@Stumpf Ja, in der Theorie kann man bis zur vollständigen Reife des Gehirns, bei Jungs/ Männern ist das mit 25 Jahren, noch etwas korrigieren. Allerdings frage ich mich, wie das in der Praxis wirklich aussehen würde. Zwei Therapiesitzungen pro Woche würden das nicht reißen. Eher die Unterbringung in einer Pflegefamilie oder so etwas, wo die entsprechende Einflussnahme rund um die Uhr geschieht, nicht in Therapieeinheiten, sondern im Alltag.
In dem Fall würde ich aber als Voraussetzung für diesen extremen Aufwand verlangen, dass dem Opfer mindestens genausoviel Hilfe, sein Trauma zu überwinden, zugute kommt. sonst kann man den Aufwand am Täter nicht rechtfertigen.
In unserer Gesellschaft scheint aber tendenziell der Täter deutlich mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung zu bekommen. Um den wollen Menschen kämpfen, der wird irgendwie, mehr als sein Opfer, als das Opfer irgendwelcher Umstände seines Lebens betrachtet, was seine Täterrolle in den Augen solcher Menschen relativiert. Ich empfinde das als eine Verhöhnung seines Opfers.
Kürzlich gab es doch den Fall, wo ein Mädchen von einer Gruppe anderer Mädchen extrem gemobbt und misshandelt worden ist. Die Täterinnen bekamen die Gelegenheit, sich bei dem Opfer zu entschuldigen. Meiner Meinung nach war das völlig falsch. Das Opfer war plötzlich unter Zugzwang. Es musste die Entschuldigungen annehmen - sonst wäre es Täterin geworden! Und ein Opfer wie dieses ist zu wenig konfliktfähig, zu wenig selbstbewusst und zu wenig stark, um korrekterweise die Entschuldigung abzulehnen. Dazu braucht man Rückgrat und muss die eigenen verletzten Gefühle höher priorisieren als die (heuchlerische medienwirksame) Bitte um Vergebung der Täterinnen.
Die Handhabung dieses Falls war typisch für eine Gesellschaft, in der Täter wichtiger genommen werden als Opfer und man "Heilung" und Integration von Tätern wichtiger nimmt als die Heilung der Opfer und Gerechtigkeit für diese.
Allerdings hatte ich bei diesem Fall das Gefühl, dass die Mehrheit der Menschen diese Entschuldigungsgeschichte als falsch empfunden haben.
@Ray. Ray. schrieb:Wer zum Täter wird hat auch die Schuld an all dem Leid was er hervorruft.
Was soll denn dieses "auch" da in dem Satz? Schon zum zweiten Mal schreibst Du, dass der Täter "auch" schuld sei. Wer denn noch?