Kann man mittlerweile mit Demokratie alles erklären?

Ich fange mal mit einen Beispiel an.

Was glaubt ihr wär gewesen , wenn Hitler die heutige Argumentationsweise der heutigen Politiker benutzten hätte?

"Die Juden gefährden die Demokratie in Deutschland"
"Die Kommunisten sind Terroristen"
"Die Außenmächte (andere Länder) wollen kein wiedererstarktes Deutschland und wollen unsere Freiheit einschränken"

etc.. Oder hat er nicht sogar so argumentiert?

Und wenn ich mir die heutige Zeit so ansehe, wird doch wieder so argumentiert.
Speziell in der Türkei und auch in den USA.

Die Kommunisten sind jetzt Kurden. Allerhand Leute gefährden die Demokratie.
Man geht für die Demokratie auf den Straßen. Während man Leute verhaftet die angeblich gegen die Demokratie sind. Baut sich seinen Staat und seine Machtstellung aus, und begründet das mit Demokratie.

In Deutschland unterstützt man diverse Leute und ist an Kriegen beteiligt, liefert Waffen und begründet man damit, dass man die Demokratie verteidigt.


Ich habe seit langen den Anschein, dass der Begriff "Demokratie" und alles was dahinter steckt, ziemlich missbraucht wird.

Nur wie kann man aus diesen ganzen Gerede, die Wahrheit filtern?

Der Begriff "Demokratie" ist überstrapaziert.

Die ältesten modernen "Demokratien" (USA, Frankreich) bildeten zunächst einen Verfassungsrahmen mit Grundrechten, in den die Mitbeteiligung der Bevölkerung eingebettet war. Diese beiden Staaten bilden das Grundmuster der "westlichen" Demokratien. Und nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Mitbeteiligung des Staatsvolks in vielen Staaten ausgeweitet (allgemeines, freies, gleiches, geheimes Wahlrecht).

"Demokratie" ohne Verfassungs- und Grundrechtsrahmen artete zumeist aus:

- Scherbengericht im antiken Athen
- die beiden Referenden Napoleons

Die ausschließliche Berufung auf "Demokratie" ohne Verfassungs- und Grundrechtsrahmen ergibt keine Garantie einer gerechten Gesellschaft.

@Samsaraa

Da könntest du durchaus Recht haben.

,,Demokratie" ist heute ein beliebtes Mittel geworden, um alle möglichen Eigeninteressen durchzusetzen.
Theoretisch geht man, auch angesichts des auch immer wieder mal bekannt werdenden Fehlverhaltens von Politikern, davon aus, dass das Volk alles besser wüsste.

Was das Volk will, muss gemacht werden. Und wenn das Volk eine Ethnie plattmachen will, dann ist das halt so, Demokratie, juhu.
Findige Autokraten und Machtmenschen können sowas großartig ausnutzen, sie geben immer vor, nur im Namen des Volkes zu handeln.
Demokratie ist ja gut. Wer gegen Machtmenschen ist, ist gegen das Volk, also undemokratisch, also diktatorisch.

Leider sind Menschenmassen oft ziemlich beschränkt und hysterisch. Und wissen es eben NICHT immer besser bei jedem Thema, was zu tun ist.

Früher war ich ja auch, zeitweise jedenfalls, für Volksabstimmungen.
Heute sage ich: Höchstens sehr eingeschränkt. Wir haben Wahlen, wir haben repräsentative Demokratie, das ist in Ordnung.

Die Entscheidung des Volkes, mag sie auch formal demokratisch fallen, ist nicht der Weisheit letzter Schluss.

,,Demokratie" steht heute bedauerlicherweise oft für lautstarke Haufen von Menschen, die sich für zu wichtig halten.
Selbst wenn sich irgendwo in Deutschland meinetwegen 10.000 oder auch 50.000 Menschen zu einer Demo versammeln, sind die immer noch nicht DAS Volk, ja nicht einmal ein signifikanter Anteil. Sondern nur ein sehr, sehr, sehr kleiner Bruchteil des Volkes.
Denken könnten sie trotzdem:,,Yeah, wir sind die Mehrheit".

@Kc

Wir haben starke Lobbyisten, denen eine Demokratie sehr zu pass kommt. Denn wenn jeder Einzelne nicht so verwundbar wäre und mehr aus einer der drei Gesellschaftsschichten sprechen würde, aus denen er/sie kommt, könnten sich viele, die die Demokratie deswegen hochleben lassen, weil sie sich ungehindert bedienen können, mehr Maß halten, was allen zugute kommt. Sei es Umweltresourcen oder Kapital.

@Samsaraa
Ich vermute, der eigentliche Fehler ist zu sagen, dass alles, was eventuell demokratisch legitimiert wurde, damit automatisch humanistischen, bzw rechtlichen Standpunkten entspricht. Nach meinem Verständnis ist eine demokratische Entscheidung nur dann legitim, wenn sie einerseits dem Willen der Wähler entspricht, nicht gegen dass herrschende Recht sowie moralische/ethnische Ansprüche verstößt.

Hmm, ja, echte demokratische Prinzipien umfassen nicht nur die Wahl, sondern auch die Gewaltenteilung und die Wahrung der Menschenrechte und Grundrechte ... Duldung von Korruption und Vetternwirtschaft (womit z.B. Brasilien gerade große Probleme hat) sind auch eher undemokratisch ...

Gerade damit haben einige 'lupenreine Demokraten' ihre Probleme ...