Palliativbegleitung-welche Erfahrung hast Du gemacht?

Hallo,
ich männlich , geistig und körperlich fit, arbeite seit ca. 2 Jahren in einem Bestattungsunternehmen und konnte bisher ca. 1000 Verstorbene auf Ihren letzten Weg begleiten, d.h. im für sie günstigsten Fall von zu Hause abholen, waschen , anziehen und einsargen.
Ich mach das eigentlich sehr gerne, weil jeder Mensch, egal wie er zu Lebzeiten war,einen würdevollen letzten Gang verdient hat , "der Reiche verliert seine Millionen und der Arme seine Lumpen",diese Tätigkeit ist für mich auch ein großes Geschenk mein eigenes Leben auf das "danach"vorzubereiten.
Ich erlebte vor kurzem bei einer Abholung einer alten Frau in ihrer eigenen schlichten Wohnung etwas sehr schönes und schwer in Worte fassendes:
Ich betrat ihr Zimmer, sie lag verstorben in ihrem Bett und sofort verspürte ich eine Harmonie und Wärme und ein Gefühl, das noch jemand im Raum war, so ein warmes angenehmes Gefühl hatte ich noch nie in meinem Leben erfahren und ich kann es auch nur laienhaft wiedergeben, unsagbar schön, ich fühlte mich echt wie getragen und fragte meinen Juniorchef, der später dazu kam, merkst du das auch, was hier im Raum ist ?Er hatte dieses Empfinden nicht.
Nach diesem Erlebnis fragte ich Kollegen danach, die schon länger dabei sind, ob sie schon mal so etwas erlebt hatten-sie schauten mich an und ich konnte ihre Gedanken lesen- Reiner, gib uns bitte auch davon ,was du nimmst... bis auf meinen Seniorchef, den ich auch darüber fragte und der sagte mir, das passiert sehr selten. Wir als Bestatter kommen halt auch erst Stunden später zu dem Verstorbenen, nachdem er schon "abgeholt" wurde.
Ich habe natürlich versucht mich viel reinzulesen, ob bei Kübler-Ross oder van Praagh und bin froh, dieses Forum gefunden zu haben,konnte auch ein paar wichtige Dinge darüber erfahren. Welche Erfahrung hast Du gemacht auf den Weg einer aktiven Sterbebegleitung, kannst Du meine Erfahrung bestätigen, ich möchte diese Gefühl wieder erleben und warte bei jeder Abholung eines Verstorbenen darauf.Ich weiß seitdem noch sicherer, es gibt ein Leben nach unserem Leben...
freue mich über Deine Antwort

Was haben Sterbephasen nach Kübler-Ross, Spukgeschichten von van Praagh und Sterbebegleitung mit deinem Gefühl nach ner Leichenabholung zutun?

Wurde diese Frau denn besonders beim Sterben begleitet? Oder beziehts du dieses Positive Gefühl prospektiv auf deinen Tod und möchtest dich deshalb besonders aufs Sterben vorbereiten?

@lateral

Erstmal das ... für Palliativbegleitung dürfte es auch ein bißchen zu spät sein ;) .

Aber ich versteh schon, was er meint (auch ohne mich mit Bestattungen sonderlich auszukennen) . Wahrscheinlich ist es eine besondere Atmosphäre, wenn der/die Abzuholende friedlich und vielleicht begleitet entschlafen ist.
Meine Eltern sind leider beide in meiner Abwesenheit im Krankenhaus eingeschlafen - allerdings habe ich eine meiner engsten Freundinnen im Hospitz besucht, wenige Stunden bevor sie von uns gegangen ist. Ich muß ehrlich sagen, dieses Hospitz hatte nichts Trauriges und Unangenehmes, auch wenn dort "nur" gestorben wird, jeden Tag.

@Thalassa
Ach?! nein, ehrlich?!

@lateral

Heute keinen Sinn für Ironie?

lateral schrieb:Spukgeschichten von van Praagh

Denke, es sind keine Spukgeschichten, sondern das reale Leben eines Mannes mit einer Fähigkeit, die die wenigsten haben und die er für Menschen einsetzt, wann immer es möglich ist.
Ich persönlich glaube ihm (und vergleichbaren Medien wie John Edwards oder Sylvia Brown) jedes Wort und hoffe, sie haben recht.

@staffi
habe schon ein paar Sterbende begleitet..es kommt drauf an, wir haben immer rituell das Fenster geöffnet, damit die Seele ihren Frieden findet :-) ein Tod war irgendwie besonders schön, die Angehörigen kamen alle, es war ein dunkler, regnerischer Tag, in dem Moment wo der Mann gestorben ist, schien die Sonne zum Fenster rein..es war alles irgendwo so wunderschön auf eine Art und Weise, auch die Angehörigen wirkten sehr entspannt und schienen so besser Abschied nehmen zu können.

Ich finde diese Sterbebegleitung total gut und halte sie für alle Beteiligten auch für sehr wichtig.
Respekt vor denen, die das machen. Manchmal sind Angehörige dazu nicht in der Lage oder benötigen seelischen Beistand für den Moment, dann sollten sie den auch bekommen. Und natürlich der Sterbende sowieso.
Wobei ich ja fest davon überzeugt bin, dass man in dem Mom des Sterbens eh "abgeholt" und nicht alleine sein wird.
Trotzdem: menschlicher Beistand ist wichtig.

@Metanoia
es kommt drauf an, dieses Beispiel oben habe ich in einem altersheim gemacht, wo das Thema Sterben natürlich was anderes ist als in einem Krankenhaus. Es ist schon was anderes, wenn da ein z.b. 80 jähriger langsam abgibt, weiss, dass er sterben wird, als wenn ein 25 jähriger auf einmal stirbt, schreiend, in panik etc.. also es ist nicht immer so schön wie viele denken. Es gibt auch Erlebnisse, die schwer zu verdauen sind, daher ist es wichtig, im Team darüber zu sprechen und sich ggf. Psychologische Hilfe zu holen.

HALLO Euch da draussen, im www.
vielen Dank an jeden der sich bisher an meiner Frage beteiligt hat, wirklich ernst gemeint-Danke-auch wenn mancher , das etwas anders sieht, der Standpunkt ist entscheidend.
Ich möchte nur noch einmal ein paar für mich wichtige Dinge abklären, ich möchte niemanden meine Erfahrung aufdrücken, ich habe sie gemacht und die kann mir keiner nehmen-ich weiß es und ich möchte gerne jemanden finden, der diese Erfahrung auch gemacht hat und über Antworten auf Fragen, wie in meiner Branche"Leichenfahrer" käme palliativ zu spät,kann ich richtig ablachen , aber werde nicht besonders darauf eingehen.Das was man als Bestatter erlebt, findet Ihr in keinem Fernsehfilm, es ist oft brutal real, von einer Sekunde auf die andere, verändert sich das Leben nachhaltig für die,die zurückbleiben und jeder von uns wird es einmal erfahren, das einzige sichere in unserem Leben ist unser eigener Tod, wann und wie er kommt ? Wer den Mut hat, sich damit auch nur annähernd zu beschäftigen, nimmt sich ein paar Blumen und läuft wortlos,diese verteilend, durch ein Pflegeheim und Du wirst als anderer Mensch herauskommen.Das ist mein Geheimtipp!
Du gehst durch den Wald , freust dich über die Ruhe und das Vogelgezwitscher und dann nimmst du einen primitiven Weltempfänger und hörst alles mögliche, ich selber kann das nicht hören , aber es ist da,allumfassend, ich brauche einen Empfänger, um es für mich hörbar zu machen . Wenn Sie diese Botschaft verstanden haben und mir antworten,freue ich mich und werde Ihnen antworten !
Kommen Sie Alle gut ins Neue Jahr !
REINER

Ich habe allerhöchsten Respekt vor Krankenpflegern, Sanitätern, Sterbebegleitern, Bestattern und Altenpflegern.
Ich ziehe wirklich meinen Hut, denn das könnte ich nicht, mit Alten, Kranken und Sterbenden...
Habe auch noch nie einen Toton gesehen.

Ich denke man muß auch zu solch einem Beruf "berufen" sein.

Diesen Eindruck habe ich bei dir @staffi
Du hast Freude und übst deine Tätigkeit gerne aus.
RESPEKT !

Hallo Victory,
ich habe mir etwas gut eingeprägt,wenn ein Mensch geboren wird, freuen sich alle und nur einer(das Neugeborene) weint und wenn ein Mensch stirbt,weinen alle und nur einer (der Verstorbene) freut sich, weil er von seinen Schmerzen u.a. erlöst ist- der Kreis schließt sich und das finden wir überall in unserem Leben, es ist ein Kreislauf des irdischen Dasein und das ist nach meiner Erkenntnis nur ein ganz kleiner Teil von dem was noch kommt,,frage Dich doch bitte mal selbst ?bist Du alt,fühlst Du Dich alt?Deine Seele wird nicht krank und auch nicht alt,aber Dein Körper-den nimmst Du aber nicht mit-Deine Seele geht in eine andere Welt über und dort gibt es keine materiellen und physischen Zwänge mehr, Du warst vielleicht behindert-Du hast jetzt einen vollkommenen Körper-Du bist der Körper,den Du in Deiner Seele immer hattest, Du bist Du ! Glaube mir bitte, ich würde es Dir so nicht schreiben, wenn ich nicht selbst erfahren hätte und wüßte...

Alles Liebe und Gute für Dich Reiner

@staffi

WOW, sehr einleuchtend was du schreibst!

staffi schrieb:Glaube mir bitte, ich würde es Dir so nicht schreiben, wenn ich nicht selbst erfahren hätte und wüßte...

Willst du von deinen Erfahrungen nicht berichten !

Staffi, du hast etwas sehr Schönes und auch Seltenes erlebt. Nicht immer kann man die Seele oder wie man es nennen mag, eines Verstorbenen derart wunderbar fühlen. Und nicht jeder kann das, denn man braucht dafür eine gewisse Sensibilität und Offenheit.
Bei einer Geburt werden wir von einem geistigen Dasein in die materielle Welt geboren, beim Sterben werden wir in die geistige Welt geboren und wir werden meistens begleitet, abgeholt von uns bekannten oder nahestehenden früheren Verstorbenen.
Ich habe einige Zeit in Hospizen gearbeitet und wunderbare Erfahrungen machen dürfen. Diese Zeit war für mich die lehrreichste und tiefgehendste meines Lebens. Viele Todkranke kamen ohne irgendeine Überzeugung, ohne irgendeinen Glauben, nur vol Frust, voll Wut, voll Resignation und sie erlebten während ihrer Sterbezeit so starke Erfahrungen, Begegnungen, auch mit der geistigen Welt, dass sie ihre Ängste verloren, ihren Zorn ablegten, Verzeihen konnten, Loslassen konnten und sie gingen in Frieden und in Liebe. Die Räume waren dann von dieser von dir beschriebenen Wärme und Liebe erfüllt ... Ich finde nur schwer Worte, die dies alles gut erklären können.
Es hängt von unserer spirituellen Reife und Entwicklung ab, wie wir gehen.
Man sagt oft, dass ein Mensch so geht, wie er gelebt hat. Dies kann ich bestätigen.
Manche mögen gern allein sein und sterben sie auch lieber, wenn sie allein sind.
Manche gingen in ihrem Leben gerne Problemen aus dem Weg und so ist ihr Gehen ein langsames, etwas schwieriges Gehen, denn sie müssen alle vorher angestauten wichtigen Probleme erst durchstehen. Wieder anderen klammerten sich ihr Leben lang an Dinge, an Menschen und auch ihr Sterben ist nicht einfach und schnell - sie müssen loslassen lernen. Viele müssen lernen, dass der ganze materielle Sch..., den wir hier anhäufen, völig unwichtig ist und eigentlich nur dazu dient, dass wir uns ihrer Unwichtigkeit bewußt werden bzw. ihrer Tiefgründigkeit.
LG ingwaz