@Pallas@Can@BagiraDie waren nicht aus missionsgründen da. Zweifelhafte Missionierung
Von Harald Biskup, 22.06.09, 20:40h
Das Geiseldrama im Jemen lenkt den Blick auf die stillen, aber intensiven Aktivitäten evangelikaler Freikirchen. Gerade die „Deutsche Evangelische Allianz“ nimmt den „Missionsbefehl“ der Bibel sehr ernst.
Das Geiseldrama im Jemen lenkt den Blick auf die stillen, aber offenkundig intensiven Aktivitäten evangelikal orientierter Freikirchen. Seit bekannt ist, dass Ermittler bei den beiden getöteten jungen Frauen aus Niedersachsen Missionsschriften sichergestellt haben, ist die Vermutung zur Gewissheit geworden: Ihr Einsatz in einem Krankenhaus der nordjemenitischen Staat Saada hatte keinen ausschließlich humanitären Charakter. Und der mit seiner Frau und drei kleinen Kindern verschleppte deutsche Arzt hat offenbar auch nicht bloß medizinische Hilfe geleistet. Die Bibelschule Brake im westfälischen Lemgo - dort absolvierten die 24 und 26 Jahre alten Krankenschwestern eine Ausbildung als zukündige Diakoninnen in Gemeinde und Mission - hat bestritten, dass die Frauen missionarische Absichten verfolgten. Wenn überhaupt, hatte die Schule dem „Kölner Stadt-Anzeiger erklärt, hätten sie Bibeln und religiöse Literatur zum „Selbststudium“ bei sich gehabt.
Gerade die „Deutsche Evangelische Allianz“, der die Lemgoer Schule nahe steht, nimmt den „Missionsbefehl“ der Bibel sehr ernst. In einer Untersuchung über fundamentalistische Christen in Deutschland („Mission Gottesreich“) weisen Christian Baars und Oda Lambrecht nach, dass bibeltreue Christen andere Religionen ablehnten und deren Anhänger bekehren wollten. Die „Allianz“ habe die gezielte Missionierung von Muslimen auf ihre Fahnen geschrieben. In Deutschland beginne die Bekehrung „an der Döner-Bude“, zu ihrer Strategie zählt aber auch (verdeckte) Missionsarbeit in islamischen Ländern.
Auf evangelikalen Internetseiten, in Büchern und Broschüren, so die Studie, werde der Islam fast immer negativ und als dem Christentum unterlegen dargestellt. Oft klinge dabei „Mitleid“ mit Muslimen an, die den „wahren Heilsweg“ noch nicht gefunden hätten. Während des muslimischen Fastenmonats Ramadan hat die „Allianz“ zu einem „30-Tage-Gebet für die islamische Welt“ aufgerufen: „Wir erbitten nicht nur für einzelne Muslime die Gnade der Bekehrung, sondern wir erflehen von Gott, dass in allen muslimischen Volksgruppen und Ländern Gemeinden bekehrter Muslime entstehen, die das Evangelium unter ihren Landsleuten verkündigen.“
Weil die Aktivitäten evangelikaler Organisationen häufig mit Polemik gegen andere Religionen verbunden ist, betrachten Kritiker sie als besonders problematisch in Ländern wie dem Jemen, wo es religiöse und ethnische Spannungen gibt. Inzwischen hat bei freikirchlichen Gruppierungen, etwa bei den Baptisten, eine Debatte über Missionseinsätze in Krisengebieten eingesetzt. Die evangelischen Landeskirchen stehen allzu offensiven Missionierungspraktiken ablehnend gegenüber. So lehnt der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) „Missionsarbeit im engeren Sinn“ ab: „Nach dem Entwicklungshelfergesetz ist es nicht unsere Aufgabe, missionarische Arbeit zu leisten, sondern bei der Bekämpfung von Hunger und Armut zu helfen“ Märtyrer könne man nicht brauchen.
http://www.ksta.de/html/artikel/1245228241085.shtml