"Juni 2012 in Berlin. Eine junge Frau in einer Wohnung. Ein Mann hat mit ihr Sex, der andere filmt. Dann wechseln sie sich ab. Die junge Frau scheint währenddessen bewusstlos, machtlos. Als sie zu sich kommt, ruft sie: "Hör auf." Einmal, zweimal. Dreimal. Die beiden machen weiter. (Edition F) Wer dieses Video sieht, das auf diversen Porno-Plattformen kursiert, denkt sofort: Hier geschieht etwas gegen den Willen der Frau, hier geschieht ein Verbrechen. Hier wird eine Frau vergewaltigt.
Der Polizei wird die junge Frau später erzählen, sie sei am nächsten Morgen aufgewacht und habe nicht gewusst, was mit ihr passiert sei. "Ich hab schon zweimal K.O.-Tropfen gekriegt, mit 18 und mit 23, das fühlte sich genauso an wie damals", sagt sie. Nach Hause zu gehen erlauben ihr die beiden Männer demnach nur nach einer langen Diskussion. "Wenn du Ärger machst, wirst du schon sehen, was passiert" soll einer der beiden noch gedroht haben. (stern)
Am Nachmittag klingelt das Telefon ununterbrochen. Journalisten versuchen, sie zu erreichen. Ihnen sei ein Sex-Video angeboten worden, auf dem sie zu sehen sei. So schildert es die Frau später vor Gericht. Warum die Medien bei ihr anrufen? Weil sie aus dem Fernsehen bekannt ist: Ihr Name ist Gina-Lisa Lohfink, sie war unter anderem bei "Germany’s Next Topmodel" und „Big Brother“ zu sehen.
Lohfink sagt: Erst als sie selbst das Video aus der vergangenen Nacht zu Augen bekam, habe sie verstanden, was ihr angetan wurde.
Die 29-Jährige erstattet Anzeige wegen der Weitergabe des Clips und später auch wegen Vergewaltigung. Viele, die das Video sehen, gehen von einem Verbrechen aus. Die Männer waren sich offenbar keiner Schuld bewusst. Dass sie selbst zu erkennen sind, scheint sie nicht zu kümmern. Aber das muss es auch nicht:
Denn nachdem ein Medienanwalt die Verbreitung des Videos eindämmen wollte, nachdem Gina-Lisa Lohfink bei der Polizei von einer möglichen Vergewaltigung berichtete, nachdem die Festplatten und Handys der Männer sichergestellt wurden, nachdem Gina-Lisa Lohfink Monate nach der Tat das erste Mal vor Gericht aussagte, nachdem die beiden Männer vom Verdacht der Vergewaltigung freigesprochen wurden, steht sie heute wieder vor Gericht.
Allerdings als Angeklagte.
Sie soll die Männer fälschlicherweise der Vergewaltigung und der Verabreichung von K.O.-Tropfen verdächtigt haben und deshalb 24.000 Euro Strafe zahlen.
Wie bitte?
Das Video, also der für den juristisch unbedarften Zuschauer eindeutige Beweis der Tat, in dem sie mehrfach deutlich "Hör auf" zu den Männern sagt, hat für eine Verurteilung der beiden nicht ausgereicht.Weil das deutsche Sexualstrafrecht kaputt ist.
Eine "Nein-heißt-Nein"-Regelung, wie sie in anderen Ländern existiert, gibt es in Deutschland noch nicht. Obwohl Deutschland bereits 2011 einvölkerrechtliches Abkommen unterzeichnet hat, das genau dies fordert. Der Maßstab, mit dem Richter bei Prozessen abwägen müssen, ob ein Opfer vergewaltigt wurde, ist: Gegenwehr.
Wer sich beim Akt nicht deutlich und körperlich wehrt, wird nach deutschem Recht also auch nicht vergewaltigt.Ausnahmen gibt es, aber die gelten nur für Menschen, die sich nicht wehren können. Etwa wegen Behinderungen oder Angst um Leib und Leben.
Gina-Lisa Lohfink war aber anscheinend, trotz Alkohol- und Drogeneinfluss, nicht weggetreten genug. Nach der aktuellen Rechtslage könnte der Sex also einvernehmlich gewesen sein. Die Richterin schätzte ein, dass das geäußerte "Hör auf" nicht dem sexuellen Akt an sich, sondern nur einzelnen Teilen wie dem Oralverkehr gegolten haben könnte. Ein externer Gutachter stellte zudem fest, dass Gina-Lisa Lohfink im Video nicht den Eindruck mache, unter dem Einfluss von K.O.-Tropfen zu stehen.
Nicht einmal ein selbst gedrehtes Video einer "Vergewaltigung" reicht also nach deutschem Recht aus, um verurteilt zu werden. (Man muss das Wort hier in Anführungszeichen setzen, weil das Gericht ja entschieden hat, dass es in diesem Fall keine Vergewaltigung war.)"
http://www.bento.de/politik/fall-gina-lisa-lohfink-warum-das-deutsche-recht-vergewaltiger-schuetzt-und-opfer-bestraft-621468/ (Archiv-Version vom 12.06.2016)Dieser Eintrag trifft es wohl eher. Aber DoctorThrax ist das wohl ein Dorn im Auge. Immerhin scheint es seiner Auffassung nach Ok zu sein, so mit einer Frau umzugehen, die alkoholisiert ist und "Hör auf" sagt.