SagittariusB schrieb am 16.03.2025:Man kann die Existenz des P.Zombies gerne als unlogisch abstreiten, dass tun auch einige Wissenschaftler die diesem eine Fehlende logische Grundlage vorwerfen. Wieso solle der eine Mensch Bewusstsein besitzen der andere aber nicht? Der P.Zombie ist damit ein Gedankenexperiment, was so in der realen Welt nicht funktionieren könne.
Ja, das ist ein häufiges Missverständnis in diesem Zusammenhang, gewissermaßen ein Strohmann-Argument. Es geht beim Gedankenexperiment des P-Zombies nicht um eine perfekt identische Kopie, sondern nur um eine funktionale und verhaltensmäßige Ähnlichkeit. Der P-Zombie
verhält sich so, als hätte er Bewusstsein, hat aber in Wirklichkeit kein subjektives Erleben. Das ist vergleichbar mit Spielzeugpuppen, die (scheinbar und oberflächlich betrachtet) schreien und weinen, ohne dass da tatsächlich ein leidendes und fühlendes Wesen dahintersteckt. Diese Dinger sind mittlerweile schon relativ raffiniert gebaut, nicht ganz perfekt, aber Kleinkinder fallen halt auf sowas rein. Solche Spielzeugpuppen decken natürlich auch nicht das ganze Verhaltens- und Reaktionsreperatoire von Menschen ab, aber prinzipiell wäre das möglich. Und genau das ist eben auch der Punkt beim Gedankenexperiment des P-Zombies.
SagittariusB schrieb am 16.03.2025:Betrachten wir einmal das Konzept des Philosophischen Zombies.
Ja, darüber kann man stundenlang diskutieren und es endet in der Regel mit der Erkenntnis, dass Leute (selbst Philosophen) scheinbar nicht wirklich verstanden haben, worum es bei diesem oder anderen Gedankenexperimenten überhaupt geht. Das zeigt sich bspw. an so Einwänden, dass P-Zombies nicht existieren könnten bzw. P-Zombies genauso ein Bewusstsein hätten, da sie ja schließlich
identisch seien. Betrachten wir aber einfach mal
humanoide Roboter, auch hier ist die Entwicklung ja schon recht weit fortgeschritten. Nehmen wir etwa Sophia... Oder nee, nehmen wir Ameca, das Teil ist etwas neuer:

Ameca the humanoid robot leaves man impressed & stunned with impeccable responses || WooGlobe
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Ameca ist in der Lage, mit der Umwelt zu interagieren, Umweltreize zu erfassen, zu verarbeiten und adäquaten Output zu liefern. Halte Ameca einen roten Ball vor die Nase, frage nach der Farbe und Ameca wird sagen:
"Dieser Ball ist rot." Die Frage, die sich hier unweigerlich aufdrängt - und eben auch der Kern des Gedankenexperiments von P-Zombies ist - nimmt Ameca tatsächlich und bewusst Farben wahr? Wie lässt sich das überprüfen? Und inwiefern unterscheidet sich Ameca von einem billigen Farbsensor (bspw. TCS3200)...? Oder hat ein Farbsensor auch bereits so etwas wie eine bewusste Farbwahrnehmung? Fragen über Fragen, die man letztendlich auch nicht dadurch löst, indem man Menschen die Fähigkeit bewusster Farbwahrnehmung abspricht, wie es der eliminative Materialismus scheinbar versucht.
SagittariusB schrieb am 16.03.2025:Der P.Zombie sitzt also im OP raum und bekommt genauso wie sein Gegenpart eine Wurzelbehandlung. Und wie dieser senden seine Nervenzellen Signale ins Gehirn, die dort verarbeitet werden und er reagiert darauf ebenso mit Herzrasen, Schweißausbrüchen und Schmerzensschreien. Von außen betrachtet also von einem Normalen Menschen nicht zu unterscheiden. Die große Frage ist ja, warum sollte der P.Zombie Schmerz zeigen wenn er keinen fühlen kann?
Naja, in erster Linie sprechen wir hier ja über
Schmerzverhalten (der P-Zombie zeigt Schmerzverhalten) als schutzfunktionale Abwehrreaktion auf potenzielle oder tatsächliche Schädigungen des Körpers. Das macht schon Sinn, beantwortet eben nur nicht die Frage, warum dieses
Schmerzverhalten zusätzlich auch mit
Schmerzempfinden einhergeht. Aber wie gesagt: Halte bspw. auch einfach einem humanoiden Roboter einen roten Ball vor die Nase und du hast im Prinzip exakt die gleiche Problematik....
Ich habe hier lustigerweise noch einen älteren Beitrag als Entwurf, den ich aber nie abgeschickt hatte. Wahrscheinlich wollte ich noch ein paar Sachen überarbeiten, aber eigentlich passt es so. Und da du dich ja wirklich für die Thematik zu interessieren scheinst, will ich dir das auch nicht vorenthalten. So here we go...
SagittariusB schrieb am 04.09.2024:Nun die große Frage - Mary hat noch nie Farben gesehen wohl aber sämtliches Wissen darüber gesammelt. Wie wird sie reagieren, wenn nun ein Wissenschaftler mit einer Banane die Tür herein kommt und die Aussage trifft: "Diese Banane ist Blau"
-Würde sie erstaunt sagen "Nein das ist falsch, diese Banane ist nicht blau sondern gelb"
-Oder würde sie es so akzeptieren?
Nein, die große Frage ist, ob Mary etwas Neues über die Wirklichkeit erfährt, sobald sie Farben sieht. Sobald sie also bspw. schaut, was sich hinter nachfolgendem Spoiler verbirgt:
Spoiler
Da Mary keine Farben wahrnehmen kann, stellt sich obige Grafik für sie übrigens allerhöchstens so dar:
Spoiler
Original anzeigen (0,3 MB)Interessanterweise sehen also sogar beide Flächen zunächst völlig gleich aus. Sie könnte natürlich die Grafik analysieren und feststellen, dass der linke Teil mehr Anteile an Photonen mit einer Wellenlänge zwischen ca. 450-495nm enthält, der rechte Teil hingegen mehr Anteile an Photonen mit einer Wellenlänge zwischen ca. 620-750nm. Das kann man ganz objektiv messen, ist aber ganz offenkundig nicht das Gleiche wie, die Farben in der ersten Grafik tatsächlich zu sehen.
Und es geht ja nebenbei auch nicht nur um Farben, sondern um die gesamte Palette subjektiv erlebter Bewusstseinsinhalte (Qualia), also Farben, Töne, Geruch, Geschmack usw. bis hin zu Emotionen wie Wut, Hass, Liebe, Furcht etc. und sonstigen Empfindungen wie Hunger, Durst, Wärme, Kälte, Schmerz uvm.
Ich habe spaßeshalber auch mal ChatGPT gefragt, was der Unterschied zwischen Rot und Blau ist. Das dürfte dem recht nahe kommen, was auch Mary über Farben weiß:
Der Unterschied zwischen Rot und Blau besteht vor allem in ihren physikalischen Eigenschaften und ihrer Wahrnehmung durch das menschliche Auge. Hier sind die Hauptaspekte:
### 1. **Wellenlänge des Lichts:**
- **Rot** hat eine längere Wellenlänge (ca. 620–750 nm).
- **Blau** hat eine kürzere Wellenlänge (ca. 450–495 nm).
Längere Wellenlängen wie Rot werden vom menschlichen Auge als wärmer empfunden, während kürzere Wellenlängen wie Blau als kälter wahrgenommen werden.
### 2. **Temperaturwahrnehmung:**
- **Rot** wird oft mit Wärme, Feuer und Hitze assoziiert.
- **Blau** wird oft mit Kälte, Wasser und Eis in Verbindung gebracht.
### 3. **Emotionale Wirkung:**
- **Rot** kann für Leidenschaft, Energie, Gefahr oder Liebe stehen.
- **Blau** steht eher für Ruhe, Frieden, Stabilität und Vertrauen.
### 4. **Symbolik:**
- In der Kultur wird **Rot** häufig mit Alarm oder Warnungen verbunden (z.B. Ampel, Feueralarm).
- **Blau** steht oft für Sicherheit oder Professionalität (z.B. in Unternehmensfarben).
Diese Unterschiede zeigen, dass Rot und Blau sowohl physikalisch als auch psychologisch verschiedene Bedeutungen und Wirkungen haben.
Das ist alles ganz interessant, nur leider ziemlich nichtssagend, wenn es um den offenkundigen Unterschied zwischen
Rot und
Blau geht. Insbesondere werden hier auch verschiedene Dinge durcheinander geworfen. Farbe ist eine subjektive und bewusste Sinneswahrnehmung eines Beobachters, keine physikalische Eigenschaft des Lichts. Das wusste schon Isaac Newton vor über 300 Jahren. Die physikalische Eigenschaft der Wellenlänge ist bspw. auch
quantitativer Natur, nicht
qualitativer Natur. Das heißt, es handelt sich letztendlich um numerische Größen, die man entsprechend in Beziehung zueinander setzen kann: Die "Wellenlänge von Rot" ist größer als die "Wellenlänge von Blau" (die Anführungszeichen deshalb, weil Rot und Blau genau genommen keine Wellenlänge haben, da es schließlich subjektive und bewusste Sinneswahrnehmung sind, die man nicht messen kann). Eine Aussage a la
"Rot ist größer als Blau" macht hingegen keinen Sinn.
SagittariusB schrieb am 04.09.2024:Nach der EM ist Qualia lediglich die Illusion unserer Erfahrung, demnach sollte ausreichendes Wissen genügen um die Farbe der Banane korrekt zu identifizieren. Dennett vertritt genau diese Ansicht.
Was natürlich Unfug ist. Ohne jemals die Farbe
Gelb gesehen zu haben, kann man sie nicht als solche identifizieren.