbeitet, Mutter kocht Hausmannskost, Samstags große Fernsehshow, Sonntags Tatort. Dazu Fußball, Kirche, Gemeinde, etc. und gewählt wurde je nach Region SPD oder CDU.

Davon haben sich viele Menschen befreit, zum ihrem eigenen Glück, geht mir nicht anders. Allerdings wurden dadurch auch Gemeinsamkeiten reduziert. Ich z.B. bin nicht mal Fußballfan und Politik ist ein Minenfeld, da fallen zwei riesige Themengebiete auf der Arbeit weg.

Ich bin grundsätzlich sehr tolerant, mich stören Ansichten und Verhaltensweisen anderer Leute kaum, so lange ich in meiner Privatsphäre nicht davon belästig werde (durch Lärm z.B.). Aber das bedeutet nicht, dass ich mich z.B. für den Esotrip der Nachbarin oder für den "Swingerclub als Lebensinhalt" Nachbarn interessiere. Die Lebenswelten sind hier einfach zu verschieden, als dass da eine tiefere Verbindung entstehen könnte. Ich wohne seit bald 20 Jahren in meiner Straße, ich grüße meine Nachbarn, aber dabei ist es geblieben.
Sollte irgendwas in meinem Umfeld mich zu sehr stören, dann packe ich auch mal meine Sachen und Frau ;) und gehe wo anders hin, wo es mir besser passt.

Das entfernt Menschen natürlich voneinander, man kann die Freuden, aber auch die Sorgen und Nöte nicht mehr nachvollziehen, kennt sie nicht mal mehr. Wenn es dann zu Problemen kommt, dann kippt das wesentlich schneller ins Extrem.


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Wie kann man die Gesellschaft befrieden?

14.01.2021 um 11:30
Bevor man auf die Staatsgewalt losgeht, stelle man sich der Frage, weshalb man die Politik für das Versagen von einem Teil der Bevölkerung, sich nicht an die Corona Regeln zum Schutz für sich und sein Umfeld zu halten, verantwortlich macht? Wirtschaftlich läuft man damit auf. KMU geben auf weil sie es Finanziell nicht mehr stemmen können. Die Angestellten werden entlassen, die dann auch eine Wolle haben, unzufrieden sind mit der Situation. Das ist ja auch verständlich sie werden damit der Existenzangst ausgesetzt. Das System Mensch, wie ich es nenne, basiert auf Arbeitsleistung gegen Geld. Mit diesem Gegenwert finanzieren wir unseren Lebensunterhalt und stützen mit auch den Staat.

Die Menschen gehen sich Seit jeher an die Gurgel, sieht man ja auch so in der Tierwelt.
Wir sind nun mal Primat das bleibt uns bei Mensch sein erhalten. Ureigene Triebe kann man nicht mal so vom Tisch wischen. Habt ihr euch mal der Frage gestellt, weshalb man von einer zur anderen Sekunde stinkig, wütend, sauer wird? An sich ist es eine Wirkung auf eine Ursache die dem Empfinden geschuldet, so zum Ausdruck gebracht wird. Es nennt sich einen wunden Punkt treffen auf das man umgehen reagiert, sich dem Denken bewusst zu sein ist da gerade mal nicht angesagt.

Es geht also ins Innere seiner selbst, ist verletzend oder nervt, von daher schlagen wir auf Fliegen ein, treten Mensch wie Tier und der Natur in den Hintern, lassen Fäuste sprechen und verletzen mitunter bis hin zum Tod. Wenn ich es richtig im Kopf habe, jagen und töten Schimpansen kleinere Affenarten um in der Gruppe ihre Position zu festigen. Diese Treibjagd dient nicht zur Nahrungsbeschaffung sondern unterliegt einer sozialen Struktur, bei dem der flüchtende Affe, lässt er sich fangen, die Arschkarte gezogen hat. Wir liegen da als Primat genetisch nicht weit auseinander, immerhin stammen wir in der Entwicklung zu Mensch werden vom Affe ab. Wenn man gebacken bekommt wie es da zu und her geht - nun ja, gehört anscheinend zum Mensch sein das Triebhafte mit dazu. Wir sind noch lange nicht da wo der Mensch als Primat seiner Urtriebe Herr ist.


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Wie kann man die Gesellschaft befrieden?

14.01.2021 um 16:24
Ich glaube, dass man Hass und Gewalt nicht ausrotten kann, weil Menschen ein bisschen wie Raubtiere sind. Sie sind stets auf ihren eigenen Vorteil bedacht und sie nehmen, was sie kriegen können. Das ist die von mir unterstellte Norm. Dass es vereinzelt auch Ausnahmen gibt, geschenkt. Die gibt es immer.
Die These von der "gespaltenen Gesellschaft" basiert womöglich auf einer Fehlannahme, nämlich der gut gemeinte Glaube, es gäbe prinzipiell so etwas wie eine geeinte Gesellschaft. Das, was wir bei uns haben, oder wahrscheinlich auch in den USA zu sehen ist, ist bestenfalls ein Nebeneinander-Her-Leben, eine mal mehr, mal weniger friedliche Koexistenz. Das Ganze ein großes Gesellschaftsspiel, der Kampf um die Fleischtöpfe. Man belauert sich, man attackiert sich, wenn es sein muss.
Deshalb würde ich dem Einzelnen raten, sich nicht auf den Schutz einer fiktiven Gemeinschaft zu verlassen. Denn im Rudel stürzen sich die Starken auf die Kranken und Schwachen. Diese werden bekämpft und getötet. Deshalb sollte man stets gut genährt und absolut topfit sein, um im Ernstfall gerüstet zu sein. Der Freund von heute ist der Feind von morgen. Das ist die Realität, so wie ich sie wahrnehme.

Was kann man auf gesellschaftlicher Ebene tun, um Gewalt, Mobbildungen, Eskalationen präventiv zu verhindern?

Eigentlich ganz einfach, zumindest theoretisch. Man muss es irgendwie hinbekommen, dass eine maximale Anzahl von Menschen innerhalb einer Gesellschaft ein maximales Ausmaß an Zufriedenheit mit ihrem Leben empfindet. Denn dann gibt es für den Einzelnen keinen rationalen Grund, dem Anderen mit der Bratpfanne eins überzuziehen.

Wie erreiche ich das? (Eine rein subjektive Auswahl)

- Ermöglichung einer freien Entfaltung der individuellen Persönlichkeit jedes Einzelnen
- Eine gerechte Verteilung von Reichtum und Vermögen innerhalb einer Gesellschaft inklusive garantierter Basisexistenzsicherung für jeden
- Menschen von den Rechnern wegholen und in Real-life-Begegnungen zusammenbringen (Hilft dabei, frustrierende Einsamkeit zu bekämpfen und Vorurteile abzubauen! Das Fremde und Unbekannte wird häufig gerne als bedrohlich empfunden)
- Menschen umfassend bilden und zu subjektiv sinnstiftenden Tätigkeiten motivieren (muss nicht zwingend etwas mit Erwerbsarbeit zu tun haben)
- Eventuell auf Wahrung eines sozialverträglichen Ausmaßes an kultureller Heterogenität in einer Gesellschaft achten. Blinde Vermischung von einander fremden Kulturen können Gesellschaften wohl nur bis zu einem gewissen Grad und unter Duldung von eigentlich vermeidbaren Kollateralschäden verkraften (vulgo: Multikulti ist nicht optimal.)
u.v.m.


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Wie kann man die Gesellschaft befrieden?

14.01.2021 um 16:27
Sehr gute Denkanstöße!


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Wie kann man die Gesellschaft befrieden?

15.01.2021 um 18:22
Ich persönlich denke, dass eine Befriedung durchaus grundsätzlich möglich ist.

Genauer: Ich glaube, wir können es hinbekommen, zunächst im Westen und letztendlich auch Global zu einer Gesellschaft zu kommen mit:

-Vernachlässigbarer Kriminalitätsrate
-Geringen Gewaltpotential (also kaum gewalttätige proteste, kaum straßenkriminalität, wenig mobbing u. ä.)
-Voller gesellschaftlicher Integration für die meisten Bürger (womit ich meine, dass mehr als 80% der Menschen grundsätzlich an ihr System glauben und sich in der Gesellschaft wohl und angenommen fühlen).

Und ich nenne das bewusst nicht Utopie, weil ich das für absolut realistisch halte, wenn wir darauf hinarbeiten.

Die Frage dieses threads ist ja, wie das gehen könnte. Als die größten drei Probleme momentan sehe ich:

-Die Gesellschaften haben große Probleme damit, mit neuen Medien umzugehen, sodass es zu Phänomenen wie Verschwörungsbewegungen kommt. Darum werden Gesellschaftliche Diskurse oft nicht mehr in einem konstruktiven Rahmen geführt

-Durch diverse gesellschaftliche Prozesse ist die Gesellschaft wesentlich heterogener als zuvor. HÄufig führt das dazu, dass einzelne Gruppen sich feindselig gegenüber stehen oder gegeneinander ausgespielt werden, mindestens aber sich nichts mehr zu sagen haben und nebeneinander herleben. Die lässt Menschen ihr vertrauen in die Gesellschaft verlieren, wenn sie sich dort nicht mehr zu Hause fühlen (oder sich noch nie so gefühlt haben).

-Unsere staatlichen Prozesse und Institutionen funktionieren oft nicht so, wie sie sollten. Wenn Ämter, Gerichte, Polizei, heutzutage Gesundheitsämter oder auch Schulen überfordert sind und ihre Aufgaben nicht mehr vollumfänglich und zufriedenstellend wahrnehmen können, verliert auch der Gedanke von einem Staat als gemeinsamer Überbau seiner Bevölkerung an Legitimation. Dies schafft Aggression, weil man sich auf sich allein gestellt fühlt und Gedankengänge wie Selbstjustiz oder Sozialdarwinismus subtil verstärkt werden.

Diese drei Hauptpunkte gilt es für mich anzugehen, die alle für sich schon recht schwierig sind. Mit angehen meine ich natürlich nicht, die zeit zurückzudrehen. Die Gesellschaft ist heterogen, und sie wird heterogener werden. Es gibt nichts sinnvolles, was man dagegen tun kann.
Was wir aber tun können, ist die einzelnen Gruppen mehr zu vernetzen und eine gemeinsame basis/plattform für ihre interaktion zu schaffen.

Man könnte Problem 1 und 2 auf einen schlag gemeinsam lösen, glaube ich, wenn wir es hinbekommen würden, die neuen medien so zu tweaken, dass sie eher zu einer konsensfindung als zu einer echokammerbildung beitragen würden. Das würde ich, damit das hier nicht zu lang wird, erstmal einfach in den raum stellen.


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Wie kann man die Gesellschaft befrieden?

20.02.2021 um 09:17
Zitat von lmnoplmnop schrieb am 14.01.2021:Anfang der 1990er brannten Unterkünfte für Asylbewerber und tausende Bürger aus der Mitte spendeten Applaus und behinderten Polizei und Feuerwehr (Rostock Lichtenhagen) und das war nicht die einzige Unterkunft die gebrannt hat.
Bis zum 09.03.2021 ist der Film "Wir sind jung. Wir sind stark." in der ZDF-Mediathek abrufbar.
https://www.zdf.de/filme/das-kleine-fernsehspiel/wir-sind-jung-wir-sind-stark-106.html
Rostock-Lichtenhagen, am Morgen des 24. August 1992: Die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber in Rostock (ZASt) ist überfüllt, wodurch Sinti und Roma vor dem Haus campieren. Nachdem es in den vergangenen Tagen bereits zu rechtsradikalen Ausschreitungen gekommen war, gleicht die Plattenbausiedlung einem Schlachtfeld. Geplagt von Langeweile lungert eine Gruppe deutscher Jugendlicher in einem Kleinbus herum.
Quelle und nähere Infos: Wikipedia: Wir sind jung. Wir sind stark.

Persönlich finde ich den Film sehenswert, auch mehrmals.


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Wie kann man die Gesellschaft befrieden?

21.02.2021 um 03:55
Wie kann man die Gesellschaft befrieden?

Mit Knüppeln, viel Tränengas und Wasserwerfern...

Kleiner Scherz. Sie dürfen Schmunzeln, wenn Sie wollen.





Ich sehe hier schon viele gute Ansatzpunkte und Argumente die ich im Kern teile. Ich will demnach keinen großen Aufsatz verfassen noch wiederkäuen und denke, dass die Aspekte "Freie Entfaltung" sowie "wirtschaftliche Stärke" bzw. "Wohlstand" durchaus Anteil zu einer "befriedeten Gesellschaft" tragen. Also eine, die ruhiger ist und weniger volatil. Ich glaube das klappt bei uns auch halbwegs gut, Szenen der Neuzeit wie in den USA zum Beispiel (die ironischerweise ja oft als Leitbild in vielen Bereichen galten) sind uns erspart geblieben und zudem auch in der Form undenkbar hier.

Aber nichts ist perfekt, alles dynamisch und im Wandel. Jede Ansatz hat abstrakt Vor- und Nachteile. Eine Gesellschaft kann "befriedet" sein wenn sie relativ frei und wohlhabend ist, zugleich kann freie Entfaltung erst in Diskrepanzen münden, weil man gewisse Personen bis zu einem gewissen Punkt unproblematisch agieren lässt. Das kann dann auch in besonderen Zeiten in gefühlte Unruhe münden.

Zugleich könnte theoretisch eine eher konservative / homogene / autokratisch geführte Gesellschaft "befriedet" sein oder wirken weil gewisse Spannungselemente in ihr, die man woanders findet, gar nicht erst zur Entfaltung kommen. Oder es kann aufgrund dessen eben auch brodeln.

Schwer zu sagen, denke einfach jeder Ansatz hat Vor und Nachteile. Vielleicht ist es auch schlicht so, dass je nach Gesellschafts- und Politsystem unterschiedliche Voraussetzungen greifen um die jeweilige Gesellschaft eben stabil zu halten. Denn Unruhen und Probleme kann es in jeder Form geben.

So wie es eben auch in unterschiedlichen Systemen Musterbeispiele für Langlebigkeit gibt.

Aber das ist jetzt eher auf Systeme bezogen. Individuell greifen auch andere Komponenten wie Bildung, relativer Wohlstand, Erziehung und so weiter, die Probleme abstrakt mindern können.


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