BesucherIn schrieb am 31.12.2022:Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod
31.12.2022 um 21:43
Moin,
im Erstellen von Einzelbeiträgen war ich schon immer gut, nur die Fortführung einer andauernden Diskussion fällt mir irgendwie schwer - nur zur Vorwarnung.
Ich möchte hier gerne von Euch erfahren und lernen, wie ihr selbst mit eurer eigenen Vergänglichkeit und dem Thema Tod im Allgemeinen umgeht. Seit eine der mir nahestehendsten Personen gestorben ist und ich mich aus verschiedenen Gründen vorher nicht von ihr verabschieden konnte, beschäftigt mich das sehr. Öfter wünsche ich mir, dass sich diese Person tatsächlich mal „aus dem Jenseits“ bei mir melden würde, auch wenn es inzwischen schon ins zweite Todesjahr geht. Es drängen sich täglich ein paar Erinnerungen ins Gedächtnis, das fühlt sich aber nicht nach den berühmten religiösen Botschaften oder Kontaktaufnahmen an.
Habe ich eigentlich Angst vor dem Tod? Ich weiß es nicht.
Mich bedrückt zutiefst, nicht zu wissen, ob und was „danach“ kommt. Diese Vorstellung, dass die nahestehende Person nach dem Tod einfach weg ist, deprimiert mich. Wir Menschen sind zu unseren Lebzeiten zu so viel fähig, erschaffen unzähliges, das Leben auf diesem Planeten ist an sich so detailliert. Das kann es doch nach dem Tod nicht einfach gewesen sein. Einfach alles vorbei, soviel Aufwand, so viel Persönlichkeit und Energie umsonst eingesetzt…
Mich selbst würde ich als Agnostiker und sehr intelligenten, gebildeten und rationalen Menschen beschreiben. Was auf biochemischer Ebene beim Sterbeprozess geschieht, ist mir bekannt.
Aber so, wie ich eine Denkblockade habe, wenn es um die Frage geht, was vor dem Urknall gewesen ist, etc. habe ich eben auch eine, was das Thema „nach dem Tod“ angeht.
Komme ich nicht damit zurecht, dass die nahestehende Person früher oder später einfach so vergessen wird oder eher die Tatsache, dass mich dieses Schicksal in den vermutlich nächsten 60 Jahren selbst trifft? ICh möchte nicht einfach so vergessen werden. Das ist so traurig.
Wie seht ihr das? Habt ihr schon einmal versucht euch vorzustellen, wie sich das eigene sterben wohl anfühlt (damit meine ich nicht den Alterungsprozess an sich)? Sollte man das besser ignorieren?
@BesucherInIn der Tat beschäftige ich mich sehr oft mit diesem Thema, aber generell mit wissenschaftlichen Themen. Dazu gehören eben auch die Astronomie (Urknall, Multiversum, Warp, Kernfusion, Zeitreisen, Einstein-Rosenberg-Brücke, sind wir alleine im Universum, woher kommt die Materie/der Mensch/das Leben?, Materie aus dem Nichts usw.) und eben auch das Leben, vor der Geburt und nach dem Tod.
Angst habe ich so gesehen keine, wenn es nicht schmerzhaft ist (eben schnell geht!) und ich es nicht mitbekomme. Im Altersheim dahin vegetieren und alles mitbekommen möchte ich nicht.
Was mich eher beschäftigt, ist, dass das Leben an sich so kurz ist, man "altert" und ich nicht weiß, was danach ist. "Angeblich" verschwindet Energie ja nicht, aber mE darf man Physik nicht mit anderen biologischen Dingen vergleichen und als Maß sehen.
Das man selbst einfach "verschwindet/stirbt" und dann NICHTS ist, macht mir eher Angst.
Wenn man "eh" verschwindet und dann "NICHTS" ist, wozu dann erst Leben?
Sinnhaft wäre das in allen Bereichen eine Verschwendung. Laut Natur nicht, da es "rein" um die Arterhaltung geht. Nur, schaue ich mich so auf der Welt um, dann finde ich nicht, dass die Art Mensch besonders klug ist und "erhalten" werden soll. Also die Masse!
Und was bringt es, wenn ich "anders" bin, aber daran nichts ändere?
Die Fragen nach dem Sein, Werden und Vergehen finde ich generell interessant.
Das mit dem Urknall finde ich eben auch höchst interessant, denke aber, dass kluge Köpfe das bald physikalisch lösen. SO hat z.B. das James Webb Teleskop schon viele Dinge gelöst. Wenn man dann "weiß", versteht man es auch. Für mich ist eben auch eher das "Unbekannte" und "Unwissende" problematisch, da ich davor Angst hätte. Wenn man z.B. zwecks Urknall nun genau wüsste, dass es davor nichts gab oder sich dieser Urknall stets wiederholt (Kompression, Inflation, Kompression usw.), dann wäre ich auch schlauer, beruhigt und das Thema kann abgehakt werden. Dass aber alle Schlauen auf der Welt das 2023 noch nicht herausgefunden haben, macht mich schon ungeduldig. Ja, Theorien gibt es viele.
Ich sehe das eher entspannter und rationaler an. HAbe ich etwas verändert? Habe ich die Welt verändert? Habe ich etwas Relevantes geleistet? Habe ich eine Freundin, Frau und/oder Kinder? Insofern das für mich nicht zutrifft, ergibt es ja keinen Sinn. Wenn man etwas erreicht und bewegt hat, dann ist das gut und die Welt wird sich erinnern. Aber so?
Ob nun ein Mensch mehr oder weniger auf der Erde ist, juckt doch die Masse nicht.
Daher relativiere ich immer den Sinn und Zweck anhand diverse Dinge, die ein Mensch hat, geschaft hat oder eben weltweit bewegt.
Ich kann mich irgendwie fast an die Geburt erinnern. Schwupps war ich da. An den Mutterleib kann ich mich so nicht mehr erinnern. Es kann auch sein, dass dies seitens Gehirn gelöscht worden ist. SO stelle ich mir das auch beim Sterben vor. Es macht Schwupps und dann ist man "geistig" und sowieso körperlich weg. Man darf nicht vergessen, dass alles unser Gehirn vorgaukelt und man "meint", es gebe eine Seele, die dann heraustritt usw. Seele ist nur das Bewusstsein, das eben auch stirbt und dann im Gehirn "weg" ist. Nicht mehr und nicht weniger. Ich sehe da bei Tieren und Menschen keinen großen Unterschied. Der Mensch unterscheidet sich nur dadurch, dass dieser mehr Neuronenverbindungen hat und daher "intelligent(er)" ist. Intelligenz fängt ja erst ab einer bestimmten Anzahl von "Verbindungen" an. Und dann macht sich das Individuum auch erst Gedanken über sich, das Sein, Werden und Vergehen.
Wobei Tiere sicherlich auch intelligent sind. Die haben eben nur diese Fähigkeiten, die für die jeweilige Situation notwendig sind. Wenn man Menschen (Kriege, Gier, Macht, Lügen, Umweltverschmutzung, Mord und Totschlag) so betrachtet, denke ich nicht, dass Menschen so "schlau" sind.
Aber, da ich keine Freundin/Frau und KInder habe, ist es mir eigentlich egal.
Würde ich "morgen" vom LKW überfahren werden, dann ändert das ja weltweit gar nichts.
Wem würde es auffallen? Würde die Welt aus den Fugen geraten?
Hätte ich eine Freundin/Frau und Kinder, dann wäre es anders. Dann würde ich mir "jetzt" schon Gedanken machen. Aber so, es ist eben das Leben. Ein KOmmen und Gehen.
Ich habe eben Ansprüche an das Leben und Lebenszeit ist eben kostbar.