CaiaLia schrieb am 15.05.2024:Das würde ich ganz an den Familienverhältnissen festmachen. Petra P. hatte ja offensichtlich gute Gründe.
Und bspw. bei mir würde auch keiner suchen, würde ich von heute auf morgen verschwinden (Gründe genug wären vorhanden und es könnte durchaus bald passieren, aber anders als bei Fridolin Pfanner oder Petra P.).
Auch wenn es etwas off-topic ist, denn hier geht es ja eigentlich um Heidi D. und nicht um Petra P., aber im XY-gelöst-Podcast gab es neulich ein Folge zum Fall Petra P. in dem sehr ausführlich darauf eingegangen wurde, wie sehr die Familie durch ihr Verschwinden belastet war. Der Vater hatte wohl eine sehr gute Position bei VW. Er konnte sich nicht mit dem spurlosen Verschwinden seiner Tochter abfinden und hat nachdem die Polizei die Suche aufgegeben hat, auf private Initiative mit extrem hohem Aufwand weiter gesucht. U.a. hat er Tornados für Aufklärungsflüge beauftragt, um Luftbildaufnahmen mit alten Bildern vergleichen zu können und so festzustellen , ob in einem best. Gebiet eine Leiche vergraben worden sein könnte.
Die Suche, die er sehr lange betrieb, war so extrem teuer, dass die Familie ihr Haus verkaufen musste. Die Eltern haben sich auch über die Sache getrennt, weil man sich uneinig war, wie man das Verschwinden verarbeiten kann. Das war wirklich ein ganz schreckliches Schicksal für die ganze Familie.
Und es wurde auch beschrieben, wie prekär Petra P. leben musste. Insgesamt war sie in der ganzen ein einziges Mal in med. B Behandlung in einem Krankenhaus, hat das bar bezahlt. Es wurde dann zunehmend enger, da es immer schwieriger für sie wurde, eine Wohnung und auch eine Anstellung ohne Bankkonto und eben auch ohne Steuerkarte zu finden. Im Laufe der Jahre wurde das immer schwerer für sie, weil alles immer mehr digitalisiert, transparenter und damit auch mehr überwacht wurde.
Und deshalb denke ich, dass so ein Verhalten eine absolute Ausnahme ist, jedenfalls dass das jemand wirklich schafft, dauerhaft durchzuziehen.
Deshalb stimme ich hier nur teilweise zu:
Herbstkind schrieb am 15.05.2024:Ich kenne auch solche Familienverhältnisse und die darin herrschenden dysfunktionalen Strukturen, zum Glück nicht ganz so krass bei der eigenen.
Dennoch denke ich mir halt dass wenn ich solche Pläne habe, dann ziehe ich das durch ohne mich weich klopfen zu lassen.
Man wird immer wen vor den Kopf stoßen, ganz klar. Trotzdem finde ich sollte man mit offenen Karten spielen und durchziehen.
Dass jemand so ein Verschwinden plant und durchzieht kann ich mir sehr gut vorstellen. Es geht darum, einem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Und das muss ja nicht nur so etwas wie der Anspruch der Eltern an die Leistungen und die Lebensführung des (erwachsenen) Kindes sein, sondern ein Grund, sich ohne Spuren abzusetzen, kann ja durchaus auch Gewalt und Bedrohung in einer Partnerschaft sein.
Aber wieso sollte jemand das dauerhaft durchziehen?
Sich abzusetzen und ein paar Monate oder ein Jahr irgendwo anonym zu leben bekommt man mit etwas Erspartem sicher hin, gerade wenn man Zeit hat, das vorzubereiten und so unbemerkt Bargel abzuzwacken und dafür zu sparen.
Aber dauerhaft wird es ohne Krankenversicherung, ohne Papiere, ohne Nachweis von Berufsqualifikationen wirklich schwer und v.a. auch teuer das durchzuziehen. Wenn jemand erst mal untergetaucht ist und dadurch einen (Sicherheits-)abstand gewonnen hat, ist es für ihn doch viel leichter, problemloser und realistischer, seine alte Identität zu behalten und sich damit irgendwo ein neues Leben aufzubauen, als irgendwo wieder von 0 anzufangen und/oder in die Illegalität zu gehen (was Petra P. ja getan hat, das sie nur schwarz gearbeitet hat).
Bei Fridolin Pf. hat das ja auch gerade mal drei Jahre geklappt.
Wie gesagt, es gibt sicher solche Fälle. Aber ich halte das für absolute Ausnahmen, einfach, weil sein solches Verhalten dauerhaft unlogisch ist - ja ich weiß, man denkt nicht immer logisch, aber die meisten Menschen sind schon in der Lage zu erkennen, was sie sich mit der Wahl einer solchen eine Option für Probleme einhandeln.
Gerade im Fall Heidi D. halte ich das für die mit Abstand unwahrscheinlichste Variante was passiert sein könnte. Sie mag ja einen Grund gehabt haben, sich kurzfristig mit unbekanntem Aufenthalt abzusetzen, aber soweit bekannt, keinen, sich dauerhaft abzusetzen.