@Pika Pika schrieb:Ob es Gott gibt ist hingestellt, aber welcher Vater (Gott) würde wollen, dass wir seine Kinder verletzen?
Das "Problem" des gegenseitigen Verletztens (Mord, Vergewaltigung, Kriege, etc.) beschäftigt die Anhänger von Religionen schon lange.
Das Christentum ist spätestens seit der Aufklärung mit dem Problem konfrontiert, ihren Gott – der vor der Säkularisierung der Gesellschaft noch nach Kontrolle, Strafe, Blut und Geld schrie – nun als zahnloses Kuschelschäfchen verkaufen zu müssen, der alle Menschen doch nur lieb haben und verwöhnen möchte.
Also entwickelte sich der Gott des Christentums von einem "direkten Akteurgott", der Plagen sandte, Massenmord (inklusive ungeborener Babies) anordnete und auch mal die ganze Menschheit – natürlich wieder inklusive der neugeborenen Babies – ertränkte um seine Macht zu demonstrieren, zu einem "passiven Beobachtergott", der bei Mord, Vergewaltigung etc. nur noch zuschaut. Selbst dann, wenn die schlimme Tat in ihm geweihten Häusern passiert.
Das Problem, Gott als "lieben Gott" zu verkaufen, wird erst dann richtig deutlich, wenn man bedenkt, dass dieser postulierte Gott ja über "Superkräfte" (gemessen an menschlichen Kräften) verfügt.
Gott ist angeblich allwissend und allmächtig. Er kennt die Vergangenheit und die Zukunft und jedes Haar auf deinem Kopf.
Das bedingt, dass er von vornherein von allem weiß, was auf der Welt passieren wird.
Er weiß also bereits bei der Geburt eines Menschen, ob dieser einmal ein Mörder oder Vergewaltiger sein wird.
Wäre das nicht der Fall, so wäre Gott nicht allwissend.
Gott ist aber angeblich auch allmächtig. Das bedeutet, er weiß nicht nur von einem bevorstehenden Mord oder einer Vergewaltigung, er hat auch die Mittel, diese zu verhindern.
Hätte er die Mittel nicht, wäre er nicht allmächtig.
Soweit die Logik.
Jetzt sind die "Verkäufer" und Anhänger dieses Gottes mit dem Problem konfrontiert zu erklären, warum ihr Gott denn das Leiden auf der Welt nicht verhindere, wenn er doch ein gütiger, liebender Gott sei.
Bühne frei für das Konzept des "freien Willens".
(Die sog. "Divine Command Theory" spielt auch eine Rolle, führt aber hier zu weit)
Gott *will* nicht eingreifen, weil das bedeuten würde, den freien Willen zu missachten. Täte er das, wäre seine Kreation nicht frei. Er zwingt sich also selbst dazu, den freien Willen des Mörders oder des Vergewaltigers dahingehend zu respektieren, als dass dieser seine Tat "in Ruhe" begehen kann und Gott ihn dann nach seinem Tode straft.
(Was nicht immer der Fall ist, aber das ist eine andere Diskussion)
Hier wird das ursprünglich angesprochene Problem nun vollends deutlich. Denn so ziemlich jeder fragt sich an diesem Punkt "Wenn Gott den freien Willen des Mörders respektiert, was ist mit dem freien Willen des Opfers, welches nicht ermordet werden will?"
Denkt man das Konzept des "göttlichen freien Willens" zuende, so sieht man, dass Gott grundsätzlich nur den freien Willen der Täter, aber nie der Opfer respektiert.
Ein Mensch der einen Mord oder eine Vergewaltigung beobachtet und die Mittel hat, diese zu verhindern (laut schreien, mit dem Handy Polizei rufen, vielleicht sogar den Täter angreifen) aber nichts unternimmt, gilt in unserer Gesellschaft zurecht als schlechter, unethischer Mensch. Er wird zum Teil sogar von uns dafür bestraft (Mitwisserschaft, Unterlassene Hilfeleistung etc.).
Gott aber handelt grundsätzlich immer richtig. Auch dann, wenn er einen Mord passieren lässt, obwohl er diesen Verhindern könnte.
Nimmt man all das zusammen, Gottes Allmächtigkeit und Allwissenheit und seinen Respekt vor dem freien Willen, so degeneriert Gott zu einer Art Schiedsrichter, der dem Mörder oder Vergewaltiger freie Bahn lässt, sich dabei aber denkt: "Begehe du erst mal in Ruhe deine Morde und lebe dein Leben wie du willst. Nach deinem Tod werde ich darüber mal ein Wörtchen mit dir reden."
Er weiß von Straftaten gegen andere, unschuldige Menschen UND hat die Mittel diese zu verhindern, tut es aber nicht.
Kein Vater würde sich so gegenüber seinen Kindern verhalten. Kein Mensch sollte sich so gegenüber einem anderen so gleichgültig Verhalten.
Das macht uns, die wir im Angesicht einer Straftat die Polizei rufen, besser als Gott.
Fazit:
Entweder gibt es ihn nicht, oder er ist es nicht wert angebetet zu werden.
@RoseHunter RoseHunter schrieb:Demnach bist du für religiösen Fundamentalismus?
Religiöser Fundamentalismus ist nur dann ein Problem, wenn das Fundament der Religion ein Problem ist.
Eine Religion aus der man nicht ableiten kann, dass Töten in Ordnung und die Ausgrenzung andersgläubiger notwendig ist, wird auch in ihrer fundamentalistischen Auslegung nicht problematisch werden.
:DDas führt dazu dass manche Jainisten