Interested schrieb:Wenn jemand erzählt, dass er bei den letzten 5 Arbeitsstellen immer gemobbt wurde, würde ich durchaus nachhaken und fragen, ob derjenige denn wohl Eigenarten an sich hat, die das begünstigen - es wird nicht richtiger, ist aber durchaus eine Erklärung. Wenn jemand selbstverschuldet (!) arbeitslos geworden ist, dann muss man nicht Honig ums Maul schmieren, denn es bessert die Situtation auch nicht. Fehlersuche und -benennung ist nicht immer falsch oder kontraproduktiv.
Wenn eine Frau sich z.B. fragt, warum sie immer an Arschlöcher gerät? Dann, weil sie sich die selbst mit aussucht. Wenn jemand immer sein Geld zum offenen Fenster raushaut und dann bejammert, pleite zu sein und nicht zu wissen, wie er über den Monat kommt, selber schuld - natürlich, was auch sonst. Warum sollte man das nicht sagen dürfen?
Ich weiß, was du hier meinst. Es gibt Auslöser, Ursprünge, Gründe.
Man könnte also definitiv sagen, dass es was mit den Menschen und deren Verhalten zu tun hat.
Aber ich finde es etwas schwierig und problematisch das Wort "Schuld" zu nehmen.
Das ist kein wissenschaftlicher Begriff und klingt verurteilend.
Es klingt auch ein wenig wie: "Du hast aktiv und absichtlich etwas Falsches gemacht!"
Meistens passieren solche Sachen aber unbewusst.
Ein Betroffener von Mobbing ist oft schon in eine gewisse "Rolle" geraten, aus der es schwierig ist
sich zu lösen. Da gibt es oft ganz unbewusste Verhaltensweise oder Signale, die wiederum andere
gewisse Leute ganz schnell erkennen und so können sich auch wieder schnell ähnliche Dynamiken
entwickeln.
Da reicht auch manchmal ein "Überreagieren" des Betroffenen, weil er unbewusst denkt,
dass andere ihn wieder ausschließen oder über ihn lachen oder ihn schikanieren - auch, wenn das
gar nicht der Fall ist. Aber das Überreagieren löst dann das aus, was die Person vermutet hat.
Ein Teufelskreis. Oder eine Person verschließt und distanziert sich etwas, weil sie unbewusst denkt,
dass sie ausgeschlossen oder nicht gemocht werden würde, was auf andere dann so wirkt, als
wollte die Person nichts mit anderen zu tun haben oder sei arrogant oder distanziert.
Das ist alles immer ein typischer Teufelskreis bei betroffenen von Mobbing.
Leider sind Menschen eben Gewohnheitstiere und "merken" sich auch "Soziale Rollen",
die manchmal auch schon im Elternhaus falsch geprägt worden sind.
Eine Frau, die immer an die falschen Männer gerät oder in toxischen Beziehungen endet,
könnte hier also ein Problem mit Selbstbild oder eine Persönlichkeitsstörung haben oder
eben auch hier ganz salopp gesagt sich die "Rolle" gemerkt haben, die hier eingenommen
wird. Auch das kann bereits schon im Elternhaus falsch geprägt worden sein.
Entweder ist bei all diesen hier aufgezählten Fällen das erste Mal, in welchem sowas passierte,
ein zufälliges Unglück, aber dann wurde sich diese Dynamik gemerkt und diese Rolle unbewusst
angenommen und es fällt schwer wieder daraus auszubrechen oder aber es wurden diese
Rollenmuster schon in der Kindheit und von den Eltern oder anderen Traumata geprägt.