Flitzschnitzel schrieb:Was aber normal sein dürfte. Die Selbsterhaltung ist tief in uns Menschen verankert und lässt allgemein erst im Alter nach. Dazu kommt das Ego welches seinem Wesen nach, oft mehr Raum und Bedeutung verlangt.
Das spielt für mich kaum noch eine Rolle. Mein Selbsterhaltungstrieb ist in physischer Hinsicht sehr gering ausgeprägt (habe da eine gar nihilistische Haltung). Jedoch mental betrachtet, da wäre noch so im Hinterkopf ein gewisses Wunschdenken, noch mehr nach dem eigenen Tot "erleben" zu können. Von mir aus als "Geist", oder auch als technologische-kybernetische Wesenheit ähnlich wie bei Ghost in the Shell.
Das Ego ist bei mir vor langer Zeit schon gestorben, wiederbelebt, getötet, wiederbelebt und wieder gestorben. Das Ego fluktuiert, man sollte es nicht unterdrücken, nicht missachten, aber auch nicht überbewerten und nicht übersteuern. Ein Mangel führt zu Mangelerscheinung, eine Überdosis zur Vergiftung.
Flitzschnitzel schrieb:Der Gedanke, dass wir alle Teil von diesem Prozess, Gott, Universum, Natur, oder wie immer man es nennen möchte, sind, und nicht getrennt davon, hat hier etwas tröstliches. Zumal Individualität, zum größten Teil sowieso illusorischen Charakter hat. Wir sind eben Natur, gehören zu ihr, sind Teil davon, und Natur wird auch sein wenn unsere Körper nicht mehr sind. Was mir persönlich ausreicht.
Alles andere, die ganzen Bilder aus Religionen und Vorstellungen über Transzendenz sind zwar teilweise schön, aber könnten auch schlicht aus dem menschlichen Hoffnung und Trost suchenden Geist entsprungen sein, welcher sich mit einer vorgestellten Vergänglichkeit konfrontiert sieht. Alleine deshalb, würde ich mich nie einer religiösen Strömung gänzlich anschließen.
Betrachte ich ganz ähnlich, auch wenn ich dabei nicht rein naturalistisch denke, also im Sinne der Selbstgenügsamkeit und um jeden Preis im Einklang mit allem zu sein. Eine gewisse Progression ist dann doch wünschenswert und etwas Potenzial und Entwicklungsmöglichkeiten anzustreben, sollte auch eben als Teil unserer "Natur" betrachtet werden. Wir sind möglicherweise auch nur die "Geburtshelfer" einer neuen, synthetischen Form der Evolution, die uns selbst überflügeln wird. Nur sollte man dann eben auch irgendwann den Staffelstab abgeben können.
Individualität ist immer an ein gewisses Ego gekoppelt und immer auch etwas illusorisch, nur ist sie eben auch die Essenz unserer Vielfalt und diese Individualität fügt sich eben in ihrer Vielfalt auch in ein ganzheitliches Ganzes ein. Ob konstruktiv, oder destruktiv, oder als weite Graustufe dazwischen. Ohne Individualität und ihre Kreativität, wäre es jedenfalls in unserer Spezies wesentlich langweiliger und eintöniger, bzw. öder.
Das Bewusstsein selbst ist sich jedoch selbst seiner eigenen Endlichkeit bewusst. Daher denke ich sogar. Jene Menschen die sich dann mehr und mehr an einen Glauben und eine religiöse Struktur klammern, geben etwas ihres eigenen Bewusstseins auf, zu Gunsten ihres Paradigmas, ihres Glaubens und im schlimmsten Falle, ihres Dogmas und ihrer Ideologie. Jene Leute handeln nur noch wie Drohnen ohne eigenen Kern, oder sie verleugnen diesen.
Das Ego sollte man jedenfalls nicht verdammen und strafen, man sollte es eher reflektieren, hinterfragen, hin und wieder auch mal streicheln, Schattenarbeit betreiben, es austoben lassen, es aber auch mal zügeln können. Das Ego ist unser psychischer Fingerabdruck und eng mit unserem Bewusstsein verwoben.
Flitzschnitzel schrieb:Habe zwar nie harte psychodelische Substanzen genommen, aber hatte mal eine sehr intensive körpereigene Ausschüttung. Sowas wie eine Nahtoderfahrung. Es wird öfter darüber gesprochen, dass das Bewusstsein breiter oder weiter wird. Was auch bei mir im Grunde zutraf. Es war mit Abstand die schönste und intensivste Erfahrung die ich je hatte. Wie war es bei dir?
Nahtoderlebnisse sind sehr ähnlich DMT-Trips und vermute sogar, das unter bestimmten Bedingungen, bei einem Nahtoderlebnis in der Zirbeldrüse DMT ausgeschüttet wird. Sprich, solch intensiven psychedelischen Trips, Klarträume, luzide Träume und gar Nahtoderlebnisse können sich da in so einigen Punkten ähneln, oder gar ergänzen.
Jedenfalls, bei einem intensiven Triperlebnis, kann man auch einen temporären "Ego-Tod" erfahren und durchleben, wie auch ein ganzheitliches Bewusstsein erlangen. Nur ist es wichtig, nach solchen Trips sich auch wieder zu erden und auch sein Ego zu umarmen und nicht "egoistischerweise" (was wie ein Paradoxon erscheinen mag) in die Wüste zu schicken. Es gehört zu uns und wächst mit uns, kann sich verändern und kann sich selbst reflektieren. Etwas was wir hier ja in diesem Moment auch machen.
Man ist Eins mit allem, ein All-Ein, und doch ist jeder für sich alleine. Man ist Ego, subjektiv, singulär, isoliert und ganzheitlich mit dem Allseits verbunden. Man wird alleine geboren und stirbt alleine, doch stets umgeben von der Ganzheitlichkeit allen Seins. Mit diesem Paradoxon unserer Existenz müssen wir erstmal lernen klarzukommen.