Du unterliegst einem Logikfehler, der eigentlich recht offensichtlich ist.
Wenn ein Entscheidender nicht allwissend oder allmächtig ist, dass KANN er nicht 100%ig richtige Entscheidungen treffen. Sobald ein Entscheidender fehlbar ist, dann werden unvermeidbare Fehlentscheidungen auftreten - auch bei einer Entscheidungskette von tausenden fehlbarer Entscheidender. Das ist zwingend.
Du argumentierst sehr theoretisch, was zwar seine Berechtigung hat, aber nichts an meiner Aussage ändert. Denn es geht um die Anforderungen, die ein Bürger, ein vermeintlicher Täter oder aber auch ein Opfer an den Justizapparat, die Exekutive und alle Kompetenzkräfte, die an einem Fall beteiligt sind, stellen kann und auch berechtigt ist, diese zu stellen.
Natürlich ist es nach der Theorie und Praxis und auch theopraktisch nicht möglich, dass immer und überall die zu 100% richtigen Entscheidungen wie beispielsweise Gerichtsurteile getroffen werden.
Ich kann diesen Anspruch aber dennoch stellen. Theoretisch ist es vielleicht nicht möglich; der Staat ist jedoch dazu verpflichtet, das richtige Urteil zu finden und dafür einzustehen, wenn es ein Fehlurteil war. Insofern macht der Staat (Ich nenne den Apparat jetzt mal Staat) immer einen Fehler, wenn er zu falschen Ergebnissen -wie einem falschen Urteil- kommt. Er ist bei Straftaten der Kläger und fällt die Urteile. Er ist dafür verantwortlich, dass der Angeklagte gemäß der rechtsstaatlichen Prinzipien eine Strafe erhält oder freigesprochen wird. Für alles, was zu einem falschen Urteil führt, muss (auch) der Staat haften.
Wenn jemand also zu Unrecht verurteilt wird, hat der Staat Fehler gemacht; unabhängig davon, ob die Fehler nur schwer hätten verhindert werden können. Das ist irrelevant.
Es mag Härtefälle geben, in denen man die ganze Justiz und Ermittlung getäuscht hat. Die Methoden, die wir heutzutage besitzen, um Straftaten aufzuklären, sind äußerst präzise. Und schon damals -wie bei diesem Fall- hätte man Mittel und Leute gehabt, um möglicherweise zu einem anderen Ergebnis bzw. der Wahrheit zu kommen.
kleinundgrün schrieb:Ich verstehe, dass Menschen dazu neigen, gerne einen Schuldigen zu finden
Im vorliegenden Fall gibt es nicht viele Personen, die man als schuldig ansehen könnte. Nur, man muss Schuldige und Fehler finden! Alleine schon deshalb, damit man daraus lernen und es das nächste mal besser machen kann. Hinter falschen Entscheidungen muss ja nicht mal grobe Fahrlässigkeit stecken. Es wurde nur nicht genug getan, um den Fall aufzuklären