@Rosinante Rosinante schrieb:Von daher hat der radikale Konstruktivismus, schon allein als mahnender Zeigefinger eine wichtige Funktion in der Betrachtung der Psyche.
Ja, vor allem die Erkenntnis, dass man "seiner" Welt nie entkommt.
Rosinante schrieb:Genau das passiert, nämlich gerade in der Psychologie viel zu oft: Man findet Bestätigung seiner Annahme weil man sich nicht von der eigenen Voreingenommenheit befreien kann.
Die Psychologie hätte sich vielleicht bevor sie alles in die Pathologie aufnimmt zuerst Gedanken machen müssen, wie weit man den Begriff "Normal" und "Gesund" überhaupt fassen muss.
Das ist inzwischen besser geworden und man hat auch die Kriterien psychischer Gesundheit herausgearbeitet.
Rosinante schrieb:Ich denke ausnahmslos jeder geht in seinem Leben durch die eine oder andere Phase in der er ein, oder mehrere Krankheitsbilder erfüllt, in Wahrheit aber nur in einer Krise steckt, eine spirituelle Erkenntnisreise durchlebt, durch eine Phase Persönlichkeitsverändernder Erkenntnisse geht, oder ähnliches.
Ja, das ist so und dann ordnet sich die Sicht auf die Welt immer wieder neu.
Was wir als normale 10-Jährige schon hinter uns gebracht haben, verlangt alle Achtung. Bekanntermaßen hört der Spaß in dem Alter nicht auf.
Rosinante schrieb:. Gefährlich ist denke ich in diesem Zusammenhang eben vor allem, dass dann von den Angehörigen eine Störung vordiagnostiziert wird, die von unempathischen Fach-Idioten bestätigt wird, gesunde Menschen gegen ihren Willen Medikamente verabreicht bekommen und am Ende zerstört und demoralisiert aus der Therapie gehen und nie wieder wagen für sich selbst zu denken. So etwas passiert, insbesondere Menschen mit tiefgehender Meditationserfahrung, die ihre Zirbeldrüsen psychisch stimulieren können werden, wenn sie das Pech haben & in einem mißgünstigen, engstirnigen Umfeld leben, oft zu unrecht als schizophren diagnostiziert.
Halte ich eher für ein sehr spezielles Problem, aber die Welt ist bunt und groß, das gibt es sicher auch, Watzlawick sprach ja auch davon.
Stanislav Grof hat darüber geschrieben, dass es damals im Ostblock eine Art Volkssport unter Psychiatern war, alles was spirituell war zu pathologisieren.
Rosinante schrieb: Vermutlich gäbe es weniger Suizide und Burn-Outs und Depressionen, wenn wir uns einmal im Leben absichtlich Raum zur Sinnsuche und inneren Einkehr verschaffen würden.
Absolut, ein Kulturgut, was uns vollkommen fehlt.
Wir bekommen zwar mit, dass es eine große Zahl psychischer Erkrankungen gibt, aber sowas wie eine normale Begleitung durch Rituale des Übergangs oder Räume, wo man sich besinnen kann, haben wir kaum.
Man hat zwar als Einzelner die Möglichkeit hier und da mitzumachen, aber alles in allem leben wir in einer Gesellschaft, die psychische Entwicklung kaum kennt, geschweige begleitet.
Möglicherweise kümmert man sich im Zuge der gesellschaftlichen Regression darum, die wir m.E. beobachten. Immer mehr Menschen werden nicht nur krank, sondern interessieren sich für nichts, was ihren eigenen Dunstkreis (ihr Ich und die narzisstische Verlängerung davon) übersteigt. Das was man als inneren Kündigung bei der Firma kennt - man geht noch hin, im Grunde ist einem aber alles was dort passiert scheißegal - passiert auch auf gesellschaftlicher Ebene. Immer mehr Menschen kehren Deutschland innerlich den Rücken und das sind nicht nur die Frustrierten.
Rosinante schrieb: Keinen aufgesetzten Snob-Yoga-, oder Klosterurlaubs-Schmarrn, sondern eine ehrliche offene und urteilsfreie Bestandsaufnahme des eigenen Bewusstseins und all seiner Verstrickungen.
Genau.
Werden wir aber vermutlich nicht mehr erleben, immerhin wird man nicht daran gehindert das auf privater Ebene zu regeln.