Abd-Abeo
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Theodizee→Omnipotenz→Allwirksamkeit
04.08.2015 um 21:23Ich möchte eine Argumentationskette von John Leslie Mackie zur Diskussion stellen und um Meinungen etc. fragen, Positives, Negatives, ob nun Lob oder lieber starke Kritik.
Das Argument ist aus »Das Wunder des Theismus. Argumente für und gegen die Existenz Gottes« (S. 254 ff.)
Wichtig in dem Zusammenhang sind mir zwei neue Elemente: Verbindung der Omnipotenz/Omniszienz mit der Allwirksamkeit sowie das Allmachtsparadoxon auch mit einer Allmacht, die logisch Unmögliches ausschließt.
– Konstruktion der Argumentation:
• [1.] Die Theodizee kann nur mit der Willensfreiheit des Menschen erfolgen.
(1.1) Es gibt dazu zwei Arten: Willensfreiheit, weil Gott einen nicht »bestimmt«, sowie Willensfreiheit, weil Gott einen nicht »bestimmen kann«.
→ Bei der zweiten Variante landen wir beim Allmachtsparadoxon: »Kann ein allmächtiges Wesen Dinge schaffen, die es nicht bestimmen kann?« (Mackie)
• [2.] Dazu zwei Formen der Allmacht, »Ordnungen« der Omnipotenz:
(2.1) Allmacht als »unbegrenztes Vermögen zum Handeln«. Mit anderen Worten: Alle »Gott-kann-Objekt-Handlung«-Sätze müssen (!) wahr sein. Bspw.: Gott kann Menschen {Objekt} erschaffen/ermorden/vergewaltigen {Handlung}.
(2.2) Allmacht als »unbegrenztes Vermögen zur Bestimmung von Handlungsmöglichkeiten der Dinge«.
Zu dem Zusammenspiel sagt Mackie:
(3.1) Allmacht wird ohnehin nicht als »Vermögen, logisch Unmögliches zu tun« aufgefasst; es gilt weiterhin die Logik. Also gibt es nichts Paradoxes, da nun keine Widersprüche enstehen (Gott ist allmächtig und Gott ist nicht allmächtig) zur Allmacht 2.1.
(3.2) Weil 3.1 gilt, kann die Frage mit »nein« beantwortet werden.
(3.3) Mit der Allmacht 2.2 kann Gott die Dinge aber auch – durch die Allmacht – als nicht bestimmbar bestimmen, so dass auch durch die Allmacht 2.1 kein Zugriff möglich ist. Zwar ist das nach 3.1 wieder kein Widerspruch, doch diesmal lautet die Antwort auf die Frage: »Ja!«.
(3.4) Die essenziell-logische Allmacht ist widerspruchsfrei, allerdings ist die Frage paradox, weil beide Antwortmöglichkeiten vernünftig erscheinen.
• [4.] Implikation Omnipotenz → Allwirksamkeit?
(4.1) Wenn Gott etwas bestimmen kann, es abr nicht tut, dann lässt er etwas geschehen. Das ist äquivalent zur Aussage, dass er es bewirkt hat.
(4.2) »Positives Bewirken« und »bloßes Zulassen« werden bei Menschen { bspw. bei der Sterbehilfe} moralisch {nicht immer} unterschieden.
(4.2) Maßstab für Dichtomie des Aktiven und des Passiven für menschliche Handlungen sind:
1. »Mühe« {zur Tat} – Nicht »Mühe«,
2. »Kausale Wirkung« – »Einfaches Zulassen«,
3. »Deutliche Absicht« – »Gewisses Maß an menschlicher Unbeachtsichtigkeit«.
(4.3) 4.2 ist in der Unterscheidung bei Gottes Allmacht und Allwirksamkeit absurd, da gilt:
(4.5) Gott wird hierdurch bei allen Taten der Wesen, die er bestimmen kann, »Miturheber der Schuld«. Das folgt aus der ersten Variante der Willensfreiheit von 1.1, wodurch die Theodizee durch Willensfreiheit Nr. 1 nicht hervorgebracht werden kann.
•[5.] Auflösung des Problems der Allwirksamkeit:
(5.1) Das Problem kann mit der zweiten Willensfreiheit gelöst werden, so dass Gott sie nicht bestimmen kann.
(5.2) Es existieren keine Widersprüche, allerdings gilt nun 3.4, wodurch nicht ersichtlich wird, warum Gott solche Wesen überhaupt schaffen könnte, da beide Antwortmöglichkeiten offen stehen, d.h, die Paradoxität wieder erreicht wird.
• [6.] Es ergibt sich ein Dilemma aus 4.5 und 3.4, Theodizee unlösbar oder Paradoxität der Allmacht.
Information zum Paradoxon selbst: Das Allmachtsparadoxon ist ein altes Problem, das schon von den arabischen Philosophen durchdacht wurde. Es gibt verschiedene Ansätze, das Problem zu »lösen«. Der einfachste Ansatz scheint zu sein, die Prämisse »Allmächtigkeit existiert« zu streichen. In seiner gängigen Formulierung lautet es: Kann Gott einen Stein einen so schweren Stein schaffen, dass er ihn selbst nicht heben könnte?
•Was haltet ihr von der Argumentation?
Immerhin ist das guter Wille in der Interpretation, da die Religionen oft unplausibleren Vorstellungen nachhängen. Was ist mit einer Allmacht über der Logik oder dem einfachen Argument: »Der Mensch kann sich mit seinem begrenzten Wissen nicht die Allmächtigkeit Gottes vorstellen, deshalb werde ich nicht antworten/weiß ich nicht!«
Das Argument ist aus »Das Wunder des Theismus. Argumente für und gegen die Existenz Gottes« (S. 254 ff.)
Wichtig in dem Zusammenhang sind mir zwei neue Elemente: Verbindung der Omnipotenz/Omniszienz mit der Allwirksamkeit sowie das Allmachtsparadoxon auch mit einer Allmacht, die logisch Unmögliches ausschließt.
– Konstruktion der Argumentation:
• [1.] Die Theodizee kann nur mit der Willensfreiheit des Menschen erfolgen.
(1.1) Es gibt dazu zwei Arten: Willensfreiheit, weil Gott einen nicht »bestimmt«, sowie Willensfreiheit, weil Gott einen nicht »bestimmen kann«.
→ Bei der zweiten Variante landen wir beim Allmachtsparadoxon: »Kann ein allmächtiges Wesen Dinge schaffen, die es nicht bestimmen kann?« (Mackie)
• [2.] Dazu zwei Formen der Allmacht, »Ordnungen« der Omnipotenz:
(2.1) Allmacht als »unbegrenztes Vermögen zum Handeln«. Mit anderen Worten: Alle »Gott-kann-Objekt-Handlung«-Sätze müssen (!) wahr sein. Bspw.: Gott kann Menschen {Objekt} erschaffen/ermorden/vergewaltigen {Handlung}.
(2.2) Allmacht als »unbegrenztes Vermögen zur Bestimmung von Handlungsmöglichkeiten der Dinge«.
Zu dem Zusammenspiel sagt Mackie:
»Wenn dann aber einem Gott die Allmacht zweiter Ordnung zukommen sollte, könnte er sie auch dazu einsetzen, bestimmten Dingen die Möglichkeit zu geben, in einer Weise zu handeln, die unabhängig von seinem eigenen Handlungsvermögen wäre, so daß ihm in dieser Hinsicht keine Allmacht erster Ordnung zukäme. Die Allmacht verschiedener Ordnungen könnte also miteinander in Konflikt geraten – woraus ich schloß, daß nichts die Allmacht aller Ordnungen zugleich besitzen kann ... Zweifellos könnte ein Gott sowohl die Allmacht erster als auch die zweiter Ordnung besitzen, solange er seine Allmacht zweiter Ordnung nicht dazu einsetzt, seine Allmacht erster Ordnung einzuschränken.«• [3.] Paradoxie der essenziell-logischen und der essenziell-unlogischen Allmacht:
(3.1) Allmacht wird ohnehin nicht als »Vermögen, logisch Unmögliches zu tun« aufgefasst; es gilt weiterhin die Logik. Also gibt es nichts Paradoxes, da nun keine Widersprüche enstehen (Gott ist allmächtig und Gott ist nicht allmächtig) zur Allmacht 2.1.
(3.2) Weil 3.1 gilt, kann die Frage mit »nein« beantwortet werden.
(3.3) Mit der Allmacht 2.2 kann Gott die Dinge aber auch – durch die Allmacht – als nicht bestimmbar bestimmen, so dass auch durch die Allmacht 2.1 kein Zugriff möglich ist. Zwar ist das nach 3.1 wieder kein Widerspruch, doch diesmal lautet die Antwort auf die Frage: »Ja!«.
(3.4) Die essenziell-logische Allmacht ist widerspruchsfrei, allerdings ist die Frage paradox, weil beide Antwortmöglichkeiten vernünftig erscheinen.
• [4.] Implikation Omnipotenz → Allwirksamkeit?
(4.1) Wenn Gott etwas bestimmen kann, es abr nicht tut, dann lässt er etwas geschehen. Das ist äquivalent zur Aussage, dass er es bewirkt hat.
(4.2) »Positives Bewirken« und »bloßes Zulassen« werden bei Menschen { bspw. bei der Sterbehilfe} moralisch {nicht immer} unterschieden.
(4.2) Maßstab für Dichtomie des Aktiven und des Passiven für menschliche Handlungen sind:
1. »Mühe« {zur Tat} – Nicht »Mühe«,
2. »Kausale Wirkung« – »Einfaches Zulassen«,
3. »Deutliche Absicht« – »Gewisses Maß an menschlicher Unbeachtsichtigkeit«.
(4.3) 4.2 ist in der Unterscheidung bei Gottes Allmacht und Allwirksamkeit absurd, da gilt:
»Im Fall, daß es sich um etwas handelt, das wir mit geringer Mühe entweder durch Tun oder durch Unterlassen herbeiführen können, ist das Unterlassen weniger eindeutig vom Tun unterscheidbar. Und je deutlicher wir etwas vorauswissen und -sehen, desto unklarer wird der zweite Unterscheidungsgrund.«(4.4) 4.2 gilt nicht für Gott, wenn Gott etwas bestimmen kann, es aber nicht, also bloß zulässt, bewirkt es also auch.
(4.5) Gott wird hierdurch bei allen Taten der Wesen, die er bestimmen kann, »Miturheber der Schuld«. Das folgt aus der ersten Variante der Willensfreiheit von 1.1, wodurch die Theodizee durch Willensfreiheit Nr. 1 nicht hervorgebracht werden kann.
•[5.] Auflösung des Problems der Allwirksamkeit:
(5.1) Das Problem kann mit der zweiten Willensfreiheit gelöst werden, so dass Gott sie nicht bestimmen kann.
(5.2) Es existieren keine Widersprüche, allerdings gilt nun 3.4, wodurch nicht ersichtlich wird, warum Gott solche Wesen überhaupt schaffen könnte, da beide Antwortmöglichkeiten offen stehen, d.h, die Paradoxität wieder erreicht wird.
• [6.] Es ergibt sich ein Dilemma aus 4.5 und 3.4, Theodizee unlösbar oder Paradoxität der Allmacht.
Information zum Paradoxon selbst: Das Allmachtsparadoxon ist ein altes Problem, das schon von den arabischen Philosophen durchdacht wurde. Es gibt verschiedene Ansätze, das Problem zu »lösen«. Der einfachste Ansatz scheint zu sein, die Prämisse »Allmächtigkeit existiert« zu streichen. In seiner gängigen Formulierung lautet es: Kann Gott einen Stein einen so schweren Stein schaffen, dass er ihn selbst nicht heben könnte?
•Was haltet ihr von der Argumentation?
Immerhin ist das guter Wille in der Interpretation, da die Religionen oft unplausibleren Vorstellungen nachhängen. Was ist mit einer Allmacht über der Logik oder dem einfachen Argument: »Der Mensch kann sich mit seinem begrenzten Wissen nicht die Allmächtigkeit Gottes vorstellen, deshalb werde ich nicht antworten/weiß ich nicht!«